Prolog
Langsam glitt der massive Holzsegler über das beinahe glatte Meer dahin, den Wind im Segel. Hell schienen die Strahlen der Sonne auf die Planken und spendeten der Besatzung Wärme zur Mittagsstunde. Vollgestopft bis in jede Ritze, des gerade einmal zwanzig mal vier Meter großem Schiff, mit Handelsgütern und Reisenden. Oder Flüchtlingen. Zwar wurde der „Große Krieg der Götter“ auf den alten Landen vor vierzig Jahren zu Gunsten des Lichtes und der Ordnung beendet, doch tragen die Nachwirkungen des Krieges immer noch Früchte die schwer zu ernten sind, so dass viele, besonders diejenigen welche den Kapitän bezahlen können, die alten Landen verlassen haben und sich gen Süden auf gemacht haben zu den „Neuen Landen“, wie sie im Volksmund heißen.
...hat der große
und tüchtige Seefahrer Lomar Brahstedt weit im Süden der Islas
Mysticas nach langer und gefahrvoller Fahrt durch die Seen der tausend
Wirbelstürme im Namen des König Steffanus von Weißenfels
von Britain das Land auf den Namen Calderah getauft und in Besitz genommen.
...
...Tausend Jahre nach
der ersten Sichtung und Benennung von Calderah durch seine Majestät
Steffanus von Weißenfels von Britain, haben sich die Lande zwar als
wild und ungestüm herausgestellt, jedoch durch die Auswirkungen des
Großen Krieges der Götter sind besonders seit dieser Zeit die
Städte und Dörfer der Reiche gewachsen und...
[Auszug aus der Omnium
Fabula Calderah]
Weit und breit war noch
kein Land zu sehen, nur das tiefe blaue Wasser zu allen Himmelsrichtungen
und der fortwährend salzige Geruch in der Luft. Einige Kinder spielten
an Deck ein Fangspiel und wurden von einem der umstehenden Erwachsenen
zurecht geschimpft. Insgesamt lungerten Reisende wie die Mannschaft auf
oder unter dem Schiff herum und langweilten sich. Einige klopften in unregelmäßigen
Abständen nach eifrigen Gesprächen dreimal auf Holz um jegliches
Unheil von ihrer Reise fern zu halten.
Andere, wenn auch wenige,
lasen in irgendwelchen Schriften und verscheuchten die allein schon der
Kleidung nach von niederem Stand scheinenden Neugierigen, sobald sie die
Konzentration der Lesenden störten.
Von irgendwoher durchbrach
eine panische Stimme die friedliche Stille: „Alle unter Deck, Segel einholen,
Ladung sichern! Schnell!“ bohrte es sich in die Köpfe der Menschen.
Zuerst geschah nichts,
außer dass die Ruhe nun in eine Stille formte und Nervosität
in der Luft zu fühlen war. Angespannt hielten alle Ausschau nach einer
möglichen Gefahr. Ein kleiner Junge entdeckte es zuerst, seine helle
Stimme durchschnitt die Stille wie ein Pfeil: „Seht mal dort, da ist ja
eine Wand aus Wasser die auf uns zu kommt!“
Hektik brach auf dem
Schiff aus und die Leute versuchten sich unter dem scheinbar sicheren Deck
vor der Welle zu schützen.
Mit brachialer Kraft
traf die Welle das Schiff längsseits und schob es auf die Seite ehe
es in zwei Teile zerbrach und Mann wie Ladung aus dem Schiffsbauch hinaus
gespült wurden.
Gischt und Wasser spritze
auf als die Wasserwand weiter zog und das Meer aufgewühlt zurückließ.
Nach einiger Zeit beruhigte sich das Wasser wieder und die Wellen schwappten
gleichmäßig ruhig aneinander und reflektierten die Strahlen
der Sonne in alle Richtungen, so als ob es nie anders gewesen wäre.
Nur ein halb zerborstenes
Stück Holz welches entfernt an einen Baumstamm erinnerte durchbrach
das einheitliche Blau der See.
Eine leichte Brise kam
auf.
Kapitel I – Die Ankunft
„Los Jorgo hebe ihn auf
den Wagen, ich nehme seine Sachen mit.“
Er spürte wie ihn
zwei kräftige Hände an den Schultern packten und leicht unsanft
in die Höhe hoben. Das Rauschen der Brandung klang wie tausend Posaunen
in seinen Ohren und der salzige Duft legte sich auf seine trockene Kehle
wie heiße Kohlen bei jedem Atemzug. Der Griff der Hände verließ
die Schultern und sein Körper landete unsanft irgendwo auf etwas Hartem.
Beruhigende Stille legte sich über den Geist und er verlor das Bewusstsein.
Leise drang Gezwitscher
von Vögeln in seine Ohren und der Duft von Essen ließ ihm das
Wasser im Mund zusammen laufen. Sein Hals fühlte sich auch nicht mehr
so rau und schmerzend an.
„Pst, er kommt zu sich,
hol Vater.“ flüsterte eine hohe Stimme.
Scheinbar schien sie
zu einem Mädchen gehören, jedoch konnte er es nicht genauer heraushören.
Schritte kamen näher und eine Tür wurde knarrend geöffnet.
Eine tiefe Männerstimme
ertönte irgendwo vor seinem Gesicht.
„Oh, Herr, Ihr seid erwacht,
wie fühlt Ihr Euch? Es grenzt wahrlich an ein Wunder, dass Ihr diese
Tragödie überlebt habt, Herr.“
Sehr viel Achtung und
auch ein wenig Furcht klang in der Stimme des Mannes mit.
Langsam öffnete
er seine Augen. Helles Licht blendete ihn so dass er die Augen zusammenkniff
und sich versuchte an die Helligkeit zu gewöhnen. Es dauerte zwar
etwas, doch dann wich das grelle Licht und gab langsam die Umgebung preis.
Vor ihm stand ein etwa fünfzigjähriger stämmiger Mann mit
struppigem schwarzem Haar und einem Schnurrbart der einen Strohhut verkrampft
mit beiden Händen vor seinem Bauch festhielt und ihn erwartungsvoll
anblickte. Der einfachen Kleidung halber schätze er ihn als Bauern
ein. Neben ihm standen ein junges Mädchen im grauen Kleid, vielleicht
fünfzehn oder sechzehn Jahre alt und ein junger Mann von gut zwanzig
Jahren der bis auf den Strohhut seinem Vater sehr ähnelte. Das Mädchen
hatte im Gegensatz zu ihrem Bruder den Kopf gesenkt, durch das lange dunkle
Haar welches herabhing konnte er ihr Gesicht nicht erkennen.
Jetzt bemerkte er auch
erst dass er auf einem Bett lag. Langsam richtete er sich auf und spürte
dabei schmerzhaft ziehend jede Faser an seinem Körper. „Wo..chz!“
brachte er zunächst unter einem kleinen Hustenanfall nur heraus. Scheinbar
hatte er längere Zeit nicht gesprochen oder sein Hals war einfach
nur zu ausgetrocknet. Auf das strenge Nicken des Vaters reichte ihm das
Mädchen einen Tonbecher mit Wasser an den Mund, welchen er mit Genuss
trank. Das Wasser schmeckte leicht abgestanden, aber es war kühl und
tat gut.
Während er es trank,
sah er sich ein wenig in dem Zimmer um. Es war schlicht eingerichtet und
komplett aus Holz. Neben dem Fenster das hinaus auf eine saftige Wiese
zeigte stand nur ein Schrank aus hellem Holz und eine Laterne hing daneben
an der Wand.
Durch das kühle
Nass bestärkt versuchte er einen zweiten Anlauf der ihm auch gelang-
wenn die Stimme auch sehr rau klang.
„Wo bin ich hier? Wer
seid ihr?“
„Mein Name ist Hastur
Errrend, Herr, Ihr seid in Northori hoch im Norden in der Grafschaft Bolgaron,
Herr. Wir sind nur arme Fischer und haben Euch am Strand gefunden, Euer
Schiff muss gesunken sein. Wie fühlt Ihr Euch Herr?“ redete der Mann
auf Ihn mit schneller Zunge ein, so dass ihm leicht schwindelig wurde bei
dem Versuch ihm zu folgen.
„Und, ... , wie ist Euer
Name, Herr?“ setzte Hastur vorsichtig und bei weitem langsamer sprechend
nach.
Er öffnete seinen
Mund doch es kam kein Wort heraus. Wer ich bin? Wer bin ich denn!?
Ratlosigkeit breitete
sich auf seinem Gesicht aus. Die letzten Erinnerungen waren jene an das
Geräusch der Brandung. Ich habe mein Gedächtnis verloren, bei
allen Göttern! schoss es ihm durch den Kopf. Die raue Stimme des Fischers
schob sich zwischen ihn und seine Gedanken.
„Nun, ähm Herr,
wir lassen Euch besser erst einmal alleine. Eure Sachen stehen neben dem
Bett, ruft nach mir wenn Ihr etwas braucht, Herr.“
Mit einer leichten Verneigung
jedes Familienmitgliedes verließen sie dem Vater voran den Raum und
schlossen die Tür hinter sich.
Verbunden mit leichten
Stichhaften Schmerzen in seiner Brust und den Beinen richtete er sich auf
und stellte sich wackelig neben das Bett. Der kalte Lehmboden unter seinen
Füßen kitzelte ihn ein wenig. Wer bin ich nur?
Er sah an sich herunter.
Bekleidet war er mit einem nach unten offenen grauen Nachthemd aus Leinen,
vermutlich gehörte es dem Fischer da es ihm bei weitem zu groß
war. Seine Haut war im vergleich zu derer der Fischerfamilie sehr hell,
fast schon blass, jedoch besaß er einen gut durchtrainierten Körper,
auch wenn er derzeit eher nicht viel Kraft in seinen schlaffen Armen spürte.
Mit einem kurzen Blick
über die Schulter versicherte er sich dass die Tür auch wirklich
geschlossen war und lupfte dann das Nachthemd ein wenig nach oben und musste
schliesslich breit grinsen. Ich bin wirklich durchtrainiert würde
ich sagen. Wisperte ein kleines Stimmchen in seinem Kopf.
Sein Grinsen verflog
als er seine Blicke auf die Truhe richtete. Leicht mit Tang und Algen besetzt
war die Truhe aus scheinbar irgendeinem holz mit bronzenen Verstärkungen.
Schwankend am Bett abstützend näherte er sich der Truhe und setzte
sich vor Erschöpfung bereits leicht schwitzend ächzend auf das
Bett und starrte die Truhe vor seinen nackten Füßen an. „Hm.“
Ohne zu wissen wie er
die Truhe ohne einen Schlüssel öffnen sollte griff er einfach
zum Schloss und drücke etwas unbeholfen darauf herum. Ohne Vorwarnung
glühte das Schloss auf und die Truhe sprang knarzend auf.
Erschreckt schrie er
auf und rollte sich über das Bett hinweg und fiel dumpf auf den harten
Lehmboden.
„Alles in Ordnung bei
Euch, Herr? Braucht Ihr Hilfe?“ klang es dumpf durch die Tür hindurch.
„Nein, nein, alles in Ordnung.“ Erwiderte Er, die Truhe unter dem Bett
hindurch immer im Blick und setzte leiser noch dazu „..hoffe ich.“
Dort lag er am Boden
und starrte die offene Truhe an und wartete wie auf Zwang darauf dass noch
etwas geschehen sollte. Doch es geschah nichts. Ihm wurde nur kalt. Unsicher
erhob er sich und schob sich über das Bett hinweg wieder auf die Seite
der Truhe und erschreckte sich zum zweiten Mal.
Im Truhendeckel blickte
ihn ein junger blauäugiger Mann, vielleicht Mitte Zwanzig mit schulterlangem
blonden Haar und einem struppigen Drei-Tage-Bart erstaunt an.
Was...ein Spiegel! Er
musste leise lachen. Eine Weile starrte er sich noch sehr genau an, wie
er aussah, aber sein Spiegelbild kam im ebenso unbekannt vor wie er sich
selbst. Neugierig geworden durchkramte er nun den Rest der Truhe. Er fand
einige Kleidungsstücke aus Leder welche im vom Schätzen her passen
müssten, ein paar beschlagener Reiterstiefel, ob ich wohl reiten kann?,
ein seltsam glänzendes Kettenhemd, einen merkwürdigen spitz zulaufenden
grünen Filzhut mit einer zerrupften Feder der sich so hart anfühlte
wie Stein und ein paar leichter Stoffhandschuhe. Unordentlich legte er
die Kleidungsstücke auf den Boden neben die Truhe und widmete sich
nun dem Boden der Kiste. Zuerst griff er ein Schwert heraus, welches sich
beinahe in der Truhe verkeilte da es ziemlich groß war. Mit einem
leisen klirren zog er es aus der Scheide und betrachtete es im Licht. Ein
schlichter Anderthalbhänder aus Stahl mit einer vergoldeten Parrierstange
am Lederumwickelten Griff. Liegt gut in der Hand. Ob ich wohl ein Ritter
bin? Meldete sich fragend die kleine Stimme in seinem Kopf zurück.
Vorsichtig schob er das Schwert zurück in die Scheide und legte es
auf den Haufen Kleidung und griff wieder in die Truhe hinein und zog eine
zusammengerollte Karte hinaus. Ohne sie weiter zu beachten landete sie
auch auf dem Haufen. Der nächste Gegenstand war ein kleiner Lederbeutel
welcher sehr schwer in der Hand wog. Als er ihn öffnete funkelte ein
Berg Golddukaten zurück. Immerhin muss ich die nächste Zeit nicht
hungern.
Den Goldbeutel legte
er vorsorglich erst mal unter sein Kopfkissen. Ein Blick in die Truhe ließ
nur noch drei Gegenstände über: eine Kette mit einem Amulett
auf welchem ein Drache abgebildet war, ein kleines Büchlein aus Leder
und eine Ampulle. Die Schultern zuckend griff er zunächst nach
der Ampulle und zog mit einem Plopp den Korken hinnaus. Sanfter Duft von
Kräutern umschwirrte wohlriechend seine Nase. Vorsichtig nahm er einen
Schluck.
Hm, schmeckt gut, irgendwie
erfrischend. Antwortete ihm sein Magen.
Wohlige Wärme breitete
sich in ihm aus und ging in eine leichte Hitze über. „Uh..was..“
Seine blasse Haut begann
leicht kupferfarben zu glänzen und er spürte wie seine Kräfte
schlagartig zurückkehrten. Beinahe hätte er die kleine Ampulle
dabei krampfhaft in seiner Hand zerbrochen. Schnaufend hockte er auf dem
Bett und stöpselte den Korken wieder in die Ampulle.
Puh, hiermit muss ich
sehr sparsam umgehen, das war sicher teuer. Hoffentlich gehört mir
diese Kiste auch, sonst wird der Inhaber sicherlich Ersatz verlangen.
Vorsichtig stellte er
das Fläschchen zurück in die Truhe und griff sich das Amulett
und das Büchlein heraus. Das Amulett war rund und bis auf den reichlich
verzierten schlafenden Drachen in der Mitte eher schlicht und scheinbar
aus Gold gefertigt. Auf der Rückseite standen mehrere unbekannte Schriftzeichen
und darunter in Britanisch „Draco“
„Hm. Draco...,“ murmelte
er vor sich hin. Sollte dies etwa sein Name sein? Grübelnd legte er
sich die Kette um den Hals und schob das Amulett unter sein Nachthemd.
Mit zittrigen Fingern öffnete er nun das in Leder eingebundene Büchlein
und schlug die erste Seite auf.
„Leer?!“ sprudelte es
wütend aus ihm heraus. Hastig blätterte er die Seiten um, alle
waren leer und starrten ihn wie auslachend an.
Nur die letzte Seite
war nicht leer, auf ihr stand in geschriebener Schrift:
„..Übergebt die
Nachricht schleunigst dem Grafen Bolgaron und meldet Euch danach im Fort
Nebelschleier wo Ihr weitere Befehle entgegen nehmen werdet.“ Die Unterschrift
war nicht zu entziffern.
Frustriert warf er das
Büchlein klatschend gegen die Wand wo es zu Boden fiel und liegen
blieb. Wäre ja noch schöner gewesen wenn dort drin gestanden
hätte wer ich bin! Wenigstens weiß ich nun wohin mich mein Weg
führen wird: zum Grafen von Bolgaron, dort wird man sicher etwas über
mich wissen.
Seufzend warf sich Draco
auf das Bett und schlummerte kurz darauf mit vielen offenen Fragen im Kopf
ein und wachte erst am nächsten morgen, geweckt von lautem Geschrei,
wieder auf. Ruckartig schnellte er hoch und stand fest auf beiden Beinen.
Von draußen konnte er das Schreien von Frauen hören und den
Klang von Eisen.
Ein Kampf!? schoß
es ihm durch den Kopf. Ohne lange zu zögern griff er sich die am Boden
zerstreuten Kleider und zog sich hastig an. Mit dem Schwert in der Hand
rannte er durch den Vorraum seiner Gastgeber nach draußen und fand
sich auf einem lehmigen Dorfplatz wieder.
Dumpf schien die Sonne
durch die dichten Wolken hernieder. Vor Dracos Augen versuchten die Bauern
sich gegen etwa vierzig Gestalten zu verteidigen. Ein dunkler Schatten
raste von der linken Seite auf Draco heran, nur mit seinen Reflexen konnte
er ihm ausweichen. Ein hastiger Blick auf den Angreifer. Vor Draco stand
eine 1Fuß50 große Gestalt die ihn von unten ansah. Giftig gelbe
Augen blickten ihn aus einem geschwärztem Lederhelm heraus an und
wuchtige Hauer zeigten sich als die Gestalt ihren Mund öffnete.
Orks!
Ein lautes Quiecken ertönte
und ging in einem wässrigen Röcheln unter. Der Ork vor Draco
spuckte etwas Blut und brach dann vor seinen Beinen zusammen. Erschrocken
blickte der junge Mann in seine Rechte, dort hielt er sein blankes Schwert
und sah gerade noch wie der letzte Tropfen Orkblut von der Klinge auf den
Boden glitt. Er konnte sich nicht daran erinnern sein Schwert gezogen zu
haben, noch damit zugestochen zu haben.
Dracos Körper ging
in die Knie und drehte sich um die eigene Achse während er sein Schwert
mitschwang- ohne dass er dies wollte. Drei weitere Orks landeten mit aufgeschlitzten
Bäuchen auf dem Boden und japsten verzweifelt nach Luft. Was geschieht
hier?! Kalter Schweiß bildete sich auf Dracos Stirn. Er hatte keine
richtige Kontrolle mehr über seinen Körper. Ohne dass er auch
nur einen Schritt tat, stürmte ein Ork nach dem anderen auf ihn zu
und jeder der seinem Schwert zum Opfer fiel, lockte nur weitere von ihnen
an. Draco reagierte nur noch auf seine Reflexe und dachte nicht mehr nach.
Schlag von unten abgeblockt, Parade vom Dachs, Stich von oben vorne, gewonnen,
Nächster.
Kurze Zeit später
stand er wieder still, schwer atmend das Schwert in seinen Händen
haltend. Um ihn herum standen die Dorfbewohner und warfen ihm Blicke der
Verwunderung und des Entsetzens zu. Und um Draco herum lagen die Körper
von gut dreißig Orks. Sein Herz schlug wie ein Specht im Wald gegen
seinen Brustkorb. Schweiß rann ihm die Schläfen herunter.
„Unser Retter! Er muss
der Prophezeite sein!!“ schrie einer der Fischer und wie auf ein Zeichen
sanken sie alle, Verletzte wie Unverletzte, nieder auf ihre Knie und neigten
ihre Köpfe zu Boden.
Totenstille kehre auf
dem verwüsteten Dorfplatz ein.
„Lasst mich durch! Lasst
mich durch!!“ tönte es von irgendwo her.
Ein kleiner Mann mit
einer grauen Kapuzenrobe bahnte sich seinen Weg durch die kniende Menge
und warf sich vor Draco auf die Knie.
In seinen Händen
hielt er eine Pergamentrolle die er Draco hinhielt.
Eine alte Stimme erklang
unter der Kapuze zu dem Krieger:
„Nimm dies, Auserwählter!
Du musst diese Nachricht sofort zum Kaiser bringen, es ist von höchster
Wichtigkeit. Nur du kannst dies vollbringen. Wir haben seit einem Jahrzehnt
auf dich gewartet.“ Der kleine Mann verstummte und wartete. Unsicher blickte
sich Draco um. Noch immer knieten die Fischer vor ihm mit gesenktem Gesicht.
Er öffnete seine Hand und zögerte. „Aber ich habe doch...“
Barsch unterbrach ihn
der Kapuzenträger.
„Ksch! Ihr habt unser
Dorf vor dem Untergang gerettet und seid der Auserwählte! Lomar!!“
Zackig stand der kleine
Mann auf und drückte die Pergamentrolle in Dracos Hand.
Um ein Haus herum kam
ein Junge, kaum 18, mit zwei braunen gesattelten Pferden.
„Ihr habt Proviant für
mehrere Tage, reitet schnell, der Weg ist weit bis nach Calderah. Lomar
ist mein bester Schüler, er wird dich begleiten und dir mit Rat und
Tat zur Seite stehen. Geht nun! Schnell!“
Verwirrt kam Draco den
Anweisungen des Mannes nach, er steig auf das Pferd und ritt los.
Ein seltsamer Schleier
hatte sich über seinen Geist gelegt und machte es ihm schwer zu denken.
Sein Pferd ritt und ritt, durch kleine Waldstücke, meistens aber über
große Grasflächen, deren Enden kaum absehbar waren.
Der Abend kam, die Nacht
ging und als die ersten Morgenstrahlen auf Draco hernieder fielen wich
der Schleier wie ein Gewitter.
„Was bei allen Göttern...!“
schrie Draco es nur so heraus und gab seinem Pferd an zu stoppen.
Wütend richtete
er seinen Blick auf Lomar, der die ganze Zeit neben ihm geritten war und
nun auch anhielt. Der Junge war in schlichter Kleidung angezogen, das einzige
was er an persönlichem mit sich führte war eine braune Ledertasche
die ihm mit einem Riemen über die Schulter hing. Sein Kopf war bis
auf die braunen lockigen Haare und die Augenbrauen ohne Bartansatz. Lomar
warf Draco ein Lächeln zu.
Wütend schrie er
Lomar an.
„Machst du dich etwa
lustig über mich!? Was sollte dieser faule Zauber eh!?“
Der Junge setzte eine
betrübte Miene auf und senkte die Augen.
„Verzeiht, Auserwählter,
aber Meister Farar musste dies tun, sonst hättet ihr zu viele Fragen
gestellt. Was ihr wissen wollt, kann ich euch erzählen, Auserwählter,
fragt nur.“
Draco schnaubte verächtlich
und hatte den innerlichen Wunsch die Klugheit aus dem Burschen heraus zu
prügeln.
Mit vor Wut zitternder
Stimme forderte er Lomar auf „Dann erzähl, und zwar alles.“
Lomar holte tief Luft
und begann.
„Vor etwa zehn Jahren
erschein der Kaiser Meister Farar im Traum und kündigte das Ankommen
eines Botenträgers an. Wann und wer es sein würde wurde nicht
erwähnt. Nur dass er sich dadurch beweisen würde, da er dass
Dorf vor einer Horde Orks retten würde.
Ihr müsst wissen,
hier auf Calderah gibt es keine Orks und hat es noch nie welche gegeben.
Der Kaiser hat Meister
Farar angewiesen wichtige Dinge aufzuschreiben und diese dem Auserwählten,
wenn es zeit wäre, zu geben. All dies ist geschehen. Und ihr seid
der Auserwählte, Herr.“
Ungläubig starrte
Draco den Jungen an, nachdem er dessen Ausführungen gelauscht hatte
und brachte nur ein Wort heraus: „Ich glaube ich bekomme Hunger.“
Kapitel II – Unterkunft für eine Nacht
Schwül lag die Luft
über der Grasebene. Kein Wind wehte, nur die Sonne brannte unerbärmlich
von ihrem Podest hinab auf die zwei einsamen Reiter. Draco und Lomar waren
nun schon gute zwei Tage unterwegs und hatten nur selten Rast gemacht.
Lomar weil er einen Auftrag hatte und Draco weil er gerne wüsste wer
er war.
Auf ihrem Weg zur gräfischen
Hauptstadt Bolarus waren es noch mehrere Tagesmärsche. Das kleine
Fischerdorf in welchem Draco erwacht war, befand sich so weit ab von allen
kaiserlichen Straßen, so dass es beinahe schon ein kleines Wunder
war, dass es einige Trampelpfade gab, die sogar beschildert gewesen waren.
Mühsam trabten ihre
Pferde den steinigen Lehmweg entlang und ließen erschöpft ihre
Zungen aus den Mäulern hängen. Aber auch den beiden Reisenden
ging es nicht besser. Draco rann in Strömen der Schweiß am ganzen
Körper hinunter und sein Kettenpanzer schupperte dadurch unangenehm
auf seiner Haut die sich bereits wund anfühlte. Erschöpft blickte
Draco zur Seite, wo Lomar neben ihm her ritt. Auch er schien mit der unerträglichen
Hitze die seit ihrem Fortgehen herrschte nicht gut klar zu kommen. Er war
kühles Seewetter gewohnt. Schlaff hing er in seinem Sattel, hatte
sich seinen Oberkörper frei gemacht um nicht so zu schwitzen.
Das wird einen schönen
Sonnenbrand geben, mein Junge. Dachte Draco, doch das denken fiel ihm gar
nicht so leicht bei dieser Hitze.
Außerdem schmerzten
ihm alle Muskeln bei jedem Auf und Ab seines Perdes.
Sein Blick wanderte wieder
nach vorne auf den Weg. In seinen Ohren hallte beständig das Zirpen
der Grillen wieder und raubte dem Krieger langsam, Stück für
Stück, den Verstand.
Ein unangenehmes Kribbeln
zog ihm in seinem trockenen Hals bis auf die am Gaumen klebende Zunge hoch
und wuchs zu einem unangenehmen Kratzen an.
Draco wusste, dass er
gleich wieder einen Hustenanfall bekommen würde und noch mehr Flüssigkeit
verlieren würde. Schlaff folgte seine hand dem gedachten Befehl und
ergriff den Wasserschlauch, öffnete ihn und führte ihn zum Mund.
Warmes, abgestandenes
und nach altem Leder schmeckendes Wasser glitt über seine Zunge und
ergoss sich im Rachen. Draco verzog ein wenig sein Gesicht bei dem Geschmack.
Etwas Kühles, Frisches wäre ihm lieber, aber er war froh dass
er wenigstens etwas Wasser hatte- seine Gedanken schweiften ab und er dachte
an einen Fluß mit klarem, eiskalten Wasser in dem sich glitzernd
das Sonnenlicht reflektierte. Draco schloss seine Augen und konnte innerlich
das Rauschen des Flusses hören. Ein Lächeln zog sich über
sein Gesicht und er vergaß für einen Moment,
„Juhu!!“ brüllte
Lomar und ehe Draco seine Augen schon geöffnet hatte konnten seine
Ohren den Jungen schon über den staubigen Boden rennen hören.
Verdutzt sah er Lomar
nach. Hat er jetzt ganz den Verstand verloren? Ihm muss die Hitze wohl
zu Kopf gestiegen sein.
Langsam und erschöpft
folgte sein Blick dem eiligst davon rennenden Jungen und überholte
ihn auf einer gedachten Linie. Kann doch nicht sein!? Schoss es Draco durch
den Kopf als er keine 100 Schritt entfernt den verlauf eines großen
Flusses sehen konnte. Das gedachte Rauschen des Wassers war demnach nicht
bloß eine Illusion.
Von dem nahenden kalten
Nass beglückt, floh alle Schlappheit und Tatendrang verdrängte
die Müdigkeit aus jedem einzelnen Knochen. Aufgeregt, sprang auch
Draco von seinem Pferd und begann über den trockenen Boden zu rennen.
Der von Lomar aufgewirbelte Staub kribbelte in der Nase des Kriegers und
kratze in seinen Augen, aber dass war ihm in diesem Moment alles andere
als nah. Er ignorierte das Schmerzen der Knochen und die nun Wasserfall
ähnelnden Schweißströme welche seinen Körper benetzten.
Nach Luft japsent überholte
er sogar noch den immer langsamer werdenden Lomar und warf sich kurz vor
dem Fluss in den warmen, weichen Sand. Zum Fluss schliddernd brachte Draco
die letzten Meter auf dem Bauch voran und stieß mit dem Kopf in das
Wasser ein.
Unvorstellbare Qualen
wurden mit einem Schlag von seinen Schultern genommen. Kaltes Wasser umströmte
kribbeln seinen gesamten Kopf, umflossen seine Ohren, blubberten in seine
Nase und flossen geradewegs in seinen Mund.
Gerade noch rechtzeitig
zog Draco seinen Kopf aus dem Wasser um dem Ersticken zu entgehen. Laut
platschend verschwand in diesem Moment Lomar im Uferwasser und erquickte
den sich am Boden abstützenden Draco mit einem Ganzkörperschwall
kühlen Nasses. Ein freudiges Grinsen machte sich auf seinem Gesicht
breit.
Einige Stunden waren vergangen,
Lomar und Draco saßen faul unter einer alten Linde welche sich gar
nicht weit vom Fluss entfernt niedergelassen hatte.
„Sagt einmal, Draco,
wo habt ihr so großartig gelernt mit dem Schwert zu kämpfen?
Ihr wart überragend!“ tönte es von der anderen Seite des Baumes
zu Draco hinüber.
Er grunzte und spuckte
den Grashalm aus der schon ganz zerkaut war. „Wir müssen weiter.“
antwortete er einem Gespräch
dessen Antworten er nicht kannte ausweichend zurück.
Beide rafften sich auf
und gingen zu ihren Pferden die wie ihre Reiter neue Kraft aus der Rast
gezogen hatten.
Eine Gute Stunde, oder
weniger, ritten die zwei Männer stumm nebeneinander den staubigen
Weg entlang, die brühende Sonne im Nacken und den reißenden
Fluss zur Rechten, als sie an eine Weggabelung kamen.
„Brrr.“ Draco stoppte
sein Pferd und las die Inschriften des Wegweisers.
Er bestand aus einer
alten hölzernen Stange an dem zwei Pfeilschilder angebracht waren.
Auf beiden stand ihr Zielort: Bolarus. Dem Schild zur Linken war zu entnehmen,
wenn man in dessen weisende Richtung sah, dass der Weg über das Gebirge
führte. Und es stand auch darunter „Gefahr!“. Draco warf seine Aufmerksamkeit
auf den anderen Wegweiser. Dort stand ebenfalls Bolarus mit einem Hinweis
der nicht mehr zu entziffern war, da das Holz bereits genau an dieser Stelle
anfing zu verrotten.
„Herrlich...“ brummelte
Draco.
„Was ist? Wo müssen
wir denn lang?“ fragte Lomar, nichtsahnend dass er sich mit dieser Frage
schwere Arbeit auferlegt hatte. Dracos breites Grinsen lächelte ihn
an.
„Uh!“ zitternd kehrte
Lomars Geist wieder in seinen Körper zurück. Er war noch jung
und Astralreisen in denen Magiebegabte ihren Körper verlassen um sich
ungesehen von „Normalen“ rasend schnell fortzubewegen sind für ihn
eine riesige Anstrengung. Andererseits sparte dieser Vorteil den beiden
eine Tagesreise.
„Der Weg,“ Lomar hustete
und fand sich so wie er seinen Körper verlassen hatte- auf dem Boden
gegen den Wegweiser lehnend, wieder „der Weg ist versperrt.“
Über ihm stand Draco
als dunkle Gestalt in der Sonne die ihn leicht blendete als er aufsehen
wollte.
„Hm? Wie versperrt?“
fragte Draco.
„Der Weg führt über
einen Fluß und ... wisst ihr eigentlich wie anstrengend das
ist? Ihr habt wohl noch nie so etwas-„
„Jajajaja, also was ist
mit dem Weg? Red’ schon“ fuhr der Krieger Lomar ungeduldig an.
Missmutig redete Lomar
weiter und erzählte davon wie der Weg über eine Brücke weiterführte
welche allerdings zerstört war und wegen der Raserei die der Fluss
zurücklegte wäre ein Übertritt auf die andere Seite nicht
möglich.
Draco seufzte und half
dem zitternden Lomar hoch.
„Kannst du wieder reiten?“
fragte er ihn und der Junge nickte.
Abermals schwangen sich
die zwei Reisenden auf ihre Pferde und bogen in die linke Abzweige des
Weges ein um die Reise über das Gebirge fort zu setzen.
Schon nach kurzer Wegstrecke
änderte sich die Umgebung spürbar. Immer mehr klotzige, etwa
faustgroße, gräuliche Schottersteine lagen zu beiden Seiten
des Weges im dürren Gras. Die Vegetation wurde immer spärlicher
und wich schließlich ganz einem Boden aus Kieseln und Schotter. Auch
brannte die Sonne nicht mehr so stark da sie größtenteils im
Schatten des Berges verschwand. Vereinzelt standen am Wegrand Nadelbäume
herum die wie Inseln im Meer zwischen den Steinen hervorwuchsen. Die Luft
wurde kühler, sie roch leicht abgestanden und doch irgendwie sauber.
Allmählich zog der Weg an und begann leicht steil nach oben zu gehen.
Nach einer Weile kamen die beiden an eine Felswand in der es nur einen
schmalen Spalt gab und in diesen hinein führte der Weg. Missmutig,
da sie nun nicht mehr ohne weiteres umdrehen oder gar wenden könnten,
da die Spalte gerade groß genug war dass ein Pferd sie passieren
konnte, ritt Draco mit diesen mulmigen Gefühl voran. Nach ein paar
Metern bemerkte der Krieger dass sein Pferd leicht unruhig wurde. Sanft
klopfte er es auf die Flanke. Links und Rechts gingen die grauen zerklüfteten
Felswände mehrere Meter hoch, das Ende war nicht ersehbar nur über
ihnen konnten sie den Himmel sehen. Ein paar wenige Moosarten und Farne
wuchsen aus Rissen und Felsvorsprüngen.
Nach einigen Stunden,
es wurde bereits merkbar dunkler und der Himmel hatte sich zu einer grauen
Wolkenmasse zusammen gezogen, machte sich ein leises Rauschen bemerkbar,
welches an den vorhin passierten Fluss erinnerte. Nach einer Kurve endete
die Felsspalte in einem größeren Plateau, einer Art Lichtung
im Fels, das Rauschen war beinahe ohrenbetörend. Draco ritt auf die
Lichtung und sah sich vorsichtig, mit seiner hand am Knauf des Schwertes,
um.
Auch wenn das Licht mittlerweile
sehr diffus geworden war, konnte Draco doch das meiste erkennen. Etwa zwanzig
Fuss vor ihnen endete der Weg und die Felswände in eine Klippe. An
der Linken Seite stand ein heruntergekommener Stall der vor sich hin moderte
und auf der rechten ein kleines, einstöckiges Wirtshaus, welches ebenfalls
nicht gerade bewohnt aussah.
Lomar hatte auch die
Lichtung erreicht und befand sich genau neben Draco.
„Halt einmal,“ sagte
er zu dem Jungen und drückte ihm die Zügel in die Hand. Beholfen
sprang er von seinem Pferd und näherte sich der Klippe. Als er nur
noch einige Schritt von ihr entfernt war, sah er wie der Weg doch weiterführte,
und zwar über eine Hängebrücke, deren Ende allerdings wegen
der nun schnell hereinbrechenden Dunkelheit nicht mehr erkennbar war. Unter
der Hängebrücke befand sich tief unten ein reißender Fluss.
„Daher also das Rauschen“
dachte Draco sich beiläufig. Er drehte sich zu Lomar um und rief gegen
das Dröhnen des Gebirgsflusses an: „Lomar, bind die Pferde dort im
Stall fest und sieh nach ob noch Stroh da ist, ich sehe mir einmal die
Hütte an!“
Lomar nickte. Um sicher
zu gehen in keine Falle zu laufen, zog Draco sein Schwert als er die Tür
öffnete. Sie knarzte furchtbar laut, jeder Wegelagerer und jedes erdenkbare
Monster wäre spätestens jetzt vom Eintreffen der beiden Reiter
in Kenntnis gesetzt worden.
Stumm glitt ein Fluch
über des Kriegers Lippen.
Stockige Luft schwoll
Draco aus dem haus entgegen. Der Innenraum schien ihm größer
als gedacht. Durch die halb geschlossenen Fensterläden hindurch schimmerte
das letzte Licht. Mit dieser Hilfe konnte Draco einen Tresen erkennen,
Tische Stühle, viel Spinnweben und sicherlich auch Staub, aber alles
sah sehr ungeordnet aus, einige Tische waren umgeworfen, Stühle zerschmettert.
Draco trat einen Schritt in den Raum hinein und setzte seinen Fuß
auf irgendetwas das mit einem krachen kaputt ging. Den Raum weiterhin im
Blick, bückte sich Draco und hob das zerbrochene Etwas hoch. Erschreckt
sah er was er in seiner Hand hielt- die Hälfte eines zerbrochenen
Knochens. Eines menschlichen Knochens. Angewidert warf er ihn in den Raum
zurück und öffnete die Tür vollends. Jetzt erst erkannte
er dass überall im Raum Skelette herumlagen, die meisten mit den Resten
ihrer alten Kleidung. In einem von ihnen steckte sogar ein rostiges Schwert.
Scheinbar wurde dieses
Gasthaus vor langer Zeit einmal überfallen und ein Gemetzel hatte
stattgefunden. Um den Toten ihre Ruhe zu gewähren schloss Draco die
Tür wieder und kehrte mit einer leichten Gänsehaut im Nacken
zu Lomar zurück der bereits im Stall ein kleines Feuer gemacht hatte.
„Wir schlafen hier, bei
den Pferden, du übernimmst die erste Wache. Keine Widerrede, wir schlafen
hier.“ Sagte er zu Lomar der bereits den Mund geöffnet hatte um etwas
zu sagen.
Fügsam schloss er
ihn wieder und setzte sich brummelnd in das Stroh während sich der
„Held“ welchen er begleiten sollte auf eine Decke legte und kurz danach
begann zu schnarchen. Die Nacht war nun vollkommen über die sich schlafen
legende Welt hereingebrochen. Draußen ertönte ein weit entferntes
Grollen und kurz darauf fielen die ersten Regentropfen. Lomar seufzte.
Wäre er doch bloß nicht von zuhause aus fortgegangen. Dort würde
er jetzt mit seinem Meister sitzen und neue Zaubersprüche lernen und
warme Milch trinken. Warme Milch, und begünstigt vom beruhigenden
Prasseln des Regens sank auch der junge Magier Lomar in einen tiefen Schlaf
voller Träume von warmer Milch und duftenden Blumen die sich weit
über das Land erstreckten und die Wiesen wie einen Teppich bedeckten.
Hastig flogen die Bilder
von kämpfenden Gestalten durch die Schwärze des Traums. Erschrocken
wachte Draco auf und richtete seinen Oberkörper auf. Kalter Schweiß
rann seine Stirn hinunter. Er wusste nicht wie spät es war, nur dass
es noch immer finstere Nacht um ihn herum war. Kalte Luft umwehte seine
Nase, er konnte einfach den Traum nicht beenden, noch immer klangen die
Schwerter in seinen Ohren und das Geschrei von Leuten.
Der Klang schien sehr
real. Draco blinzelte etwas in die Dunkelheit hinein, und bemerkte das
gelblich-rötliche Flackern von Licht. Seine Hand glitt wie von alleine
zu seinem Schwert und zog es aus der Scheide, er wusste dass dieses Licht
nach Ärger klang. Leise stand er auf und ging in Richtung des Lichtes.
Das alte, verlassene
Wirtshaus war es aus dem die Flammen züngelten. Von dort kam auch
das Geschrei und der Kampfeslärm.
Draco überkam ein
leichter Schauer, ihm war so dass das Haus verlassen gewesen war und mit
Toten übersäht.
Ohne dass er ihn kommen
gesehen hatte, sprang aus der Dunkelheit eine verwahrlost aussehende Gestalt
vor ihn und schrie. Erschrocken und überrascht zugleich, hob Draco
sein Schwert um einen möglichen Schlag abzuwehren.
Die Axt zischte durch
die Luft, durch sein Schwert und durch ihn selbst hindurch. Verwundert
schluckte Draco und sah an sich hinab. Keine Verletzung, kein Blut war
an seiner Brust zu sehen. Verwirrt hob er seinen Blick wieder und sah die
Gestalt vor sich an. Auch sie schaute irgendwie verwundert. Draco fiel
auf, dass die Gestalt in Form eines verdeckten in Felle gekleideten Räubers,
anscheinend halb durchsichtig war. Er schlug mit seinem Schwert durch die
Gestalt hindurch und verwischte legeglich für einen kurzen Moment
die Konturen der Gestalt. Wieder schauten sich beide verdutzt an.
Irgendwann hatte Draco
einmal etwas von Geistern gelesen. Von Toten die keine Ruhe fanden und
die Ereignisse kurz vor ihrem Tod immer und immer wieder nachspielten,
solange bis man sie von ihren Qualen erlöste.
Lautlos öffnete
der Geist seinen Mund zu einem tonlosen Schrei und löste sich langsam
vor Dracos Augen ins Nichts auf. Sonnenstrahlen kamen durch die Nacht,
ein neuer Tag begann und der Spuk verschwand. Erst die Geräusche,
dann das Feuer und die Gestalten. In seinem Rücken, hörte Draco
Lomar gähnen. Um sich nicht in Gespräche zu vertiefen was er
denn so früh am morgen mit gezogenem Schwert im Nichts zu suchen hätte,
schob Draco es zurück an seinen Gürtel und ging zu ihrer Schlafstelle
zurück.
„Wir müssen weiter,
die Zeit drängt, beeil dich.“ raunte er Lomar zu und begann sein Pferd
zu satteln.
Lomar gähnte nochmals
und verzog sich kurz hinter einige Büsche zurück. Keinesfalls
würde er vor seiner allmorgendlichen Notdurft weiterreisen- selbst
wenn der König persönlich vor ihm stehen würde. Obwohl,
beim König vielleicht schon.
Kapitel III – Reise nie allein.
Man sollte niemals, unter
keinen Umständen, und überhaupt nicht einmal daran denken, alleine
zu reisen. Besonders nicht in gefährlichen Zeiten und schon gleich
gar nicht durch dunkle und finstere Wälder. Und wenn man es dennoch
wagt, sollte man- bei allen Göttern- doch wenigstens ein gestandener
Krieger sein.
Lora hingegen besaß
weder das Aussehen eines gestandenen Kriegers- geschweige denn dem eines
Mannes, noch besaß sie die Klugheit den Ratschlägen ihrer Mutter
zu gehorchen. Was sie hingegen hatte war eine gute Priese Mut, ihr harter
Dickschädel und ein ausgeprägtes Glück, vor allem dann wenn
es darum ging sich in Schwierigkeiten zu bringen.
Meistens kommt es so
wie es kommen muss und so saß die, zweifelsohne bei den meisten Männern
als sehr attraktiv geltende, Frau, gerade einmal 22 Jahre jung, gefesselt
an einen Baumstumpf im Zelt von einer Räuberbande und blies sich schmollend
eine Strähne ihres Brustlangen roten Haares aus dem verdreckten Gesicht
mit der zierlichen Nase.
Vorsichtig leckte sie
mit ihrer Zunge über ihre sonst so sinnlichen Lippen. Das diese Lippen
ihre Eigenschaft gerade nicht so ganz besaßen lag vor allem daran
dass sie an einigen Stellen geplatzt waren und Blutunterlaufene Blasen
hatten. Lora zuckte etwas zusammen als der warme Speichel die geschundenen
Stellen berührte, ein stechender Schmerz durchzog ihre Lippen und
sie musste gezwungen eine Grimasse schneiden.
Solange sie nicht schrie,
würde sich ihre Lage nicht verschlimmern, immerhin war sie die Tochter
des mächtigsten Mannes in diesem Landstrich, also würde ihr keiner
der Räuber etwas antun, so hoffte sie zumindest- allerdings, ihre
geplatzte Lippe und die pochende Schramme an ihrer Stirn kamen auch nicht
von allein.
Leise stieß sie
einen Seufzer aus. Natürlich musste sie einmal wieder ihren Willen
durchsetzen und alleine ausreiten, und natürlich musste es nicht irgendwo
hingehen sondern in den Finsterwald der sich östlich von Bolarus befand.
Andererseits, vielleicht hätte sie auch nicht damit anfangen sollen
sich über die Wegelagerer lustig zu machen und drei ihrer Leute mit
dem Bogen kampfunfähig zu machen als diese Gold von ihr verlangten.
Wieder musste Lora seufzen. Wenn sie wenigstens an das kleine Messer in
ihrem linken Stiefel reichen könnte, dann wären die modrigen
Fesseln kein Hindernis mehr für sie. Bei ihren Verrenkungen und Mühen
an das Messer zu kommen begann sie zu schwitzen und biss die Zähne
zusammen als sich das Seil in ihre Handgelenke rieb. Frustriert unterließ
sie es weiter zu versuchen.
Gerade als sie ihren
Kopf hängen ließ und versuchte sich etwas zu entspannen, hörte
sie von draußen Lärm und wildes Geschrei.
Mit etwas Mühe und
Spucke hatten Draco und Lomar es geschafft das Gebirge und seine steilen
Pässe zu überwinden und waren froh wieder zu allen Seiten festen
Boden unter ihren Füßen zu haben. Dem letzten Wegweiser zufolge
war Bolarus nur noch einige Meilen entfernt, schon hinter jeder Wegbiegung
in diesem dichten Wald könnte also schon die große unbekannte
und lange erwartete Stadt liegen.
Trotzdem war Draco auf
der Hut. Hier in diesem noch frisch besiedelten Land waren die Wälder
noch dunkel und voller Gefahren. Umso mehr gefiel es ihm keineswegs dass
sein junger Begleiter immer wieder vom Pferd sprang und irgendwelche Pilze
pflückte oder Moosarten von Baumrinden kratze. Doch der Wald
blieb weiterhin ruhig und harmlos. Alles war still. Viel zu still. Draco
öffnete seinen Mund um eine Warnung auszusprechen da passierte es
schon- ein schwerer Laubbaum kippte um und stürzte mitten auf den
Trampelpfad um den Weg zu blockieren. Beide Pferde wieherten und hoben
sich mit ihren Reitern auf die Hinterbeine. Draco konnte gerade noch die
Zügel greifen um nicht aus dem Sattel zu fallen, Lomar hatte da weniger
Glück und landete mit einem lauten Schrei auf einer Baumwurzel die
aus dem Boden ragte. Tränend wälzte er sich auf dem laubbedeckten
Waldboden und rieb sich seinen Rücken. Mit Mühe konnte Draco
derweil sein Pferd wieder beruhigen und musste mit einem unterdrückten
Fluch sehen wie sich das andere Pferd in den Wald absetzte.
Schallendes Gelächter
ertönte. Nervosität kam in Draco auf, schnell zog er sein Schwert
und hielt mit der anderen Hand die Zügel seines Pferdes fest. Lomar
hatte sich mittlerweile wieder gefangen und trottete zu Draco zurück.
„Was nun?“ flüsterte
er.
„Wegelagerer.“ Flüsterte
Draco zurück und deutete auf zwei Bäume vor ihnen.
Lomar verstand was ihm
der Krieger sagen wollte und konzentrierte sich.
Er brummelte einige Wörter
vor sich hin, schloss die Augen und öffnete sie wieder.
„In Hur!“ schrie Lomar
und richtete seine offenen Hände in Richtung der zwei Bäume.
Aus dem Nichts kam eine
Windböe auf und fegte vier Bogenschützen aus den Wipfeln der
Bäume die schreiend im krachenden Unterholz verschanden.
Anerkennend nickte Draco
dem jungen Magier zu. Rascheln kam auf und einige Befehle wurden gebrüllt.
Sieben in grün-braune Leder und Stoffkleidung gehüllte grimmige
Gestalten traten vor den Baum auf den Weg. In ihren Händen lagen Äxte
und Kurzschwerter, nur einer von ihnen fiel besonders auf- er hatte statt
des Filzhutes eine rostige Kettenhaube und schwang eine große Doppelschneidige
Axt in seinen Händen. Vermutlich ihr Anführer.
Grunzend trat dieser
einen Schritt auf die Zwei zu und brüllte selbstsicher: „All euer
hab und Gut oder euer Leben!“
Ängstlich schaute
Lomar zu Draco hoch, doch dieser schenkte ihm keinen Blick. Von irgendwo
her wusste er, dass er seinem Feind niemals dem Rücken zukehren sollte
und auch nicht seinen Blick abwenden sollte. Zu schnell konnte irgendetwas
geschehen was einem das Leben kosten konnte.
Schlicht sprang Draco
von seinem Pferd und drückte wortlos Lomar die Zügel in die Hand.
Ohne Angst oder aufsteigende
Lust auf den bevorstehenden Kampf zu zeigen, trat er einige Schritte auf
die Räuber zu und spie ihnen vor die Füße.
„Klingt gut in meinen
Ohren, ich glaube ich behalte beides.“
Mit diesem Satz sprangen
die sechs Männer brüllend los, nur ihr Anführer bewegte
sich nicht.
Adrenalin schoss durch
Dracos Adern und gab ihm ein berauschendes Gefühl von Stärke.
Schon war der erste Angreifer bei Draco und stach mit seinem Schwert nach
ihm, schnell wich Draco aus und stach seinerseits zu. Mühelos durchdrang
seine Klinge die wenig Schutz bietende Kleidung des Mannes. Währenddessen
verpasste er mit seiner linken Faust einem zweiten Angreifer einen Frontalschlag
auf die Nase als dieser mit seiner Axt zum Schlag ausholte. Krachend konnte
Draco das brechende Nasenbein des Räubers fühlen als dieser auch
schon senkrecht nach hinten umkippte. Mit einer schwungvollen Drehbewegung
zog er seinen Anderthalbhänder aus dem sinkenden Angreifer und ging
für seinen nächsten Schlag in die Knie. Staub aufwirbelnd rieben
sich seine Stiefel in den lehmigen Boden des Weges. Verdutzt über
das Absinken seines Gegners verfehlte der Wegelagerer sein Ziel und ließ
die Axt ins Leere gleiten. Er spürte einen kalten Hieb in die Hüfte
und wurde von seinen Beinen gefegt.
Schaufend sprang Draco
wieder auf seine Beine und stemmte sein Schwert senkrecht nach unten vorwärts
und parierte einen Seitenschlag eines weiteren Gegners, als er in den Augenwinkeln
sah wie der sechste Räuber seine Axt hob und nach der ungeschützenden
Flanke Dracos schlagen wollte, als er in einem Feuerball aufbrannte. Die
brennende Fackel schrie lauthals auf, ließ seine Axt fallen und warf
sich auf den Boden um die Flammen auszuwälzen. Von sicherer Entfernung
aus hörte man Lomar erleichtert lachen.
Draco nutze die Abgelenktheit
seines Gegners und verpasste ihm eine Kopfnuss.
Unter Stöhnen griff
sich der Räuber an die Nase um das herausströmende Blut zu stoppen,
da schlug Draco zu und ließ seinen Gegner zu Boden gehen.
Gerade als Draco sein
Schwert herauszog und einen Schritt zurückwich, flitze eine Axt knapp
an ihm vorbei.
Der Anführer der
Räuber besaß eine unglaubliche Schnelligkeit. Schlag auf Schlag,
konnte Draco nur mit Mühe parieren. Mit einer solchen Schnelligkeit
und Präzision kämpften sonst nur Elfen. Dracos Schwert wurde
ihm aus der Hand geschlagen und der nächste Hieb der Axt traf ihn
bei den Nieren. Doch statt eines Schreis hörte der Wegelagereranführer
nur ein metallisches Scheppern und sah zwei Finger auf ihn zukommen die
schmerzend seine Augen trafen. Kreischend ließ er seine Axt fallen
und hielt sich sein Gesicht. Blut lief ihm zwischen den Fingern hervor.
Ächzend hob Draco sein Schwert auf und danke seinem Mythrilkettenhemd.
Mit zwei gezielten Hieben streckte er den Anführer nieder und erneute
Stille breitete sich aus. Draco stand keuchend vor dem umgefallenen Baum
und stützte sein blutiges Schwert auf dem Boden ab. Ein lauter Hilfeschrei
durchzog die Stille- er klang ganz wie der einer Frau. Lomars und Dracos
Blick trafen sich. Ein gegenseitiges Nicken vereinbarte, dass Lomar auf
das Pferd aufpasste. Hastig rannte Draco in die Richtung aus der er den
Schrei vermutete und verschwand schon bald im Unterholz. Nach einigen wenigen
Meter erreichte er ein moosbedecktes kleines Zelt, dass unscheinbar vor
sich hin stand.
„Hallo?“ fragte Draco
in den Wald hinein.
„Hier drinnen!!“ brüllte
ihm eine weibliche Stimme entgegen.
Draco legte die letzten
Meter mit einem gewagten Sprung über einen umgefallenen Baumstamm
zurück und fegte mit seinem Schwert das Zelt beiseite- und sah Sie.
Das schönste Wesen
das ihm jemals begegnet war. Ein feengleiches Aussehen, nur die kleinen
Flügel fehlten, ihr rotes Haar hing in glatten Strähnen bis zu
ihrer Brust hinunter, und als sein Blick bereits dort unten angelangt war
konnte er sich es durchaus vorstellen zwischen den beiden kleinen Hügeln,
unten im Tal, sein Zelt aufzuschlagen. Sanft öffnete das Feenwesen
seine wohlgeformten roten Lippen und sprach etwas zu ihm. Sein Herz machte
einen dreifachen Salto.
Nochmals wiederholte
die Schönheit ihre Worte- „Was ist? Seid ihr in eine Bärenfalle
getreten? Macht mich gefälligst los, oder seid ihr auch einer dieser
Raufbolde?!“
Dracos Herz brach sich
leider das Genick als es auf den Boden zurück kam.
Erst jetzt bemerkte er,
dass die Frau vor ihm keineswegs eine Einbildung seiner Sinne war, sondern
ein Lebewesen aus Fleisch und Blut, und sie war an einen Baumstumpf gebunden.
Mit einem Ruck löste
Draco sich aus seiner festgefrorenen Haltung und durchschnitt das Seil
mit seinem Schwert. Ihm fiel die gute, wenn auch in schlichtem Grün
gehaltene, Kleidung der Frau.
„Bitte. Was sucht ihr
denn hier draußen so alleine?“
Die Frau stand auf und
rieb sich ihre Handgelenke und warf Draco einen mürrischen Blick zu.
Gerade wollte er anfangen noch einmal seine Frage zu stellen, da kam sie
ihm zuvor.
„Ihr müsst nicht
alles wissen was an einem Tag passiert, oder seid ihr ein Magier. Seht’
eigentlich gar nicht so aus. Wo ist denn euer Pferd? Ihr habt doch ein
Pferd oder- meines ist nämlich nicht mehr da.“
Draco stand sprachlos
und wie angewurzelt da und blickte ihr hinterher als sie den Weg zurück
zum Trampelpfad ging. Kein Wort des Dankes, eigentlich nur schnippische
Bemerkungen. Innerlich begann Draco den Tag zu verfluchen, dass hatte ihm
noch gefehlt- ein kleines dickköpfiges Lud... er verschluckte den
Gedanken und hetzte ihr nach.
Nach einigen Schritten
hatte er sie wieder eingeholt. Wortlos schob er sein Schwert beiseite und
sah ihr dabei zu wie sie zwischen den Leichen der Räuber hindurchstolzierte
und ihm einen tadelnden Blick zuwarf- so als ob er nichts mit ihrer Rettung
zu tun hätte. Wieder verfluchte Draco den Tag, es konnte nur noch
besser werden, hoffte er zumindest.
„Macht Platz, Knappe!“
und sie schob Lomar unsanft beiseite, stieg auf Dracos Pferd und nahm die
Zügel in die Hand.
„Ihr könnt mich
nun nach Hause bringen, Krieger.“
Draco warf Lomar einen
bösen Blick zu und fragte dann im gleichen Ton die Frau Wen er denn
Wohin nach hause bringen sollte.
„Hm,“ erwiderte die Dame
auf dem Pferd. „Ihr könnt Lora von Bolgaron zu ihrem Vater den Grafen
in der Burg von Bolgaron bringen. Noch Fragen?“
„Nein, Milady, gehen
wir.“ Oder reitet ihr doch, dachte Draco und machte eine leichte Verbeugung.
Lora ritt an ihm vorbei. Lomar und er folgten ein paar Schritt dem Pferd.
Draco sah zu seinem jungen Begleiter und zog die Augenbrauen hoch. Der
junge Magier grinste nur zurück. Vielleicht würde der Tag ja
noch einigermaßen schön abschließen, jetzt wo sie auch
noch eine Adelige mit im Gespann hatten konnte es ja gar nicht mehr schlimmer
werden. Aber da fing die kleine Dame auch schon an zu erzählen, anscheinend
war ihr langweilig.
Sie redete von ihrer
schönen kleinen Stadt.. Kleinen Stadt- klein war gut, Balorus war
mit seinen knapp 10.000 Einwohnern die größte Ansiedelung in
der ganzen Grafschaft und auch der einzige Ort der sich mit Abstand Stadt
nennen durfte. Im Osten und Westen standen zwei nahe Wälder- die einzigen
mit Laubbäumen auf dem ganzen Kontinent. Normalerweise bestimmten
Palmen und Dschungel das Landschaftsbild von Calderah. Holzbau und Viehwirtschaft
sind die wichtigsten Einnahmequellen der Grafschaft. Die fruchtbarsten
Böden befinden sich hier.
Die Sonne stand senkrecht
am Himmel als die kleine Gruppe den Wald verließ und der Blick über
eine weite Ebene auf die nicht mehr weit entfernte Stadt frei wurde.
Kapitel IV – Asche zu Asche
Von einem hohen hölzernen
Palisadenzaun mit seinen vielen aus braunem Stein erbauten Wachtürmen
bereitet Bolarus seinem Besucher einen trotzigen Eindruck. Einst als kleine
Ansiedlung von Flüchtlingen aus der Alten Welt erbaut, vorzüglich
Schreinern, haben sich die gut zwanzig Häuser in den letzten 100 Jahren
zu einer ansehnlichen Stadt vermehrt die über alle Landen hinweg für
ihre holzverarbeitenden Künste bekannt geworden ist. Zentrum der Stadt
ist die Holzburg, ein riesiger steinerner Turm der gut 40 Fuß in
die Höhe steigt und sitz des Grafen zu Bolgaron ist. Als die Gruppe
das Stadttor erreicht, ist reges Treiben zu erkennen. Hinein und hinaus
sind große Ströme von Händlern die ihre Waren verkaufen
wollen und Reisenden zu erkennen. Langsam treiben sie mit der Menge über
den nicht befestigten Lehmpfad in die Stadt hinein, vorbei an den, zu jeder
Seite zwei des großen hölzernen Tores, Wachen vorbei. Keines
Blickes würdigend, stehen die Soldaten des Grafen in schlichten Kettenhemden,
über denen ein roter Waffenrock hängt, mit ihren Speeren gelangweilt
ihren Wachdienst.
Nach einer guten Stunde
erreicht die Gruppe das Herzstück der Stadt, einen riesigen Markt
der sich um die Holzburg herum erstreckt. Hektisches Treiben herrscht hier,
überall stehen Menschenmassen zwischen den Ständen die ihre Waren
anpreisen. Von Waffen, Rüstungen über Brot und alltäglichen
Gebrauchgegenständen bis hin zu Kräuterwaren, preisen die Händler
mal lauter mal leiser ihre Waren an. Ständig präsent sind die
Wachen mit ihrem roten Wams um die Ordnung aufrecht zu halten.
Lora lässt im Gegensatz
zu ihren staunenden Begleitern dieser Trubel unberührt, sie hält
zielstrebig in Richtung des Einganges zum Turm fest. Als die Burgwachen
sie erkennen, nehmen sie Haltung an und Salutieren ehrfürchtig. Nach
einem kurzen Getuschel mit einer der Wachen, kommen zwei Burschen herbeigelaufen
und kümmerten sich um das Pferd.
„Kommt mit, ein Diener
wird euch gleich zwei Zimmer geben wo ihr euch erfrischen und ausruhen
könnt, mein Vater wird euch sicher später sehen wollen.“ Lora
schnippte mit dem Finger und ein tief verneigender junger Mann in einem
schlichten Gewand kommt herbei und führt Draco und Lomar in die Burg
hinein. Draco muss schlucken als er die Vorhalle des Turmes betritt. Sah
die Stadt mit ihren einfachen Holzbauten und auch die Burg von außen
eher schlicht aus, so staunte er nicht schlecht als er die mit reichlich
verzierten Wandteppichen behängten Wände erblickte. Die Teppiche
erzählten von glorreichen Schlachten und der Entstehung Bolarus. Viel
Zeit um alles zu bestaunen blieb ihnen nicht, wollten sie den Anschluss
zu Loras Diener nicht verlieren. Durch ein Wirrwarr von Treppen führte
er sie zu zwei Zimmern im vierten Geschoss und verabschiedete sich. Draco
betrat sein Zimmer und auch hier: Prunk im Überfluss. Ein riesiges
Bett mit seidenen Vorhängen stand in der Mitte des Raums. Zu den Seiten
kleine reich verzierte Kommoden auf denen goldene Kerzenleuchter standen.
Jeder Schritt in diesem Raum war angenehm weich durch die in funkelnden
Rot und Gelb leuchtenden Webteppiche. Auch an den Wänden waren wieder
Wandteppiche zu sehen mit Jagdmotiven. Auf einem der Wandteppiche sah man
einen Ritter in silberner Rüstung der einen, so schien es Draco, Werwolf
erlegte. Gedämpftes Licht das durch die Bleigläser der Fenster
schimmerte, verlieh dem Raum einen hauch von Tempelmystik. Erschöpft
vom langen Fußmarsch, warf sich Draco mit einem Seufzer der Erleichterung
auf das mollig weiche Bett und versank kurz darauf in einen tiefen Schlaf.
Verspannt erwachte Draco
langsam, er wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, aber die Sonne
war bereits untergegangen und die Kerzenleuchter in seinem Zimmer brannten.
Mühsam erhob er sich und ging zur Tür. Knarrend öffnete
er sie und lugte in den Gang hinaus. Keine Menschenseele war zu sehen.
„Hallo?“ fragte er in die Leere hinein. Niemand antworte ihm. Neugierig
wie er war, machte er sich auf die Suche nach Lomar, als dieser jedoch
nicht in seinem Raum zu finden war, folgte er den Gängen um auf jemand
anderen zu treffen. Nach einigen Minuten hörte er leise, aber mit
jedem Schritt lauter werdend, sanfte Zittermusik. Der Musik folgend kam
er bald durch einen Bogen in einen großen Raum. Mit Erschrecken blieb
Draco stehen. Vor ihm breitete sich ein Bildnis des Schreckens aus. Mehrere
Menschen in schwarzen Roben standen um einen runden Tisch herum. Einer
von ihnen trug einen goldenen Stirnring und war gerade dabei Lora das Blut
auszusaugen. „Bei allen Göttern..“ kam es leise aus Dracos Mund. Begleitet
von einem Katzenfauchen drehten sich alle Gestalten um und sahen ihn mit
weit aufgerissenen Mündern an. Der Mann mit der goldenen Spange ließ
von Lora ab und ihr Kopf fiel krachend auf den harten Holztisch. Mit übernatürlicher
Schnelle sprang der Mann zu Draco vor und packte ihn hart mit seinen
Armen. Fauchend öffnete er seinen Mund und machte Anstalten mit seinen
unnatürlich langen Eckzähnen auf Dracos Hals zuzugehen. Gebannt
von einer unbekannt starken Furch stand Draco wie versteinert da und sah
sich nicht im Stande etwas zu unternehmen geschweige denn einen Schrei
auszustoßen. „Ssstirb Mensch!“ fauchte der Mann Draco zu und funkelte
ihn mit seinen Pechschwarzen Augen böse an.
„HALT!“ tönte es
aus dem Nichts wie von Lomar und durchbrach das anhaltende Fauchen der
Schwarzroben. Mit einem Satz stand plötzlich eine riesige Knoblauchzehe
mitten im Raum. Kreischend flohen die Gestalten in alle Richtungen und
der bissige Mann ließ von Draco ab.
Draco schlug seine Augen
auf. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und er blickte auf den
weichen Teppich. Hektisch stand er auf und tastete seinen Hals nach Bissstellen
ab. Nichts. Er musste in seinem Albtraum aus dem Bett gefallen sein, dachte
sich Draco. Draußen war bereits die Sonne untergegangen und irgendjemand
hatte die Kerzen im Zimmer angezündet. Eine unbegründete Angst
umgab Draco, irgendetwas war hier nicht in Ordnung. Draco verlies sein
Zimmer und ging zur Nachbarstür, dem Zimmer von Lomar. Er klopfte
zweimal an. Draco wollte bereits die Tür öffnen als ihm keiner
öffnete und sich die Angst wieder verstärkte, als sich doch etwas
rührte. Ein bleicher Lomar blickte ihn an und winkte ihn ins Zimmer.
Lomar schloss die Tür hinter Draco wieder und fragte ihn ob er auch
einen so seltsamen Traum gehabt hätte. Draco nickte. „Was hältst
du davon? Was waren das für Kreaturen und wovor warnt uns der Traum?!“
„Ich denke,“ stotterte
Lomar leicht verstört, „das waren Vampire. Laut den Legenden kann
sie nur das Sonnenlicht, ein durchstochenes Herz oder Knoblauch töten.“
Erregt unterbrach ihn
Draco. „Und...wo bekommen wir hier Knoblauch her?“
„Soweit ich weiß,
wächst Knoblauch nur tief im Süden.“ Draco seufzte schwer und
spürte wie die Angst sich wieder vergrößerte. „Allerdings...“
ergänzte Lomar „kenne ich einen Zauberspruch mit dem ich Lebensmittel
regnen lassen kann.“ „Ähh..“ Draco warf Lomar einen verstörten
Blick zu. „Nunja...eigentlich ist es ein Zauberspruch für Regen, aber
ich habe einmal eine falsche Formel gesprochen und es hat Butterkekse geregnet.
Das war vielleicht...“ „Jaja! Schon gut, hör gut zu- sollte etwas
passieren...ähnlich wie im Traum, schaffst du es Knoblauch regnen
zu lassen?“ Lomar nickte leicht, seinem Blick aber war anzusehen dass er
sich nicht sicher war ob er das könnte.
Es klopfte an der Tür
und eine gedämpfte Stimme forderte sie auf mitzukommen, der Graf erwarte
sie zum Essen. Nach einem kurzem Blickwechsel folgten die beiden dem vor
der Tür wartendem Diener und kamen durch einen Bogen in einen großen
schlichten Raum mit einem großen Runden Tisch in der Mitte. Sanfte
Zittermusik erklang in dem eher dunklen Raum, da er nicht von vielen Lichtquellen
erhellt wurde. Lomar wie Draco lief eine Gänsehaut über den Rücken.
„AH! Die Retter meiner Tochter! Kommt setzt euch zu uns an die Tafel. Ich
bin Rufus von Bolgaron, der Vater von Lora.“ Sprach ein etwas hagerer Mann
gehobenen Alters. Zuerst viel Draco die goldene Stirnspange ins Auge. Er
saß am Ende der runden Tafel, wo auch immer das Ende bei einem Kreis
sein sollte, neben ihm Lora die Draco einen liebreizenden Blick zuwarf,
sowie noch einige andere Männer die den beiden zunickten.
Man setzte sich, trank,
aß und vertiefte sich in Gespräche und Geschichten wie und was
es denn mit den beiden auf sich hätte.
Als das Gespräch
auf die zu übergebende Nachricht an Bolgaron kam, reichte Draco dem
Grafen das kleine Büchlein. Neugierig blätterte Rufus die Seiten
durch und bekam ein Glänzen in den Augen. „Sehr gut gemacht junger
Ritter. Meine Freunde..“ der Graf erhob sich „es ist an der Zeit die Macht
an sich zu nehmen, die Macht die uns zusteht.“ Draco lief wieder ein Schauer
über den Rücken. Irgendetwas stimmte hier nicht. Das sagte ihm
auch Loras Blick die ganz verwundert ihren Vater ansah. Grölend und
laut auf den Tisch klopfend erhoben sich auch alle anderen Männer
am Tisch. „Zeit, euch eure Belohnung abzuholen,“ sprach der Graf unter
Lachen zu Draco und fletschte seine Zähne. Vor den Augen von Draco
Lomar und Lora wuchsen die Eckzähne in ihrer Länge an und ein
fauchen wie aus dem Traum erhallte durch die Halle.
„LOMAR-JETZT!“ brüllte
Draco, sprang auf und zog sein Schwert.
„Vater...was...“stammelte
Lora den Tränen nahe, doch ihr Vater lachte nur laut und sprang auf
den Tisch während er langsam auf Draco zuschritt. „Dein Sschwer wird
dir nicht helfen, Narr.“ Hauchte er ihm zu. Ein leichtes Grollen ertönte
und es begann im Raum zu regnen.
„Was ist denn das für
ein fauler Zauber? Glaubst du uns mit Regen zu töten du...ah.. AHHH!!“
Im Raum breitete sich der Gestank von Knoblauch aus. Alle begannen zu schreien.
Die einen weil sich ihre Haut in Blasen vom Körper zu lösen begann
und die anderen weil sie einfach nur ihre Angst hinausschrieen. Einige
der Vampiere versuchten noch zu fliehen, erlagen aber ihren Verletzungen
und lösten sich langsam zu einem gelblichen Staub auf. Kniend krümmte
sich der Graf unter Schmerzen auf dem Tisch und stieß noch eine Verfluchung
aus und verschwand zu einem Häufchen Asche mit einem Schrei „IHR WERDET
UNS NICHT AUFHALTEN...“. Der Regen hielt noch eine Weile an und durchtränkte
die Kleidung der Lebenden. Als das Prasseln verschwand hörte Draco
das Schluchzen und Wehleiden von Lora, die ihre Beine zu sich gezogen hatte
und ihren Kopf darin verbarg. Draco steckte sein Schwert ein und klopfte
Lomar anerkennend auf die Schulter. Lomar quittierte das Lob mit einem
anständigen Lächeln voller Erleichterung.
Draco ging auf Lora zu
und legte seinen Arm um ihre Schulter, ehe er etwas sagen konnte, sprang
Lora auf und umarmte ihn fest. „Ich hatte geahnt das etwas mit ihm nicht
stimmt, er hat sich in den letzten Monaten so seltsam verhalten.“ Gestand
sie unter Schluchzen.
„Alles wird gut, sie
sind tot und dein Vater ist erlöst, wir haben nichts mehr zu befürch...“
Ein gewaltiges Donnern zog sich durch die Holzburg und Risse taten sich
in den Wänden auf.
„Verdammt! RAUS!“ brüllte
Draco und zog die noch neben sich stehende Lora unsanft mit sich. Hastig
liefen die Drei den Weg zurück und wichen herbfallenden Trümmerstücke
aus, als sie durch das offen stehende Burgtor schritten, fanden sie eine
brennende Stadt vor sich. Überall schrieen Leute und liefen um ihr
Leben aus der Stadt heraus. Blutrot stand der Nachthimmel da und war durchzogen
von Blitzen die sich auf die Stadt niederließen. Lora riss sich aus
der Hand von Draco und schien wieder ihre Sinne im Griff zu haben. Sie
hastete los, gefolgt von den anderen, und führte sie zu einem bereits
brennendem Stall. In aller Eile befreiten sie die Pferde und nahmen sich
selbst jeder eines und begannen um ihr Leben zu reiten. Nur aus der Stadt
hinaus, das war ihr aller Ziel. Sie überholten rennende Bürger,
passierten sich im zusammenbrechenden Zustand befindende brennende Häuser
und entkamen mit knapper Mühe aus der Stadt, kaum dass sie die Stadt
einige Minuten hinter sich gelassen hatten, hörten sie nur noch eine
laute Explosion. Doch sie wagten es sich erst nach einer halben Stunde
im schnellen Ritt umzudrehen und anzuhalten. Sie waren in Richtung
Süden geritten und sahen nun die Verwüstung der Stadt, selbst
aus mehr als 20 Kilometern Entfernung. Eine riesige brennende Flammensäule
in Form eines Pilzes hatte sich an die Stelle der Stadt gesetzt und schien
alles zu verbrennen was sich in der Umgebung befand. Das Spektakel hielt
noch einige Minuten an ehe der Himmel sich wieder lichtete und der fahle
Schein des Mondes von einer gigantischen Rauchwolke verschleiert wurde.
Draco ergriff als erster
das Wort. „Lora, kennst du das Fort Nebelschleier? Ich muss mich dort melden,
ich denke das ist unsere einzige Hoffnung um mehr in Erfahrung zu bringen.“
Lora nickte, „Nebelschleier
liegt an der Grenze zum Südreich in der Grafschaft De Gohdes, es gibt
hier in der Nähe ein Portal das uns nach Bergheim bringen wird. Dazu
müssen wir allerdings erst ins Elfenreich, aber das liegt nur einen
Tagesritt von hier aus entfernt. Ich habe dort Freunde, kommt mit, und“
Sie schwieg einen Augenblick „Habt Dank für meine erneute Rettung..“
Ohne Zeit für eine Antwort zu lassen, griff sie die Zügel und
Ritt in die Nacht hinein, nicht allein und doch allein mit ihrem Kummer.
Kapitel V - Elfen Land
„Die Elfen waren die ersten
Bewohner der Lande hier und diesseits. Lange bevor die Menschen und andere
Rassen erschaffen worden sind, haben sie bereits auf dieser Welt ihr Leben
gelebt. Jahrtausende sind vergangen und die Elfen haben eine Hochkultur
geschaffen, die noch heute ihresgleichen sucht. Besonders die Künste
im Umgang mit leichten leichten Waffen sowie dem Bogen sind sehr ausgeprägt
allein schon durch die lange Lebensspanne eines Elfen. Angeblich sind Elfen
unsterblich, doch im Laufe der Äonen haben sich viele Elfen mit Menschen
vermischt, so dass sie zwar immer noch Elfen sind, jedoch ihre Lebensspanne
begrenzt worden ist. Erst nachdem der Hohe Rat der Elfen dem Einhalt geboten
hat, fand eine Vermischung nicht mehr statt. Mit dem Aufkommen der anderen
Völker, die sich wie Orks oder Menschen schneller vermehrten
als die Elfen und auch sehr starke Besitzansprüche stellten, kam es
allmählich zu einem Fall der vorherrschenden elfischen Rasse. Im Laufe
von nur 10.000 Jahren wurden die Elfen weitgehend zurückgedrängt
und ihre einst prachtvollen Städte stehen nur noch als karge Ruinen
oder wurden von anderen feindlich gesinnten Rassen besetzt wie den
Orken. Heutzutage gibt es weitaus weniger Elfen, die zurückgezogen
in tiefen uneinnehmbaren Wäldern eine Zuflucht gefunden haben und
dort ihr Wissen über die Äonen horten. Selten ist es der Fall,
dass man einen Elfen trifft und noch seltener dass es gemischte Gemeinschaften
mit Elfen gibt. Einzig bekannte Stadt ist in den Neuen Landen Bergheim.
Ungewiss ist welches Übel einst alle Bewohner der Neuen Lande vertrieben
hat, doch in der einstigen Festung der Elfen, welche als Ruine verlassen
am Gebirge ohne Namen stand, fanden sich Halbelfen- Mischlinge aus Elfen
und Menschen, zusammen mit menschlichten Flüchtlingen eine Heimat
und bauten die Festung wieder auf. Rasch entstand eine große Stadt
von 20.000 Seelen im Schutze der Burg die auch den Beinamen Mamorhalle
inne hält. Es ist zugleich die Hauptstadt der Grafschaft De Gohdes,
die nach dem ersten Wiedererbauer der Festung aus dem 73ten Jahre Nators
stammt. Seither herrscht ein weises und gerechtes Geschlecht der De Gohdes
in dem Reich das für Halbelfen und Menschen ein Zufluchtsort geworden
ist. Bergheim hat seinen Reichtum von fruchtbaren Minen im Norden die genügend
Gewinn abwerfen und die Stadt in der Neuen Welt für seinen Mamor berühmt
gemacht haben. Trotz alledem ist die Stadt keine Steinmetz Stadt geworden,
sie hat sich auf die schönen Künste besonnen und eben den Mamorabbau.
In der Grafschaft befinden sich noch zwei weitere Städte, Dunkeleck
und Walldorf. Dunkeleck ist für seine einzigartigen Bogenschützen
Schulen bekannt, und seinen Hafen am Großen Fluss, der einzigen Verbindung
zwischen dem Osten und Westen der Grafschaft. Walldorf, tief umgeben von
Wald, ist die Nahrungsquelle der Grafschaft und dementsprechend stark geschützt.
Hier werden GnuGnus angebaut. Eine seltsame Mischung aus Pflanze und Tier
die ein sehr nahrhaftes Sekret abgibt, was lange Haltbar ist und wegen
seines wechselhaften aber schmackhaften Geschmacks überaus begehrt
ist und außerhalb der Grafschaft teuer verkauft wird, falls es verkauft
wird. Im Osten des Reiches, entland der Kaiserlichen Reichsstraße,
befindet sich die Ruinenstadt Nosferra. Einst soll sie eine in strahlendem
Glanz gewesene Elfenstadt gewesen sein, doch als die Wiedereroberer des
Neuen Landes die Stadt betraten, fanden sie nur eine verwüstete Stadt
vor auf der ein Fluch lag. Die ersten Siedler bauten Teile der Stadt wieder
auf, hatten jedoch ständig das Übel sich damit herumzuschlagen,
dass die Toten in ihrer Ruhe gestört waren und wieder aus ihren Gräbern
stiegen. Bis zum Ausbrechen der Großen Seuche, die fast ¾
der Stadtbevölkerung dahinraffte, war das unlösbare Problem noch
im Griff zu halten. Als die dezimierten Stadtwachen der lage nicht mehr
Herr werden konnten, wurde beinahe die gestammte restliche Bevölkerung
binnen eines Tages von den Untoten zu ihresgleichen verwandelt. Auch eine
große Säuberungsaktion versagte, so dass die Tore verbarrikadiert
wurden. Weniger um die ohnehin wegen des Fluches an die Stadt gebundenen
Untoten festzuhalten sondern um ahnungslose Wanderer von der Stadt fernzuhalten.
Da die Grafschaft über keine eigene Armee verfügt und trotz der
Eingliederung in das Kaiserreich sehr autonom seinen Ansinnen folgt, ist
es auf die Bündnisse mit zwei anderen Reichen angewiesen. An der Ostgrenze,
die gleichzeitig die einzige Grenze zum Herzogtum Eldorien darstellt, wurde
einst eine Allianz geschlossen. Als erstes Großreich der Kontinente,
wenn auch dem Kaiser der Neuen Welt treu ergeben, war es das erste Ansinnen
die Grafschaft anzuerkennen und in das Kaiserreich zu integrieren. So ist
es kein Wunder, das man im ganzen Land verstreute Forts der Dragon Lords,
wie sich die Regulären Truppen des Herzogtums nennen, antreffen wird.
Der Zweite Bund ist mit dem im fernen Westen liegenden eigenständigen
Reiches der Elfen. Keiner der alten Elfen wollte die Mischlinge verstoßen,
aber auch nicht zu sich aufnehmen, so unterstützen sie ihre entfernt
Verwandten mit militärischer Hilfe und Rat. Zwischen beiden Reichen
besteht eine magische Reiseverbindung mittels eines Portales.“
-Aus „Reiche und Geschichte
der Neuen Lande“
Feuchte Hitze breitete
sich aus als sie den tiefen Dschungel betraten. Allen machte die schwüle
Luft zu schaffen und doch waren sie zugleich begeistert. Hier herrschte
eine einzigartige Geräuschkulisse. Frösche quakten, irgendwelche
Vögel trällerten in allen erdenklichen Melodien vor sich hin,
irgendwo fauchte ein Panter und man konnte das trompeten eines Elefanten
hören. Das dichte Blätterdach ließ nur wenig Licht durch
und tauchte den kargen belaubten Boden in dem immer irgendwo etwas raschelte,
brach oder irgendein Tier dass sich zwischen den Bäumen durch huschte,
in eine leichte Morgen- oder Abenddämmerung. So faszinierend es auch
war, gefährlich war sein zweiter Name. Da die Bäume zu dicht
standen, sind die Drei von ihren Pferden abgestiegen und bahnten sich ihren
Weg mühsam durch den Dschungel.
„Welche Tageszeit ist
es wohl gerade?“ fragte Lomar.
„Ich habe Hunger..“ brummelte
Lora
Und Draco meinte nur
„ Da hoffe ich hier ist kein großes Tier das Hunger hat und weiß
dass bald die Nacht beginnt.“
Darauf hin schwiegen
sie wieder alle und jeder ging seinen eigenen Gedanken nach. Lora dachte
voller Leid an die Geschehnisse in ihrer Heimat zurück, an ihren Vater
und was nun aus ihr werden sollte. Aber sie fühlte sich in der Gegenwart
von Draco sicher und geborgen.
Kräuter, Gewächse
und seltene Pflanzen spannen hingegen bei Lomar ihre Kreise. Wo auch immer
er konnte rupfte er irgendwelche Blüten, Wurzeln oder Flechten ab
und stopfte sie in seine Tasche. Das Einzige an das Draco dachte war der
Weg den sie gingen, mittlerweile führte er die Gruppe wieder an und
fühlte sich für deren Schutz verantwortlich. Mitten in seinen
Gedanken, achtete er trotzdem penibel genau darauf was um sie herum geschah.
Jeder Ast der gebrochen wurde und jedes Blatt das raschelte wurde eines
prüfenden Blickes gewürdigt. Er hatte keine Ahnung wo sie waren,
was sie hier- vor allem er, hier eigentlich machten und wo in die Götter
hineingezogen hatten. Lautes brechen von Ästen schallte von hinten.
Draco drehte sich um und zog dabei sein Schwert. Er sah wie Lomar und Lora
auf dem Boden lagen und bewusstlos oder tot waren.
Ehe er darüber nachdenken
konnte, spürte er einen kleinen stechenden Schmerz im Nacken.
„Ich bin...getroff-oh!“
stammelte er noch ehe sich die grüne Welt um ihn herum begann sich
immer schneller zu drehen und er nur noch sah wie der Boden auf ihn zu
kam.
Als Draco erwachte, starrte
er eine mit Stuck verzierte gelbe Decke an. Gelbliches Licht herrschte
in dem Kuppelartigen Raum, er lag in einem weichen gemütlichen Bett
und fühlte sich an als ob er nackt wäre. „Hm.“ brummelte er.
Sein Kopf tat ihm weh, als ob er eine ganze Nacht durchzecht hätte.
Die kleinen Goblins in seinem Kopf spielten immer noch auf ihren Trommeln.
Er zog eine Grimasse. „Thihi..“ kicherte es von links. Draco drehte seinen
Kopf herum und blickte in das Gesicht von Lora. Ihr Mund und ihre violetten
Augen lächelten ihn an. „Na hoher Ritter, aufgewacht?“ neckte sie
ihn. „Ich wache gerne in der Nähe von schönen Frauen auf die
nackt sind.“ Erwiderte er und traf ins Schwarze, denn Loras Backen färbten
sich rot, doch sie war wortgewitzter als er dachte. „Vielleicht bin ich
ja gar nicht nackt...findet es doch heraus, oder traut ihr euch nicht?“
Gerade als Draco etwas erwidern wollte gähnte jemand rechts von ihm,
er drehte seinen Kopf abermals herum und sah in das verwirrte Gesicht von
Lomar. Erschrocken stieß Lomar einen Schrei hervor und sprang aus
dem Bett. Splitterfasernackt stand er nun vor beiden. Vollkommen erstaunt
über das was sie sahen brachten die beiden anderen im Bett verlieben
nur ein trockenes „Ääähh“ hervor.
„AAHH ich bin ja nackt!“
blöckte Lomar und sprang wieder zurück unter die Decke.
Im selben Moment öffnete
sich eine Tür und Schritte tapsten über einen Stein- oder Fliesenboden.
Alle Drei richteten sich auf und schauten in die Richtung der Geräusche.
Jetzt erst erkannten sie das die Wände reich verziert waren und irgendwie
lebendig aussahen, ja sie änderten ständig ihre Muster, wie Blätter
im Wind- und so sahen die Wände auch aus. Eine alte, aber von hübscher
Natur anzusehende Frau watschelte auf sie zu. Ihr ergrautes Haar hing ihr
bis zum Boden und schliff etwas hinter ihr her wie eine Hochzeitsschärpe.
Das Gesicht war faltenfrei, doch sie mochte schon weit über die 50
sein. Freundliche Züge spiegelten sich in ihren Wangen und auf ihrer
Nase klemmte eine kleine Kristallbrille.
„Sanya meine Freunde...schön
das ihr erwacht seid. Wir sind gerade rechtzeitig gekommen, sonst hätten
euch die Wurzelgnome gefressen- der Dschungel ist gefährlich, das
solltet ihr doch wissen Lora-Feye.“ Sie schmunzelte etwas. „Wie fühlt
ihr euch? Ich habe bereits von den Ereignissen gehört, die Sterne
weissagen uns eine gefährliche Zeit vorher.“
Ohne sich vorgestellt
zu haben untersuchte die alte Frau die Drei kurz und gab ihnen ein Bündel
mit grün-gelblichen Gewändern die einem Poncho ähnelten,
nur dass sie bis zu den Füßen gingen. Nacheinander zogen sich
die Drei an und folgten der Frau durch einige Gänge, die allesamt
ähnlich der Wände im Kuppelraum gemustert waren.
Obwohl alle Drei Barfuss
waren, war der Boden keineswegs kalt sondern flaumig weich und warm. Beiläufig
erwähnte die alte Frau „Ich bin übrigens Gritta Bräu, ich
weiß das klingt nicht sehr elfisch, aber ich bin auch keine reine
Elfe, ich komme aus Bergheim, dorthin wohin ihr unterwegs seid. Ich helfe
hier als Heilerin aus wegen meiner Kenntnisse über viele Gifte. Wundert
euch nicht weshalb ich soviel über euch und eure Wege weiß,
Lofi Leifec.“ Und sah dabei Draco an.
„Lofi Leifec?“ erwiderte
Draco verwirrt. „Wie..“
„Wir können gleich
über alles sprechen, kommt setzt euch.“ Meinte Gritta und die Gruppe
erreichte eine Terrasse mit einem steinernen Tisch und vier bequem aussehenden
Holzstühlen mit Lehne.
Der Ausblick war atemberaubend.
Wo auch immer sie waren, sie mussten sich mehrere Meter über dem Dickicht
der Baumkronen befinden und sahen ein Meer aus verschiedenstem grün.
Alle Vier setzten sich
und Gritta fuhr fort.
„Also, du hast dein Gedächtnis
verloren, Loki? Ich höre schon davon. Dein richtiger Name ist Loki
Leifec, du bist ein Bote der Herren des Goldenen Drachen und sollst den
Herren hier ein Amulett übergeben, ich sehe du trägst es immer
noch an deiner Brust. Schön schön. Alles andere tut erst einmal
nichts zur Sache. Das mit deinem Vater, Lora, tut mir leid. Die Dinge laufen
zur Zeit sehr seltsame Wege, aber gräme dich nicht zu sehr, trauere
aber auch ausgiebig genug. Die Neuen Lande stehen vor einer großen
Bedrohung, und ihr seid die vom Schicksal Auserwählten, die dazu bestimmt
worden sind dieses Land zu retten. Wer auch immer dafür gesorgt hat
das du dein Gedächtnis verloren hast,“ dabei sah sie Draco, besser:
Loki an, „und auch dafür gesorgt hat das der Graf in einen Vampir
verwandelt worden ist, scheint sehr genau im Klaren darüber zu sein
was er kann und will. Ihr müsst aufpassen. Zur Zeit seid ihr hier
in Sicherheit. Ich werde euch nachher Instruktionen geben wohin ihr zunächst
reisen müsst. Dann bekommt ihr auch eure Kleidung wieder. Wartet solange
hier, ich muss noch mit dem Elfenrat etwas besprechen, achja: Willkommen
in Ban Shao, der Elfenstadt.“
Mit diesen Worten stand
Gritta auf, verschwand im Hausinneren und ließ die Drei alleine.
Draco sackte in sich
zusammen und murmelte „Nur ein Bote...ich bin NUR ein Bote...“
Zwei Hände legten
sich auf seine Schultern. Von der einen Seite klang es sanft „Für
mich wirst du immer ein Ritter bleiben.“ Von der anderen nur ein trockenes,
aber aufrichtiges „Genau.“
Nach einer Weile kam
die Alte zurück und reichte ihnen ihre Sachen. Als sie alle voll angezogen
waren, traten zwei Menschen auf die Terrasse.
„Der rechte in der Rüstung
ist Boromir von Hohenstein, der Linke sein Gefährte Junes Rondell.
Sie sind beide hier in dieser Welt gestrandet und haben schon eine längere
Odyssee hinter sich und wollen wieder in ihre eigene Welt zurück.
Sie werden euch bis zu eurem nächsten Ziel, dem Fort Nebelschleier,
begleiten. Ihr könnt ihnen vertrauen.
„Rhondra zum Gruße.“
Sagte Boromir, ein stattlicher Mann in seinen besten Jahren, in eine verzierte
Rüstung gekleidet mit einem Zweihänderschwer auf seinem Rücken.
Draco nahm die Hand seines Gegenüber entgegen und schüttelte
sie. „Seid Gegrüßt, ich bin Dra...Loki, und wer ist Rhondra?“
Als Boromir gerade antworten wollte unterbrach ihn Gritta. „Fragt ihn nicht
danach, außer ihr wollt euch bis zu eurem Ende mit ihm darüber
unterhalten und streiten.“ Der Mann daneben, ein etwas linkisch aussehender
Mann in einer schwarzen Robe und schmierigem Haar in der gleichen Farbe
nickte nur grinsend. Die anderen stellten sich auch noch kurz gegenseitig
vor und folgten dann der Alten in einen Raum in dessen Mitte ein großer,
runder Sandsteinbogen stand in deren Mitte eine blau funkelnde Wand angebracht
war die wie ein Spiegel aussah.
Gritta forderte sie auf
durch das Portal zu treten, es würde sie vor den Fluss zu Bergheim
bringen, sie würden dort fünf Pferde vorfinden und müssten
nur in Rüchtung Süd-West reiten, nach etwa zwei Tagesritten würden
sie an die Grenze gelangen. Sie wünschte allen noch viel Glück
und ließ sie durch das Portal treten.
Kapitel VI – Auf dem Weg
Als wäre kein Atemzug
vergangen fanden sie dich wieder im freien Feld. Vor ihnen waren an einen
Baum die Pferde gebunden und hinter ihnen befand sich ein reißender
Fluss mit einer großen marmornen Brücke. Dahinter konnten sie
die befestigte Stadt mit ihrer darüber thronenden weißen Festung
erblicken. Viel mehr gab es auch nicht zu sehen, da hohe Berge die Sicht
versperrten.
„Nun denn, auf, wir wollen
nach Hause, ihr habt eure Queste zu erledigen, es ist noch ein gefährlicher
Ritt.“ Meinte Boromir und alle stimmten ihm zu und machten sich an die
Pferde zu besteigen.
Nach einem langen, ereignislosen
Ritt über die Felder gelangte die Gruppe an eine befestigte Straße
der sie folgten. Scheinbar waren ihnen die Götter dieses mal gut gesinnt,
denn als es bereits dunkel zu werden begann, gelangten sie an ein Wirtshaus
das sich am Weg befand. Die Gruppe entschied sich dazu hier zu rasten und
den restlichen Weg am nächsten Morgen zurückzulegen. Man stieg
ab, ließ die Pferde versorgen und betrat das Gasthaus.
Eine rauchige Wolke aus
Schweiß, Bier, Wein, Essen und anderen Gerüchten quoll ihnen
entgegen als sie durch die Tür traten. In der Taverne herrschte eifriges
Treiben und sie quoll aus allen Nähten. Von innen sah das Gebäude
sehr viel geräumiger aus als es erst den Anschein gehabt hatte. Viele
kleine Tische mit Holzschemeln darum und vorwiegend Menschen darauf, standen
um einen kleinen Tresen herum. Dämmriges Licht wurde von Pechfackeln
und Laternen gespendet. Die Gruppe suchte sich den letzten freien Tisch
und ließ sich nieder. Bis auf Junes, der sich voller Siegeslust an
einen Würfelspieltisch setzte und sofort begann mit zu zocken.
Kurz darauf kam ein hagerer
Wirt mit einer fleckigen, früher wohl weißen, Schürze heran
und brachte den Gästen eine fleischige Suppe und einen Humpen Bier.
Man saß stumm beinander
und aß die Suppe als die Tür aufging und eine heruntergekommene
Gestalt in einem zerrissenen Robengewand das Gasthaus betrat. Zielstrebig
ging er, gefolgt von den Blicken der am Tisch sitzenden, auf die Gruppe
zu.
„Wärr von äich
ist Drrako?“ sprach der Fremde, dessen Gesicht unter dem Schatten der Kapuze
verborgen war, mit rauchiger Stimme.
„Wer will dass denn wissen?“
entgegnete ihm Boromir.
Mit einem heftigen Schlag
der Hand schleuderte der Fremde den Krieger von seinem Stuhl quer durch
den Raum gegen die Wand.
Alle Anwesenden schauten
gespannt auf, oder suchten das Weite wie der Wirt der hinter dem Tresen
in Deckung ging. Stille kehrte schlagartig in dem Raum ein. Die restlichen
Mitglieder der zusammengeflickten Gruppe erhoben sich und zogen ihre Waffen,
oder dachten wie Lomar an einen Zauberspruch. Junes eilte indessen zu seinem
Gefährten.
Ein rauflustiger Zwerg,
der eben noch mit am Würfeltisch gesessen hatte, trat hervor. Er war
in eine Lederkleidung gehüllt und trug eine große Axt mit sich.
„Heda, Gestrüpp,
willste Prügel!? Kommste her!“ brüllte er dem Fremden zu.
Kehliges Lachen ertönte
und der Fremde riss sich seine Robe vom Leid. Vor allen stand ein etwa
1 Fuß 80 großer Mann mit Hufen statt Füßen, zwei
kleinen Hörnern an den Schlefen, einer roten ledrigen Haut und Klauenbewehrten
Händen. Aus seinen schwarzen Augen funkelte er den entsetzten Zwerg
an und warf ihm etwas unsichtbares aus seinen Händen zu.
Unter einem Feuerstoß
verschwand der Zwerg und seine glühende Axt fiel auf den Holzboden.
Vom ersten Schrecken befreit gingen Lora und Loki auf den Dämon zum
Angriff über. Lomar schrie nur „Ich kann nichts machen, er ist zu
mächtig und frisst meine Energie auf!!“ Unerwartet schnell wehrte
die rote Gestalt die Hiebe der Schwerter der beiden ab und schleuderte
sie einige Meter nach hinten in die zurückweichende Menge der gebliebenen
Gäste. Lauthals lachte der Dämon als ihm von hinten eine große
Klinge in die Schulter bis zum Brustkorb hieb.
„Du willst Rrubinäuge
mit einem Schwärrt toten? HA..“ Rubinauge packte die Klinge des Schwertes,
drehte sich um und verpasste dem wieder auf die Beine gekommenen Bormir
eine Kopfnuss, dass ihm sein Helm vom Kopf schepperte und er zu Boden ging.
Mit Wucht schleuderte er das herausgenommene Schwert dem heranstürmenden
Junes zu, der nur mit großem Glück dem heranfliegenden Schwert
ausweichen konnte, mit einem Tisch krachend zusammenstieß und seinen
Rapier fallen lies.
Rubinauge drehte sich
um, während sich seine Wunde zischend schloss, stieß Lomar aus
seinem Weg, ging auf die am Boden liegenden Loki und Lora zu, trat Lora
die gerade aufstehen wollte seinen Huf in die Seite, dass sie sich unter
Schmerzensschreien gekrümmt am Boden liegen lassen musste und hob
Loki mit einer Hand hoch.
„Du kannst Rrubinäuge
närcht entkömmen...Stärrb...Mensch.“
Gerade zum Schlag ausholend,
sah der Dämon das durch den Sturz hervorgerutschte Amulett von Draco
und stieß einen grellen Schrei aus.
Panisch ließ er
Draco zu Boden fallen und verpuffte in einer Rauchwolke.
„Wirr sähen uns
wiedärr...!!“ grollte es noch.
Kurz nachdem das Spektakel
vorüber war, kehrte auch schon wieder buntes Treiben in das Wirtshaus
ein, so als ob nichts geschehen wäre, auch wenn sie die Gäste
weit aus leiser unterhielten. Man half Loki und Lora auf die Beine und
Lomar sprach einige kleine Heilzauber um die gröberen Wunden, von
blauen Flecken und Prellungen abgesehen, an der Gruppe zu heilen.
„Was war DAS?“ fragte
Boromir und deutete auf das Amulett welches Loki schnell wieder unter seinem
Kettenhemd verschwinden ließ.
„Ich habe keine Ahnung,
mich würde vielmehr interessieren wer uns dieses Monster auf den hals
gehetzt hat, geht es dir gut Lora?“ Sie nickte etwas mitgenommen.
„Ähm...entschuldigt
die Herren, benötigt ihr noch ein Zimmer? Ich glaube es ist eines
frei geworden.“ Mischte sich der wieder unter seinem Tresen hervorgekommene
Wirt ein und zeigte auf die sich in den Holzboden kokelnde Axt des Zwergen.
Die Nacht war ruhig geblieben,
trotzdem hatte man Wachen aufgestellt. Am nächsten Morgen ging es
nach einem kurzen Frühstück weiter. Als die Sonne bereits wieder
in tiefere Bahnen einkehrte, konnte die Gruppe aus einiger Entfernung ihr
Ziel erkennen: das Fort Nebelschleier. Der letzte Außenposten an
der Grenze zwischen den beiden Kaiserreichen. Zur Sicherung der Grenze
wurde und wird dieses Fort eingesetzt. Erbaut, unterhalten und bewacht
von den Dragon Lords, die ihre Allianzverpflichtungen der Grafschaft gegenüber
einhalten und diesen Landstrich überwachen. Eine gut 8 Fuß hohe
Steinmauer umgibt das sternförmig angelegte Fort. Nur ein großes
gemauertes Hauptgebäude mit einem großen Turm in der Mitte steht
in diesem Außenposten, die einfachen Soldaten nächtigen in einem
großen Zeltlager welches um die Burg errichtet worden ist. Einige
Reiter kamen auf sie zugeritten und begrüßten die Gruppe. Die
vier Reiter waren in golden glänzende Plättchenrüstungen
gewandet und trugen eine lange Lanze sowie einen Nasenhelm.
„Eldoras zum Gruße,
ihr wertet bereits erwartet, folgt uns ins Lager, der Hauptmann wünscht
euch zu sprechen.“ Rief ihnen einer der Reiter zu. Im Galopp folgte die
Gruppe den Reitern bis sie die großen Tore passierten und zum Hauptgebäude
geführt wurden. Anscheinend wurde das Fort auf einem steinernen, aber
sehr flachen- vielleicht ein bis zwei Meter über dem Boden, Steinplateau
errichtet, der Boden war eine glatte Steinfläche. Loki fragte sich
wie sie hier wohl die Zelte befestigt haben. Man stieg ab und die Pferde
wurden irgendwo in einen Stall geführt. Einer der Reiter forderte
sie auf ihm zu folgen und sie betraten die Eingangshalle der Festungsanlage.
Der Innenraum war schlicht möbliert, zu den Seiten stand eine Galerie
von Büsten unbekannter Größen aus der Geschichte der Dragon
Lords, wahrscheinlich erfolgreiche Kriegsherren, vermutete Loki. Von der
Halle führten drei Türen ab, zwei zu den Seiten und eine gegenüber
des Haupteinganges. Über dieser hingen zu zwei Seiten Banner die von
der Decke fast bis auf den Boden reichten. Zur Linken war das Wappen der
Dragon Lords abgebildet. Ein längs geteiltes Wappen das links ein
beiges Gold, rechts ein strahlendes Weiß als Hintergrund besaß.
In der Mitte prangte ein blutroter Drachenkopf mit zwei Hörnern und
aufgerissenem Maul hinter dem sich zwei Schwarze Schwerter kreuzten. Auf
dem anderen Banner waren anstelle des Drachenkopfes und der Schwerter einige
schlichte schwarze Striche die mit ihrer welligen Form an Nebelschleier
erinnerten und das Zeichen dieser Garnison bedeuteten. Nach der Größe
des Forts zu urteilen mochten sich hier gut 3000 bis 4000 Mann aufhalten.
Waren außerhalb des Gemäuers eher wenige Wachen zu sehen gewesen,
standen hier vor jeder Tür zwei Wachen in Grauschwarzen Plattenpanzern
mit einem langen Weißem Umhang und einer weißen Schärpe
die über den Brustpanzer gehängt war. Jeder trug ein langes,
breites Schwert an seiner Seite sowie eine lange Glefe in der Hand und
starrten stur, aber aufmerksam gerade aus durch ihre Topfhelme die als
Sichtfeld einen T-Schlitz hatten der nach unten hin vorne offen war. Die
Wachen vor dem Großen Tor traten zur Seite und öffneten die
Türen, so dass die Gruppe passieren konnte. Sie kamen in einen großen
mit Arkaden an den Seiten, und roten Samtvorhängen zwischen diesen,
verschönerten Raum an deren Ende ein großer, breiter Sandsteintisch
stand hinter dem ein kleiner Mann auf einem großen Holzstuhl, der
an einen Thron erinnerte, saß. Zu allen Seiten standen im Abstand
von gut zwei Fuß große, schwere Kerzenleuchter die den Raum
gut erhellten. Als sie näher kamen, stand er auf und begrüßte
die Gruppe. „Eldoras zum Gruße, ich bin Hauptmann Claudius, Anführer
der Garnison Nebelschleier.“ Mit seinem kurzgeschorenen ergrautem Haar
und den vielen Falten und Narben in seinem Gesicht machte er einen erfahrenen
und alten Eindruck auf die Gruppe. Er trug einen langen weißen Umhang
sowie einen goldenen Brustpanzer auf dem an einem roten Samtdreieck ein
silberner Orden hing. Seine Schritte hallten durch den großen Raum
und seine Kettenhose klapperte etwas.
Zu Loki Salutierte er
leicht, welche Geste Loki etwas unsicher nachahmte.
„Kommt,“ sagte Claudius
und führte sie hinter seinen Schreibtisch an dem eine große
Karte der Neuen Lande hing.
Er deutete auf einen
kleinen roten Punkt im Süden.
„Hier sind wir, und ihr
müsst hier hin.“ Sein Finger bewegte sich in Süd-Östlicher
Richtung an einen Punkt im Nirgendwo einer Wüste.
„Wir haben es hier mit
einer Verschwörung unbekannter Ausmaße zu tun.“ Fuhr der Hauptmann
fort. „Dunkle Mächte aus der Alten Welt treiben ein heimtückisches
Spiel. Sie versuchen die mittels der Öffnung von Toren zum Untoten
Reich mit Hilfe von einigen abtrünnigen Vampiren zu öffnen um
einen alten und mächtigen Vampirfürsten den Weg ins unsere Welt
zu weisen. Er wurde vor tausenden von Jahren wegen seinem unstillbaren
Durst von seines gleichen ins Reich der Untoten verbannt um dort bis ans
Ende der Welt sein Dasein zu fristen. Unseren Agenten zufolge sind die
Vorkehrungen dafür bereits getroffen, es muss sich nur um Stunden
oder Tage handeln, dann wird sich die Sonne verfinstern und das Reich der
Untoten über uns herstürmen. Die nördlichen Provinzen sind
bereits ausgewechselt worden und deren Herrscher in treue Vampire verwandelt
worden. Leider ist es uns zu spät aufgefallen. Die Grenzen im Reich
zu den Provinzen Bolgaron, Wieruch, Benoq und Medica sind bereits gesperrt
worden. Der Kaiser und das Land erwarten eure Hilfe. Es ist eigentlich
ganz einfach, ihr, Loki, müsst nur in die Wüste zum Felsendom
reisen und in der Mitte des Altars euer Amulett in die Fassung legen, so
wird der Bann über die Sonne gebrochen und das gleißende Tageslicht
wird dem ein Ende bereiten.“
Fassungslos waren die
Anwesenden den Ausführungen des Hauptmanns gefolgt. Loki ergriff als
erster das Wort. „Das ist ja furchtbar! Aber ich werde meine Mission erfüllen,
doch- wo liegt der Haken bei der ganzen Sache?“
Claudius lachte etwas.
„In der Wüste wimmelt es nur so vom Echsenvolk die in Nomaden Herden
durch die Lande streifen und angeblich sehr großen Gefallen am menschlichen
Fleisch gefunden haben. Keine Sorge, ich werde euch vier Reiter zum Schutz
mitgeben.
Und ihr, von Hohenstein
und Rondell, könnt hier vier Tage verbleiben, dann wird ein Schiff
in der Nähe anlegen, welches euch zum Glühenden Kontinent bringen
wird, von dort aus wird es ein leichtes sein wieder nach Hause zu gelangen.
Außerdem können wir hier in den nächsten Tagen jedes Schwert
gebrauchen! Ihr könnt nun gehen.“ Mit diesen Worten klatschte der
Mann zweimal in seine Hände und die Tore wurden wieder geöffnet
und zwei Wachen geleiteten die Gruppe nach draußen. Als sich die
Tore bereits hinter ihnen wieder schlossen, hörten sie Claudius noch
hinterher rufen: „Viel Erfolg, seid stark im Glauben, Eldoras wird bei
euch sein!“
Die Gruppe verbrachte
die Nacht noch im Fort in einem für sie bereit gestelltem Zelt und
am morgen stärkte man sich mit einem ausgiebigen Frühstück
um das mulmige Gefühl was sich in aller Magen ausgebreitet hatte zu
unterdrücken.
Mit gedrückter Stimmung
und sich gegenseitig Glück wünschend, trennte sich die Gruppe
von ihren beiden Begleitern Boromir und Junes und ritt mit ihren vier Reitern
aus dem Fort hinaus.
Nach gut zwei Stunden
Ritt, die Sonne stand bereits fast im Zenit, erreichten sie einen langen
hohen Steinwall der das Land durchzog. Von den vielen Wachtürmen die
entlang der Mauer standen quollen dicke Rauchwolken von Signalfeuern in
den Himmel.
Man hielt auf einen Durchgang
zu und wurde von einem Dutzend Soldaten in Blau-Rot karierten Waffenröcken
empfangen. Sie trugen alle einen Kettenpanzer und einen offenen Helm. Einer
von ihnen, mit einem langem blauen Umhang, trat auf sie zu und forderte
sie auf abzusteigen.
„Ihr-e steht vor der-e
Grenz-e zum Südreich. Der-e Kaiser heißt euch-e Willkommen.
Eur-e Passierschein-e.“ sprach sie der Wachhabende Offizier in einem seltsamen
Dialekt an. Einer der Dragon Lords Reiter reichte ihm eine Pergamentrolle.
Nach einem kurzen Geplänkel zwischen dem Reiter und dem Offizier wank
man sie durch das große Tor hindurch. Gerade als sie passierten,
ertönte ein Donnern und Grollen. Alle blickten gespannt gen Himmel,
als sich wie von Geisterhand dichte dunkle Wolken bildeten und das Licht
der Sonne verschleierten. Ein dämmriges Halbdunkel überschwemmte
das Land.
„Schließt di-e
Grenz-e! Schließt di-e Grenz-e!“
Brüllte jemand von
irgendwoher und hektisches Treiben glomm auf, überall wurden Fakeln
entzündet.
„Kommt, wir sollten uns
beeilen, wir müssen noch nach Grenzkäff, das liegt am Rande der
Echsenwüste, mit Glück schaffen wir es bis zum Einbruch der Dunkelheit.“
Sagte der Reiter mit dem Pergament zu ihnen.
Alle nickten unwohl und
begannen ihren Pferden die Sporen zu geben.
Nach einiger Zeit passierten
sie eine kleine Stadt mit einer Mauer und verschlossenen Toren. Etwa 6
bis 7 Stunden Ritt über die Reichsstraße, sahen sie wie die
nun nur noch als kleiner heller Punkt am Himmel stehende Sonne langsam
am Horizont verschwand. Kurz bevor sie verschwand und das Land in vollkommene
Finsternis legte, erreichten sie ihr Ziel.
Eine kleine, aber befestigte
Stadt lag am Rande der Wüste. Karg war die Landschaft, zur Rechten
zogen sich einige hohe Berge in den Himmel, zur Linken war nur eine leere
Steppe zu sehen mit vereinzelten Bäumen.
Schlichte Stein oder
Holzbauten bestimmten das Bild der Stadt. Gerade noch rechtzeitig erreichten
sie die Tore und konnten noch mit einigen lebhaften Diskussionen die Stadt
betreten. Man empfiehl ihnen die Taverne zum Blauen Zwerg, wo sie einkehrten.
Ein dreistöckiges Fachwerkhaus mit verriegelten Fenstern. Als sie
die Taverne betraten trafen sie auf stilles Gemurmel und Geflüster,
alle schienen von der Sonnenverdunkelung verängstigt zu sein. Man
bestellte sich ein karges Mahl und legte sich früh zu Bett.
Die Nacht verlief ruhig,
doch am Morgen wurden alle sehr frühzeitig von lautem Waffengeschepper
geweckt.
Hastig zogen sich alle
an und sahen aus dem Fenster. Vereinzelt trabten Untote Gestalten die scheinbar
aus ihren Gräbern und Grüften gestiegen waren. Kühle, verfaulte
Luft wehte durch das Fenster, die Sonne stand wieder verdunkelt am Himmelszelt
und tauchte die Straßen in eine unheimliche Düsternis.
„Hier, hier ist noch
einer! Schlagt ihm den Kopf ab! Oh bei allen Göttern- es hat Rufus
erwischt!!“ hörten sie jemanden schreien. Vereinzelt lagen tote Menschen
und Untote ohne Kopf auf den blutverschmierten Straßen. Die Dragon
Lords Reiter bekreuzigten sich und stießen ein Gebet gen Himmel.
Sie zogen ihre Schwerte
und begaben sich nach unten. Erst nachdem Loki dem Wirt 10 Taler gegeben
hatte öffnete er mürrisch seine Tür und lies sie hinaus.
Die Straße vor ihnen war Menschenleer, neben dem Gaststätteneingang
lag ein verstümmelter Untoter in einer großen Lache aus grünem
geronnenem Blut. Es stank nach Verwesung.
„Kommt, holen wir unsere
Pferde und dann nichts wie raus aus dieser Stadt!“ flüsterte Loki
seinen Gefährten zu. Er nahm Lora kurz an ihrem Arm und flüsterte
ihr aufmunternde Worte zu und ging dann voran, bog um die Ecke zum Stall
und blieb stehen.
„Ksch...!“ Zwischen ihnen
und dem Stall krochen gerade 8 Untote herum die sich voller Hunger über
einige Bürger hergemacht hatten. Sie nahmen die Gruppe war und drehten
sich zu ihr um. Aus ihren teils skelettierten Mäulern hingen noch
blutige Fleischreste hervor. Einigen hing die verfaulte Haut bereits in
Scheiben vom Körper und lag auf ihren zerfetzten und vermoderten Gewändern.
„UUUHHH UHHHH UUUUUHH!“
tönte es monoton und leblos aus den Mäulern der Untoten. Mit
ruckartigen Schleichbewegungen die an einen Lahmen erinnerten, gingen sie
langsam auf die Gruppe zu, streckten ihnen ihre zwei, oder einen, Arme
entgegen und fletschten die Zähne. Eisige Kälte befiel den der
ihnen in ihre milchigen Augen blickte.
„Schnell! Zurück!“
rief Loki, und sie liefen wieder um die Ecke, als nach einigen Schritten
Lora die Gruppe zwang anzuhalten.
„Wo ist Lomar?!“ Loki
stieß einen Verzweiflungsschrei aus und stürmte wieder zurück,
kam kurz darauf um die Ecke und zerrte den bleichen Lomar am Arm hinter
sich her. „Weiter!“ rief Loki der Gruppe zu.
Kapitel VII – Steht auf, wenn ihr Tot seid!
Ohne Vorwarnung schoben
sich dichte Wolken vor die Sonne und hüllten die Wiesen und das Fort
in ein dämmriges Licht. Hektik und Panik breitete sich aus, die Tore
wurden geschlossen und man stellte überall Wachen auf die Zinnen.
Boromir und Junes schauten
dem Spektakel fassungslos zu.
„Diese Lande sind verflucht,
das habe ich doch gleich gesagt!“ zischte Junes.
„Ach, sei still und überprüf
lieber deine Waffen.“ Entgegnete ihm Boromir der bereits seinen Zweihänder
polierte.
Mitten in der Nacht,
keiner konnte und wollte so richtig schlafen, kam Tumult in der Basis auf.
Untote, eine riesige Heerschar von Untoten sollte sich aus den Gräbern
der ehemaligen Schlachtfelder an der Grenze erhoben haben und sich auf
das Fort zu bewegen, hieß es. Eilig schaute man in der Fort Gruft
nach und konnte dort ebenfalls beobachten wie die Toten in ihrer Ruhe gestört
in ihren steinernen Sägen klopften und stöhnten. In aller Eile
verschloss man die Grüfte und stellte Wachen auf. Als am Morgen die
Sonne wieder aufging, immer noch verschleiert, stand dem Fort ein riesiges,
zerlumptes und verfaultes Kriegerheer gegenüber, mit morschen Kriegs-
und Belagerungsmaschinen. An der Spitze des Heeres saß ein Kriegsheer
mit rostiger Rüstung und einem Hornbewehrten Helm auf einem Skelett
Pferd und schwang sein rostrotes Schwert. Mit Geschepper und Gekrache von
morschen Knochen setzte das Untoten Heer zum Angriff an und stürmte
den Festungswällen von Nebelschleier entgegen. Alte Pfeile hagelten
auf das Fort ein und getötete Soldaten auf der eigenen Seite wurde
sofort der Kopf abgeschlagen um zu verhindern dass sie wieder aufwachten.
Ihrerseits schossen die
Dragon Lords mit Pfeilen und Steinen aus kleinen Katapulten zurück.
Getroffene Skelette zerfielen klimpernd in Einzelteile und blieben reglos
liegen.
Loki, Lora, Lomar und
zwei der Dragon Lords hatten die Flucht aus der von Untoten überrannten
Stadt geschafft und befanden sich bereits mitten in der Wüste. Trotz
der verschleierten Sonne herrschten hier hohe Temperaturen, es war aber
zum Glück nicht so warm dass die kleine Gruppe großartig ins
Schwitzen kam, aber dennoch fehlte es hier vor allem an einem: Wasser!
Der Tag verging und am
Abend ließen sich alle sichtlich erschöpft und ausgetrocknet
auf den weichen, kernigen Sand fallen.
„Wir brauchen unbedingt
Wasser, sonst überleben wir keinen weiteren Tag mehr. Irgendwo muss
es doch..“ „KSCH!“ unterbrach Loki einen der Dragon Lords.
„Habt ihr das eben auch
gesehen? DA! Dort hinten huscht irgendetwas durch den Sand.“
Angespannt erhoben sich
alle und zogen klirrend ihre Waffen. Einige Dunkle Schatten schoben sich
in Zick-Zack Linien durch die Wüste und näherten sich der Gruppe.
Auf Lokis Anweisung bildete die Gruppe einen Kreis, in der Mitte stand
Lomar. Immer mehr dunkle Gestalten bildeten ebenfalls einen Kreis, aber
um die Gruppe und näherten sich, immer noch unerkannt. Mit einem Kampfschrei
quittierte einer der erschöpften Dragon Lords seinen inneren Kampf
und stürmte mit dem Schwert über dem Kopf auf die Angreifer zu,
sein Gefährte tat es ihm gleich und stürmte ihm hinterher.
Es war ein einfaches
für die Angreifer die erschöpfte Gruppe zu überwältigen,
mit einigen gezielten Schlägen wurden sie ins Dunkel der Träume
geschickt. Und sie hatten wahrlich schauderhafte Träume.
Unter lautem Krachen brach
das große Tor des Forts nach stundenlangem Ansturm entzwei und ein
nicht enden wollender Strom von Skeletten schob sich hindurch um sich daran
zu machen ihre Lebenden Gegner zu töten.
Boromir und Junes standen
an erster Front und zerstoben einen Angreifer nach dem nächsten in
Knochenmehl. Doch die Anzahl der Krieger war zu gering um dem Ansturm lange
standzuhalten, und langsam wurden die Reihen dezimiert und zurück
in Richtung der Burg getrieben. Da keine Zeit bestand die Gefallenen zu
enthaupten, standen diese bald wieder und machten sich daran ihre einstigen
Waffenbrüder anzufallen.
Mit knapper Mühe
und Not gelang es sich in die Burg zurückzuziehen und die Tore zu
verriegeln. Verletzte wurden notdürftig behandelt und geheilt, doch
schon nach einiger Zeit hörte man den schweren Widderkopf des Rammbocks
gegen das Tor pochen.
Nach einigen Stunden
wildem Getümmel draußen, begann das Tor langsam nachzugeben.
Man formierte sich und machte sich bereit zum letzten Kampf.
„Für Eldoras und
seinen Legaten! Für das Licht!“ brüllte jemand und alle stiegen
mit ein.
Um sich Mut zu machen
trommelten die Soldaten mit ihren Schwertern gegen die Schilde, so dass
nach einer kurzen Weile ein rhythmisches Trommeln das brechen des Holztores
übertönte und in ein wildes Gegröle überging als der
letzte Schutzwall entgültig nachgab und sich die Toten auf die Lebenden
stürzten.
Noch erschöpft erwachten
Loki und Lora gleichzeitig. Sie waren aneinander Rücken an Rücken
gefesselt und konnten ihre Hände nicht bewegen. Sie saßen auf
einem kalten Steinboden in einer Art Höhle, die nur spärlich
von Fackeln ausgeleuchtet wurde. Kühle, klare Luft herrschte hier
und von irgendwo her konnte man Wasser auf den Boden tropfen hören.
Von Lomar und den beiden Dragon Lords war keine Spur zu sehen.
„Alles in Ordnung?“ flüsterte
Loki.
„Ja, aber ich habe einen
unglaublichen Durst.“
„Ich auch Lora, ich auch.
Wo sind wir hier?“ flüsterte Loki zurück.
„Keine Ahnung, in einer
Höhle?“ erwiderte Lora.
„SSSSSsssssssssssch Schasschla
shhchom“ hallte es von irgendwo her und Schritte kamen auf die Zwei zu.
Vor sie trat eine etwa
zwei Meter große Gestalt mit Schuppiger Haut und einem langen Schwanz
die sehr einer Echse auf zwei Beinen glich. Ihr hingen einige Ketten mit
Eckzähnen irgendeines Tieres um den langen Hals, ein ledriger Lendenschutz
verbarg das wichtigste. Die Echse stützte sich auf einen langen gezackten
Speer und warf den beiden einen prüfenden Blick aus den gelben Augen
mit einem schwarzen Schlitz statt einer Pupille zu.
„Sssso ihr ssseid erwacht.
Wie fühlt ihr euch?“
„Äh... den Umständen
entsprechend. Was äh wollt ihr mit uns anfangen? ESSEN?!“ stammelte
Loki.
Lauthals fing die Echsengestalt
an zu lachen.
„Ihr Menssschen ssseid
wirklich lusstig! Esssen..euch...ihr ssseid doch zssäh wie Leder!“
Erleichterung machte
sich auf den Gesichtern der beiden Menschen breit.
„Aber warum habt ihr
uns dann gefesselt- und wo sind die anderen?“
Die Echse schüttelte
nur ihren Kopf.
„Ihr habt unsss angegriffen.
Eure beiden übereifrigen Begleiter musssten wir leider töten.“
Mit einer geschickten
Bewegung seines Speers, löste er die Fesseln und forderte sie auf
ihm zu folgen.
Sie traten durch einen
Höhlengang, vorbei an Stalagmiten die zur Decke hoch wuchsen und
kamen in eine große Halle, gefüllt mit einer großen Anzahl
von Echsenmenschen. Sie traten zur Seite und ließen die Gruppe unter
neugierigen Blicken passieren bis sie vor einen großen goldenen Thron
kamen, auf der eine Echse mit einer gezackten Krone auf dem Kopf saß.
„Kniet nieder, Menssschen.“
Wisperte ihnen ihr Führer zu.
Gehorsam taten sie dies
und fielen auf die Knie.
„Ssssoo, Mensschen. Wasss
habt ihr wieder getan, die Götter verärgert, hm? Nicht artig,
nicht artig ihr ssseid. Aber gut. Wir werden euch helfen, wir brauchen
die Ssssonne genaussso wie ihr. Ihr befindet euch im Felsssendom. Folgt
der Treppe und ihr werdet in den Zsseremonie Raum gelangen. Euer magissscher
Freund befindet sssich dort bereitsss.
Wenn ihr unsss wieder
verlassst, habt ihr zsu sschweigen wasss ihr hier gesssehen habt. Zsswei
Flugechssen werden vor dem Felsssendom auf euch warten. Geht nun!“
Forderte sie der Echsenkönig
auf.
Eilig taten sie das ihnen
befohlene und hasteten die Treppe hinauf. Lomar wartete bereits auf sie
und empfing sie mit offenen Armen um sie zu drücken.
„Wo kommt ihr denn her?!
Ich habe nur gesehen wie sie euch in das Land der Träume geschlagen
haben und habe mich unsichtbar gezaubert und bin den Weg hierher gelaufen.“
„Wir äh, ich erzähle
es dir später, weißt du wo das Amulett hin muss?“ kürzte
Loki das Gespräch ab. Lomar nickte und zeigte auf einen Altar in dessen
Mitte eine kleine Kreisrunde Einlassung war. Loki trat auf den Altar zu
und nahm mit zittrigen Fingern das Amulett von seinem Hals. Zögernd
stand er vor dem Altar als Lora ihn bei der Hand nahm. Seufzend legte er
das Amulett ein und wartete was geschehen würde.
Boromir stand Rücken
an Rücken mit seinem Freund Junes und wehrte einen Schlag nach dem
anderen ab. Bis auf eine Gruppe von 20 Kriegern, die den anderen die Flucht
in die oberen Stockwerke ermöglichten, waren die gut 1000 verbliebenen
Dragon Lords in Sicherheit und warteten auf Unterstützung.
Ein großes Skelett
mit einer breiten Kampfaxt trat auf den vom stundenlangen Kampf erschöpften
Boromir zu und schleuderte ihm sein Schwert aus den Händen.
Das Skelett hob seine
Axt und Boromir schloss die Augen, sandte ein Stoßgebet an Rhondra
und hoffte das wenigstens Junes das Gemetzel überleben würde.
Doch er spürte nie
einen Schlag oder Hieb. Stumpf hörte er wie zahllose Knochen und Rüstungen
in einem Wirrwarr aus Geschepper zu Boden prasselten. Als er die Augen
öffnete, stand er mitten in einem weißen Teppich aus Knochen,
aus dem hier und da ein Schwert oder eine Axt rostig hervorschaute. Verwirrung
und Erleichterung machte sich unter den Überlebenden breit. Die restlichen
Verbliebenen lockten den Rest der Krieger aus dem Turm und man trat ins
Freie. Glänzend weiß und rot blickten sie auf das verwüstete
Zeltlager. Und oben, hoch am Himmel, strahlte die Sonne in ihrer ganzen
Pracht auf die Überlebenden nieder. Jubel brach aus und auch Boromir
und Junes fielen mit ein und gingen auf die Knie um ihren Göttern
zu danken.
Von irgendwo aus nicht
allzu großer Entfernung, ertönte ein Horn.
„Verstärkung- das
ist die Verstärkung!“ hörte man jemanden brüllen.
Kurz darauf konnte man
das Rasseln der Rüstungen hören, Boromir sprintete zum gebrochenen
Haupttor und sah hinaus.
Vor ihm breitete sich
ein gewaltiges Heer von gut 10.000 Mann Reitern aus das im hellen Sonnenlicht
beinahe blendend glänzte.
Er stieß einen
erleichternden Seufzer aus und wunk freudig der Verstärkung zu.
Kapitel VIII – Höhen und Tiefen
Ein Donnern zog sich durch
den Felsendom und helles weißes Licht strahlte durch die Öffnungen
in den Altarraum hinein. Neugierig liefen die Drei hinaus ins Freie und
sahen wie sich die dunklen Wolken von der Sonne schoben und im Nichts verschwanden.
Dort stand sie wieder am Himmel in ihrer vollen Größe und Pracht.
Merkbar stieg die Temperatur schlagartig an.
„Wir sollten uns sputen,
es wird langsam heiß, sehr heiß befürchte ich.“
Sie liefen eine lange
weite Treppe aus sandbedecktem hellem Stein hinunter und fanden dort auch
die beiden versprochenen Flugechsen. Bräunliche Schuppenwesen die
entfern an Drachen erinnerten, jedoch nicht einmal halb so groß waren
und je einen Doppelsattel auf dem Rücken und Zügel im Maul hatten.
Loki bestieg die ihm
am nächsten wartende Echse und Lora folgte ihm. Sie setzte sich hinter
ihn auf den Sattel und umfasste seine Taille.
Etwas ängstlich
wagte sich Lomar an die zweite Flugechse, als diese jedoch nur einen harmlos
klingenden Gurr-Laut von sich gab, wagte er mehr und setzte sich ebenfalls
in den Sattel.
Da keiner von ihnen wusste
wie man Flugechsen lenkt, versuchten sie es wie bei Pferden und waren überrascht
dass es funktionierte, mit ein paar Schritten Anlauf hoben die Echsen leichtfüßig
ab und gewannen rasch an Höhe.
„Das.. das ist wunderschön!“
lachte Lora in den Wind als sie die Wüste, den Felsendom und den angrenzenden
Ozean in seinem herrlich blitzenden Blautönen erblickte.
Nach einem zweistündigen
Flug nach Norden ohne Ziel, nachdem sie das Meer passiert hatten, erreichten
sie einen Ort der ihnen entfernt bekannt vorkam. Eine große Stadt
tauchte vor ihnen auf mit mehreren Befestigungsringen und im Sonnenlicht
glänzenden gepfannten Dächern. Am Nordende der Stadt, kurz vor
einem Gebirge, thronte eine riesige weiß strahlende Festung mit goldenen
Dächern und grünen Gärten auf riesigen Terrassen.
„Das muss Bergheim sein!“
rief Loki gegen den Wind an.
„Wir landen hier!“
Sie lenkten die Flugechsen
niedriger und suchten sich eine große Terrasse aus auf der sie landen
konnten. Sanft setzten die Echsen auf und erschrocken wichen die Anwesenden
zurück. Rasselnd kamen einige Wachen herbeigelaufen und richteten
ihre Glefen auf die Ankömmlinge.
Zweifelsohne waren die
Krieger Elfen, oder Halbelfen, wie man an ihren langen Spitzen Ohren die
an den Seiten der Nackenhaube hervorlugten, langes braunes Haar hing ihnen
bis zu den Schultern und sie waren in silberne Kettenrüstungen gekleidet,
ein weißes Tuch welches ihnen vom Gürtel zu den Knien reichte
zeigte das Wappen von Bergheim in Form eines blauen Bogens.
Loki hob abwehrend die
Hände in die Höhe.
„Ich bin Loki Lifec,
das ist Lora von Bolgaron und dies ist mein Gefährte Lomar. Wir müssen
euren Grafen sprechen.“ Erklärte Loki sich.
Argwöhnisch nickten
die Wachen und stellten ihre Glefen wieder senkrecht, eskortierten sie
jedoch aufpasserisch durch die reich an Ornamenten verzierten marmornen
Gänge. Überall standen junge und alte Halbelfen die ihnen neugierige
Blicke zuwarfen.
Nach einer Weile erreichten
sie zwei goldene Tore die geöffnet wurden und den Blick auf eine riesige
überkuppelte Halle ermöglichten. In jede Wand waren reich verzierte
Fresken eingemeißelt worden, goldene Kronleuchter standen zu jeder
Seite und ein purpurner Samtteppich reichte bis zu einem Podest auf dem
zwei große Throne standen, der linke etwas größer als
der rechte, aus weißem Marmor. Im Abstand von vier Metern standen
in silberne Plattenbrustpanzer gekleidete Halbelfen zum Teppich hin und
überkreuzten ihre Hellebarden. Als die Gruppe passierte wurden die
Hellebarden jeweils zur Seite gezogen und gaben den Weg frei. Gute 40 Fuß
später erreichten sie das Podest. Ein alter, weise aussehender Mann
mit einem langen grauen Bart und langen grauen Haaren, die kunstvoll verflochten
waren, saß in einem weißen Gewand mit einem roten Samtgürtel
auf dem linken Thron und lächelte sie an. Seine zahlreichen Edelsteinübersetzten
Finger und die ebenfalls reich geschmückte Silberne Krone auf seinem
Kopf ließen kaum denken dass er nur ein Graf war. Neben ihm der zweite
Thron stand leer.
Die Gruppe ging voller
Erfurcht vor dem Herrscher des Halbelfen Reiches auf die Knie und senkte
ihre Häupter.
„Schon gut schon gut,
erhebt euch.“ Sprach der Graf mit sanfter Stimme. „Wer seid ihr und was
wollt ihr hier?“
Langsam erhoben sich
die Drei als sie eine ihnen wohl bekannte Stimme hörten.
„Das sind die Drei von
denen ich euch berichtet habe, mein Graf.“ Aus dem Schatten hinter dem
Thron trat Gritta hervor und lächelte die Gruppe an.
„Ah...“meinte der Graf
mit weit geöffneten Augen.
„Ich habe eine Depesche
vom Kaiser erhalten. Ihr seid angewiesen zur Westmine zu reisen. Dort wird
ein Führer auf euch warten und euch weiter helfen. Keine Sorge ihr
werdet ihn erkennen. Doch ruht euch bis zum Morgengrauen aus, Esst, Trinkt,
Wascht euch. Eure Queste ist noch nicht zuende.“ Mit einer leichten Handbewegung
des Grafen traten drei Diener in den Raum und führten die sich vorm
Grafen verneigenden Gefährten in ihre Gemächer.
Schnell brach die Nacht
hinein und Loki lag halb schlafend, mit gute gefülltem Magen und noch
weicher Haut von dem Vollbad, in seinem Bett. Sein Raum wurde von einem
Kerzenständer beleuchtet der auf einer kleinen Kommode neben dem Bett
stand. Ein leichter Windhauch machte sich bemerkbar, irgendjemand hatte
sein Zimmer betreten und ging auf sein Bett zu, doch Loki war viel zu erschöpft.
Leicht gab das Bett nach und irgendjemand legte sich neben ihn. Eine leise
Stimme flüsterte ihm ins Ohr.
„Du hast uns heute alle
gerettet...du wirst immer mein Ritter sein...“ und zwei warme und weiche
Lippen berührten seine Wange. Lora kuschelte sich an Loki und beide
schliefen in der Sicherheit der Festung kurz darauf ein.
Zur selben Zeit, einige
1.000 Kilometer entfernt, lief ein Schiff aus einem Hafen und stach in
Richtung des Glühenden Kontinents auf. Mit an Bord befanden sich zwei,
sehnsüchtig nach ihrer Heimat, sehr glückliche Personen die der
immer mehr verschwindenden Küste nachblickten.
Die nächtlichen Nebelschleier
waren noch nicht ganz verschwunden, da konnte man über Bergheim zwei
Flugechsen aufsteigen und gen Norden fliegen sehen. Mit einem kurzen Frühstück
aus Brot, Haferschleim und Wasser gestärkt, flog die kleine Gruppe
ihrem nächsten Ziel entgegen. Sie flogen über einen riesigen
Fluss der sich zwischen zwei Bergketten hindurchschlängelte, passierten
einige dichte Wälder und flogen gen Mittag über eine atemberaubende
Stadt hinweg. Jeder Zweifel war ausgeschlossen, es musste Calderah sein,
die Hauptstadt des Reiches und der Sitz des Kaisers. Mehr als eine Stunde
flogen sie voller Staunen über die gigantische Stadt hinweg. Riesige
Tempelbauten stachen zwischen den ohnehin hohen Häusern hervor. Überall
waren Burg- oder Schlossanlagen zu sehen, die ganze Stadt glänzte
gelblich im Licht der Sonne. Aber als sie den Kaiserpalast überflogen,
stockte ihnen der Atem. Eine mehrere Hektar große Gartenanlage umgab
den riesigen überkuppelten Palast dessen goldene Dächer blitzten
und funkelten. Nach einer weiteren Stunde erreichten sie das Ende der Stadt
die an einem riesigen, meeresgleichen, See lag. Vereinzelt waren kleine
Dörfer am Rande des Sees zu erkennen und Fischerboote die ihren Fang
einholten. Als es bereits zu dämmern begann, mittlerweile froren sich
alle Drei trotz der dicken Felle die sie bekommen hatten, die Gliedmaßen
ab, dort oben herrschte ein strenger kalter Wind der ihnen um ihre Nasen
und Ohren fegte, erreichten sie die Ausläufer des Gebirges an deren
Anfang eine kleine befestigte Stadt erbaut worden war. Sie ließen
sich etwas abseits davon nieder und ließen ihre Flugechsen an einem
kleinen Wäldchen zurück. Nach einer halben Stunde Fußmarsch
gelangten sie zu der Stadt die weithin als Westmine bekannt war und zwar
wegen der großen Minenschächte die kostbares Erz zu tage lieferten.
In der Stadt jedoch war
nicht viel Trubel, die Straßen waren weitgehend leer, hier und da
marschierten einige gelangweilte Wachen in Zweiergruppen, an anderer Stelle
spielten Kinder mit Murmeln auf den plattgetretenen Lehmwegen. Die Häuser
waren eher schlicht gehalten aus dunklem Stein, aber sahen dennoch einladend
und gemütlich aus. Loki fragte jemanden nach einem Gasthaus und kurz
darauf standen sie vor einem großen, vierstöckigem Fachwerkbau
aus dem laute Musik tönte. Über dem Eingang baumelte ein Schild
mit einer silbernen Picke. Erschöpft vom langen Flug betraten sie
die Taverne und ein wohliger Geruch aus Essen und Bier schwappte ihnen
in die kalten Nasen.
An vielen Tischen, die
vor einem langen dunklen Holztresen aufgebaut waren, saßen vornehmlich
stämmige Männer mit langen Bärten und schmutzigem Aussehen.
Allem Anschein nach Bergarbeiter die hier ihren Lohn versoffen.
Man bestellte sich etwas
zu trinken und essen und setzte sich an einen Tisch von dem der Wirt einige
volltrunkene Bauern verscheuchte. Das Essen war erstaunlich gut. Ein fleischiger
Kartoffeleintopf mit verschiedenen Gewürzen und einem Stück Brot,
dazu ein würziges Bier.
Man aß schnell
und stillte deshalb auch schnell seinen Hunger, als der Wirt gerade abräumte
brachte ihnen eine vollbusige Frau noch jedem ein weiteres Bier und deutete
auf einen Hocker an der Bar.
Loki stand auf und ging
auf den edlen Spender zu. Ein alter Mann der seine besten Jahre bereits
hinter sich hatte, er trug eine lange graue Robe sowie hielt er einen Wanderstab
in der Hand und hatte sich eine ausgebeulte Tasche um die Schulter gehängt.
Mit den Beinen baumelnd saß er da und fuhr sich abwechselnd über
seine Glatze und durch seinen langen weißen Bart der ihm bis zur
Brust reichte. Wissbegierig und auch wissend blickte er Loki mit funkelnden
Augen an.
„Seid gegrüßt
alter Mann, habt Dank für das Bier, wie kommen wir zu der Ehre?“ sprach
ihn Loki lächelnd an.
„Ha-ha! Dafür nicht,
nein nein, dafür nicht! Ich habe zu danken, wem? Na wem wohl- den
Göttern natürlich. Oder meinen scharfen Sinnen. Oder beiden.
Oder so? Ich bin,“ er legte ein Pause ein und erhob sich, reichte Loki
aber gerade einmal bis zum Hals. „ Ich bin Randal Morn, weit gereister
und bekannter, viel wissender und sehender, allseits beliebter oder verhasster,
Gelehrter von Schrift und Wort, Besitzer des Orkzedrucks zu Vesper. Nicht.
Nicht? Ihr habt doch sicher schon meine Bücher gelesen, oder darin
geblättert, wenigstens aber doch gehört?“ fuhr der kleine Mann
eifrig fort und warf Loki einen flehenden Blick zu als dieser nur große
Augen machte und anscheinend nicht im geringsten Wusste wer hier vor ihm
stand.
„Ähhh... nett eure
Bekanntschaft zu machen, Morn. Ich bin Loki Lifec.“ Erwiderte Loki und
versuchte damit noch etwas von der peinlichen Situation zu retten.
„Naja, naja, naa-ja.
Was solls. In Vesper kennt mich jeder. Jajaja, ich weiß das ihr Loki
seid, dort hinten ist Lora, die Tochter des Grafen zu Bolgaron. Trauriges
armes Ding.“ Randal schüttelte mitfühlend seinen kahlen Kopf
hin und her.
„Und der andere, der
andere da ist La. Li. Lomar. Ha! Ich bin gut. Nicht? Ja natürlich.
Aber sicher. Hm ja. Also ich bin der den ihr treffen solltet, oder bin
ich der der euch treffen sollte? Weiß wohl nur der Kaiser. Hach der
hat schöne Gewänder- ihr wolltet mich doch nicht unterbrechen
oder? Oder doch? Mir entgeht nichts, oder zu viel das es mir nicht auffällt.
Jajaja...das Alter. Ich bin schon 90 oder waren es erst 60 Jahre? Sagen
wir mal ich bin über 50 das klingt doch viel viel besser, besser,
ja besser. 30 nehmt ihr mir aber nicht ab oder? Nein, ihr schüttelt
nur den Kopf. Kommt, ich stelle mich, oder stellt ihr mich, oder wir uns?
Den anderen einmal vor.“
Loki dachte nur tief
in seinem Innersten- wer auch immer ihnen diesen komischen Kauz als Wegführer
auserdacht hatte, besaß entweder viel Humor oder konnte ihn nicht
leiden. Er hoffte auf ersteres. Randal Morn hüpfte grinsend auf die
Gruppe zu und fing sofort an wieder wie ein Wasserfall vor sich hin zu
plappern, begrüßte Lora mit einem Handkuss und forderte dann
Lomar auf ihm etwas gegen Hexenschuss zu verabreichen, dann fiel ihm aber
auf dass sein Kreuz wohl doch nicht mehr weh tat, und so weiter und so
weiter.
Erst als der Wirt zu
Bett ging, meinte Randal auch er wolle wohl besser schlafen gehen, man
hätte noch einen langen Marsch vor sich und er müsse ja ihnen
noch eine bekannte, oder wichtige, Person vorstellen.
Insgeheim hofften alle
Drei diese Person ist verträglicher als der Alte Schreiberling.
Am nächsten Morgen,
besser gesagt am nächsten Mittag, krochen alle aus ihren Zimmern und
fühlten sich von dem vielen Bier dass ihnen Randal ausgiebig spendiert
hatte sehr träge und jeder noch so leise Laut war wie ein Donnergrollen
aus nächster Nähe.
Als sich gegen Nachmittag
der Rausch langsam legte, kam auch Randal aus seinem Zimmer hinunter in
Begleitung eines Mannes von gut 30 Jahren. Er trug einen gut polierten
bläulichen Brustpanzer und ergänzte die restlichen Körperteile
mit Lederbekleidung im gleichen Farbton. An seinem Rücken hing ein
bläulicher Umhang herunter und an seiner Seite hing ein Langschwert.
Loki und Lora fiel zuerst ein goldenes Wappen auf der rechten Seite seines
Brustpanzers ins Auge in Form einer Krone unter der sich zwei Speere kreuzten.
„Arazel zum Gruße,
ich bin Donovan Aghosto, Korporal der Königlichen Garde zu Britain,
Neffe des Legaten von Eldoras und ich hoffe bei allen Göttern ihr
seid keine solchen schwafelnden Gesellen wie Randal.“
Keiner der Drei konnte
sich zurück halten und sie mussten alle anfangen zu lachen. Nur Randal
fing sich an zu Beschweren, er würde es Donovans Onkel erzählen
und ihn nie wieder mitnehmen auf eine Reise ins Neue Land. Nachdem man
sich gegenseitig vorgestellt hatte, verlies man das Gasthaus- Randal hatte
bereits für die Bezahlung gesorgt, und ging in Richtung der Minen.
Randal unterhielt sich, nein er redete Lomar zu, so dass Loki, Lora und
Donovan einige Zeit fanden sich zu unterhalten.
„Wo kommt ihr denn her,
Donovan?“ fragte Lora neugierig.
„Oh, aus Britain, die
schönst und größte Stadt der Mystischen Inseln, dem Alten
Land wie man hier gerne sagt. Sie übertrifft Calderah um ein weites.
Ich bin dort, wie ich bereits erwähnte, Korporal der Königlichen
Garde. Vielleicht habt ihr schon von dem Großen Krieg zur Mondwende
gehört die das Land in Schrecken versetzt hattet. Ich war selbst dabei
und habe an erster Front mit der großen Heldin Mia gekämpft.“
Donovan lächelte fröhlich und schien sich in der Begeisterung
der anderen Beiden zu sonnen. Wäre nicht gerade eine Wolke vor die
Sonne gezogen, so könnte man glatt denken er wäre etwas brauner
im Gesicht geworden.
„Und wie kommt es das
ihr mit diesem alten Kauz herumzieht?“ fragte Loki ihn und erntete eine
Verwünschung von dem vor ihnen gehenden Randal, der anscheinend noch
ziemlich gute Ohren zu haben schien.
„Nunja,“ fuhr Donovan
an, „ich bin der Onkel von Gerald van Bonheur, vielleicht habt ihr schon
von ihm gehört- er ist der Legat von Eldoras und eine ziemlich große
Größe in der Alten Welt. Randal ist ein alter und guter Freund
von ihm, er meinte es wäre nicht verkehrt wenn ich ihn begleiten würde
auf seiner Reise und so hat er beim König ein Gutes Wort eingelegt
für mich und... naja ... hier bin ich eben. Aber eines muss man dem
Alten lassen- er hat mehr Wissen als ich je bei einem anderen gesehen hätte.
Außer meinem Onkel vielleicht.“
„SAGE ICH DOCH!“ brüllte
Randal von vorne.
Den restlichen Weg zur
Mine ging man still voran. Vor dem großen Kreisrunden Eingang standen
zwei Wachen die nach einem Passierschein fragten. Als Randal jedoch begann
sie über und über mit Wörtern und Phrasen zu überschütten
schüttelten sie nur den Kopf und baten die Gruppe hinein und Randal
ihnen doch nicht den letzten Nerv zu rauben.
„Wenn euch ein Stein
auf den Kopf fällt, habt ihr selber Schuld, und wenn ihr Erz klaut
wandert ihr an den Pranger!“ brüllte einer der Wachen ihnen noch nach.
Nach einigen Metern in
der Mine wich das Tageslicht einem Halbdunkel der Mine.
Alle paar Meter hing
eine Pechfackel abwechselnd mal an der linken mal an der rechten Seite
des Stollens. Kühle, muffige Luft herrschte hier und durch den Tunnel
hörte man immer wieder hacken und hämmern.
„Keine Sorge, ich weiß
bescheid ich weiß bescheid, da geht es lang, folgt mir.“ Bummelte
Randal Morn vor sich hin und bog an einer Stollenkreuzung rechts ab.
Mittlerweile hatten alle
ihr Zeitgefühl in der Dunkelheit verloren. Beiläufig fragte Loki
Randal wohin sie eigentlich unterwegs wären.
„Ach, wir sind schon
fast da. Wir gehen durch ein magisches Portal welches und in die Höhle
eines Lindwurmes bringt- zurück geht’s übrigens nicht weil das
Portal magisch ist, fragen ihn ob er uns eine der Reliquien gibt von denen
wir noch eine weitere brauchen, treten durch den Ausgang, kommen in die
Alte Welt zurück nach Arktica, holen uns dort die Zweite Reliquie,
dort wartet ein Freund von mir der uns zurück zur Westmine bringt,
und dann müssen wir nur noch heil nach Calderah kommen und dort die
Reliquien in einen Schrein schieben und so die Pforten zur Unterwelt verschließen
ehe die Verschwörer den Vampirfürsten erwecken. Gaaaanz einfach.“
Quaselte Morn vor sich hin.
„Mein der das ernst?!“
platzte es Lora hervor.
„Will ich gar nicht wissen!“
meinte Donovan.
Lomar und Loki stießen
nur einen Seufzer aus der in einen Schrei überging, als der Boden
mit einem Poltern nachgab und alle fünf in die Tiefe fielen.
Nach kurzem Fall landeten
sie auf einer harten, rutschenähnlichen, Senke und schossen mit hoher
Geschwindigkeit in die Dunkelheit. Alle schrieen lauthals ihre Angst hinaus,
bis auf Randal der ganz vorne Jubelte und Grölte.
Hart landete Randal kurz
darauf auf einem felsigen Boden, die anderen landeten einigermaßen
weich, und vor allem auf Randal der unter dem Gewicht stöhnend nach
Luft japste und sich beschwerte, nachdem sich die anderen von ihm gerollt
hatten.
„Hat jemand eine Fackel?“
fragte Lora ins Nichts.
„Ich kann ja einen Lichtzauber
versuchen.“ Meinte Lomar.
„Ja mach mal.“ „Klingt
gut.“ „Besser als nichts.“ „AU!“ schrie Randal nur als ihn ein greller
Blitz in seinen Allerwertesten traf.
„Tschuldigung!“ erwiderte
Lomar und kurz darauf erschien ein kleiner greller Lichtball in seiner
Hand. Sie konnten nun sehen dass sie sich in einer vereisten Höhle
befanden- was auch die klirrende Kälte erklärte.
„Randal- wo in aller
Götter Namen sind wir?“ fuhr Loki Randal etwas entnervt an, dieser
zuckte jedoch nur mit den Schultern.
„Was weiß ich,
ich sollte euch nur in die Mine geleiten und rechts abbiegen.“
„ICH BRINGE IHN NOCH
UM, DER RAUBT MIR MEINEN LETZTEN VERSTAND!!“ brüllte Donovan los und
versuchte Randal an die Kehle zu gehen. Loki und Lora hatten Mühe
ihn zurück zuhalten und versuchten ihn zu beruhigen.
„Komm doch, komm nur,
ich mache Apfelmuß aus dir- oder Zwetschgen Knödel du kleiner
Gnom!!“ brüllte ihn Randal nicht sehr hilfreich an und fuchtelte mit
seinem Wanderstab vor Donovans Nase herum.
Randal und Donovan beruhigten
sich wieder und Randal meinte nur trocken:
„Also die Kälte
hat ja schon auch ihre guten Seiten.“
„Ahja?“ meinte Lora zitternd.
„Ja.... man hat schöne
Aussichten...“ meinte Randal und starrte trotz seines hohen Alters grinsend
auf Loras erhärtete Brustwarzen die unter ihrem leichten Hemd zu sehen
waren.
Jetzt mussten Donovan
und Lora Loki daran hindern Randal an den Hals zu fahren.
Aber auch dieses kleine
Problem löste sich nach kurzem von alleine, alle gaben sich die Hände
und warfen Randal einen bösen Blick zu, verziehen ihm aber noch einmal.
So weit das kleine Licht
seine Strahlen aussendete, konnten sie erkennen dass sie sich in einer
Höhle befinden mussten. Langsam ging Lomar voran und die anderen folgten
ihm stumm. Hier und da durchschnitt tropfendes Wasser die Stille. Abrupt
blieb Lomar nach einer Weile marsch stehen und deutete auf ein entferntes
schwaches Licht das in der Dunkelheit glimmte.
Loki ermahnte alle zur
Vorsicht und ging mit Donovan neben Lomar voran.
Jeder schritt so leise
wie er konnte um nicht aufzufallen, keiner wusste was sie erwarten würde.
Alle hatten ihre Hände auf den Waffen als eine Stimme aus dem Lichtkegel
durch die Höhle hallte. Tief und dröhnend forderte sie die Gruppe
auf einzutreten, man würde bereits erwartet.
Angespannt traten sie
alle durch das Licht hindurch und befanden sich in einer mehr als 50 Fuß
hohen, mit dem gelblichen Licht ausgefüllten Höhlenraum. Im Raum
erstreckte sich ein gigantischer Haufen aus Gold, Silber, Edelsteinen und
verzierten Gegenständen die blitzten und funkelten. Ein leichtes Flimmern
stand über den Reichtümern.
„Schön dass ihr
da seid...ich befürchtete schon ihr würdet gar nicht mehr kommen.“
Sprach die Stimme und es schien so als ob sie von dem Flimmern über
dem Goldhaufen kommen würde. „Wer seid ihr? Und wo seid ihr?“ fragte
Loki in Richtung des Flimmerns.
„Hach...ich bin Baradesch.
Einst hatte mich hier ein Drache in seinem Hort überrascht und getötet.
Seit dem hängt ein Fluch über meinem Leib weil ich ein magisches
Artefakt in den Händen gehalten hatte. Dort seht- da liegt mein toter
Leib!“ wimmerte das Flimmern. An einer kleinen Nische in der Höhlenwand
saß ein Skelett dessen Kleidung nur noch in einigen wenigen Fetzen
erhalten war. In seinen knochigen Fingern hielt es einen dreieckigen Stab
aus Gold umklammert.
„Das werdet ihr brauchen
um den Vampirfürst vor der Auferstehung zu hindern. Folgt mit dem
Artefakt dem Gang hinter diesem Goldberg entlang, nach einer Weile werdet
ihr an einen See kommen an der eine Fähre liegt. Überquert diesen
und ihr gelangt in den Tempel der Dunkelheit. Ihr müsst den goldenen
Stab dort irgendwo einlassen und somit die Pforten wieder verschließen.
Tut dies und ihr werdet die Welt erretten und mich erlösen..“
Mit diesen Worten verschwand
das Flimmern.
„Ob wir ihm wohl trauen
können?“ fragte Loki.
„Ich hoffe es, ich habe
davon gehört dass man die Pforten im Tempel der Dunkelheit schließen
kann, mehr weiß ich auch nicht. Ich sollte euch nur hierher bringen,
man sagte mir ich würde wegen meiner reichen Kenntnis gebraucht.“
Erklärte sich Randal schulterzuckend.
Loki griff sich behutsam
den goldenen Stab aus den Händen des Toten und steckte ihn sich in
seine Tasche. Mit einem Wink deutete er an weiterzugehen.
Sie umrundeten den Goldberg
und gelangten wie der Geist gesagt hatte an einen Durchgang. Insgeheim
hofften sie dass der Drache von dem die Rede war bereits Tod war oder sonst
wo sich herumtrieb. Randal, der als letzter ging, steckte noch eine kleine
Glasflasche ein in der eine seltsame strahlend weiße Flüssigkeit
war die hell wie die Sonne durch einige Flecken des schwarzen Glases strahlte.
Unbemerkt von den anderen, ließ er sie unter seiner Robe verschwinden.
Um den Anschluss an die
Gruppe nicht zu verlieren hastete er den anderen nach und trat durch den
Ausgang in einen schmalen, langgezogenen Gang der nur von Lomars Lichtball
erhellt wurde. Es verging Stunde um Stunde, allmählichen wurden die
Glieder schwer und ein allgemeines Gähnen stellte sich ein. Draußen
musste es schon spät in der Nacht sein. Man entschloss sich zu rasten
und setzte sich, fürs Liegen war der Gang zu schmal, auf den kalten
Höhlenboden und erholte sich einige Zeit. Einige Stunden später
setzte die Gruppe ihren Marsch fort. Nicht mehr lange und sie erreichten
das Ende des Korridors. Vor ihnen ging eine lange in den Stein gehauene
Treppe hinunter zum Ufer eines riesigen schwarzen Sees. An der Höhlendecke,
die mehr als 100 Fuß über ihnen war, hingen in langen Fäden,
seltsame grünlich leuchtende Pilze hinab, die dem See ein leichtes
Funkeln verliehen und gerade genug Licht spendeten dass man sehen konnte.
Lomar ließ mit einem Seufzer der Erleichterung, anscheinend war es
für ihn sehr anstrengend gewesen, den Lichtball in seinen Händen
verglimmen und wischte sich einen leichten Schweißfilm von der Stirn.
Vorsichtig, um nicht zu stürzen, gingen sie die lange steile Felsentreppe
hinunter zum See. Vor ihnen stand ein alter, morsch aussehender, Steg aus
Holz im Wasser. An ihm war eine kleine Fähre mit Paddeln festgemacht.
Nacheinander betraten sie den gefährlich unter ihrem Gewicht knirschenden
Steg und betraten das Boot. Nur dass metallene Geräusch ließ
sie erkennen dass sie sich in einem Boot aus Eisen befanden. Es war gerade
lang genug um 7 Personen aufzunehmen, hatte fünf Querbalken aus Holz
zum Sitzen und zu beiden Seiten zwei Paddel die auf den Querbalken lagen.
Am Heck befand sich ein langes Ruder.
Loki ging an das Steuer,
während sich die anderen, mit Ausnahme von Randal der das Seil löste
und sich vorne an die Bootsspitze setzte und in Fahrtrichtung blickte,
an die Paddel und begannen zu rudern.
Ein leichter Wind strömte
Randal über die Glatze während das Boot sich langsam durch das
dunkle Wasser schob. Lomar und Lora wechselten sich gegenseitig am Ruder
ab und gaben schnaufende Geräusche von sich die in Randals Ohren
flogen.
Gelangweilt schaute der
Alte nach vorne und versuchte das Ufer zu erspähen, als das Boot eine
leichten Schlenker machte und ihm Wasser ins Gesicht klatschte.
„Hee...passt doch auf
wie ihr Rudert!“ pöbelte er missmutig die anderen an.
Das Boot machte einen
weiteren Schwenker zur Seite. Böse drehte sich Randal um und sah wie
die anderen aufgehört hatten zu Rudern und nervös auf den See
sahen.
Morn raunte seine Stirn.
Wenn nicht sie für die Schlenker verantwortlich waren- wer dann?
Loki hob seine Hand und
wies die anderen an still zu bleiben, als Randal noch etwas sagen wollte.
Artig folgte er dem Befehl und lauschte. Ein lauter werdendes Gebrodel
das an kochendes Wasser erinnerte breitete sich aus. Erschrocken zeigte
Lora mit dem Zeigefinger auf ihre Seite des Boots. Große Blasen taten
sich auf der Wasseroberfläche auf und zerplatzten. Lora stand auf
und beugte sich etwas über den Rand des Bootes.
„Was ist das...“ fragte
sie gerade als ein großer, purpurner Fangarm, besetzt mit Saugnäpfen
aus dem Wasser zischte und Loras Arm umgriff. Erschrocken schrie sie auf
und versuchte sich aus der unangenehmen Umklammerung zu befreien. Doch
je fester sie zerrte umso stärker klebten sich die Saugnäpfe
an ihren Arm. Donovan sprang auf und wollte gerade mit seinem Schwert nach
dem Fangarm schlagen als von der anderen Seite ein weiterer Arm aus dem
brodelnden Wasser schoss und sich um Donovans Taille klammerte und ihn
unsanft auf den Bootsboden drückte. „Ich krieg keine Luft!“ presste
Donovan mit hochroten Kopf aus seinem Mund und ließ sein Schwert
los um mit beiden Armen an dem glitschigen Fangarm herumzuzerren. Randal
begann von seinem Sitz aus mit dem Wanderstock auf den Arm fluchend einzuschlagen,
als Lora mit einem Kreischen ins Wasser gezogen wurde und platschend in
der Finsternis des Sees verschwand.
„NEIN!“ schrie Loki aus,
riss sich sein Kettenhemd von Leib und sprang mit nacktem Oberkörper
Lora in den See hinterher. Kaltes Wasser schloss sich um Loki und ließ
ihn seine Muskel anspannen. Als er die Augen öffnete brannte das Wasser
in ihnen, und er konnte nichts außer Dunkelheit um ihn herum sehen.
Irgendetwas packte ihm um seine Brust und zog ihn weiter in die Tiefe.
Loki ließ es geschehen, er konnte nichts dagegen machen und versuchte
seine Brustmuskeln so anzuspannen dass ihn der Fangarm nicht erdrückte
und auch seine Luft nicht aus den Lungen gepresst wurde. Flimmernde Sterne
glommen vor Anstrengung auf und er merkte wie die Luft knapp wurde, als
plötzlich zwei große Gelb strahlende Augen in der Dunkelheit
auftauchten. Wie zwei wolkenbedeckte Sonnen funkelten sie ihn Böse
an. Der Fangarm zog ihn näher an die Augen heran und er konnte fühlen
wie sich ein Maul öffnete und ihn an sich heransog. Panik ergriff
ihn, sein Herz begann wild zu schlagen und einige kostbare Luftblasen fanden
den Weg aus seinem Mund.
Hektisch tastete Loki
nach seinem Schwert und bemerkte voller Überstürzung dass er
es oben zusammen mit seinem Huthelm abgelegt hatte. Er merkte wie etwas
schnabelartiges gegen seine Füße stieß. Schlagartig ging
es ihm durch den Kopf- das Ungetüm wollte ihn bei lebendigem Leib
zerreißen und verspeisen. Wild stieß er mit seinen Stiefeln
nach dem Schnabel und versuchte sich so abzustoßen, doch die Kraft
des Fangarmes war stärker als er. Irgendetwas spitzes ratschte an
Lokis Schulter entlang und in letzter Hoffnung griff er danach und hatte
die Klinge eines Dolches schmerzhaft in der Hand. Jemand vom Boot musste
ihn verloren haben. Er spürte erneut den Schnabel an seinem Schuhen
und versuchte so schnell wie man unter Wasser einen Gegenstand packen und
damit zu stechen kann, den Dolch richtig anzufassen. Unter Kraftanstrengungen
gelang es ihm. Durch die vielen Sterne behindert konnte er nur noch dämmrig
die gelben Augen wahrnehmen und unternahm einen letzten Versuch sein Leben
zu retten. Voller Wucht stieß er den Dolch in Richtung eines Auges
und traf. Ein greller, hoher Quietschton breitete sich im Wasser aus und
der Fangarm ließ von ihm ab. Das Ungetüm floh schreiend in die
Tiefen des Sees zurück, mit dem Messer in seinem Auge. Kraftlos schob
sich Loki nach oben als er gegen etwas weiches stieß, das nach unten
sank. Er tastete das Ding ab und spürte zwei weiche, Pfirsiche in
seinen Händen. Lora! Schoss es ihm durch den Kopf. Irgendwie schaffte
er es sie zu packen und mit an die Wasseroberfläche zu ziehen. Laut
schnaufend stieß er mit dem Kopf aus dem Wasser und holte tief Luft.
Sofort waren vier Hände zur Stelle und zogen ihn und Lora aufs Boot
hinauf. Zwei der Paddel schwammen gebrochen im Wasser und auf dem Boot
hing noch ein abgehackter Purpurarm über den Rand ins Wasser der noch
etwas zuckte und von Randal mit seinem angeknickten Wanderstab geschlagen
wurde.
Erschöpft und durchgefroren
ließ sich Loki auf einen der Querbalken sinken. Die anderen beiden
kümmerten sich um Lora. Bestürzt sah Loki zu ihr, sie lag wie
ein Stein auf dem Boot und bewegte sich nicht. Donovan drehte sich zu ihm
herum. In seinem blutverschmierten Gesicht, ihm waren einige Adern geplatzt,
spiegelte sich Hoffnungslosigkeit wieder und er schüttelte langsam
seinen Kopf.
Loki senkte seinen
Kopf und starrte den Boden an, eine einsame träne tropfte ihm aus
seine Auge und fiel auf den Bootsgrund. Entmutigt und zu tiefst in trauernde
Gedanken vergruben, Griff er nach seinen Sachen und stieß dabei seine
Umhängetasche um. Polternd rollte ihm eine kleine Ampulle vor die
Füße. „Der Trank!!“ schrie Loki aus, griff die Flasche und stieß
die beiden anderen unsanft von Lora weg. Verwundert blickten sie ihn an
wie er sich über sie kniete, und ihr eine Flüssigkeit in den
Mund goss. Als einige Sekunden lang nichts geschah begann er auf ihre Brust
zu trommeln und schrie zornig: „Wach auf! Wach auf, du kannst nicht sterben,
ich kann doch nicht ohne dich weitermachen!!“
„Draco, lass es gut sein,
du kannst nichts mehr für sie tun... komm...“ versuchte Lomar beruhigend
auf Loki einzureden, als plötzlich Lora stöhnend den Mund öffnete
und kleine blau leuchtende Punkte aus ihrem Mund entwichen. Schlagartig
riss sie die Augen auf und japste nach Luft.
„Was..uhhh...“ wisperte
Lora, doch Loki legte ihr nur zwei Finger auf ihre blau angelaufenen Lippen
und bedeutete ihr nicht zu sprechen. Vier glückliche Gesichter erhoben
sich über Lora und strahlten sie an. Sie war noch etwas verwirrt,
konnte sie sich doch nicht mehr daran erinnern was geschehen war. Nur ein
Satz schwirrte ihr durch den Kopf.
„Du kannst nicht sterben,
ich kann doch nicht ohne dich weitermachen.“
Sie richtete sich mit
Hilfe etwas auf und sah Loki an. Mit einem stürmischen Satz nach vorne
schlang sie sich fest um Loki der sie ebenfalls in die Arme nahm. Sein
heißer Körper gab ihr Wärme, sie spürte wie ihr Herz
zu klopfen begann als ob es vorher nie da gewesen wäre. Tränen
liefen ihr über die Wangen und rannen über ihr Kinn an Lokis
Schulter hinab. Endlich, endlich hatte sie gefunden wonach sie schon so
lange gesucht hatte und sich in manches Abenteuer begeben hatte. Jemanden
der es wert ist ihr Herz zu erhalten. Sie schloss die Augen und kuschelte
sich fest an Loki, als sich das Boot langsam wieder in Bewegung setzte
und sich von dem gelblichen Fleck der sich neben dem Schiff auf dem Wasser
ausbreitete, entfernte und langsam auf das nahende Ufer zu bewegte.
Nach weniger als einer
Stunde erreichte das Boot das Ende des Sees und grub sich knirschend in
den Kieselstein Strand. Erschöpft gingen alle von Bord, Loki unterstützte
Lora indem er sie in seinen Armen trug. Ein kleiner, von grün leuchtenden
Pilzen, beleuchteter Weg vom See weg der sie nach drei Meilen malträtierendem
Fußmarsch an ein kleines Steinhaus brachten.
Schon seit langer Zeit
musste das Haus verlassen stehen, es bestand nur aus einem Raum mit einer
schwarzen Feuerstelle in der Mitte und mehreren Lagern aus Stroh darum.
Vollkommen ihrer Kräfte beraubt, ließen sich alle auf dem Stroh
nieder und fielen in einen tiefen, erholsamen Schlaf. Lora und Loki hatten
sich eine Ecke ausgewählt und lagen sich gegenseitig wärmend
eng umschlungen auf dem trockenen und pieksendem Stroh, doch das störte
sie weniger, sie wollte nur noch schlafen und zusammen sein. Und am liebsten
beides, was ihnen auch gelang, kurz bevor sie nach den anderen verschwitzt
und glücklich ins Land der Träume geleitet wurden.
Kapitel IX – Der Tempel der Dunkelheit.
Sie wusste nicht recht
ob es nun Tag oder Nacht war, aber das störte eigentlich nicht viel,
da die Sonne ohnehin nicht auf diese dunklen Orte unter der Erde schien.
Loki tat der Nacken weh,
als er aufwachte. Etwas mühsam erhob er sich vom Lager und ging vor
das Haus. Dort saß bereits brummelnd Randal vor einem kleinen Feuer
und wärmte sich seine alten Knochen.
„He, guten morgen.“ Brachte
Loki raus.
„Ha, was heißt
guten morgen? Vorallem morgen und was soll daran gut sein und überhaupt,
wisch dir erst mal deine Augen wieder frei und nimm ein Bad.“
Beide schwiegen einen
Augenblick.
„Äh, lass das mit
dem Bad. Tee?“ entschuldigte sich Randal und bot Loki einen kleinen schäbigen
Metallbecher an mit einer dunklen, gut riechenden Flüssigkeit darin.
Loki hatte, unter uns
gesagt, keine Ahnung was Tee ist und schnupperte ersteinmal sehr misstrauisch
an dem dampfenden Getränk und probierte dann ein wenig und war sehr
überrascht wie wohlschmeckend dieser Tee doch war.
Bis die anderen nach
und nach aus dem Land der Träume zurückkehrten, unterhielten
sich die beiden Frühaufsteher über Tee. Kurze Zeit später
saßen alle zusammen um das Feuer und aßen etwas von ihren Rationen.
Etwas Brot, gepökeltes Fleisch und ein paar gedörrte Früchte.
Als keiner hinsaß, goss sich Donovan aus einer kleinen Metallflasche
eine streng riechende Flüssigkeit in sein Wasserbecher und leerte
ihn in einem zug.
„So, genug gesessen,
wir müssen weiter, los kommt, kommt. Randal du gehst voran.“ Dirigierte
Loki seine Leute an.
Schnell, aber nicht hastig,
wurde das Feuer ausgemacht und die Sachen zusammengepackt, dann setzte
sich die Gruppe in Bewegung. Randal führte sie an, gefolgt von Loki
und Lora die wachsam Arm in Arm nebeneinander hergingen und gefolgt von
Donovan und Lomar die sich über dieses und jenes unterhielten. Ein
steiniger und holpriger Weg führte die Gruppe eine leichte Anhöhe
hinauf, die sie nach gut drei Stunden Fußmarsch auch erreicht hatten.
Die Zeit verging nicht besonders schnell. Die Umgebung war keinesfalls
besonders spannend. Hier und da waren zwischen den glühenden Pilzen
die für etwas Licht sorgten, ein paar Farne oder Moosflechten, ansonsten
nur Steine, Erde und Geröll dass wohl irgendwann einmal von der Decke
hinabgefallen sein muss.
Als sie die Anhöhe
erreichten, blickten sie in ein Tal hinunter in dessen Mitte sich ein großer
Tempel mit einem dreieckigen Dach befand, der aus schwarzem Marmor erbaut
worden ist.
„Dass muss er sein, der
Tempel der Dunkelheit.“ Sprach Lomar voller Erfurcht aus.
„Wohl dann lasst uns
gehen und diesem Vampirfürsten den goldenen Stab in seinen Allerwertesten
stecken!“ brüllte Randal kichernd und rannte eine schmale dunkle Marmortreppe
hinab die zum Tempel führte, die anderen folgten ihm.
Als Randal am Grund des
Tales angekommen war, schien ihm der Tempel doch größer zu sein
als er angenommen hatte. Sechs mehrere Mann hohe schwarze Säulen stützten
das Dach zur Linken und Rechten Seite hin nach vorne ab. In der Mitte der
zu ihnen gerichteten Wand befand sich ein großes, sieben Meter hohes
mit geschwärztem Stahl verstärktes Holztor, welches den Eingang
zum Tempel markierte.
Die Gruppe machte sich
daran das Tor aufzuschieben, brauchte für einen kleinen Spalt der
gerade groß genug für eine Person war, fast eine geschlagene
Stunde Schieb- und Drückarbeit.
„Also, passt auf, wir
wissen nicht was uns hinter diesem Tor erwartet. Zieht eure Waffen. Lora-
du wartest hier draußen und Randal passt auf sie auf. Kommt jetzt!“
gab Loki zu wissen. Lora protestierte zwar genauso lautstark wie Randal,
aber letztendlich fügten sie sich der Anweisung von Loki. Sie und
er gaben sich noch einen langen Kuss auf die Lippen, ehe sich die beiden
Krieger und der Magier nach drinnen bewegten.
Staubige und muffige
Luft befand sich in dem Tempel. Die Drei standen in einer ungefähr
neun oder zehn Meter hohen Halle, deren Enden sich im Dunkel verloren.
Nur ein rotgefliester Weg auf dem Marmorboden war beleuchtet. Im Abstand
von einigen Metern waren runde, reich verzierte Säulen zu den Seiten
des Weges angebracht an denen große Metallschüsseln angebracht
waren aus denen Flammen empor stießen und ein wenig Licht in die
Dunkelheit brachten. Mit gezogenen Schwertern bewegte sich die Gruppe,
Loki voran, langsam und vorsichtig weiter in den Tempel hinein. Nach
einer Weile, die Halle schien endlos zu sein, traten sie durch einige Bögen
und gelangten in einen Kreisrunden Raum in welchem zehn übermenschlich
große Statuen, aus einem schwarz glänzendem Metall gefertigt,
an den Wänden standen und mit ihrer rechten Hand auf eine art Altar
in der Mitte deuteten.
Donovan bemerkte es zuerst
indem er eine Gänsehaut bekam. Es herrschte absolute Stille in dem
Raum. Nicht einmal ein Windhauch war zu vernehmen. Donovan tippte vorsichtig
Loki an und wollte ihm seinen Eindruck mitteilen als er bemerkte dass er
nicht sprechen konnte.
Oder anders gesagt, irgendetwas
in dem Raum schien wie verzaubert jeden Laut zu unterdrücken. Leichte
Aufregung machte sich breit. So gut es ging verständigte man sich
gegenseitig mit Handzeichen was zu tun sei. Loki steckte sein Schwert weg
und holte den kleinen goldenen Stab hervor und näherte sich der Mitte
des Raumes. Dort stand ein etwa ein mal ein Meter großer Marmorblock
mit einer Öffnung auf der Oberseite welche den Durchmesser des Goldstabes
hatte. Lomar und Donovan versuchten so gut wie es ihnen ging Loki vor einer
vielleicht vorhandenen Gefahr zu schützen. Noch zwei Schritte, zwei,
eins. Jetzt stehe ich vor der Rettung des Landes, dachte sich Loki und
ließ langsam den Stab in die Fassung gleiten. Wären nicht alle
Geräusche wie gelähmt, könnte er jetzt sein Herz pochen
hören und wie er schwer und angeregt atmete. Ein einklinkendes Geräusch
ertöte in dem Raum und der goldene Stab verschwand bis zum Rand in
dem Marmorblock.
„Hallo?“ teste zuerst
Donovan wieder seine Stimme.
„Und nun? Was nun, was
es das schon?“ fragte Lomar in den Raum.
„Nein, das war es noch
nicht, jetzt geht es erst los, ihr Narren, hihi!“ schalt es durch die Halle
und eine kleine, fast durchsichtige bekannte Gestalt schwebte durch den
Eingang zu dem Marmorblock.
„Menschen, so leicht
beeinflussbar. Sag ihnen du würdest die Sonne verdunkeln können
und warte den richtigen Zeitpunkt ab wenn es wieder einmal so weit ist.
Verspreche einigen Nekromanten die Untoten währenddessen wieder zu
beleben, gebe einige falsche Informationen weiter und locke die „Helden“
auf die für sie richtige Fährte, sage ihnen du wüsstest
wie sie diesen bösen bösen Vampirfürsten am Wiederauferstehen
hindern können und ehe du dich versiehst, weilst du wieder unter den
Lebenden.“ Schallendes Gelächter ertönte. „Sagte ich gerade unter
den Lebenen?“ die Geistergestalt lachte weiter und verschwand in dem Marmorblock.
Verunsichert sahen sie
die Drei an und bemerkten langsam was für ein falsches Spiel mit ihnen
gespielt worden war. Sie allein waren dafür verantwortlich dass der
Vampirfürst wieder auferstehen würde, sie ganz allein hatten
mit ihrem Willen Gutes zu tun genau das Gegenteil bewirkt.
„LEUTE LEUTE!! NICHT
den Stab irgendwo reinstecken! Ich habe ganz furchtbares herausgefunden,
hört ihr? Baradesch ist dieser Tempel gewidmet, dem Baradesch der
uns in der Drachenhalle sagte wir sollten den... O H!“
Eben noch schreiend verstummte
Randal als er in die Halle kam und die Drei ängstlich dreinblickend
um den Marmorblock herumstehen sah.
Schnaufend kam Lora nach
gerannt. „Ihr habt doch nicht etwa...oh nein.“
Stille breitete sich
unter der wieder vollständig zusammenstehenden Gruppe aus, als ein
Kichern die Stille unterbrach.
Neun in dunkle Roben
gekleidete Gestalten traten durch die Öffnung in den Raum und umkreisten
die Gruppe.
„Hmm... hat uns Fürst
Baradesch doch glatt ein Festmahl zu seiner Auferstehung beschert. Habt
Dank, Menschenkinder, dass ihr uns diesen großen Gefallen getan habt.
Dafür sollt ihr auch fürstlich Belohnt werden. Ihr dürft
welche der Unseren werden.“
Einer nach dem anderen
der Neun warf seine Kapuze nach hinten und zeigte sein bleiches, altes
Gesicht mit den langen Eckzähnen.
“Wehrt euch nicht, dann
seid ihr schnell am Ziel.“ Meinte eine der Gestalten.
Die Gruppe bildete einen
Kreis Rücken an Rücken und war bereit ihr Leben so gut zu verteidigen
wie es nur ging.
„Mir reicht es.“ Sagte
Donovan trocken und steckte sein Schwert weg.
„Ich habe genug, das
macht mich einfach nur fertig, ich brauche erst mal einen guten Schluck.“
„Donovan, zieh sofort
dein Schwert!“ schrie Loki ihn an.
Doch Donovan scherte
sich nicht um Loki oder die anderen die versuchten auf ihn einzureden,
selbst die näherkommenden Vampire konnten ihn mit ihren gebleckten
Zähnen nicht mehr erschrecken.
Er konnte hören
wie Lomar irgendeinen Zauberspruch brüllte und es kurz darauf begann
Knoblauchwasser zu regnen. Anscheinend zum Gefallen der Vampire, die sich
nur lustig darüber machten und etwas von die Ältesten der Vampire
sprachen. Gemütlich griff Donovan unter den Rand seines Brustpanzers
und zog ein kleines Metallfläschchen hervor, schraubte einen Deckel
ab und nahm einen tiefen, großen Schluck daraus.
„Uhhhaa. Was tut er?
„Was macht er?“
„Was soll das, oh nein
er verdirbt das Festmahl!“
Schrieen und kreischten
die Vampire aufgebracht als Donovan aus seiner Flasche trank.
Einer von ihnen begann
sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die wenigen verbliebenen Haare vom Kopf
zu reißen, ein anderer fing einfach an zu heulen wie ein kleines
Kind.
Verwundert riss Loki
Donovan die Flasche aus der Hand und roch daran.
„Knoblauchschnaps! Es
ist Knoblauchschnaps!“ rief er und nahm ebenfalls einen Schluck und reichte
die Flasche an die anderen weiter. Als die Flasche bei Randal angelangt
war, befand sich kein Tropfen mehr darin.
„Na toll,“ brummelte
er.
In diesem Moment verstummten
die Vampire in ihrem Wehklagen über das vergiftete „Essen“ und gingen
auf die Knie um ein Lied in einer allen anderen unbekannten Sprache anzustimmen.
Erschrocken entfernte die Gruppe von dem Marmorblock der zur Seite glitt.
Lora schmiegte sich eng an Loki und flüsterte ihm ins Ohr er möge
sie fest halten, was er auch tat.
Abrupt kam der Block
zum stehen und eine Gestalt erhob sich aus einem darunter befindenden Loch
in die Hohe und schwebte langsam auf Randal zu.
Es war Baradesch, der
für sein Alter gemessen nun jung aussah. Wallendes blondes Haar hing
ihm über die Schultern und eine schwarze mit Gold verzierte Robe war
sein Gewand. Wären nicht die spitzen Eckzähne, sein kalter Blick
und die blasse Hautfarbe, hätte man nicht gemeint er wäre ein
Vampirfürst, wenn nicht gar Der Vampirfürst.
„Habt Dank für meine
Erweckung. Jahrtausende war ich hier unten eingesperrt doch nun habt ihr
mich zurückgeholt!
Nichts wird mich nun
mehr aufhalten können. Hier unten gelangt kein Sonnenlicht hinab und
Knoblauch oder andere Mittelchen wirken nicht bei mir. Ich werde euch zu
meiner Dienerschaft hinzufügen, und mit dir alter Mann,“ dabei deutete
er auf Randal der ihm weiter zurückwich „werde ich anfangen. Du wirst
mir meinen Durst stillen und dazu auch noch schmecken, so ganz ohne diesen
ekelhaften Knoblauchgeschmack.“
Keiner der Anwesenden
wusste wie sie Randal helfen sollten, geschweige denn wie sie sich selbst
helfen sollten.
„Ja aber, äh, he
he he äh, ich meine ich äh bin doch gar nicht mehr so lecker,
äh viel zu alt und knochig, ähm,“ versuchte sich Randal rauszureden
um sich damit sein Leben zu retten, doch der Vampirfürst kam immer
näher. Randal trat blind einen Schritt nach dem nächsten Rückwärts
bis er über den Fuß einer der Statuen stolperte und hinfiel.
Dabei entleerte sich
ein Teil seiner Tasche auf den Marmorboden, ein kleines, geschwärztes
Fläschchen rollte dabei über den Boden und schabte etwas von
seiner schwarzen Lackierung ab durch die einige grelle Strahlen schimmerten.
„AAHHH WAS IST DAS!?“
kreischte Baradesch und verbarg sein Gesicht hinter seinen Händen.
Randal saß auf dem kalten Boden und guckte verängstigt zu dem
Vampirfürst hinüber.
Auch die anderen Vampire
begannen zu schreien und panisch den Raum zu verlassen.
„Zerstör die Flasche
Randal, zerstör die Flasche!“ riefen fast wie aus einem Mund die anderen
von Randals Gefährten.
Randal nahm all seinen
Mut zusammen und hob die Flasche auf um sie auf Baradesch zu werfen. Wie
erwartet wich der Vampir der Ampulle aus und sie zersplitterte auf dem
Boden und ließ die gefangene Flüssigkeit frei.
Für einen Augenblick
entfaltete sich das Licht der Sonne im Tempel und breitete sich schnell
durch die ganze Höhle aus. Geblendet schlossen alle ihre Augen und
verbargen ihre Gesichter vor dem grellen Licht.
Als nach einigen Sekunden
langsam das Licht verschwand und die Sterne vor den Augen ebenfalls, sahen
sie nur noch einen Haufen Asche dort wo eben noch der Vampirfürst
gestanden hatte.
„Wir haben es geschafft!
Wir haben es geschafft!“ fing Lomar an zu rufen und machte einen Freudentanz.
Auch die anderen fingen an zu jubeln. Der Vampirfürst war besiegt,
das Land war gerettet und sie hatte alle überlebt.
Donovan half dem alten
Mann auf die Beine und schüttelte ihm freudig die Hand. Lora und Loki
umschlungen sich und begannen sich zu küssen. Sie wollten dass dieser
Augenblick ewig währen würde und sie nie wieder die Augen aufmachen
müssten.
Ein leichtes Donnern
unterbrach die Freude und den Jubel.
„Was ist das?“ fragte
Lora.
Das Donnern wurde stärke
und die Erde begann zu beben.
„Ein Erdbeben! Schnell
raus hier!! Raus!“ rief Donovan und lief auf den Ausgang zu als Teile der
Decke vor ihm hinabstürzten und ihn beinahe unter sich begruben.
Überall fielen nun
Teile des Tempels in sich zusammen. Alle Augen ruhten nun auf Loki und
erwarteten eine Antwort, eine Entscheidung.
Hastig blickte Loki um
sich. Er sah nur einen einzigen Ausweg und rannte auf das freigewordene
Loch zu über dem vorher der Marmorblock stand.
„Eine Treppe! Hier lang!“
rief er durch das laute Donnern den Anderen zu und wunk sie zu sich. Tatsächlich,
es befand sich eine schmale Wendeltreppe in dem Loch das nach unten führte.
Hastig ging einer nach dem anderen die Treppe hinunter, Loki folgte als
Letzter.
Die letzten Drei Stufen
sprang er ins Dunkel und wurde noch von der Staubwolke aus herbfallenden
Steinen überholt als er irgendwo hart mit dem Kopf auftrat und die
Besinnung verlor.
Kapitel X – Reise in die Vergangenheit
Loki öffnete schwer
seine Augen und sah verschwommen wie irgendwoher Licht kam.
Er lag auf dem Boden
und sein Kopf schmerzte wie tausend Bienenstiche.
Anscheinend führte
die Treppe in eine art Kellergewölbe. Er konnte alte Moosbesetzte
Steine und herabhängende Spinnenweben erkennen.
Seine Augenlieder wurden
wieder schwerer und sie fielen ihm zu.
Es musste eine Weile
vergangen sein und Loki erwachte erneut. Sein Kopf tat ihm immer noch weh
und er konnte sich nicht bewegen. Sein Blick war schwer und immer noch
verschwommen und war auf das Ende des Raumes gerichtet an dem sich ein
riesiges Zahnrad befand, anscheinend aus Metall da er vermutete die röt-braunen
Flecken könnten Rost sein, mit irgendeiner Zahl oder einem Zeichen
in weißer Schrift darauf.
Ein seltsames Geräusch
erklang, wie dass wenn man eine Zugbrücke anhebt, nur lauter. Kleine
Dampfstrahlen kamen aus den Rändern des Zahnrades und dieses bewegte
sich langsam zur Seite. Loki kam in den Sinn dass hier unten vielleicht
Goblins lebten. Goblins hatten schon immer seltsame Geräte und Maschinen
gebaut die dampften. Er wollte etwas sagen doch konnte nicht. Seine Zunge
hing schwer wie Blei in seinem Mund fest.
Langsam bewegte sich
das Zahnrad und grelles, weißes Licht blendete ihn. Loki konnte nur
erkennen wie irgendjemand auf ihn zukam ehe er wieder das Bewusstsein verlor.
Erschrocken und nach Luft
japsend richtete sich Loki schlagartig auf. Er tastete sich sofort ab.
Nichts tat ihm mehr weh, keine Verletzungen. Er hatte seltsame Kleider
an, eine Art Langärmliges graues Hemd und eine ebenfalls graue Hose
sowie ein paar schwarzer Lederstiefel. Neugierig berührte er sein
Hemd. Der Stoff war weich, wie Seide und sehr fein verwebt. Loki saß
auf einem Bett dass schon fast unangenehm weich war, eine leichte weiße
Decke lag über seinen Beinen und er befand sich in einem Raum den
er noch nie so gesehen hatte. Langsam schob er die Decke zur Seite und
stand auf. Loki ging zu einer der Wände die einen quadratischen Raum
bildeten und berührte sie. Kalt wie Stein und eben wie Papier war
die Wand, der Boden und auch die Decke. Loki stand fasziniert im Raum und
tastete wie ein Kind alles ab. Das stählerne Bettgestell, die stählerne
Tür- sie war verschlossen und hatte keinen Griff, sogar das seltsame
Licht an der Decke wollte er anfassen.
Loki fand diese Fackel
sehr seltsam. Sie war länglich, nicht sehr dick, anscheinend in Glas
gefasst und strahlte grelles weißes Licht aus. Vorsichtig berührte
er die Glasfackel und merkte dass sie eigentlich gar nicht heiß war,
eher warm.
„Wo bin ich hier? Wo
ist Lora? Lora? Lora!“ sprach Loki mit sich selbst.
Loki ging zur Tür
und hämmerte dagegen bis ihm die Hände weh taten. Verärgert
über sich selbst fiel ihm eine kleine Ausbuchtung neben der Tür
auf. Sie war rund und rötlich. Behutsam berührte er diese. Mit
einem zischen Sprang die Tür auf, besser gesagt hoch und verschwand
in der Decke. Erschrocken sprang Loki ein paar Sätze zurück.
„Zauberei!“
Vorsichtig näherte
sich Loki der Öffnung und schaute durch sie hindurch. Sie führte
in einen langen Gang, der von Glasfackeln an der Decke beleuchtet wurde.
Er betrat den Gang und
bemerkte wie zischend die Tür hinter ihm wieder auf den Boden fuhr
und den Raum verschloss. An den grauen Wänden des Ganges befanden
sich einige Schilder, wahrscheinlich Wegweiser. Aber die Buchstaben in
ihrer Anordnung ergaben für Loki keinerlei Sinn.
Eine blechern klingende
Stimme ertönte links von Loki und erschreckte ihn.
Was sie sagte konnte
er nicht verstehen, aber vom Sinn er wohl etwas wie „Halt, stehen bleiben!“
Loki drehte sich zu der
Stimme hin und erstaunte. Niemand war zu sehen, der Gang war leer. Erneut
sprach die Stimme zu ihm, doch er konnte niemanden sehen. Irgendwo hörte
er eine weitere Tür sich öffnen und Schrittgeräusche die
näher kamen.
Loki entschied sich dafür
sich nicht zu verstecken sondern abzuwarten. Einige Atemzüge später
kamen zwei seltsam hakig gehende Gestalten in den Gang. Sie sahen aus wie
Ritter, allerdings sehr dünne Ritter, waren in eine beige Vollrüstung
gekleidet und hatten ein rötlich leuchtendes Visier auf ihrem Helm.
In ihren Händen trugen sie seltsame stählerne Stöcke die
viereckig waren und sehr schwer aussahen.
Knapp vor Loki blieben
die beiden stehen und einer von ihnen sagte etwas unverständliches
zu ihm. Dabei flammten die roten Visiere auf.
„Ich kann euch nicht
verstehen, Herr Ritter. Was sagt ihr?“ erwiderte Loki.
Dabei fiel ihm auf dass
die beiden auf ihrem Brustpanzer das Symbol der Dragon Lords hatten.
„Seid ihr von den Dragon
Lords? Ich bin von ihnen...“ und er wollte ihnen seine Insignien zeigen,
doch merkte er dass man sie ihm ebenfalls wie alles andere abgenommen hatte.
Einer der Ritter sagte
noch etwas in einer unbekannten Sprache zu Loki und deutete dann ruckartig
mit seinem Stahlstock Loki an voran zu gehen.
Langsam hatte Loki genug
und ihm war das Ganze auch nicht geheuer. Wer weiß wo er hier war.
Er machte also Anstalten ein lautes „Was ist das denn?“ auszurufen und
hinter die beiden Ritter zu deuten.
Wie er gehofft hatte,
ging sein Plan auf und beide drehten sich nach hinten um. Diese Möglichkeit
nahm Loki wahr und begann den Gang entlang zu rennen, den beiden Rittern
davon. So schwer gerüstet wie diese waren würde es einige Zeit
dauern ehe sie ihm hinterher kamen.
Loki rannte und war schon
fast an der nächsten Abbiegung des Ganges als neben ihm an den Wänden
blaue Lichtpunkte einschlugen und Blitze schleuderten. Hastig rannte er
in den nächsten Gang. Wie konnte das nur sein, seit wann tragen Magier
Rüstungen, schoss es ihm durch den Kopf.
Bereits keuchend und
um sein Leben rennend erreichte er die nächste Abzweigung und rannte
um die Ecke. Kurz dahinter stand ein weiterer Ritter, allerdings in einer
grauen Rüstung und statt des Stahlstocks einen Besen in der Hand.
Loki blieb stehen und
starrte verwundert auf den Ritter.
„Was bei allen Göttern...“
stammelte er.
Zu seiner Rechten fiel
ihm plötzlich ein roter Kasten auf der an der Wand hing. Hinter einer
Glasscheibe befand sich eine große Axt. Ohne noch länger zu
zögern schlug Loki das Glas ein und nahm die Axt heraus.
„Geh zur Seite und lass
mich durch!“ befiehl er dem Ritter mit dem Besen in der Hand, doch dieser
antwortete ihm nicht. Loki hörte hinter sich Schritte und ahnte dass
das die anderen beiden Ritter sein mussten. Die Axt über dem Kopf
rannte Loki auf den Ritter zu und hieb dem Ritter mit dem stumpfen Ende
gegen den Helm.
Loki war erstaunt, der
Ritter hatte den Schlag einfach so eingesteckt, er fiel nicht um und hatte
nicht einmal seinen Kopf bewegt, es war als ob er gegen einen Stein geschlagen
hätte.
Irgendeine blecherne
Stimme hinter ihm schrie etwas unverständliches und dann merkte Loki
nur noch wie er von Blitzen umgeben wurde und vor Schmerzen die Besinnung
verlor.
Dieses mal erwachte Loki
unter einem Kuss von Lora. Als er die Augen aufmachen umarmte sie ihn glücklich
und er sie. Auch die anderen waren da und klopften ihm auf die Schulter.
Alle waren wie er selbst in grauen Kleider gehüllt. Er saß auf
einem stählernen Stuhl an einem langen stählernen Tisch in einem
großen Saal.
„Geht es euch gut?“ fragte
Loki und alle nickten aufrichtig.
„Die Ritter haben dich
vor ein paar Stunden reingebracht. Weißt du wo wir sind?“
Loki schüttelte
mit dem Kopf. Nein, er wusste nicht wo sie waren.
„Und ihr werdet auch
nie erfahren wo ihr seid.“ Sagte eine sanfte, alte Stimme, viel älter
als die von Randal aber frischer, nicht so rau, eher sanft.
Alle Fünf guckten
auf das Ende des Tisches an dem nun ein alter Mann saß, mit einem
kurzen, weißen, Haarschnitt und tiefen Geheimratsecken. Ein weißer
Schnurr und Vollbart hob sich von dem faltigen Gesicht ab. Der Mann erhob
sich, er war in edle güldene Kleider gehüllt, trug eine weiße
Schärpe und zahlreiche Orden und Amulette, sowie einen weißen
Umhang.
Langsam trat er auf die
Gruppe zu.
„Seid Gegrüßt,
ich bin Gerald van Bonheur, Loki, du müsstest eigentlich schon einmal
von mir gehört haben, ich bin der Legat von Eldoras und damit dein
oberster Herr.“
Gerald lächelte
freundlich und bot allen an sich an einem plötzlich dastehenden Nebentisch
am Essen und Trinken zu bedienen.
„Grüß Dich
Randal.“ Sagte Gerald nur knapp zu Morn und dieser erwiderte nur
„Grüß Dich
Geri, lange nicht gesehen, was macht das Geschäft?“
Loki wusste nicht so
recht was er sagen sollte und Salutierte deswegen nur und stand stramm
vor seinem Obersten.
„Nicht doch nicht doch,
du hast viel für uns getan, für dein Land, für deine Gilde,
fühle dich unter Freunden.“ Ermahnte ihn Gerald wieder mit einem Lächeln
und umarmte dann Donovan der nur irgendetwas mit Onkel zu van Bonheur sagte.
„Wer seid ihr, Herr van
Bonheur, und wo sind wir?“ fragte Lora den alten Mann.
„Also Kindchen, nunu,
das ist Gerald van Bonheur, der Legat von Eldoras, wirst doch wohl schon
von ihm gehört haben.“ Kam Randal zuvor und stubste mit seinem Stock
Loki an der immer noch verwirrt und stramm auf seinem Fleck stand.
Gerald lächelte
wieder.
„Wie Randal schon sagte,
und wo ihr hier seid, ihr befindet euch an einem der wenigen Orte der Vergangenheit.
Einst gab es eine Welt nur mit Menschen, aber das ist Jahrmillionen her,
es würde euch nur belasten wenn ich euch die Geschichte vom Aufstieg
und Fall, erneutem Aufstieg und so fort von uns erzählen würde.“
„Von uns? Wir sind auch
Menschen, oder sehen wir aus wie Orks?!“ schnaubte Lora etwas aufgebracht
und gab Loki einen Hieb in die Rippen damit er endlich aufhörte stramm
zu stehen, was auch wirkte.
Gerald lächelte
nur erneut und ließ Loras Frage offen.
„Esst und trinkt, ihr
müsst bald weiter, wenn ihr zulange hier bleibt werdet ihr krank.
Ihr müsst euch bald
aufmachen, der Kaiser erwartet euch.
Eure Sachen liegen dort
drüben auf dem Tisch,“ dabei deutete Gerald auf einen weiteren Tisch
der vorher anscheinend noch nicht dort stand wo er jetzt stand. „und Loki,
komm doch bitte einmal zu mir, ich möchte dich kurz alleine sprechen.“
Loki und Lora guckten
sich kurz an und gaben sich einen knappen Kuss, dann ging Loki zu Gerald
und beide entfernten sich ein wenig vom Rest während diese aßen,
tranken oder sich ihre Sachen anzogen.
Gerald hackte sich, wie
es für einen älteren Menschen manchmal so üblich ist, bei
Loki ein und sprach mit gedämpfter Stimme zu ihm.
„Loki mein Lieber, es
ist schade dass du dein Gedächtnis größtenteils verloren
hast, aber ich möchte dir ein Geheimnis lüften, den Rest musst
du selbst herausfinden. Du kannst dich sicher nicht mehr an deine Eltern
erinnern und auch nicht an mich. Du hast den Dragon Lords treue Dienste
geleistet und ich schätze dich nun als reif genug ein für größere
Aufgaben, darum wird beim Kaiser jemand auf dich warten der dir ein Angebot
machen wird das du ablehnen oder annehmen kannst.“ Gerald seufzte etwas
und fuhr dann fort.
„Mein Junge, du bist
mein Großneffe.“
Loki blieb stehen und
schluckte. Tausend Gedanken gingen gleichzeitig durch seinen Kopf.
Gerald van Bonheur, der
erste Anführer der Dragon Lords nach Eldoras ist ein sehr mächtiger
Mann. Es scheint auch er weiß sehr sehr viel und ist ziemlich alt.
Und ich bin sein Großneffe,
dann bin ich ja mit Donovan verwandt. Oh bei allen Göttern, dann bin
ich ja auch eine ziemlich wichtige Person.
Lokis Gedanken wären
wohl noch lange so weitergegangen wenn ihn nicht Gerald in den Arm genommen
hätte.
Er flüsterte Loki
ins Ohr „Hier nimm das, wenn mich mein Alter nicht täuscht, wirst
du das brauchen können.“ Und dabei drückte er ihm etwas in die
Hand.
Einen kleinen Samtbeutel.
Loki beendete die Umarmung
und sah in den Beutel. Dann sah er Gerald an und drückte ihn vollen
Herzens.
„Vielen Dank, Onkel.“
Flüsterte er.
„Willkommen zuhause.“
Erwiderte Gerald.
Die Gruppe hielt sich
noch einige Zeit an dem unbekannten und Fremden Ort auf und stärkten
sich, ehe eine vermummte Gestalt mit dem Wappen der Dragon Lords kam und
ihnen ein Portal öffnete dass sie nach Calderah brachte.
Kurzerhand fand sich
die Gruppe im Thronsaal des Kaisers wieder.
Überrascht, obwohl
sie alle vorgewarnt worden sind, waren sie trotzdem.
Kapitel XI – Calderah
„Erhebt euch als Kaiserlicher
Ritter von Calderah, Sire Loki Lifec.“
Mit diesen Worten wurde
dem Kaiser das Ehrenschwert von einem Diener abgenommen.
86 Jahre hatte der Kaiser
von Calderah bereits hinter sich und das sah man ihm auch an. Nur noch
an den Seiten über seinen Ohren hatte der alte Mann silbernes Haar,
eine große goldene und reich verzierte Krone schmückte sein
Haupt und der Rote Samtumhang stellte sogar seine silberne Kleidung in
den Schatten. Er war einer der wenigen Menschen die jemanden in Erfurcht
erstarren ließen, nicht seines Amtes wegen sondern seiner Ausstrahlung.
Und dazu kam noch dass er trotz der gefochtenen Kriege ein sehr milder
Kaiser war und allseits beliebt.
Loki erhob sich voller
Stolz vor dem Kaiser als Ritter und verneigte sich. Er stand im in weiß
und Gold gehaltenen Thronsaal der sich einige hundert Meter in die Höhe
erstreckte und von einer runden Kuppel überdacht war.
Loki ging einige Schritte
auf dem roten Teppich vor dem Thron zurück, verneigte sich erneut
und verließ dann den Saal.
Zum Ausgang waren es
noch fast 10 Minuten Fußmarsch, vorbei an unzähligen gerüsteten
Wachen die zu beiden Seiten standen und hinter Loki wieder ihre Hellebarden
kreuzten.
Als er dass große
Thronsaaltor durchschritten hatte warteten auch schon seine Freunde auf
ihn.
Donovan hatte vom Kaiser
ein kleines Stück Land im Norden nahe der Stadt Trantor erhalten,
mit einer eigenen Burg, einem kleinen Dorf, Feldern und Äckern und
einem kleinen Hafen mit seinem eigenen Schiff, damit er so oft wie er möchte
Calderah besuchen kann.
Lomar hat eine kaiserliche
Empfehlung zur höchsten Magierschule in der Kaiserstadt erhalten,
von der er so lange geträumt hatte. Nun steht ihm die Magie in all
ihrem Wissen offen und er kann sein Potenzial vollends ausschöpfen.
Für Randal wusste
der Kaiser nicht so recht was er ihm für seine Verdienste geben sollte,
deshalb fragte er ihn. Und Randal entschied sich fordernd für „nur“
zwei Sachen. Die Erlaubnis einen Ableger seines Orkzedrucks in der Kaiserstadt
zu eröffnen, was ohne weiteres gewährt worden ist, und einen
unbeschränkten Zugang zu den Kaiserlichen Bibliotheken, was dann schon
etwas zögernder bewilligt worden ist.
Lora wurden Arbeiter
und Materialien zugesprochen um Balorus wieder aufzubauen.
Am Abend saßen alle
zusammen in einer guten Taverne in der Nähe des Kaiserpalastes und
feierten üppig, vor allem ihr Überleben.
Donovan und Loki tranken
auf Bruderschaft, jetzt wo sie wussten, dass sie Verwandt waren, Randal
und Lomar stritten sich eifrig darum wie viel Anteile sie bei dem Verkauf
ihrer Geschichte bekommen sollten und alle waren zufrieden.
Als man am nächsten
Morgen vor der Stadt war und bereit auseinander zugehen, kam etwas Wehmut
auf.
Loki verabschiedete sich
von allen mit einer Umarmung und dann standen nur noch er und Lora sich
gegenüber.
„Vielen Dank für,
für die schöne Zeit. Mh. Also, vielleicht kommst du ja einmal
vorbei und besuchst mich.“
Meinte Lora und spielte
etwas mit dem Knauf ihres Dolches.
„Mh, ja vielleicht, wer
weiß wo es mich hinzieht, ich muss mich erst mal noch einem Fort
der Dragon Lords melden, dort sollen mir weitere Befehle aufgegeben werden.“
Lora nickte und beide
gaben sich noch einen innigen Kuss. Randal schüttelte nur den Kopf
und flüsterte etwas mit Lomar.
Loki und Lora schauten
sich beide in die Augen und waren irgendwie traurig, doch keiner traute
sich irgendwie seinen Gefühlen und Wünschen Luft zu machen.
Es war nun einmal ihre
Bestimmung. Loki gehörte zu den Dragon Lords und Lora war die neue
Gräfin von Bolgaron und musste ihren Pflichten nachgehen.
Beide umarmten sich noch
ein letztes Mal und ritten dann in ihre eigene Richtung, begleitet von
zwei Reitern der Kaiserlichen Garde.
Lomar begleitete Loki
noch ein Stück.
„Draco, ich meine Loki,
wir sind doch Freunde, oder?“ begann Lomar das Gespräch.
Loki nickte.
„Dann sag mir eines,
warum sagst du ihr nicht was du denkst?“
„Na, mh, also, nein,
sie ist nun Gräfin, sie hat Verantwortung zu tragen, sie muss regieren
und wird irgendwann einen anderen Grafen oder Höheren heiraten und
glücklich werden. Für mich ist da kein Platz, ich bin nicht adelig.“
„Du bist ein so großer
Kämpfer und mutig noch dazu, aber in der Liebe schaffst du es nicht
mal das Schlachtfeld zu betreten. Was hatte dir dein Großonkel eigentlich
gegeben? Sage nichts, ich weiß es schon- und er wusste auch warum
er es dir gegeben hat. Machs Gut und besuch mich mal.“
Mit diesen Worten machte
Lomar kehrt und ritt zurück in die Stadt, ohne die Antwort von Loki
abzuwarten.
Lora wies ihre beiden
Begleiter an etwas zurückzubleiben, sie wollte es nicht wenn sie jemand
heulen sah.
Im Sonnenlicht glänzende
Tränen rannen ihre Wangen hinab und tropften auf die befestigte Straße
die durch das grüne Land führte. Sie hatte gedacht dass Loki
sie vielleicht fragen würde ob sie bei ihm bleiben würde. Sie
hätte ohne zu zögern Ja gesagt. Aber er hat sie nicht gefragt.
Leise schluchzte sie vor sich hin und streichelte ihr Pferd.
Aber sie war sich sicher,
niemals würde sie ihn vergessen, ihren waren Helden der nun das geworden
ist was er dachte zu sein und für sie immer war, ein Ritter. Wie gerne
hätte sie gesagt er wäre ihr Ritter für alle Zeiten.
„LORA!“ schrie jemand
aus einiger Entfernung.
Lora stoppte ihr Pferd
und drehte sich um. Eine Staubwolke hinter sich lassend ritt Loki mit seinen
beiden Begleitern auf sie zu und sprang noch von seinem Pferd ehe es richtig
gestoppt hatte.
„Lora, Lora, es tut mir
leid, ich bin ein riesen Esel!“
Loki ging vor ihr auf
die Knie und kramte ein kleines Samtsäckchen hervor.
„Ähm Lora, äh
also, ich... ich wollte dich noch was fragen, äh, ich...also...“ stotterte
Loki vor sich hin.
Schnell wischte sich
Lora die Tränen aus den Augen und stieg von ihrem Pferd ab und trat
vor Loki. „Ja..?“ fragte sie zittrig.
„Lora, also, äh,
wir haben ja, naja, viel, also, ich meine, ähm schönes ... schönes
Wetter heute, also äh die Sonne, ähm...“ stotterte Loki vor sich
hin ohne richtig zu sagen was er wollte.
Lora bekam ihr Temperament
zurück und verpasste Loki eine Backpfeife.
„Nun sag es schon du
Angsthase!“ fuhr sie ihn an.
Schwer schluckte Loki
und sprach dann ganz leise.
„Möchtest du meine
Frau werden...?“ und guckte sie dabei mit großen Augen an.
Ein Lächeln breitete
sich auf Loras Lippen aus und eine kleine Träne rann ihr aus dem Auge.
Sie sagte nichts sondern ging auf die Knie und küsste Loki.
Während die beiden
auf dem Boden der Straße knieten und sich küssten, fingen die
Gardisten an zu applaudieren. Loki öffnete das kleine Säckchen
und holte einen Ring heraus. Ein kleiner goldener Ring mit einem großen
herzförmigen Diamanten in dem ein herzförmiger Rubin eingearbeitet
war und legte ihn Lora an.
Epilog
Lange hatte Calderah keine
so üppige und prachtvolle Hochzeitsfeier gesehen wie die von Loki
und Lora.
Die Hochzeit fand in
der neu aufgebauten Hauptstadt der Grafschaft Bolgaron statt.
Loki regierte zusammen
mit Lora das Land und waren als gutherzige und weise Herrscher unter dem
Volk beliebt. Kurze Zeit nach seiner Hochzeit nahm Loki das Angebot seines
Großonkels an und wurde in seiner Funktion als Ritter, Kommandant
eines Dragon Lords Forts in Balorus.
Drei Jahre nach ihrer
Hochzeit bekamen Lora und Loki männliche Zwillinge.
Fast zehn Jahre später
hat Loki herausgefunden dass der Vater von Lora dafür verantwortlich
war, dass sein Schiff gekentert und er sein Gedächtnis verloren hatte.
Lomar hat sich innerhalb von zwölf Jahren zum Erzmagus hochgearbeitet. Er lebte noch weitere vier Jahre als er an einer unheilbaren Krankheit starb, die in der Kaiserstadt ausgebrochen war und viele Tausend Menschen mit ihm tötete. Er hinterließ keine Erben, aber alles was er an Besitz hatte seinem Heimatdorf Nothori was dadurch schnell zu einer größeren Hafenstadt wurde und einer der neuen Hauptanlaufplätze von Zuwanderern aus anderen Kontinenten wurde.
Randal Morn wurde durch
den Verkauf seiner Geschichten binnen kürzester Zeit einer der Reichsten
Menschen der bekannten Welt.
Nach dem Tod von Lomar,
der einer seiner engsten Freunde geworden ist, hat er sich auf die Mystischen
Inseln zurück begeben und lebt seit dem in einem hohen Turm wo er
an seinen Geschichten schreibt und Angst hat sein Wissen könnte nicht
mehr vor seinem Tod auf Papier gebannt werden.
Donovan ist ebenfalls
zurück auf die Mystischen Inseln gegangen, nachdem es dort einen Putschversuch
gegen den König gegeben hat, der beinahe Erfolg gehabt hätte.
Er verliebte sich im
Verlauf der Jahre in eine der wenigen gutherzigen Dunkelelfen und bekam
sieben Kinder mit ihr.
Mit seinem vierzigsten
Lebensjahr wurde er vom Korporal zum Oberst der Königlichen Garde
befördert und befehligte diese bis zu seiner langersehnten Beförderung
zum Ritter und Baron. Er zog sich danach mit seiner Frau und seinen Kindern
auf sein Calerahnisches Gut zurück.
Junes Rondell ist auf der Schiffsfahrt zum Glühenden Kontinent von Bord gefallen und irgendwann in Vesper angekommen, wo er jemanden getroffen hat der vom Namen und Aussehen sein Ebenbild war. Beide wussten dass sie einen Bruder hatten der angeblich nach der Geburt gestorben war. Beide Rondells traten den Schatten von Vesper bei und wurden schnell durch ihre Fähigkeiten Meisterspione.
Boromir von Hohenstein
saß auf seinem Pferd an der Nordküste des Glühenden Kontinents
und blickte auf das Meer.
Es waren fünfundzwanzig
Jahre vergangen seit er hier angekommen war und vergebens einen Weg nach
Hause gesucht hatte. Damals schloss er sich den Dragon Lords an und stieg
rasch in der Befehlsleiter auf. Hinter ihm war die Wüste und vor ihm
das Meer auf dem tausdene und abertausende Segel in der Sonne glänzten.
Die Orks hatten sich
erneut gesammelt, nachdem sie in Calderah vernichtend geschlagen worden
waren, versuchten sie nun den Glühenden Kontinent für sich zu
beanspruchen. Es war eine Harte Zeit, hatte Eldoras, der Goldene Drache,
vor zehn Jahren einen seiner Drachenschläfe angetreten. Außerdem
wütete auf dem Glühenden Kontinent derzeit ein erbitterter Kampf
um das Schwarze Auge.
Ein Relikt das der Legende
nach ganze Heerscharen von Angreifern in Asche verwandeln kann. Die einzigen
Provinzen untereinander haben sich zerstritten um in den Weiten der Wüsten
dieses kostbare Relikt zu finden. Und der König des Landes war zu
jung und zu schwach um dem Einhalt zu gebieten.
Boromir hoffte dass er
die Hilfe von einem alten Freund bald erhalten würde, denn die Dragon
Lords waren hier einfach zu unterbesetzt um dem alleine Einhalt zu gebieten.
Seufzend ritt Boromit
zurück zu seiner Burg, hoch in den Bergen und hoffte seine Truppen
würden damit fertig werden die Eindringlinge zurück zu schlagen
und dennoch das Schwarze Auge für sich zu beanspruchen, denn wenn
es in die falschen Hände gelangen würde, wäre das Land verloren.
Ende Teil 1
Back-Text
Weit im Süden der
Mystischen Lande liegt der Kontinent Calderah mit seinen Bergen und Wäldern.
Immerwarmes Wetter, weite blühende Graslandschaften, tiefe ruhige
Wälder zwischen deren Bäumen sich am Morgen der Nebel verfängt
und hohe mit Schnee bedeckte Berge zeichnen dieses Idyllische Land aus.
Genügend Land für
Bauern, keine räuberischen Orks die das Land unsicher machen und keine
finsteren Dämonen.
Seitdem in den nördlichen
Kontinenten die Götter ihren Krieg zwischen Licht und Dunkelheit ausgefochten
haben, erfreut sich das Land massenhaft zuströmenden Flüchtlingen,
die ihre Arbeitskraft, ihr Gold und ihre Familien mit in die noch jungen
Reiche bringen.
Fern ab von aller Gewalt
durch Kriege und Hungersnöten.
Doch eines Tages ziehen
dunkle Wolken auf und verdeckten das helle Licht der Sonne.
Vereinzelt verschwinden
Flüchtlings- und Handelsschiffe auf ihrem Weg vom Norden in den Süden.
Einige böse Omen erscheinen und künden den Anbruch einer neuen,
dunklen Eppoche an, es scheint als hätten sich Mächte der Finsternis
gegen das Licht verschworen.
In diesen Zeiten erleidet
ein weiteres Schiff Bruch, jedoch gibt es einen Überlebenden.
Dieser findet sich wieder
in einer Welt voller Gegensätze, ohne sein Gedächnis und wird,
ohne es zu wollen, in den Strudel hineingerissen und gerät genau zwischen
die Fronten.
Auf seinem Weg durch
das Land auf der Erfüllung eines Auftrages, an den er nur noch aus
einem Buch erfahren konnte, erlebt er zahlreiche Erfahrungen, von denen
er manche lieber nicht durchmacht hätte, andere aber keineswegs missen
möchte.
Und erst spät erkennt
er die ganze Wahrheit und wer hinter allem steckt und vor allem wem er
sein eigenes Schicksal zu verdanken hat.
- Snake Preview Leser
sagen: „Viele Rechtschreibfehler!“
- Mitarbeiter meinen:
„Ich bekomme noch das Gehalt der letzten Zwei Monate, du Sack!“ und „Alles
Grün?“
- Und das sagt er Autor:
„Ich brauche mehr Zigaretten, Alkohol und Geld... Hey vor allem Geld!!“
Eigentliches Release: 17.Juni 2004
Verschoben wegen persönlichen Indifferenzen. Buch ist vielleicht Jugendfrei, vielleicht auch nicht... .
Erscheint im Randal Mornschen Orkzedruck – Verlag; Mystical Islands – Vesper Ost
(C)(R) By Matthias Dominik
Haase, 2003 - 2005
Dieses Buch, bzw. diese
Geschichte, widme ich einer meiner besten Freundin die habe und die mich
auf meinem Weg in Guten wie Schlechten Zeiten begleitet hat.
Hannah Stumpe
Zu ihrem 22.Geburtstag
– alles Gute und Liebe!
Ferner möchte ich
folgende Personen Grüßen, die ich in irgendeiner Art und Weise
in dieser Geschichte mit eingebracht habe bzw. von denen ich mich für
Orte, Personen habe inspirieren lassen:
Nils Wieruch als Namensgeber für die Grafschaft Wieruch.
Fabian Gohdes als Namensgeber für die Grafschaft De Gohdes.
Sonja Weiß mit ihrem ICQ Nicknamen aus vergangen Zeiten für das Herzogtum Medica.
Isaac Asimov für die nördliche Stadt Trantor, welche mich vom Namen her nicht losließ.
Malte Elson für den Schreiberling Randal Morn und seinen Orkzedruck Verlag sowie hat mich seine Wahnwitzige Art RPG zu treiben, dazu inspiriert eine Stadt am Ende des Weges und Reiches einfach sinngemäß Ende zu nennen.
Bastian Gogarten für die Figur Boromir von Hohenstein.
Ulrike Holst für den wandernden Medicus Gritta Bräu.
Jörg Hahnheiser für den Dämonen Rubinauge.
Ricki aus unserer alten Rollenspielgruppe für den Gott Rikai.
Manoel Gerlach für die Benennung des Gottes der Unterwelt.
Den Machern von Mystical Island und Fallen Lands für viele Götter.
Und Ultima Online für
eine schöne Zeit und Inspiration, sowie den FreeShards MI, FL, CIM.
Mein besonderer Dank gilt
Fenna Weichelt für ihren Einsatz bei Neumond und ihre Hilfe, Ratschläge
und das Zuhören bei meinen Ideen und Vorschlägen für Land
der Morgenröte.
©® by Matthias
D. Haase 24.07.2005