Land der Morgenröte
I - Sonnenfinsternis
 

Prolog

Langsam glitt der massive Holzsegler über das beinahe glatte Meer dahin, den Wind im Segel. Hell schienen die Strahlen der Sonne auf die Planken und spendeten der Besatzung Wärme zur Mittagsstunde. Vollgestopft bis in jede Ritze, des gerade einmal zwanzig mal vier Meter großem Schiff, mit Handelsgütern und Reisenden. Oder Flüchtlingen. Zwar wurde der „Große Krieg der Götter“ auf den alten Landen vor vierzig Jahren zu Gunsten des Lichtes und der Ordnung beendet, doch tragen die Nachwirkungen des Krieges immer noch Früchte die schwer zu ernten sind, so dass viele, besonders diejenigen welche den Kapitän bezahlen können, die alten Landen verlassen haben und sich gen Süden auf gemacht haben zu den „Neuen Landen“, wie sie im Volksmund heißen.

...hat der große und tüchtige Seefahrer Lomar Brahstedt weit im Süden der Islas Mysticas nach langer und gefahrvoller Fahrt durch die Seen der tausend Wirbelstürme im Namen des König Steffanus von Weißenfels von Britain das Land auf den Namen Calderah getauft und in Besitz genommen. ...
...Tausend Jahre nach der ersten Sichtung und Benennung von Calderah durch seine Majestät Steffanus von Weißenfels von Britain, haben sich die Lande zwar als wild und ungestüm herausgestellt, jedoch durch die Auswirkungen des Großen Krieges der Götter sind besonders seit dieser Zeit die Städte und Dörfer der Reiche gewachsen und...
[Auszug aus der Omnium Fabula Calderah]

Weit und breit war noch kein Land zu sehen, nur das tiefe blaue Wasser zu allen Himmelsrichtungen und der fortwährend salzige Geruch in der Luft. Einige Kinder spielten an Deck ein Fangspiel und wurden von einem der umstehenden Erwachsenen zurecht geschimpft. Insgesamt lungerten Reisende wie die Mannschaft auf oder unter dem Schiff herum und langweilten sich. Einige klopften in unregelmäßigen Abständen nach eifrigen Gesprächen dreimal auf Holz um jegliches Unheil von ihrer Reise fern zu halten.
Andere, wenn auch wenige, lasen in irgendwelchen Schriften und verscheuchten die allein schon der Kleidung nach von niederem Stand scheinenden Neugierigen, sobald sie die Konzentration der Lesenden störten.
Von irgendwoher durchbrach eine panische Stimme die friedliche Stille: „Alle unter Deck, Segel einholen, Ladung sichern! Schnell!“ bohrte es sich in die Köpfe der Menschen.
Zuerst geschah nichts, außer dass die Ruhe nun in eine Stille formte und Nervosität in der Luft zu fühlen war. Angespannt hielten alle Ausschau nach einer möglichen Gefahr. Ein kleiner Junge entdeckte es zuerst, seine helle Stimme durchschnitt die Stille wie ein Pfeil: „Seht mal dort, da ist ja eine Wand aus Wasser die auf uns zu kommt!“
Hektik brach auf dem Schiff aus und die Leute versuchten sich unter dem scheinbar sicheren Deck vor der Welle zu schützen.
Mit brachialer Kraft traf die Welle das Schiff längsseits und schob es auf die Seite ehe es in zwei Teile zerbrach und Mann wie Ladung aus dem Schiffsbauch hinaus gespült wurden.
Gischt und Wasser spritze auf als die Wasserwand weiter zog und das Meer aufgewühlt zurückließ. Nach einiger Zeit beruhigte sich das Wasser wieder und die Wellen schwappten gleichmäßig ruhig aneinander und reflektierten die Strahlen der Sonne in alle Richtungen, so als ob es nie anders gewesen wäre.
Nur ein halb zerborstenes Stück Holz welches entfernt an einen Baumstamm erinnerte durchbrach das einheitliche Blau der See.
Eine leichte Brise kam auf.
 
 

Kapitel I – Die Ankunft

„Los Jorgo hebe ihn auf den Wagen, ich nehme seine Sachen mit.“
Er spürte wie ihn zwei kräftige Hände an den Schultern packten und leicht unsanft in die Höhe hoben. Das Rauschen der Brandung klang wie tausend Posaunen in seinen Ohren und der salzige Duft legte sich auf seine trockene Kehle wie heiße Kohlen bei jedem Atemzug. Der Griff der Hände verließ die Schultern und sein Körper landete unsanft irgendwo auf etwas Hartem. Beruhigende Stille legte sich über den Geist und er verlor das Bewusstsein.
Leise drang Gezwitscher von Vögeln in seine Ohren und der Duft von Essen ließ ihm das Wasser im Mund zusammen laufen. Sein Hals fühlte sich auch nicht mehr so rau und schmerzend an.
„Pst, er kommt zu sich, hol Vater.“ flüsterte eine hohe Stimme.
Scheinbar schien sie zu einem Mädchen gehören, jedoch konnte er es nicht genauer heraushören. Schritte kamen näher und eine Tür wurde knarrend geöffnet.
Eine tiefe Männerstimme ertönte irgendwo vor seinem Gesicht.
„Oh, Herr, Ihr seid erwacht, wie fühlt Ihr Euch? Es grenzt wahrlich an ein Wunder, dass Ihr diese Tragödie überlebt habt, Herr.“
Sehr viel Achtung und auch ein wenig Furcht klang in der Stimme des Mannes mit.
Langsam öffnete er seine Augen. Helles Licht blendete ihn so dass er die Augen zusammenkniff und sich versuchte an die Helligkeit zu gewöhnen. Es dauerte zwar etwas, doch dann wich das grelle Licht und gab langsam die Umgebung preis. Vor ihm stand ein etwa fünfzigjähriger stämmiger Mann mit struppigem schwarzem Haar und einem Schnurrbart der einen Strohhut verkrampft mit beiden Händen vor seinem Bauch festhielt und ihn erwartungsvoll anblickte. Der einfachen Kleidung halber schätze er ihn als Bauern ein. Neben ihm standen ein junges Mädchen im grauen Kleid, vielleicht fünfzehn oder sechzehn Jahre alt und ein junger Mann von gut zwanzig Jahren der bis auf den Strohhut seinem Vater sehr ähnelte. Das Mädchen hatte im Gegensatz zu ihrem Bruder den Kopf gesenkt, durch das lange dunkle Haar welches herabhing konnte er ihr Gesicht nicht erkennen.
Jetzt bemerkte er auch erst dass er auf einem Bett lag. Langsam richtete er sich auf und spürte dabei schmerzhaft ziehend jede Faser an seinem Körper. „Wo..chz!“ brachte er zunächst unter einem kleinen Hustenanfall nur heraus. Scheinbar hatte er längere Zeit nicht gesprochen oder sein Hals war einfach nur zu ausgetrocknet. Auf das strenge Nicken des Vaters reichte ihm das Mädchen einen Tonbecher mit Wasser an den Mund, welchen er mit Genuss trank. Das Wasser schmeckte leicht abgestanden, aber es war kühl und tat gut.
Während er es trank, sah er sich ein wenig in dem Zimmer um. Es war schlicht eingerichtet und komplett aus Holz. Neben dem Fenster das hinaus auf eine saftige Wiese zeigte stand nur ein Schrank aus hellem Holz und eine Laterne hing daneben an der Wand.
Durch das kühle Nass bestärkt versuchte er einen zweiten Anlauf der ihm auch gelang- wenn die Stimme auch sehr rau klang.
„Wo bin ich hier? Wer seid ihr?“
„Mein Name ist Hastur Errrend, Herr, Ihr seid in Northori hoch im Norden in der Grafschaft Bolgaron, Herr. Wir sind nur arme Fischer und haben Euch am Strand gefunden, Euer Schiff muss gesunken sein. Wie fühlt Ihr Euch Herr?“ redete der Mann auf Ihn mit schneller Zunge ein, so dass ihm leicht schwindelig wurde bei dem Versuch ihm zu folgen.
„Und, ... , wie ist Euer Name, Herr?“ setzte Hastur vorsichtig und bei weitem langsamer sprechend nach.
Er öffnete seinen Mund doch es kam kein Wort heraus. Wer ich bin? Wer bin ich denn!?
Ratlosigkeit breitete sich auf seinem Gesicht aus. Die letzten Erinnerungen waren jene an das Geräusch der Brandung. Ich habe mein Gedächtnis verloren, bei allen Göttern! schoss es ihm durch den Kopf. Die raue Stimme des Fischers schob sich zwischen ihn und seine Gedanken.
„Nun, ähm Herr, wir lassen Euch besser erst einmal alleine. Eure Sachen stehen neben dem Bett, ruft nach mir wenn Ihr etwas braucht, Herr.“
Mit einer leichten Verneigung jedes Familienmitgliedes verließen sie dem Vater voran den Raum und schlossen die Tür hinter sich.
Verbunden mit leichten Stichhaften Schmerzen in seiner Brust und den Beinen richtete er sich auf und stellte sich wackelig neben das Bett. Der kalte Lehmboden unter seinen Füßen kitzelte ihn ein wenig. Wer bin ich nur?
Er sah an sich herunter. Bekleidet war er mit einem nach unten offenen grauen Nachthemd aus Leinen, vermutlich gehörte es dem Fischer da es ihm bei weitem zu groß war. Seine Haut war im vergleich zu derer der Fischerfamilie sehr hell, fast schon blass, jedoch besaß er einen gut durchtrainierten Körper, auch wenn er derzeit eher nicht viel Kraft in seinen schlaffen Armen spürte.
Mit einem kurzen Blick über die Schulter versicherte er sich dass die Tür auch wirklich geschlossen war und lupfte dann das Nachthemd ein wenig nach oben und musste schliesslich breit grinsen. Ich bin wirklich durchtrainiert würde ich sagen. Wisperte ein kleines Stimmchen in seinem Kopf.
Sein Grinsen verflog als er seine Blicke auf die Truhe richtete. Leicht mit Tang und Algen besetzt war die Truhe aus scheinbar irgendeinem holz mit bronzenen Verstärkungen. Schwankend am Bett abstützend näherte er sich der Truhe und setzte sich vor Erschöpfung bereits leicht schwitzend ächzend auf das Bett und starrte die Truhe vor seinen nackten Füßen an. „Hm.“
Ohne zu wissen wie er die Truhe ohne einen Schlüssel öffnen sollte griff er einfach zum Schloss und drücke etwas unbeholfen darauf herum. Ohne Vorwarnung glühte das Schloss auf und die Truhe sprang knarzend auf.
Erschreckt schrie er auf und rollte sich über das Bett hinweg und fiel dumpf auf den harten Lehmboden.
„Alles in Ordnung bei Euch, Herr? Braucht Ihr Hilfe?“ klang es dumpf durch die Tür hindurch. „Nein, nein, alles in Ordnung.“ Erwiderte Er, die Truhe unter dem Bett hindurch immer im Blick und setzte leiser noch dazu „..hoffe ich.“
Dort lag er am Boden und starrte die offene Truhe an und wartete wie auf Zwang darauf dass noch etwas geschehen sollte. Doch es geschah nichts. Ihm wurde nur kalt. Unsicher erhob er sich und schob sich über das Bett hinweg wieder auf die Seite der Truhe und erschreckte sich zum zweiten Mal.
Im Truhendeckel blickte ihn ein junger blauäugiger Mann, vielleicht Mitte Zwanzig mit schulterlangem blonden Haar und einem struppigen Drei-Tage-Bart erstaunt an.
Was...ein Spiegel! Er musste leise lachen. Eine Weile starrte er sich noch sehr genau an, wie er aussah, aber sein Spiegelbild kam im ebenso unbekannt vor wie er sich selbst. Neugierig geworden durchkramte er nun den Rest der Truhe. Er fand einige Kleidungsstücke aus Leder welche im vom Schätzen her passen müssten, ein paar beschlagener Reiterstiefel, ob ich wohl reiten kann?, ein seltsam glänzendes Kettenhemd, einen merkwürdigen spitz zulaufenden grünen Filzhut mit einer zerrupften Feder der sich so hart anfühlte wie Stein und ein paar leichter Stoffhandschuhe. Unordentlich legte er die Kleidungsstücke auf den Boden neben die Truhe und widmete sich nun dem Boden der Kiste. Zuerst griff er ein Schwert heraus, welches sich beinahe in der Truhe verkeilte da es ziemlich groß war. Mit einem leisen klirren zog er es aus der Scheide und betrachtete es im Licht. Ein schlichter Anderthalbhänder aus Stahl mit einer vergoldeten Parrierstange am Lederumwickelten Griff. Liegt gut in der Hand. Ob ich wohl ein Ritter bin? Meldete sich fragend die kleine Stimme in seinem Kopf zurück. Vorsichtig schob er das Schwert zurück in die Scheide und legte es auf den Haufen Kleidung und griff wieder in die Truhe hinein und zog eine zusammengerollte Karte hinaus. Ohne sie weiter zu beachten landete sie auch auf dem Haufen. Der nächste Gegenstand war ein kleiner Lederbeutel welcher sehr schwer in der Hand wog. Als er ihn öffnete funkelte ein Berg Golddukaten zurück. Immerhin muss ich die nächste Zeit nicht hungern.
Den Goldbeutel legte er vorsorglich erst mal unter sein Kopfkissen. Ein Blick in die Truhe ließ nur noch drei Gegenstände über: eine Kette mit einem Amulett auf welchem ein Drache abgebildet war, ein kleines Büchlein aus Leder und eine Ampulle. Die Schultern zuckend griff  er zunächst nach der Ampulle und zog mit einem Plopp den Korken hinnaus. Sanfter Duft von Kräutern umschwirrte wohlriechend seine Nase. Vorsichtig nahm er einen Schluck.
Hm, schmeckt gut, irgendwie erfrischend. Antwortete ihm sein Magen.
Wohlige Wärme breitete sich in ihm aus und ging in eine leichte Hitze über. „Uh..was..“
Seine blasse Haut begann leicht kupferfarben zu glänzen und er spürte wie seine Kräfte schlagartig zurückkehrten. Beinahe hätte er die kleine Ampulle dabei krampfhaft in seiner Hand zerbrochen. Schnaufend hockte er auf dem Bett und stöpselte den Korken wieder in die Ampulle.
Puh, hiermit muss ich sehr sparsam umgehen, das war sicher teuer. Hoffentlich gehört mir diese Kiste auch, sonst wird der Inhaber sicherlich Ersatz verlangen.
Vorsichtig stellte er das Fläschchen zurück in die Truhe und griff sich das Amulett und das Büchlein heraus. Das Amulett war rund und bis auf den reichlich verzierten schlafenden Drachen in der Mitte eher schlicht und scheinbar aus Gold gefertigt. Auf der Rückseite standen mehrere unbekannte Schriftzeichen und darunter in Britanisch  „Draco“
„Hm. Draco...,“ murmelte er vor sich hin. Sollte dies etwa sein Name sein? Grübelnd legte er sich die Kette um den Hals und schob das Amulett unter sein Nachthemd. Mit zittrigen Fingern öffnete er nun das in Leder eingebundene Büchlein und schlug die erste Seite auf.
„Leer?!“ sprudelte es wütend aus ihm heraus. Hastig blätterte er die Seiten um, alle waren leer und starrten ihn wie auslachend an.
Nur die letzte Seite war nicht leer, auf ihr stand in geschriebener Schrift:
„..Übergebt die Nachricht schleunigst dem Grafen Bolgaron und meldet Euch danach im Fort Nebelschleier wo Ihr weitere Befehle entgegen nehmen werdet.“ Die Unterschrift war nicht zu entziffern.
Frustriert warf er das Büchlein klatschend gegen die Wand wo es zu Boden fiel und liegen blieb. Wäre ja noch schöner gewesen wenn dort drin gestanden hätte wer ich bin! Wenigstens weiß ich nun wohin mich mein Weg führen wird: zum Grafen von Bolgaron, dort wird man sicher etwas über mich wissen.
Seufzend warf sich Draco auf das Bett und schlummerte kurz darauf mit vielen offenen Fragen im Kopf ein und wachte erst am nächsten morgen, geweckt von lautem Geschrei, wieder auf. Ruckartig schnellte er hoch und stand fest auf beiden Beinen. Von draußen konnte er das Schreien von Frauen hören und den Klang von Eisen.
Ein Kampf!? schoß es ihm durch den Kopf. Ohne lange zu zögern griff er sich die am Boden zerstreuten Kleider und zog sich hastig an. Mit dem Schwert in der Hand rannte er durch den Vorraum seiner Gastgeber nach draußen und fand sich auf einem lehmigen Dorfplatz wieder.
Dumpf schien die Sonne durch die dichten Wolken hernieder. Vor Dracos Augen versuchten die Bauern sich gegen etwa vierzig Gestalten zu verteidigen. Ein dunkler Schatten raste von der linken Seite auf Draco heran, nur mit seinen Reflexen konnte er ihm ausweichen. Ein hastiger Blick auf den Angreifer. Vor Draco stand eine 1Fuß50 große Gestalt die ihn von unten ansah. Giftig gelbe Augen blickten ihn aus einem geschwärztem Lederhelm heraus an und wuchtige Hauer zeigten sich als die Gestalt ihren Mund öffnete.
Orks!
Ein lautes Quiecken ertönte und ging in einem wässrigen Röcheln unter. Der Ork vor Draco spuckte etwas Blut und brach dann vor seinen Beinen zusammen. Erschrocken blickte der junge Mann in seine Rechte, dort hielt er sein blankes Schwert und sah gerade noch wie der letzte Tropfen Orkblut von der Klinge auf den Boden glitt. Er konnte sich nicht daran erinnern sein Schwert gezogen zu haben, noch damit zugestochen zu haben.
Dracos Körper ging in die Knie und drehte sich um die eigene Achse während er sein Schwert mitschwang- ohne dass er dies wollte. Drei weitere Orks landeten mit aufgeschlitzten Bäuchen auf dem Boden und japsten verzweifelt nach Luft. Was geschieht hier?! Kalter Schweiß bildete sich auf Dracos Stirn. Er hatte keine richtige Kontrolle mehr über seinen Körper. Ohne dass er auch nur einen Schritt tat, stürmte ein Ork nach dem anderen auf ihn zu und jeder der seinem Schwert zum Opfer fiel, lockte nur weitere von ihnen an. Draco reagierte nur noch auf seine Reflexe und dachte nicht mehr nach. Schlag von unten abgeblockt, Parade vom Dachs, Stich von oben vorne, gewonnen, Nächster.
Kurze Zeit später stand er wieder still, schwer atmend das Schwert in seinen Händen haltend. Um ihn herum standen die Dorfbewohner und warfen ihm Blicke der Verwunderung und des Entsetzens zu. Und um Draco herum lagen die Körper von gut dreißig Orks. Sein Herz schlug wie ein Specht im Wald gegen seinen Brustkorb. Schweiß rann ihm die Schläfen herunter.
„Unser Retter! Er muss der Prophezeite sein!!“ schrie einer der Fischer und wie auf ein Zeichen sanken sie alle, Verletzte wie Unverletzte, nieder auf ihre Knie und neigten ihre Köpfe zu Boden.
Totenstille kehre auf dem verwüsteten Dorfplatz ein.
„Lasst mich durch! Lasst mich durch!!“ tönte es von irgendwo her.
Ein kleiner Mann mit einer grauen Kapuzenrobe bahnte sich seinen Weg durch die kniende Menge und warf sich vor Draco auf die Knie.
In seinen Händen hielt er eine Pergamentrolle die er Draco hinhielt.
Eine alte Stimme erklang unter der Kapuze zu dem Krieger:
„Nimm dies, Auserwählter! Du musst diese Nachricht sofort zum Kaiser bringen, es ist von höchster Wichtigkeit. Nur du kannst dies vollbringen. Wir haben seit einem Jahrzehnt auf dich gewartet.“ Der kleine Mann verstummte und wartete. Unsicher blickte sich Draco um. Noch immer knieten die Fischer vor ihm mit gesenktem Gesicht. Er öffnete seine Hand und zögerte. „Aber ich habe doch...“
Barsch unterbrach ihn der Kapuzenträger.
„Ksch! Ihr habt unser Dorf vor dem Untergang gerettet und seid der Auserwählte! Lomar!!“
Zackig stand der kleine Mann auf und drückte die Pergamentrolle in Dracos Hand.
Um ein Haus herum kam ein Junge, kaum 18, mit zwei braunen gesattelten Pferden.
„Ihr habt Proviant für mehrere Tage, reitet schnell, der Weg ist weit bis nach Calderah. Lomar ist mein bester Schüler, er wird dich begleiten und dir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Geht nun! Schnell!“
Verwirrt kam Draco den Anweisungen des Mannes nach, er steig auf das Pferd und ritt los.
Ein seltsamer Schleier hatte sich über seinen Geist gelegt und machte es ihm schwer zu denken. Sein Pferd ritt und ritt, durch kleine Waldstücke, meistens aber über große Grasflächen, deren Enden kaum absehbar waren.
Der Abend kam, die Nacht ging und als die ersten Morgenstrahlen auf Draco hernieder fielen wich der Schleier wie ein Gewitter.
„Was bei allen Göttern...!“ schrie Draco es nur so heraus und gab seinem Pferd an zu stoppen.
Wütend richtete er seinen Blick auf Lomar, der die ganze Zeit neben ihm geritten war und nun auch anhielt. Der Junge war in schlichter Kleidung angezogen, das einzige was er an persönlichem mit sich führte war eine braune Ledertasche die ihm mit einem Riemen über die Schulter hing. Sein Kopf war bis auf die braunen lockigen Haare und die Augenbrauen ohne Bartansatz. Lomar warf Draco ein Lächeln zu.
Wütend schrie er Lomar an.
„Machst du dich etwa lustig über mich!? Was sollte dieser faule Zauber eh!?“
Der Junge setzte eine betrübte Miene auf und senkte die Augen.
„Verzeiht, Auserwählter, aber Meister Farar musste dies tun, sonst hättet ihr zu viele Fragen gestellt. Was ihr wissen wollt, kann ich euch erzählen, Auserwählter, fragt nur.“
Draco schnaubte verächtlich und hatte den innerlichen Wunsch die Klugheit aus dem Burschen heraus zu prügeln.
Mit vor Wut zitternder Stimme forderte er Lomar auf „Dann erzähl, und zwar alles.“
Lomar holte tief Luft und begann.
„Vor etwa zehn Jahren erschein der Kaiser Meister Farar im Traum und kündigte das Ankommen eines Botenträgers an. Wann und wer es sein würde wurde nicht erwähnt. Nur dass er sich dadurch beweisen würde, da er dass Dorf vor einer Horde Orks retten würde.
Ihr müsst wissen, hier auf Calderah gibt es keine Orks und hat es noch nie welche gegeben.
Der Kaiser hat Meister Farar angewiesen wichtige Dinge aufzuschreiben und diese dem Auserwählten, wenn es zeit wäre, zu geben. All dies ist geschehen. Und ihr seid der Auserwählte, Herr.“
Ungläubig starrte Draco den Jungen an, nachdem er dessen Ausführungen gelauscht hatte und brachte nur ein Wort heraus: „Ich glaube ich bekomme Hunger.“
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kapitel II – Unterkunft für eine Nacht

Schwül lag die Luft über der Grasebene. Kein Wind wehte, nur die Sonne brannte unerbärmlich von ihrem Podest hinab auf die zwei einsamen Reiter. Draco und Lomar waren nun schon gute zwei Tage unterwegs und hatten nur selten Rast gemacht. Lomar weil er einen Auftrag hatte und Draco weil er gerne wüsste wer er war.
Auf ihrem Weg zur gräfischen Hauptstadt Bolarus waren es noch mehrere Tagesmärsche. Das kleine Fischerdorf in welchem Draco erwacht war, befand sich so weit ab von allen kaiserlichen Straßen, so dass es beinahe schon ein kleines Wunder war, dass es einige Trampelpfade gab, die sogar beschildert gewesen waren.
Mühsam trabten ihre Pferde den steinigen Lehmweg entlang und ließen erschöpft ihre Zungen aus den Mäulern hängen. Aber auch den beiden Reisenden ging es nicht besser. Draco rann in Strömen der Schweiß am ganzen Körper hinunter und sein Kettenpanzer schupperte dadurch unangenehm auf seiner Haut die sich bereits wund anfühlte. Erschöpft blickte Draco zur Seite, wo Lomar neben ihm her ritt. Auch er schien mit der unerträglichen Hitze die seit ihrem Fortgehen herrschte nicht gut klar zu kommen. Er war kühles Seewetter gewohnt. Schlaff hing er in seinem Sattel, hatte sich seinen Oberkörper frei gemacht um  nicht so zu schwitzen.
Das wird einen schönen Sonnenbrand geben, mein Junge. Dachte Draco, doch das denken fiel ihm gar nicht so leicht bei dieser Hitze.
Außerdem schmerzten ihm alle Muskeln bei jedem Auf und Ab seines Perdes.
Sein Blick wanderte wieder nach vorne auf den Weg. In seinen Ohren hallte beständig das Zirpen der Grillen wieder und raubte dem Krieger langsam, Stück für Stück, den Verstand.
Ein unangenehmes Kribbeln zog ihm in seinem trockenen Hals bis auf die am Gaumen klebende Zunge hoch und wuchs zu einem unangenehmen Kratzen an.
Draco wusste, dass er gleich wieder einen Hustenanfall bekommen würde und noch mehr Flüssigkeit verlieren würde. Schlaff folgte seine hand dem gedachten Befehl und ergriff den Wasserschlauch, öffnete ihn und führte ihn zum Mund.
Warmes, abgestandenes und nach altem Leder schmeckendes Wasser glitt über seine Zunge und ergoss sich im Rachen. Draco verzog ein wenig sein Gesicht bei dem Geschmack. Etwas Kühles, Frisches wäre ihm lieber, aber er war froh dass er wenigstens etwas Wasser hatte- seine Gedanken schweiften ab und er dachte an einen Fluß mit klarem, eiskalten Wasser in dem sich glitzernd das Sonnenlicht reflektierte. Draco schloss seine Augen und konnte innerlich das Rauschen des Flusses hören. Ein Lächeln zog sich über sein Gesicht und er vergaß für einen Moment,
„Juhu!!“ brüllte Lomar und ehe Draco seine Augen schon geöffnet hatte konnten seine Ohren den Jungen schon über den staubigen Boden rennen hören.
Verdutzt sah er Lomar nach. Hat er jetzt ganz den Verstand verloren? Ihm muss die Hitze wohl zu Kopf gestiegen sein.
Langsam und erschöpft folgte sein Blick dem eiligst davon rennenden Jungen und überholte ihn auf einer gedachten Linie. Kann doch nicht sein!? Schoss es Draco durch den Kopf als er keine 100 Schritt entfernt den verlauf eines großen Flusses sehen konnte. Das gedachte Rauschen des Wassers war demnach nicht bloß eine Illusion.
Von dem nahenden kalten Nass beglückt, floh alle Schlappheit und Tatendrang verdrängte die Müdigkeit aus jedem einzelnen Knochen. Aufgeregt, sprang auch Draco von seinem Pferd und begann über den trockenen Boden zu rennen. Der von Lomar aufgewirbelte Staub kribbelte in der Nase des Kriegers und kratze in seinen Augen, aber dass war ihm in diesem Moment alles andere als nah. Er ignorierte das Schmerzen der Knochen und die nun Wasserfall ähnelnden Schweißströme welche seinen Körper benetzten.
Nach Luft japsent überholte er sogar noch den immer langsamer werdenden Lomar und warf sich kurz vor dem Fluss in den warmen, weichen Sand. Zum Fluss schliddernd brachte Draco die letzten Meter auf dem Bauch voran und stieß mit dem Kopf in das Wasser ein.
Unvorstellbare Qualen wurden mit einem Schlag von seinen Schultern genommen. Kaltes Wasser umströmte kribbeln seinen gesamten Kopf, umflossen seine Ohren, blubberten in seine Nase und flossen geradewegs in seinen Mund.
Gerade noch rechtzeitig zog Draco seinen Kopf aus dem Wasser um dem Ersticken zu entgehen. Laut platschend verschwand in diesem Moment Lomar im Uferwasser und erquickte den sich am Boden abstützenden Draco mit einem Ganzkörperschwall kühlen Nasses. Ein freudiges Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

Einige Stunden waren vergangen, Lomar und Draco saßen faul unter einer alten Linde welche sich gar nicht weit vom Fluss entfernt niedergelassen hatte.
„Sagt einmal, Draco, wo habt ihr so großartig gelernt mit dem Schwert zu kämpfen? Ihr wart überragend!“ tönte es von der anderen Seite des Baumes zu Draco hinüber.
Er grunzte und spuckte den Grashalm aus der schon ganz zerkaut war. „Wir müssen weiter.“
antwortete er einem Gespräch dessen Antworten er nicht kannte ausweichend zurück.
Beide rafften sich auf und gingen zu ihren Pferden die wie ihre Reiter neue Kraft aus der Rast gezogen hatten.
Eine Gute Stunde, oder weniger, ritten die zwei Männer stumm nebeneinander den staubigen Weg entlang, die brühende Sonne im Nacken und den reißenden Fluss zur Rechten, als sie an eine Weggabelung kamen.
„Brrr.“ Draco stoppte sein Pferd und las die Inschriften des Wegweisers.
Er bestand aus einer alten hölzernen Stange an dem zwei Pfeilschilder angebracht waren. Auf beiden stand ihr Zielort: Bolarus. Dem Schild zur Linken war zu entnehmen, wenn man in dessen weisende Richtung sah, dass der Weg über das Gebirge führte. Und es stand auch darunter „Gefahr!“. Draco warf seine Aufmerksamkeit auf den anderen Wegweiser. Dort stand ebenfalls Bolarus mit einem Hinweis der nicht mehr zu entziffern war, da das Holz bereits genau an dieser Stelle anfing zu verrotten.
„Herrlich...“ brummelte Draco.
„Was ist? Wo müssen wir denn lang?“ fragte Lomar, nichtsahnend dass er sich mit dieser Frage schwere Arbeit auferlegt hatte. Dracos breites Grinsen lächelte ihn an.

„Uh!“ zitternd kehrte Lomars Geist wieder in seinen Körper zurück. Er war noch jung und Astralreisen in denen Magiebegabte ihren Körper verlassen um sich ungesehen von „Normalen“ rasend schnell fortzubewegen sind für ihn eine riesige Anstrengung. Andererseits sparte dieser Vorteil den beiden eine Tagesreise.
„Der Weg,“ Lomar hustete und fand sich so wie er seinen Körper verlassen hatte- auf dem Boden gegen den Wegweiser lehnend, wieder „der Weg ist versperrt.“
Über ihm stand Draco als dunkle Gestalt in der Sonne die ihn leicht blendete als er aufsehen wollte.
„Hm? Wie versperrt?“ fragte Draco.
„Der Weg führt über einen Fluß und ...  wisst ihr eigentlich wie anstrengend das ist? Ihr habt wohl noch nie so etwas-„
„Jajajaja, also was ist mit dem Weg? Red’ schon“ fuhr der Krieger Lomar ungeduldig an.
Missmutig redete Lomar weiter und erzählte davon wie der Weg über eine Brücke weiterführte welche allerdings zerstört war und wegen der Raserei die der Fluss zurücklegte wäre ein Übertritt auf die andere Seite nicht möglich.
Draco seufzte und half dem zitternden Lomar hoch.
„Kannst du wieder reiten?“ fragte er ihn und der Junge nickte.
Abermals schwangen sich die zwei Reisenden auf ihre Pferde und bogen in die linke Abzweige des Weges ein um die Reise über das Gebirge fort zu setzen.
Schon nach kurzer Wegstrecke änderte sich die Umgebung spürbar. Immer mehr klotzige, etwa faustgroße, gräuliche Schottersteine lagen zu beiden Seiten des Weges im dürren Gras. Die Vegetation wurde immer spärlicher und wich schließlich ganz einem Boden aus Kieseln und Schotter. Auch brannte die Sonne nicht mehr so stark da sie größtenteils im Schatten des Berges verschwand. Vereinzelt standen am Wegrand Nadelbäume herum die wie Inseln im Meer zwischen den Steinen hervorwuchsen. Die Luft wurde kühler, sie roch leicht abgestanden und doch irgendwie sauber. Allmählich zog der Weg an und begann leicht steil nach oben zu gehen. Nach einer Weile kamen die beiden an eine Felswand in der es nur einen schmalen Spalt gab und in diesen hinein führte der Weg. Missmutig, da sie nun nicht mehr ohne weiteres umdrehen oder gar wenden könnten, da die Spalte gerade groß genug war dass ein Pferd sie passieren konnte, ritt Draco mit diesen mulmigen Gefühl voran. Nach ein paar Metern bemerkte der Krieger dass sein Pferd leicht unruhig wurde. Sanft klopfte er es auf die Flanke. Links und Rechts gingen die grauen zerklüfteten Felswände mehrere Meter hoch, das Ende war nicht ersehbar nur über ihnen konnten sie den Himmel sehen. Ein paar wenige Moosarten und Farne wuchsen aus Rissen und Felsvorsprüngen.
Nach einigen Stunden, es wurde bereits merkbar dunkler und der Himmel hatte sich zu einer grauen Wolkenmasse zusammen gezogen, machte sich ein leises Rauschen bemerkbar, welches an den vorhin passierten Fluss erinnerte. Nach einer Kurve endete die Felsspalte in einem größeren Plateau, einer Art Lichtung im Fels, das Rauschen war beinahe ohrenbetörend. Draco ritt auf die Lichtung und sah sich vorsichtig, mit seiner hand am Knauf des Schwertes, um.
Auch wenn das Licht mittlerweile sehr diffus geworden war, konnte Draco doch das meiste erkennen. Etwa zwanzig Fuss vor ihnen endete der Weg und die Felswände in eine Klippe. An der Linken Seite stand ein heruntergekommener Stall der vor sich hin moderte und auf der rechten ein kleines, einstöckiges Wirtshaus, welches ebenfalls nicht gerade bewohnt aussah.
Lomar hatte auch die Lichtung erreicht und befand sich genau neben Draco.
„Halt einmal,“ sagte er zu dem Jungen und drückte ihm die Zügel in die Hand. Beholfen sprang er von seinem Pferd und näherte sich der Klippe. Als er nur noch einige Schritt von ihr entfernt war, sah er wie der Weg doch weiterführte, und zwar über eine Hängebrücke, deren Ende allerdings wegen der nun schnell hereinbrechenden Dunkelheit nicht mehr erkennbar war. Unter der Hängebrücke befand sich tief unten ein reißender Fluss.
„Daher also das Rauschen“ dachte Draco sich beiläufig. Er drehte sich zu Lomar um und rief gegen das Dröhnen des Gebirgsflusses an: „Lomar, bind die Pferde dort im Stall fest und sieh nach ob noch Stroh da ist, ich sehe mir einmal die Hütte an!“
Lomar nickte. Um sicher zu gehen in keine Falle zu laufen, zog Draco sein Schwert als er die Tür öffnete. Sie knarzte furchtbar laut, jeder Wegelagerer und jedes erdenkbare Monster wäre spätestens jetzt vom Eintreffen der beiden Reiter in Kenntnis gesetzt worden.
Stumm glitt ein Fluch über des Kriegers Lippen.
Stockige Luft schwoll Draco aus dem haus entgegen. Der Innenraum schien ihm größer als gedacht. Durch die halb geschlossenen Fensterläden hindurch schimmerte das letzte Licht. Mit dieser Hilfe konnte Draco einen Tresen erkennen, Tische Stühle, viel Spinnweben und sicherlich auch Staub, aber alles sah sehr ungeordnet aus, einige Tische waren umgeworfen, Stühle zerschmettert. Draco trat einen Schritt in den Raum hinein und setzte seinen Fuß auf irgendetwas das mit einem krachen kaputt ging. Den Raum weiterhin im Blick, bückte sich Draco und hob das zerbrochene Etwas hoch. Erschreckt sah er was er in seiner Hand hielt- die Hälfte eines zerbrochenen Knochens. Eines menschlichen Knochens. Angewidert warf er ihn in den Raum zurück und öffnete die Tür vollends. Jetzt erst erkannte er dass überall im Raum Skelette herumlagen, die meisten mit den Resten ihrer alten Kleidung. In einem von ihnen steckte sogar ein rostiges Schwert.
Scheinbar wurde dieses Gasthaus vor langer Zeit einmal überfallen und ein Gemetzel hatte stattgefunden. Um den Toten ihre Ruhe zu gewähren schloss Draco die Tür wieder und kehrte mit einer leichten Gänsehaut im Nacken zu Lomar zurück der bereits im Stall ein kleines Feuer gemacht hatte.
„Wir schlafen hier, bei den Pferden, du übernimmst die erste Wache. Keine Widerrede, wir schlafen hier.“ Sagte er zu Lomar der bereits den Mund geöffnet hatte um etwas zu sagen.
Fügsam schloss er ihn wieder und setzte sich brummelnd in das Stroh während sich der „Held“ welchen er begleiten sollte auf eine Decke legte und kurz danach begann zu schnarchen. Die Nacht war nun vollkommen über die sich schlafen legende Welt hereingebrochen. Draußen ertönte ein weit entferntes Grollen und kurz darauf fielen die ersten Regentropfen. Lomar seufzte. Wäre er doch bloß nicht von zuhause aus fortgegangen. Dort würde er jetzt mit seinem Meister sitzen und neue Zaubersprüche lernen und warme Milch trinken. Warme Milch, und begünstigt vom beruhigenden Prasseln des Regens sank auch der junge Magier Lomar in einen tiefen Schlaf voller Träume von warmer Milch und duftenden Blumen die sich weit über das Land erstreckten und die Wiesen wie einen Teppich bedeckten.

Hastig flogen die Bilder von kämpfenden Gestalten durch die Schwärze des Traums. Erschrocken wachte Draco auf und richtete seinen Oberkörper auf. Kalter Schweiß rann seine Stirn hinunter. Er wusste nicht wie spät es war, nur dass es noch immer finstere Nacht um ihn herum war. Kalte Luft umwehte seine Nase, er konnte einfach den Traum nicht beenden, noch immer klangen die Schwerter in seinen Ohren und das Geschrei von Leuten.
Der Klang schien sehr real. Draco blinzelte etwas in die Dunkelheit hinein, und bemerkte das gelblich-rötliche Flackern von Licht. Seine Hand glitt wie von alleine zu seinem Schwert und zog es aus der Scheide, er wusste dass dieses Licht nach Ärger klang. Leise stand er auf und ging in Richtung des Lichtes.
Das alte, verlassene Wirtshaus war es aus dem die Flammen züngelten. Von dort kam auch das Geschrei und der Kampfeslärm.
Draco überkam ein leichter Schauer, ihm war so dass das Haus verlassen gewesen war und mit Toten übersäht.
Ohne dass er ihn kommen gesehen hatte, sprang aus der Dunkelheit eine verwahrlost aussehende Gestalt vor ihn und schrie. Erschrocken und überrascht zugleich, hob Draco sein Schwert um einen möglichen Schlag abzuwehren.
Die Axt zischte durch die Luft, durch sein Schwert und durch ihn selbst hindurch. Verwundert schluckte Draco und sah an sich hinab. Keine Verletzung, kein Blut war an seiner Brust zu sehen. Verwirrt hob er seinen Blick wieder und sah die Gestalt vor sich an. Auch sie schaute irgendwie verwundert. Draco fiel auf, dass die Gestalt in Form eines verdeckten in Felle gekleideten Räubers, anscheinend halb durchsichtig war. Er schlug mit seinem Schwert durch die Gestalt hindurch und verwischte legeglich für einen kurzen Moment die Konturen der Gestalt. Wieder schauten sich beide verdutzt an.
Irgendwann hatte Draco einmal etwas von Geistern gelesen. Von Toten die keine Ruhe fanden und die Ereignisse kurz vor ihrem Tod immer und immer wieder nachspielten, solange bis man sie von ihren Qualen erlöste.
Lautlos öffnete der Geist seinen Mund zu einem tonlosen Schrei und löste sich langsam vor Dracos Augen ins Nichts auf. Sonnenstrahlen kamen durch die Nacht, ein neuer Tag begann und der Spuk verschwand. Erst die Geräusche, dann das Feuer und die Gestalten. In seinem Rücken, hörte Draco Lomar gähnen. Um sich nicht in Gespräche zu vertiefen was er denn so früh am morgen mit gezogenem Schwert im Nichts zu suchen hätte, schob Draco es zurück an seinen Gürtel und ging zu ihrer Schlafstelle zurück.
„Wir müssen weiter, die Zeit drängt, beeil dich.“ raunte er Lomar zu und begann sein Pferd zu satteln.
Lomar gähnte nochmals und verzog sich kurz hinter einige Büsche zurück. Keinesfalls würde er vor seiner allmorgendlichen Notdurft weiterreisen- selbst wenn der König persönlich vor ihm stehen würde. Obwohl, beim König vielleicht schon.
 

Kapitel III – Reise nie allein.

Man sollte niemals, unter keinen Umständen, und überhaupt nicht einmal daran denken, alleine zu reisen. Besonders nicht in gefährlichen Zeiten und schon gleich gar nicht durch dunkle und finstere Wälder. Und wenn man es dennoch wagt, sollte man- bei allen Göttern- doch wenigstens ein gestandener Krieger sein.
Lora hingegen besaß weder das Aussehen eines gestandenen Kriegers- geschweige denn dem eines Mannes, noch besaß sie die Klugheit den Ratschlägen ihrer Mutter zu gehorchen. Was sie hingegen hatte war eine gute Priese Mut, ihr harter Dickschädel und ein ausgeprägtes Glück, vor allem dann wenn es darum ging sich in Schwierigkeiten zu bringen.
Meistens kommt es so wie es kommen muss und so saß die, zweifelsohne bei den meisten Männern als sehr attraktiv geltende, Frau, gerade einmal 22 Jahre jung, gefesselt an einen Baumstumpf im Zelt von einer Räuberbande und blies sich schmollend eine Strähne ihres Brustlangen roten Haares aus dem verdreckten Gesicht mit der zierlichen Nase.
Vorsichtig leckte sie mit ihrer Zunge über ihre sonst so sinnlichen Lippen. Das diese Lippen ihre Eigenschaft gerade nicht so ganz besaßen lag vor allem daran dass sie an einigen Stellen geplatzt waren und Blutunterlaufene Blasen hatten. Lora zuckte etwas zusammen als der warme Speichel die geschundenen Stellen berührte, ein stechender Schmerz durchzog ihre Lippen und sie musste gezwungen eine Grimasse schneiden.
Solange sie nicht schrie, würde sich ihre Lage nicht verschlimmern, immerhin war sie die Tochter des mächtigsten Mannes in diesem Landstrich, also würde ihr keiner der Räuber etwas antun, so hoffte sie zumindest- allerdings, ihre geplatzte Lippe und die pochende Schramme an ihrer Stirn kamen auch nicht von allein.
Leise stieß sie einen Seufzer aus. Natürlich musste sie einmal wieder ihren Willen durchsetzen und alleine ausreiten, und natürlich musste es nicht irgendwo hingehen sondern in den Finsterwald der sich östlich von Bolarus befand. Andererseits, vielleicht hätte sie auch nicht damit anfangen sollen sich über die Wegelagerer lustig zu machen und drei ihrer Leute mit dem Bogen kampfunfähig zu machen als diese Gold von ihr verlangten. Wieder musste Lora seufzen. Wenn sie wenigstens an das kleine Messer in ihrem linken Stiefel reichen könnte, dann wären die modrigen Fesseln kein Hindernis mehr für sie. Bei ihren Verrenkungen und Mühen an das Messer zu kommen begann sie zu schwitzen und biss die Zähne zusammen als sich das Seil in ihre Handgelenke rieb. Frustriert unterließ sie es weiter zu versuchen.
Gerade als sie ihren Kopf hängen ließ und versuchte sich etwas zu entspannen, hörte sie von draußen Lärm und wildes Geschrei.

Mit etwas Mühe und Spucke hatten Draco und Lomar es geschafft das Gebirge und seine steilen Pässe zu überwinden und waren froh wieder zu allen Seiten festen Boden unter ihren Füßen zu haben. Dem letzten Wegweiser zufolge war Bolarus nur noch einige Meilen entfernt, schon hinter jeder Wegbiegung in diesem dichten Wald könnte also schon die große unbekannte und lange erwartete Stadt liegen.
Trotzdem war Draco auf der Hut. Hier in diesem noch frisch besiedelten Land waren die Wälder noch dunkel und voller Gefahren. Umso mehr gefiel es ihm keineswegs dass sein junger Begleiter immer wieder vom Pferd sprang und irgendwelche Pilze pflückte oder Moosarten von Baumrinden kratze.  Doch der Wald blieb weiterhin ruhig und harmlos. Alles war still. Viel zu still. Draco öffnete seinen Mund um eine Warnung auszusprechen da passierte es schon- ein schwerer Laubbaum kippte um und stürzte mitten auf den Trampelpfad um den Weg zu blockieren. Beide Pferde wieherten und hoben sich mit ihren Reitern auf die Hinterbeine. Draco konnte gerade noch die Zügel greifen um nicht aus dem Sattel zu fallen, Lomar hatte da weniger Glück und landete mit einem lauten Schrei auf einer Baumwurzel die aus dem Boden ragte. Tränend wälzte er sich auf dem laubbedeckten Waldboden und rieb sich seinen Rücken. Mit Mühe konnte Draco derweil sein Pferd wieder beruhigen und musste mit einem unterdrückten Fluch sehen wie sich das andere Pferd in den Wald absetzte.
Schallendes Gelächter ertönte. Nervosität kam in Draco auf, schnell zog er sein Schwert und hielt mit der anderen Hand die Zügel seines Pferdes fest. Lomar hatte sich mittlerweile wieder gefangen und trottete zu Draco zurück.
„Was nun?“ flüsterte er.
„Wegelagerer.“ Flüsterte Draco zurück und deutete auf zwei Bäume vor ihnen.
Lomar verstand was ihm der Krieger sagen wollte und konzentrierte sich.
Er brummelte einige Wörter vor sich hin, schloss die Augen und öffnete sie wieder.
„In Hur!“ schrie Lomar und richtete seine offenen Hände in Richtung der zwei Bäume.
Aus dem Nichts kam eine Windböe auf und fegte vier Bogenschützen aus den Wipfeln der Bäume die schreiend im krachenden Unterholz verschanden.
Anerkennend nickte Draco dem jungen Magier zu. Rascheln kam auf und einige Befehle wurden gebrüllt. Sieben in grün-braune Leder und Stoffkleidung gehüllte grimmige Gestalten traten vor den Baum auf den Weg. In ihren Händen lagen Äxte und Kurzschwerter, nur einer von ihnen fiel besonders auf- er hatte statt des Filzhutes eine rostige Kettenhaube und schwang eine große Doppelschneidige Axt in seinen Händen. Vermutlich ihr Anführer.
Grunzend trat dieser einen Schritt auf die Zwei zu und brüllte selbstsicher: „All euer hab und Gut oder euer Leben!“
Ängstlich schaute Lomar zu Draco hoch, doch dieser schenkte ihm keinen Blick. Von irgendwo her wusste er, dass er seinem Feind niemals dem Rücken zukehren sollte und auch nicht seinen Blick abwenden sollte. Zu schnell konnte irgendetwas geschehen was einem das Leben kosten konnte.
Schlicht sprang Draco von seinem Pferd und drückte wortlos Lomar die Zügel in die Hand.
Ohne Angst oder aufsteigende Lust auf den bevorstehenden Kampf zu zeigen, trat er einige Schritte auf die Räuber zu und spie ihnen vor die Füße.
„Klingt gut in meinen Ohren, ich glaube ich behalte beides.“
Mit diesem Satz sprangen die sechs Männer brüllend los, nur ihr Anführer bewegte sich nicht.
Adrenalin schoss durch Dracos Adern und gab ihm ein berauschendes Gefühl von Stärke. Schon war der erste Angreifer bei Draco und stach mit seinem Schwert nach ihm, schnell wich Draco aus und stach seinerseits zu. Mühelos durchdrang seine Klinge die wenig Schutz bietende Kleidung des Mannes. Währenddessen verpasste er mit seiner linken Faust einem zweiten Angreifer einen Frontalschlag auf die Nase als dieser mit seiner Axt zum Schlag ausholte. Krachend konnte Draco das brechende Nasenbein des Räubers fühlen als dieser auch schon senkrecht nach hinten umkippte. Mit einer schwungvollen Drehbewegung zog er seinen Anderthalbhänder aus dem sinkenden Angreifer und ging für seinen nächsten Schlag in die Knie. Staub aufwirbelnd rieben sich seine Stiefel in den lehmigen Boden des Weges. Verdutzt über das Absinken seines Gegners verfehlte der Wegelagerer sein Ziel und ließ die Axt ins Leere gleiten. Er spürte einen kalten Hieb in die Hüfte und wurde von seinen Beinen gefegt.
Schaufend sprang Draco wieder auf seine Beine und stemmte sein Schwert senkrecht nach unten vorwärts und parierte einen Seitenschlag eines weiteren Gegners, als er in den Augenwinkeln sah wie der sechste Räuber seine Axt hob und nach der ungeschützenden Flanke Dracos schlagen wollte, als er in einem Feuerball aufbrannte. Die brennende Fackel schrie lauthals auf, ließ seine Axt fallen und warf sich auf den Boden um die Flammen auszuwälzen. Von sicherer Entfernung aus hörte man Lomar erleichtert lachen.
Draco nutze die Abgelenktheit seines Gegners und verpasste ihm eine Kopfnuss.
Unter Stöhnen griff sich der Räuber an die Nase um das herausströmende Blut zu stoppen, da schlug Draco zu und ließ seinen Gegner zu Boden gehen.
Gerade als Draco sein Schwert herauszog und einen Schritt zurückwich, flitze eine Axt knapp an ihm vorbei.
Der Anführer der Räuber besaß eine unglaubliche Schnelligkeit. Schlag auf Schlag, konnte Draco nur mit Mühe parieren. Mit einer solchen Schnelligkeit und Präzision kämpften sonst nur Elfen. Dracos Schwert wurde ihm aus der Hand geschlagen und der nächste Hieb der Axt traf ihn bei den Nieren. Doch statt eines Schreis hörte der Wegelagereranführer nur ein metallisches Scheppern und sah zwei Finger auf ihn zukommen die schmerzend seine Augen trafen. Kreischend ließ er seine Axt fallen und hielt sich sein Gesicht. Blut lief ihm zwischen den Fingern hervor. Ächzend hob Draco sein Schwert auf und danke seinem Mythrilkettenhemd. Mit zwei gezielten Hieben streckte er den Anführer nieder und erneute Stille breitete sich aus. Draco stand keuchend vor dem umgefallenen Baum und stützte sein blutiges Schwert auf dem Boden ab. Ein lauter Hilfeschrei durchzog die Stille- er klang ganz wie der einer Frau. Lomars und Dracos Blick trafen sich. Ein gegenseitiges Nicken vereinbarte, dass Lomar auf das Pferd aufpasste. Hastig rannte Draco in die Richtung aus der er den Schrei vermutete und verschwand schon bald im Unterholz. Nach einigen wenigen Meter erreichte er ein moosbedecktes kleines Zelt, dass unscheinbar vor sich hin stand.
„Hallo?“ fragte Draco in den Wald hinein.
„Hier drinnen!!“ brüllte ihm eine weibliche Stimme entgegen.
Draco legte die letzten Meter mit einem gewagten Sprung über einen umgefallenen Baumstamm zurück und fegte mit seinem Schwert das Zelt beiseite- und sah Sie.
Das schönste Wesen das ihm jemals begegnet war. Ein feengleiches Aussehen, nur die kleinen Flügel fehlten, ihr rotes Haar hing in glatten Strähnen bis zu ihrer Brust hinunter, und als sein Blick bereits dort unten angelangt war konnte er sich es durchaus vorstellen zwischen den beiden kleinen Hügeln, unten im Tal, sein Zelt aufzuschlagen. Sanft öffnete das Feenwesen seine wohlgeformten roten Lippen und sprach etwas zu ihm. Sein Herz machte einen dreifachen Salto.
Nochmals wiederholte die Schönheit ihre Worte- „Was ist? Seid ihr in eine Bärenfalle getreten? Macht mich gefälligst los, oder seid ihr auch einer dieser Raufbolde?!“
Dracos Herz brach sich leider das Genick als es auf den Boden zurück kam.
Erst jetzt bemerkte er, dass die Frau vor ihm keineswegs eine Einbildung seiner Sinne war, sondern ein Lebewesen aus Fleisch und Blut, und sie war an einen Baumstumpf gebunden.
Mit einem Ruck löste Draco sich aus seiner festgefrorenen Haltung und durchschnitt das Seil mit seinem Schwert. Ihm fiel die gute, wenn auch in schlichtem Grün gehaltene, Kleidung der Frau.
„Bitte. Was sucht ihr denn hier draußen so alleine?“
Die Frau stand auf und rieb sich ihre Handgelenke und warf Draco einen mürrischen Blick zu. Gerade wollte er anfangen noch einmal seine Frage zu stellen, da kam sie ihm zuvor.
„Ihr müsst nicht alles wissen was an einem Tag passiert, oder seid ihr ein Magier. Seht’ eigentlich gar nicht so aus. Wo ist denn euer Pferd? Ihr habt doch ein Pferd oder- meines ist nämlich nicht mehr da.“
Draco stand sprachlos und wie angewurzelt da und blickte ihr hinterher als sie den Weg zurück zum Trampelpfad ging. Kein Wort des Dankes, eigentlich nur schnippische Bemerkungen. Innerlich begann Draco den Tag zu verfluchen, dass hatte ihm noch gefehlt- ein kleines dickköpfiges Lud... er verschluckte den Gedanken und hetzte ihr nach.
Nach einigen Schritten hatte er sie wieder eingeholt. Wortlos schob er sein Schwert beiseite und sah ihr dabei zu wie sie zwischen den Leichen der Räuber hindurchstolzierte und ihm einen tadelnden Blick zuwarf- so als ob er nichts mit ihrer Rettung zu tun hätte. Wieder verfluchte Draco den Tag, es konnte nur noch besser werden, hoffte er zumindest.
„Macht Platz, Knappe!“ und sie schob Lomar unsanft beiseite, stieg auf Dracos Pferd und nahm die Zügel in die Hand.
„Ihr könnt mich nun nach Hause bringen, Krieger.“
Draco warf Lomar einen bösen Blick zu und fragte dann im gleichen Ton die Frau Wen er denn Wohin nach hause bringen sollte.
„Hm,“ erwiderte die Dame auf dem Pferd. „Ihr könnt Lora von Bolgaron zu ihrem Vater den Grafen in der Burg von Bolgaron bringen. Noch Fragen?“
„Nein, Milady, gehen wir.“ Oder reitet ihr doch, dachte Draco und machte eine leichte Verbeugung. Lora ritt an ihm vorbei. Lomar und er folgten ein paar Schritt dem Pferd. Draco sah zu seinem jungen Begleiter und zog die Augenbrauen hoch. Der junge Magier grinste nur zurück. Vielleicht würde der Tag ja noch einigermaßen schön abschließen, jetzt wo sie auch noch eine Adelige mit im Gespann hatten konnte es ja gar nicht mehr schlimmer werden. Aber da fing die kleine Dame auch schon an zu erzählen, anscheinend war ihr langweilig.
Sie redete von ihrer schönen kleinen Stadt.. Kleinen Stadt- klein war gut, Balorus war mit seinen knapp 10.000 Einwohnern die größte Ansiedelung in der ganzen Grafschaft und auch der einzige Ort der sich mit Abstand Stadt nennen durfte. Im Osten und Westen standen zwei nahe Wälder- die einzigen mit Laubbäumen auf dem ganzen Kontinent. Normalerweise bestimmten Palmen und Dschungel das Landschaftsbild von Calderah. Holzbau und Viehwirtschaft sind die wichtigsten Einnahmequellen der Grafschaft. Die fruchtbarsten Böden befinden sich hier.
Die Sonne stand senkrecht am Himmel als die kleine Gruppe den Wald verließ und der Blick über eine weite Ebene auf die nicht mehr weit entfernte Stadt frei wurde.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kapitel IV – Asche zu Asche

Von einem hohen hölzernen Palisadenzaun mit seinen vielen aus braunem Stein erbauten  Wachtürmen bereitet Bolarus seinem Besucher einen trotzigen Eindruck. Einst als kleine Ansiedlung von Flüchtlingen aus der Alten Welt erbaut, vorzüglich Schreinern, haben sich die gut zwanzig Häuser in den letzten 100 Jahren zu einer ansehnlichen Stadt vermehrt die über alle Landen hinweg für ihre holzverarbeitenden Künste bekannt geworden ist. Zentrum der Stadt ist die Holzburg, ein riesiger steinerner Turm der gut 40 Fuß in die Höhe steigt und sitz des Grafen zu Bolgaron ist. Als die Gruppe das Stadttor erreicht, ist reges Treiben zu erkennen. Hinein und hinaus sind große Ströme von Händlern die ihre Waren verkaufen wollen und Reisenden zu erkennen. Langsam treiben sie mit der Menge über den nicht befestigten Lehmpfad in die Stadt hinein, vorbei an den, zu jeder Seite zwei des großen hölzernen Tores, Wachen vorbei. Keines Blickes würdigend, stehen die Soldaten des Grafen in schlichten Kettenhemden, über denen ein roter Waffenrock hängt, mit ihren Speeren gelangweilt ihren Wachdienst.
Nach einer guten Stunde erreicht die Gruppe das Herzstück der Stadt, einen riesigen Markt der sich um die Holzburg herum erstreckt. Hektisches Treiben herrscht hier, überall stehen Menschenmassen zwischen den Ständen die ihre Waren anpreisen. Von Waffen, Rüstungen über Brot und alltäglichen Gebrauchgegenständen bis hin zu Kräuterwaren, preisen die Händler mal lauter mal leiser ihre Waren an. Ständig präsent sind die Wachen mit ihrem roten Wams um die Ordnung aufrecht zu halten.
Lora lässt im Gegensatz zu ihren staunenden Begleitern dieser Trubel unberührt, sie hält zielstrebig in Richtung des Einganges zum Turm fest. Als die Burgwachen sie erkennen, nehmen sie Haltung an und Salutieren ehrfürchtig. Nach einem kurzen Getuschel mit einer der Wachen, kommen zwei Burschen herbeigelaufen und kümmerten sich um das Pferd.
„Kommt mit, ein Diener wird euch gleich zwei Zimmer geben wo ihr euch erfrischen und ausruhen könnt, mein Vater wird euch sicher später sehen wollen.“ Lora schnippte mit dem Finger und ein tief verneigender junger Mann in einem schlichten Gewand kommt herbei und führt Draco und Lomar in die Burg hinein. Draco muss schlucken als er die Vorhalle des Turmes betritt. Sah die Stadt mit ihren einfachen Holzbauten und auch die Burg von außen eher schlicht aus, so staunte er nicht schlecht als er die mit reichlich verzierten Wandteppichen behängten Wände erblickte. Die Teppiche erzählten von glorreichen Schlachten und der Entstehung Bolarus. Viel Zeit um alles zu bestaunen blieb ihnen nicht, wollten sie den Anschluss zu Loras Diener nicht verlieren. Durch ein Wirrwarr von Treppen führte er sie zu zwei Zimmern im vierten Geschoss und verabschiedete sich. Draco betrat sein Zimmer und auch hier: Prunk im Überfluss. Ein riesiges Bett mit seidenen Vorhängen stand in der Mitte des Raums. Zu den Seiten kleine reich verzierte Kommoden auf denen goldene Kerzenleuchter standen. Jeder Schritt in diesem Raum war angenehm weich durch die in funkelnden Rot und Gelb leuchtenden Webteppiche. Auch an den Wänden waren wieder Wandteppiche zu sehen mit Jagdmotiven. Auf einem der Wandteppiche sah man einen Ritter in silberner Rüstung der einen, so schien es Draco, Werwolf erlegte. Gedämpftes Licht das durch die Bleigläser der Fenster schimmerte, verlieh dem Raum einen hauch von Tempelmystik. Erschöpft vom langen Fußmarsch, warf sich Draco mit einem Seufzer der Erleichterung auf das mollig weiche Bett und versank kurz darauf in einen tiefen Schlaf.

Verspannt erwachte Draco langsam, er wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, aber die Sonne war bereits untergegangen und die Kerzenleuchter in seinem Zimmer brannten. Mühsam erhob er sich und ging zur Tür. Knarrend öffnete er sie und lugte in den Gang hinaus. Keine Menschenseele war zu sehen. „Hallo?“ fragte er in die Leere hinein. Niemand antworte ihm. Neugierig wie er war, machte er sich auf die Suche nach Lomar, als dieser jedoch nicht in seinem Raum zu finden war, folgte er den Gängen um auf jemand anderen zu treffen. Nach einigen Minuten hörte er leise, aber mit jedem Schritt lauter werdend, sanfte Zittermusik. Der Musik folgend kam er bald durch einen Bogen in einen großen Raum. Mit Erschrecken blieb Draco stehen. Vor ihm breitete sich ein Bildnis des Schreckens aus. Mehrere Menschen in schwarzen Roben standen um einen runden Tisch herum. Einer von ihnen trug einen goldenen Stirnring und war gerade dabei Lora das Blut auszusaugen. „Bei allen Göttern..“ kam es leise aus Dracos Mund. Begleitet von einem Katzenfauchen drehten sich alle Gestalten um und sahen ihn mit weit aufgerissenen Mündern an. Der Mann mit der goldenen Spange ließ von Lora ab und ihr Kopf fiel krachend auf den harten Holztisch. Mit übernatürlicher Schnelle sprang der Mann zu Draco vor und  packte ihn hart mit seinen Armen. Fauchend öffnete er seinen Mund und machte Anstalten mit seinen unnatürlich langen Eckzähnen auf Dracos Hals zuzugehen. Gebannt von einer unbekannt starken Furch stand Draco wie versteinert da und sah sich nicht im Stande etwas zu unternehmen geschweige denn einen Schrei auszustoßen. „Ssstirb Mensch!“ fauchte der Mann Draco zu und funkelte ihn mit seinen Pechschwarzen Augen böse an.
„HALT!“ tönte es aus dem Nichts wie von Lomar und durchbrach das anhaltende Fauchen der Schwarzroben. Mit einem Satz stand plötzlich eine riesige Knoblauchzehe mitten im Raum. Kreischend flohen die Gestalten in alle Richtungen und der bissige Mann ließ von Draco ab.

Draco schlug seine Augen auf. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und er blickte auf den weichen Teppich. Hektisch stand er auf und tastete seinen Hals nach Bissstellen ab. Nichts. Er musste in seinem Albtraum aus dem Bett gefallen sein, dachte sich Draco. Draußen war bereits die Sonne untergegangen und irgendjemand hatte die Kerzen im Zimmer angezündet. Eine unbegründete Angst umgab Draco, irgendetwas war hier nicht in Ordnung. Draco verlies sein Zimmer und ging zur Nachbarstür, dem Zimmer von Lomar. Er klopfte zweimal an. Draco wollte bereits die Tür öffnen als ihm keiner öffnete und sich die Angst wieder verstärkte, als sich doch etwas rührte. Ein bleicher Lomar blickte ihn an und winkte ihn ins Zimmer. Lomar schloss die Tür hinter Draco wieder und fragte ihn ob er auch einen so seltsamen Traum gehabt hätte. Draco nickte. „Was hältst du davon? Was waren das für Kreaturen und wovor warnt uns der Traum?!“
„Ich denke,“ stotterte Lomar leicht verstört, „das waren Vampire. Laut den Legenden kann sie nur das Sonnenlicht, ein durchstochenes Herz oder Knoblauch töten.“
Erregt unterbrach ihn Draco. „Und...wo bekommen wir hier Knoblauch her?“
„Soweit ich weiß, wächst Knoblauch nur tief im Süden.“ Draco seufzte schwer und spürte wie die Angst sich wieder vergrößerte. „Allerdings...“ ergänzte Lomar „kenne ich einen Zauberspruch mit dem ich Lebensmittel regnen lassen kann.“ „Ähh..“ Draco warf Lomar einen verstörten Blick zu. „Nunja...eigentlich ist es ein Zauberspruch für Regen, aber ich habe einmal eine falsche Formel gesprochen und es hat Butterkekse geregnet. Das war vielleicht...“ „Jaja! Schon gut, hör gut zu- sollte etwas passieren...ähnlich wie im Traum, schaffst du es Knoblauch regnen zu lassen?“ Lomar nickte leicht, seinem Blick aber war anzusehen dass er sich nicht sicher war ob er das könnte.
Es klopfte an der Tür und eine gedämpfte Stimme forderte sie auf mitzukommen, der Graf erwarte sie zum Essen. Nach einem kurzem Blickwechsel folgten die beiden dem vor der Tür wartendem Diener und kamen durch einen Bogen in einen großen schlichten Raum mit einem großen Runden Tisch in der Mitte. Sanfte Zittermusik erklang in dem eher dunklen Raum, da er nicht von vielen Lichtquellen erhellt wurde. Lomar wie Draco lief eine Gänsehaut über den Rücken. „AH! Die Retter meiner Tochter! Kommt setzt euch zu uns an die Tafel. Ich bin Rufus von Bolgaron, der Vater von Lora.“ Sprach ein etwas hagerer Mann gehobenen Alters. Zuerst viel Draco die goldene Stirnspange ins Auge. Er saß am Ende der runden Tafel, wo auch immer das Ende bei einem Kreis sein sollte, neben ihm Lora die Draco einen liebreizenden Blick zuwarf,  sowie noch einige andere Männer die den beiden zunickten.
Man setzte sich, trank, aß und vertiefte sich in Gespräche und Geschichten wie und was es denn mit den beiden auf sich hätte.
Als das Gespräch auf die zu übergebende Nachricht an Bolgaron kam, reichte Draco dem Grafen das kleine Büchlein. Neugierig blätterte Rufus die Seiten durch und bekam ein Glänzen in den Augen. „Sehr gut gemacht junger Ritter. Meine Freunde..“ der Graf erhob sich „es ist an der Zeit die Macht an sich zu nehmen, die Macht die uns zusteht.“ Draco lief wieder ein Schauer über den Rücken. Irgendetwas stimmte hier nicht. Das sagte ihm auch Loras Blick die ganz verwundert ihren Vater ansah. Grölend und laut auf den Tisch klopfend erhoben sich auch alle anderen Männer am Tisch. „Zeit, euch eure Belohnung abzuholen,“ sprach der Graf unter Lachen zu Draco und fletschte seine Zähne. Vor den Augen von Draco Lomar und Lora wuchsen die Eckzähne in ihrer Länge an und ein fauchen wie aus dem Traum erhallte durch die Halle.
„LOMAR-JETZT!“ brüllte Draco, sprang auf und zog sein Schwert.
„Vater...was...“stammelte Lora den Tränen nahe, doch ihr Vater lachte nur laut und sprang auf den Tisch während er langsam auf Draco zuschritt. „Dein Sschwer wird dir nicht helfen, Narr.“ Hauchte er ihm zu. Ein leichtes Grollen ertönte und es begann im Raum zu regnen.
„Was ist denn das für ein fauler Zauber? Glaubst du uns mit Regen zu töten du...ah.. AHHH!!“ Im Raum breitete sich der Gestank von Knoblauch aus. Alle begannen zu schreien. Die einen weil sich ihre Haut in Blasen vom Körper zu lösen begann und die anderen weil sie einfach nur ihre Angst hinausschrieen. Einige der Vampiere versuchten noch zu fliehen, erlagen aber ihren Verletzungen und lösten sich langsam zu einem gelblichen Staub auf. Kniend krümmte sich der Graf unter Schmerzen auf dem Tisch und stieß noch eine Verfluchung aus und verschwand zu einem Häufchen Asche mit einem Schrei „IHR WERDET UNS NICHT AUFHALTEN...“. Der Regen hielt noch eine Weile an und durchtränkte die Kleidung der Lebenden. Als das Prasseln verschwand hörte Draco das Schluchzen und Wehleiden von Lora, die ihre Beine zu sich gezogen hatte und ihren Kopf darin verbarg. Draco steckte sein Schwert ein und klopfte Lomar anerkennend auf die Schulter. Lomar quittierte das Lob mit einem anständigen Lächeln voller Erleichterung.
Draco ging auf Lora zu und legte seinen Arm um ihre Schulter, ehe er etwas sagen konnte, sprang Lora auf und umarmte ihn fest. „Ich hatte geahnt das etwas mit ihm nicht stimmt, er hat sich in den letzten Monaten so seltsam verhalten.“ Gestand sie unter Schluchzen.
„Alles wird gut, sie sind tot und dein Vater ist erlöst, wir haben nichts mehr zu befürch...“ Ein gewaltiges Donnern zog sich durch die Holzburg und Risse taten sich in den Wänden auf.
„Verdammt! RAUS!“ brüllte Draco und zog die noch neben sich stehende Lora unsanft mit sich. Hastig liefen die Drei den Weg zurück und wichen herbfallenden Trümmerstücke aus, als sie durch das offen stehende Burgtor schritten, fanden sie eine brennende Stadt vor sich. Überall schrieen Leute und liefen um ihr Leben aus der Stadt heraus. Blutrot stand der Nachthimmel da und war durchzogen von Blitzen die sich auf die Stadt niederließen. Lora riss sich aus der Hand von Draco und schien wieder ihre Sinne im Griff zu haben. Sie hastete los, gefolgt von den anderen, und führte sie zu einem bereits brennendem Stall. In aller Eile befreiten sie die Pferde und nahmen sich selbst jeder eines und begannen um ihr Leben zu reiten. Nur aus der Stadt hinaus, das war ihr aller Ziel. Sie überholten rennende Bürger, passierten sich im zusammenbrechenden Zustand befindende brennende Häuser und entkamen mit knapper Mühe aus der Stadt, kaum dass sie die Stadt einige Minuten hinter sich gelassen hatten, hörten sie nur noch eine laute Explosion. Doch sie wagten es sich erst nach einer halben Stunde im schnellen Ritt umzudrehen und anzuhalten. Sie waren in  Richtung Süden geritten und sahen nun die Verwüstung der Stadt, selbst aus mehr als 20 Kilometern Entfernung. Eine riesige brennende Flammensäule in Form eines Pilzes hatte sich an die Stelle der Stadt gesetzt und schien alles zu verbrennen was sich in der Umgebung befand. Das Spektakel hielt noch einige Minuten an ehe der Himmel sich wieder lichtete und der fahle Schein des Mondes von einer gigantischen Rauchwolke verschleiert wurde.
Draco ergriff als erster das Wort. „Lora, kennst du das Fort Nebelschleier? Ich muss mich dort melden, ich denke das ist unsere einzige Hoffnung um mehr in Erfahrung zu bringen.“
Lora nickte, „Nebelschleier liegt an der Grenze zum Südreich in der Grafschaft De Gohdes, es gibt hier in der Nähe ein Portal das uns nach Bergheim bringen wird. Dazu müssen wir allerdings erst ins Elfenreich, aber das liegt nur einen Tagesritt von hier aus entfernt. Ich habe dort Freunde, kommt mit, und“ Sie schwieg einen Augenblick „Habt Dank für meine erneute Rettung..“ Ohne Zeit für eine Antwort zu lassen, griff sie die Zügel und Ritt in die Nacht hinein, nicht allein und doch allein mit ihrem Kummer.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kapitel V - Elfen Land

„Die Elfen waren die ersten Bewohner der Lande hier und diesseits. Lange bevor die Menschen und andere Rassen erschaffen worden sind, haben sie bereits auf dieser Welt ihr Leben gelebt. Jahrtausende sind vergangen und die Elfen haben eine Hochkultur geschaffen, die noch heute ihresgleichen sucht. Besonders die Künste im Umgang mit leichten leichten Waffen sowie dem Bogen sind sehr ausgeprägt allein schon durch die lange Lebensspanne eines Elfen. Angeblich sind Elfen unsterblich, doch im Laufe der Äonen haben sich viele Elfen mit Menschen vermischt, so dass sie zwar immer noch Elfen sind, jedoch ihre Lebensspanne begrenzt worden ist. Erst nachdem der Hohe Rat der Elfen dem Einhalt geboten hat, fand eine Vermischung nicht mehr statt. Mit dem Aufkommen der anderen Völker, die sich  wie Orks oder Menschen schneller vermehrten als die Elfen und auch sehr starke Besitzansprüche stellten, kam es allmählich zu einem Fall der vorherrschenden elfischen Rasse. Im Laufe von nur 10.000 Jahren wurden die Elfen weitgehend zurückgedrängt und ihre einst prachtvollen Städte stehen nur noch als karge Ruinen oder wurden von  anderen feindlich gesinnten Rassen besetzt wie den Orken. Heutzutage gibt es weitaus weniger Elfen, die zurückgezogen in tiefen uneinnehmbaren Wäldern eine Zuflucht gefunden haben und dort ihr Wissen über die Äonen horten. Selten ist es der Fall, dass man einen Elfen trifft und noch seltener dass es gemischte Gemeinschaften mit Elfen gibt. Einzig bekannte Stadt ist in den Neuen Landen Bergheim. Ungewiss ist welches Übel einst alle Bewohner der Neuen Lande vertrieben hat, doch in der einstigen Festung der Elfen, welche als Ruine verlassen am Gebirge ohne Namen stand, fanden sich Halbelfen- Mischlinge aus Elfen und Menschen, zusammen mit menschlichten Flüchtlingen eine Heimat und bauten die Festung wieder auf. Rasch entstand eine große Stadt von 20.000 Seelen im Schutze der Burg die auch den Beinamen Mamorhalle inne hält. Es ist zugleich die Hauptstadt der Grafschaft De Gohdes, die nach dem ersten Wiedererbauer der Festung aus dem 73ten Jahre Nators stammt. Seither herrscht ein weises und gerechtes Geschlecht der De Gohdes in dem Reich das für Halbelfen und Menschen ein Zufluchtsort geworden ist. Bergheim hat seinen Reichtum von fruchtbaren Minen im Norden die genügend Gewinn abwerfen und die Stadt in der Neuen Welt für seinen Mamor berühmt gemacht haben. Trotz alledem ist die Stadt keine Steinmetz Stadt geworden, sie hat sich auf die schönen Künste besonnen und eben den Mamorabbau. In der Grafschaft befinden sich noch zwei weitere Städte, Dunkeleck und Walldorf. Dunkeleck ist für seine einzigartigen Bogenschützen Schulen bekannt, und seinen Hafen am Großen Fluss, der einzigen Verbindung zwischen dem Osten und Westen der Grafschaft. Walldorf, tief umgeben von Wald, ist die Nahrungsquelle der Grafschaft und dementsprechend stark geschützt. Hier werden GnuGnus angebaut. Eine seltsame Mischung aus Pflanze und Tier die ein sehr nahrhaftes Sekret abgibt, was lange Haltbar ist und wegen seines wechselhaften aber schmackhaften Geschmacks überaus begehrt ist und außerhalb der Grafschaft teuer verkauft wird, falls es verkauft wird. Im Osten des Reiches, entland der Kaiserlichen Reichsstraße, befindet sich die Ruinenstadt Nosferra. Einst soll sie eine in strahlendem Glanz gewesene Elfenstadt gewesen sein, doch als die Wiedereroberer des Neuen Landes die Stadt betraten, fanden sie nur eine verwüstete Stadt vor auf der ein Fluch lag. Die ersten Siedler bauten Teile der Stadt wieder auf, hatten jedoch ständig das Übel sich damit herumzuschlagen, dass die Toten in ihrer Ruhe gestört waren und wieder aus ihren Gräbern stiegen. Bis zum Ausbrechen der Großen Seuche, die fast ¾ der Stadtbevölkerung dahinraffte, war das unlösbare Problem noch im Griff zu halten. Als die dezimierten Stadtwachen der lage nicht mehr Herr werden konnten, wurde beinahe die gestammte restliche Bevölkerung binnen eines Tages von den Untoten zu ihresgleichen verwandelt. Auch eine große Säuberungsaktion versagte, so dass die Tore verbarrikadiert wurden. Weniger um die ohnehin wegen des Fluches an die Stadt gebundenen Untoten festzuhalten sondern um ahnungslose Wanderer von der Stadt fernzuhalten. Da die Grafschaft über keine eigene Armee verfügt und trotz der Eingliederung in das Kaiserreich sehr autonom seinen Ansinnen folgt, ist es auf die Bündnisse mit zwei anderen Reichen angewiesen. An der Ostgrenze, die gleichzeitig die einzige Grenze zum Herzogtum Eldorien darstellt, wurde einst eine Allianz geschlossen. Als erstes Großreich der Kontinente, wenn auch dem Kaiser der Neuen Welt treu ergeben, war es das erste Ansinnen die Grafschaft anzuerkennen und in das Kaiserreich zu integrieren. So ist es kein Wunder, das man im ganzen Land verstreute Forts der Dragon Lords, wie sich die Regulären Truppen des Herzogtums nennen, antreffen wird. Der Zweite Bund ist mit dem im fernen Westen liegenden eigenständigen Reiches der Elfen. Keiner der alten Elfen wollte die Mischlinge verstoßen, aber auch nicht zu sich aufnehmen, so unterstützen sie ihre entfernt Verwandten mit militärischer Hilfe und Rat. Zwischen beiden Reichen besteht eine magische Reiseverbindung mittels eines Portales.“
-Aus „Reiche und Geschichte der Neuen Lande“

Feuchte Hitze breitete sich aus als sie den tiefen Dschungel betraten. Allen machte die schwüle Luft zu schaffen und doch waren sie zugleich begeistert. Hier herrschte eine einzigartige Geräuschkulisse. Frösche quakten, irgendwelche Vögel trällerten in allen erdenklichen Melodien vor sich hin, irgendwo fauchte ein Panter und man konnte das trompeten eines Elefanten hören. Das dichte Blätterdach ließ nur wenig Licht durch und tauchte den kargen belaubten Boden in dem immer irgendwo etwas raschelte, brach oder irgendein Tier dass sich zwischen den Bäumen durch huschte, in eine leichte Morgen- oder Abenddämmerung. So faszinierend es auch war, gefährlich war sein zweiter Name. Da die Bäume zu dicht standen, sind die Drei von ihren Pferden abgestiegen und bahnten sich ihren Weg mühsam durch den Dschungel.
„Welche Tageszeit ist es wohl gerade?“ fragte Lomar.
„Ich habe Hunger..“ brummelte Lora
Und Draco meinte nur „ Da hoffe ich hier ist kein großes Tier das Hunger hat und weiß dass bald die Nacht beginnt.“
Darauf hin schwiegen sie wieder alle und jeder ging seinen eigenen Gedanken nach. Lora dachte voller Leid an die Geschehnisse in ihrer Heimat zurück, an ihren Vater und was nun aus ihr werden sollte. Aber sie fühlte sich in der Gegenwart von Draco sicher und geborgen.
Kräuter, Gewächse und seltene Pflanzen spannen hingegen bei Lomar ihre Kreise. Wo auch immer er konnte rupfte er irgendwelche Blüten, Wurzeln oder Flechten ab und stopfte sie in seine Tasche. Das Einzige an das Draco dachte war der Weg den sie gingen, mittlerweile führte er die Gruppe wieder an und fühlte sich für deren Schutz verantwortlich. Mitten in seinen Gedanken, achtete er trotzdem penibel genau darauf was um sie herum geschah. Jeder Ast der gebrochen wurde und jedes Blatt das raschelte wurde eines prüfenden Blickes gewürdigt. Er hatte keine Ahnung wo sie waren, was sie hier- vor allem er, hier eigentlich machten und wo in die Götter hineingezogen hatten. Lautes brechen von Ästen schallte von hinten. Draco drehte sich um und zog dabei sein Schwert. Er sah wie Lomar und Lora auf dem Boden lagen und bewusstlos oder tot waren.
Ehe er darüber nachdenken konnte, spürte er einen kleinen stechenden Schmerz im Nacken.
„Ich bin...getroff-oh!“ stammelte er noch ehe sich die grüne Welt um ihn herum begann sich immer schneller zu drehen und er nur noch sah wie der Boden auf ihn zu kam.

Als Draco erwachte, starrte er eine mit Stuck verzierte gelbe Decke an. Gelbliches Licht herrschte in dem Kuppelartigen Raum, er lag in einem weichen gemütlichen Bett und fühlte sich an als ob er nackt wäre. „Hm.“ brummelte er. Sein Kopf tat ihm weh, als ob er eine ganze Nacht durchzecht hätte. Die kleinen Goblins in seinem Kopf spielten immer noch auf ihren Trommeln. Er zog eine Grimasse. „Thihi..“ kicherte es von links. Draco drehte seinen Kopf herum und blickte in das Gesicht von Lora. Ihr Mund und ihre violetten Augen lächelten ihn an. „Na hoher Ritter, aufgewacht?“ neckte sie ihn. „Ich wache gerne in der Nähe von schönen Frauen auf die nackt sind.“ Erwiderte er und traf ins Schwarze, denn Loras Backen färbten sich rot, doch sie war wortgewitzter als er dachte. „Vielleicht bin ich ja gar nicht nackt...findet es doch heraus, oder traut ihr euch nicht?“ Gerade als Draco etwas erwidern wollte gähnte jemand rechts von ihm, er drehte seinen Kopf abermals herum und sah in das verwirrte Gesicht von Lomar. Erschrocken stieß Lomar einen Schrei hervor und sprang aus dem Bett. Splitterfasernackt stand er nun vor beiden. Vollkommen erstaunt über das was sie sahen brachten die beiden anderen im Bett verlieben nur ein trockenes „Ääähh“ hervor.
„AAHH ich bin ja nackt!“ blöckte Lomar und sprang wieder zurück unter die Decke.
Im selben Moment öffnete sich eine Tür und Schritte tapsten über einen Stein- oder Fliesenboden. Alle Drei richteten sich auf und schauten in die Richtung der Geräusche. Jetzt erst erkannten sie das die Wände reich verziert waren und irgendwie lebendig aussahen, ja sie änderten ständig ihre Muster, wie Blätter im Wind- und so sahen die Wände auch aus. Eine alte, aber von hübscher Natur anzusehende Frau watschelte auf sie zu. Ihr ergrautes Haar hing ihr bis zum Boden und schliff etwas hinter ihr her wie eine Hochzeitsschärpe. Das Gesicht war faltenfrei, doch sie mochte schon weit über die 50 sein. Freundliche Züge spiegelten sich in ihren Wangen und auf ihrer Nase klemmte eine kleine Kristallbrille.
„Sanya meine Freunde...schön das ihr erwacht seid. Wir sind gerade rechtzeitig gekommen, sonst hätten euch die Wurzelgnome gefressen- der Dschungel ist gefährlich, das solltet ihr doch wissen Lora-Feye.“ Sie schmunzelte etwas. „Wie fühlt ihr euch? Ich habe bereits von den Ereignissen gehört, die Sterne weissagen uns eine gefährliche Zeit vorher.“
Ohne sich vorgestellt zu haben untersuchte die alte Frau die Drei kurz und gab ihnen ein Bündel mit grün-gelblichen Gewändern die einem Poncho ähnelten, nur dass sie bis zu den Füßen gingen. Nacheinander zogen sich die Drei an und folgten der Frau durch einige Gänge, die allesamt ähnlich der Wände im Kuppelraum gemustert waren.
Obwohl alle Drei Barfuss waren, war der Boden keineswegs kalt sondern flaumig weich und warm. Beiläufig erwähnte die alte Frau „Ich bin übrigens Gritta Bräu, ich weiß das klingt nicht sehr elfisch, aber ich bin auch keine reine Elfe, ich komme aus Bergheim, dorthin wohin ihr unterwegs seid. Ich helfe hier als Heilerin aus wegen meiner Kenntnisse über viele Gifte. Wundert euch nicht weshalb ich soviel über euch und eure Wege weiß, Lofi Leifec.“ Und sah dabei Draco an.
„Lofi Leifec?“ erwiderte Draco verwirrt. „Wie..“
„Wir können gleich über alles sprechen, kommt setzt euch.“ Meinte Gritta und die Gruppe erreichte eine Terrasse mit einem steinernen Tisch und vier bequem aussehenden Holzstühlen mit Lehne.
Der Ausblick war atemberaubend. Wo auch immer sie waren, sie mussten sich mehrere Meter über dem Dickicht der Baumkronen befinden und sahen ein Meer aus verschiedenstem grün.
Alle Vier setzten sich und Gritta fuhr fort.
„Also, du hast dein Gedächtnis verloren, Loki? Ich höre schon davon. Dein richtiger Name ist Loki Leifec, du bist ein Bote der Herren des Goldenen Drachen und sollst den Herren hier ein Amulett übergeben, ich sehe du trägst es immer noch an deiner Brust. Schön schön. Alles andere tut erst einmal nichts zur Sache. Das mit deinem Vater, Lora, tut mir leid. Die Dinge laufen zur Zeit sehr seltsame Wege, aber gräme dich nicht zu sehr, trauere aber auch ausgiebig genug. Die Neuen Lande stehen vor einer großen Bedrohung, und ihr seid die vom Schicksal Auserwählten, die dazu bestimmt worden sind dieses Land zu retten. Wer auch immer dafür gesorgt hat das du dein Gedächtnis verloren hast,“ dabei sah sie Draco, besser: Loki an, „und auch dafür gesorgt hat das der Graf in einen Vampir verwandelt worden ist, scheint sehr genau im Klaren darüber zu sein was er kann und will. Ihr müsst aufpassen. Zur Zeit seid ihr hier in Sicherheit. Ich werde euch nachher Instruktionen geben wohin ihr zunächst reisen müsst. Dann bekommt ihr auch eure Kleidung wieder. Wartet solange hier, ich muss noch mit dem Elfenrat etwas besprechen, achja: Willkommen in Ban Shao, der Elfenstadt.“
Mit diesen Worten stand Gritta auf, verschwand im Hausinneren und ließ die Drei alleine.
Draco sackte in sich zusammen und murmelte „Nur ein Bote...ich bin NUR ein Bote...“
Zwei Hände legten sich auf seine Schultern. Von der einen Seite klang es sanft „Für mich wirst du immer ein Ritter bleiben.“ Von der anderen nur ein trockenes, aber aufrichtiges „Genau.“
Nach einer Weile kam die Alte zurück und reichte ihnen ihre Sachen. Als sie alle voll angezogen waren, traten zwei Menschen auf die Terrasse.
„Der rechte in der Rüstung ist Boromir von Hohenstein, der Linke sein Gefährte Junes Rondell. Sie sind beide hier in dieser Welt gestrandet und haben schon eine längere Odyssee hinter sich und wollen wieder in ihre eigene Welt zurück. Sie werden euch bis zu eurem nächsten Ziel, dem Fort Nebelschleier, begleiten. Ihr könnt ihnen vertrauen.
„Rhondra zum Gruße.“ Sagte Boromir, ein stattlicher Mann in seinen besten Jahren, in eine verzierte Rüstung gekleidet mit einem Zweihänderschwer auf seinem Rücken. Draco nahm die Hand seines Gegenüber entgegen und schüttelte sie. „Seid Gegrüßt, ich bin Dra...Loki, und wer ist Rhondra?“ Als Boromir gerade antworten wollte unterbrach ihn Gritta. „Fragt ihn nicht danach, außer ihr wollt euch bis zu eurem Ende mit ihm darüber unterhalten und streiten.“ Der Mann daneben, ein etwas linkisch aussehender Mann in einer schwarzen Robe und schmierigem Haar in der gleichen Farbe nickte nur grinsend. Die anderen stellten sich auch noch kurz gegenseitig vor und folgten dann der Alten in einen Raum in dessen Mitte ein großer, runder Sandsteinbogen stand in deren Mitte eine blau funkelnde Wand angebracht war die wie ein Spiegel aussah.
Gritta forderte sie auf durch das Portal zu treten, es würde sie vor den Fluss zu Bergheim bringen, sie würden dort fünf Pferde vorfinden und müssten nur in Rüchtung Süd-West reiten, nach etwa zwei Tagesritten würden sie an die Grenze gelangen. Sie wünschte allen noch viel Glück und ließ sie durch das Portal treten.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kapitel VI – Auf dem Weg

Als wäre kein Atemzug vergangen fanden sie dich wieder im freien Feld. Vor ihnen waren an einen Baum die Pferde gebunden und hinter ihnen befand sich ein reißender Fluss mit einer großen marmornen Brücke. Dahinter konnten sie die befestigte Stadt mit ihrer darüber thronenden weißen Festung erblicken. Viel mehr gab es auch nicht zu sehen, da hohe Berge die Sicht versperrten.
„Nun denn, auf, wir wollen nach Hause, ihr habt eure Queste zu erledigen, es ist noch ein gefährlicher Ritt.“ Meinte Boromir und alle stimmten ihm zu und machten sich an die Pferde zu besteigen.
Nach einem langen, ereignislosen Ritt über die Felder gelangte die Gruppe an eine befestigte Straße der sie folgten. Scheinbar waren ihnen die Götter dieses mal gut gesinnt, denn als es bereits dunkel zu werden begann, gelangten sie an ein Wirtshaus das sich am Weg befand. Die Gruppe entschied sich dazu hier zu rasten und den restlichen Weg am nächsten Morgen zurückzulegen. Man stieg ab, ließ die Pferde versorgen und betrat das Gasthaus.
Eine rauchige Wolke aus Schweiß, Bier, Wein, Essen und anderen Gerüchten quoll ihnen entgegen als sie durch die Tür traten. In der Taverne herrschte eifriges Treiben und sie quoll aus allen Nähten. Von innen sah das Gebäude sehr viel geräumiger aus als es erst den Anschein gehabt hatte. Viele kleine Tische mit Holzschemeln darum und vorwiegend Menschen darauf, standen um einen kleinen Tresen herum. Dämmriges Licht wurde von Pechfackeln und Laternen gespendet. Die Gruppe suchte sich den letzten freien Tisch und ließ sich nieder. Bis auf Junes, der sich voller Siegeslust an einen Würfelspieltisch setzte und sofort begann mit zu zocken.
Kurz darauf kam ein hagerer Wirt mit einer fleckigen, früher wohl weißen, Schürze heran und brachte den Gästen eine fleischige Suppe und einen Humpen Bier.
Man saß stumm beinander und aß die Suppe als die Tür aufging und eine heruntergekommene Gestalt in einem zerrissenen Robengewand das Gasthaus betrat. Zielstrebig ging er, gefolgt von den Blicken der am Tisch sitzenden, auf die Gruppe zu.
„Wärr von äich ist Drrako?“ sprach der Fremde, dessen Gesicht unter dem Schatten der Kapuze verborgen war, mit rauchiger Stimme.
„Wer will dass denn wissen?“ entgegnete ihm Boromir.
Mit einem heftigen Schlag der Hand schleuderte der Fremde den Krieger von seinem Stuhl quer durch den Raum gegen die Wand.
Alle Anwesenden schauten gespannt auf, oder suchten das Weite wie der Wirt der hinter dem Tresen in Deckung ging. Stille kehrte schlagartig in dem Raum ein. Die restlichen Mitglieder der zusammengeflickten Gruppe erhoben sich und zogen ihre Waffen, oder dachten wie Lomar an einen Zauberspruch. Junes eilte indessen zu seinem Gefährten.
Ein rauflustiger Zwerg, der eben noch mit am Würfeltisch gesessen hatte, trat hervor. Er war in eine Lederkleidung gehüllt und trug eine große Axt mit sich.
„Heda, Gestrüpp, willste Prügel!? Kommste her!“ brüllte er dem Fremden zu.
Kehliges Lachen ertönte und der Fremde riss sich seine Robe vom Leid. Vor allen stand ein etwa 1 Fuß 80 großer Mann mit Hufen statt Füßen, zwei kleinen Hörnern an den Schlefen, einer roten ledrigen Haut und Klauenbewehrten Händen. Aus seinen schwarzen Augen funkelte er den entsetzten Zwerg an und warf ihm etwas unsichtbares aus seinen Händen zu.
Unter einem Feuerstoß verschwand der Zwerg und seine glühende Axt fiel auf den Holzboden. Vom ersten Schrecken befreit gingen Lora und Loki auf den Dämon zum Angriff über. Lomar schrie nur „Ich kann nichts machen, er ist zu mächtig und frisst meine Energie auf!!“ Unerwartet schnell wehrte die rote Gestalt die Hiebe der Schwerter der beiden ab und schleuderte sie einige Meter nach hinten in die zurückweichende Menge der gebliebenen Gäste. Lauthals lachte der Dämon als ihm von hinten eine große Klinge in die Schulter bis zum Brustkorb hieb.
„Du willst Rrubinäuge mit einem Schwärrt toten? HA..“ Rubinauge packte die Klinge des Schwertes, drehte sich um und verpasste dem wieder auf die Beine gekommenen Bormir eine Kopfnuss, dass ihm sein Helm vom Kopf schepperte und er zu Boden ging. Mit Wucht schleuderte er das herausgenommene Schwert dem heranstürmenden Junes zu, der nur mit großem Glück dem heranfliegenden Schwert ausweichen konnte, mit einem Tisch krachend zusammenstieß und seinen Rapier fallen lies.
Rubinauge drehte sich um, während sich seine Wunde zischend schloss, stieß Lomar aus seinem Weg, ging auf die am Boden liegenden Loki und Lora zu, trat Lora die gerade aufstehen wollte seinen Huf in die Seite, dass sie sich unter Schmerzensschreien gekrümmt am Boden liegen lassen musste und hob Loki mit einer Hand hoch.
„Du kannst Rrubinäuge närcht entkömmen...Stärrb...Mensch.“
Gerade zum Schlag ausholend, sah der Dämon das durch den Sturz hervorgerutschte Amulett von Draco und stieß einen grellen Schrei aus.
Panisch ließ er Draco zu Boden fallen und verpuffte in einer Rauchwolke.
„Wirr sähen uns wiedärr...!!“ grollte es noch.
Kurz nachdem das Spektakel vorüber war, kehrte auch schon wieder buntes Treiben in das Wirtshaus ein, so als ob nichts geschehen wäre, auch wenn sie die Gäste weit aus leiser unterhielten. Man half Loki und Lora auf die Beine und Lomar sprach einige kleine Heilzauber um die gröberen Wunden, von blauen Flecken und Prellungen abgesehen, an der Gruppe zu heilen.
„Was war DAS?“ fragte Boromir und deutete auf das Amulett welches Loki schnell wieder unter seinem Kettenhemd verschwinden ließ.
„Ich habe keine Ahnung, mich würde vielmehr interessieren wer uns dieses Monster auf den hals gehetzt hat, geht es dir gut Lora?“ Sie nickte etwas mitgenommen.
„Ähm...entschuldigt die Herren, benötigt ihr noch ein Zimmer? Ich glaube es ist eines frei geworden.“ Mischte sich der wieder unter seinem Tresen hervorgekommene Wirt ein und zeigte auf die sich in den Holzboden kokelnde Axt des Zwergen.

Die Nacht war ruhig geblieben, trotzdem hatte man Wachen aufgestellt. Am nächsten Morgen ging es nach einem kurzen Frühstück weiter. Als die Sonne bereits wieder in tiefere Bahnen einkehrte, konnte die Gruppe aus einiger Entfernung ihr Ziel erkennen: das Fort Nebelschleier. Der letzte Außenposten an der Grenze zwischen den beiden Kaiserreichen. Zur Sicherung der Grenze wurde und wird dieses Fort eingesetzt. Erbaut, unterhalten und bewacht von den Dragon Lords, die ihre Allianzverpflichtungen der Grafschaft gegenüber einhalten und diesen Landstrich überwachen. Eine gut 8 Fuß hohe Steinmauer umgibt das sternförmig angelegte Fort. Nur ein großes gemauertes Hauptgebäude mit einem großen Turm in der Mitte steht in diesem Außenposten, die einfachen Soldaten nächtigen in einem großen Zeltlager welches um die Burg errichtet worden ist. Einige Reiter kamen auf sie zugeritten und begrüßten die Gruppe. Die vier Reiter waren in golden glänzende Plättchenrüstungen gewandet und trugen eine lange Lanze sowie einen Nasenhelm.
„Eldoras zum Gruße, ihr wertet bereits erwartet, folgt uns ins Lager, der Hauptmann wünscht euch zu sprechen.“ Rief ihnen einer der Reiter zu. Im Galopp folgte die Gruppe den Reitern bis sie die großen Tore passierten und zum Hauptgebäude geführt wurden. Anscheinend wurde das Fort auf einem steinernen, aber sehr flachen- vielleicht ein bis zwei Meter über dem Boden, Steinplateau errichtet, der Boden war eine glatte Steinfläche. Loki fragte sich wie sie hier wohl die Zelte befestigt haben. Man stieg ab und die Pferde wurden irgendwo in einen Stall geführt. Einer der Reiter forderte sie auf ihm zu folgen und sie betraten die Eingangshalle der Festungsanlage. Der Innenraum war schlicht möbliert, zu den Seiten stand eine Galerie von Büsten unbekannter Größen aus der Geschichte der Dragon Lords, wahrscheinlich erfolgreiche Kriegsherren, vermutete Loki. Von der Halle führten drei Türen ab, zwei zu den Seiten und eine gegenüber des Haupteinganges. Über dieser hingen zu zwei Seiten Banner die von der Decke fast bis auf den Boden reichten. Zur Linken war das Wappen der Dragon Lords abgebildet. Ein längs geteiltes Wappen das links ein beiges Gold, rechts ein strahlendes Weiß als Hintergrund besaß. In der Mitte prangte ein blutroter Drachenkopf mit zwei Hörnern und aufgerissenem Maul hinter dem sich zwei Schwarze Schwerter kreuzten. Auf dem anderen Banner waren anstelle des Drachenkopfes und der Schwerter einige schlichte schwarze Striche die mit ihrer welligen Form an Nebelschleier erinnerten und das Zeichen dieser Garnison bedeuteten. Nach der Größe des Forts zu urteilen mochten sich hier gut 3000 bis 4000 Mann aufhalten. Waren außerhalb des Gemäuers eher wenige Wachen zu sehen gewesen, standen hier vor jeder Tür zwei Wachen in Grauschwarzen Plattenpanzern mit einem langen Weißem Umhang und einer weißen Schärpe die über den Brustpanzer gehängt war. Jeder trug ein langes, breites Schwert an seiner Seite sowie eine lange Glefe in der Hand und starrten stur, aber aufmerksam gerade aus durch ihre Topfhelme die als Sichtfeld einen T-Schlitz hatten der nach unten hin vorne offen war. Die Wachen vor dem Großen Tor traten zur Seite und öffneten die Türen, so dass die Gruppe passieren konnte. Sie kamen in einen großen mit Arkaden an den Seiten, und roten Samtvorhängen zwischen diesen, verschönerten Raum an deren Ende ein großer, breiter Sandsteintisch stand hinter dem ein kleiner Mann auf einem großen Holzstuhl, der an einen Thron erinnerte, saß. Zu allen Seiten standen im Abstand von gut zwei Fuß große, schwere Kerzenleuchter die den Raum gut erhellten. Als sie näher kamen, stand er auf und begrüßte die Gruppe. „Eldoras zum Gruße, ich bin Hauptmann Claudius, Anführer der Garnison Nebelschleier.“ Mit seinem kurzgeschorenen ergrautem Haar und den vielen Falten und Narben in seinem Gesicht machte er einen erfahrenen und alten Eindruck auf die Gruppe. Er trug einen langen weißen Umhang sowie einen goldenen Brustpanzer auf dem an einem roten Samtdreieck ein silberner Orden hing. Seine Schritte hallten durch den großen Raum und seine Kettenhose klapperte etwas.
Zu Loki Salutierte er leicht, welche Geste Loki etwas unsicher nachahmte.
„Kommt,“ sagte Claudius und führte sie hinter seinen Schreibtisch an dem eine große Karte der Neuen Lande hing.
Er deutete auf einen kleinen roten Punkt im Süden.
„Hier sind wir, und ihr müsst hier hin.“ Sein Finger bewegte sich in Süd-Östlicher Richtung an einen Punkt im Nirgendwo einer Wüste.
„Wir haben es hier mit einer Verschwörung unbekannter Ausmaße zu tun.“ Fuhr der Hauptmann fort. „Dunkle Mächte aus der Alten Welt treiben ein heimtückisches Spiel. Sie versuchen die mittels der Öffnung von Toren zum Untoten Reich mit Hilfe von einigen abtrünnigen Vampiren zu öffnen um einen alten und mächtigen Vampirfürsten den Weg ins unsere Welt zu weisen. Er wurde vor tausenden von Jahren wegen seinem unstillbaren Durst von seines gleichen ins Reich der Untoten verbannt um dort bis ans Ende der Welt sein Dasein zu fristen. Unseren Agenten zufolge sind die Vorkehrungen dafür bereits getroffen, es muss sich nur um Stunden oder Tage handeln, dann wird sich die Sonne verfinstern und das Reich der Untoten über uns herstürmen. Die nördlichen Provinzen sind bereits ausgewechselt worden und deren Herrscher in treue Vampire verwandelt worden. Leider ist es uns zu spät aufgefallen. Die Grenzen im Reich zu den Provinzen Bolgaron, Wieruch, Benoq und Medica sind bereits gesperrt worden. Der Kaiser und das Land erwarten eure Hilfe. Es ist eigentlich ganz einfach, ihr, Loki, müsst nur in die Wüste zum Felsendom reisen und in der Mitte des Altars euer Amulett in die Fassung legen, so wird der Bann über die Sonne gebrochen und das gleißende Tageslicht wird dem ein Ende bereiten.“
Fassungslos waren die Anwesenden den Ausführungen des Hauptmanns gefolgt. Loki ergriff als erster das Wort. „Das ist ja furchtbar! Aber ich werde meine Mission erfüllen, doch- wo liegt der Haken bei der ganzen Sache?“
Claudius lachte etwas. „In der Wüste wimmelt es nur so vom Echsenvolk die in Nomaden Herden durch die Lande streifen und angeblich sehr großen Gefallen am menschlichen Fleisch gefunden haben. Keine Sorge, ich werde euch vier Reiter zum Schutz mitgeben.
Und ihr, von Hohenstein und Rondell, könnt hier vier Tage verbleiben, dann wird ein Schiff in der Nähe anlegen, welches euch zum Glühenden Kontinent bringen wird, von dort aus wird es ein leichtes sein wieder nach Hause zu gelangen. Außerdem können wir hier in den nächsten Tagen jedes Schwert gebrauchen! Ihr könnt nun gehen.“ Mit diesen Worten klatschte der Mann zweimal in seine Hände und die Tore wurden wieder geöffnet und zwei Wachen geleiteten die Gruppe nach draußen. Als sich die Tore bereits hinter ihnen wieder schlossen, hörten sie Claudius noch hinterher rufen: „Viel Erfolg, seid stark im Glauben, Eldoras wird bei euch sein!“
Die Gruppe verbrachte die Nacht noch im Fort in einem für sie bereit gestelltem Zelt und am morgen stärkte man sich mit einem ausgiebigen Frühstück um das mulmige Gefühl was sich in aller Magen ausgebreitet hatte zu unterdrücken.
Mit gedrückter Stimmung und sich gegenseitig Glück wünschend, trennte sich die Gruppe von ihren beiden Begleitern Boromir und Junes und ritt mit ihren vier Reitern aus dem Fort hinaus.
Nach gut zwei Stunden Ritt, die Sonne stand bereits fast im Zenit, erreichten sie einen langen hohen Steinwall der das Land durchzog. Von den vielen Wachtürmen die entlang der Mauer standen quollen dicke Rauchwolken von Signalfeuern in den Himmel.
Man hielt auf einen Durchgang zu und wurde von einem Dutzend Soldaten in  Blau-Rot karierten Waffenröcken empfangen. Sie trugen alle einen Kettenpanzer und einen offenen Helm. Einer von ihnen, mit einem langem blauen Umhang, trat auf sie zu und forderte sie auf abzusteigen.
„Ihr-e steht vor der-e Grenz-e zum Südreich. Der-e Kaiser heißt euch-e Willkommen. Eur-e Passierschein-e.“ sprach sie der Wachhabende Offizier in einem seltsamen Dialekt an. Einer der Dragon Lords Reiter reichte ihm eine Pergamentrolle. Nach einem kurzen Geplänkel zwischen dem Reiter und dem Offizier wank man sie durch das große Tor hindurch. Gerade als sie passierten, ertönte ein Donnern und Grollen. Alle blickten gespannt gen Himmel, als sich wie von Geisterhand dichte dunkle Wolken bildeten und das Licht der Sonne verschleierten. Ein dämmriges Halbdunkel überschwemmte das Land.
„Schließt di-e Grenz-e! Schließt di-e Grenz-e!“
Brüllte jemand von irgendwoher und hektisches Treiben glomm auf, überall wurden Fakeln entzündet.
„Kommt, wir sollten uns beeilen, wir müssen noch nach Grenzkäff, das liegt am Rande der Echsenwüste, mit Glück schaffen wir es bis zum Einbruch der Dunkelheit.“ Sagte der Reiter mit dem Pergament zu ihnen.
Alle nickten unwohl und begannen ihren Pferden die Sporen zu geben.
Nach einiger Zeit passierten sie eine kleine Stadt mit einer Mauer und verschlossenen Toren. Etwa 6 bis 7 Stunden Ritt über die Reichsstraße, sahen sie wie die nun nur noch als kleiner heller Punkt am Himmel stehende Sonne langsam am Horizont verschwand. Kurz bevor sie verschwand und das Land in vollkommene Finsternis legte, erreichten sie ihr Ziel.
Eine kleine, aber befestigte Stadt lag am Rande der Wüste. Karg war die Landschaft, zur Rechten zogen sich einige hohe Berge in den Himmel, zur Linken war nur eine leere Steppe zu sehen mit vereinzelten Bäumen.
Schlichte Stein oder Holzbauten bestimmten das Bild der Stadt. Gerade noch rechtzeitig erreichten sie die Tore und konnten noch mit einigen lebhaften Diskussionen die Stadt betreten. Man empfiehl ihnen die Taverne zum Blauen Zwerg, wo sie einkehrten. Ein dreistöckiges Fachwerkhaus mit verriegelten Fenstern. Als sie die Taverne betraten trafen sie auf stilles Gemurmel und Geflüster, alle schienen von der Sonnenverdunkelung verängstigt zu sein. Man bestellte sich ein karges Mahl und legte sich früh zu Bett.
Die Nacht verlief ruhig, doch am Morgen wurden alle sehr frühzeitig von lautem Waffengeschepper geweckt.
Hastig zogen sich alle an und sahen aus dem Fenster. Vereinzelt trabten Untote Gestalten die scheinbar aus ihren Gräbern und Grüften gestiegen waren. Kühle, verfaulte Luft wehte durch das Fenster, die Sonne stand wieder verdunkelt am Himmelszelt und tauchte die Straßen in eine unheimliche Düsternis.
„Hier, hier ist noch einer! Schlagt ihm den Kopf ab! Oh bei allen Göttern- es hat Rufus erwischt!!“ hörten sie jemanden schreien. Vereinzelt lagen tote Menschen und Untote ohne Kopf auf den blutverschmierten Straßen. Die Dragon Lords Reiter bekreuzigten sich und stießen ein Gebet gen Himmel.
Sie zogen ihre Schwerte und begaben sich nach unten. Erst nachdem Loki dem Wirt 10 Taler gegeben hatte öffnete er mürrisch seine Tür und lies sie hinaus. Die Straße vor ihnen war Menschenleer, neben dem Gaststätteneingang lag ein verstümmelter Untoter in einer großen Lache aus grünem geronnenem Blut. Es stank nach Verwesung.
„Kommt, holen wir unsere Pferde und dann nichts wie raus aus dieser Stadt!“ flüsterte Loki  seinen Gefährten zu. Er nahm Lora kurz an ihrem Arm und flüsterte ihr aufmunternde Worte zu und ging dann voran, bog um die Ecke zum Stall und blieb stehen.
„Ksch...!“ Zwischen ihnen und dem Stall krochen gerade 8 Untote herum die sich voller Hunger über einige Bürger hergemacht hatten. Sie nahmen die Gruppe war und drehten sich zu ihr um. Aus ihren teils skelettierten Mäulern hingen noch blutige Fleischreste hervor. Einigen hing die verfaulte Haut bereits in Scheiben vom Körper und lag auf ihren zerfetzten und vermoderten Gewändern.
„UUUHHH UHHHH UUUUUHH!“ tönte es monoton und leblos aus den Mäulern der Untoten. Mit ruckartigen Schleichbewegungen die an einen Lahmen erinnerten, gingen sie langsam auf die Gruppe zu, streckten ihnen ihre zwei, oder einen, Arme entgegen und fletschten die Zähne. Eisige Kälte befiel den der ihnen in ihre milchigen Augen blickte.
„Schnell! Zurück!“ rief Loki, und sie liefen wieder um die Ecke, als nach einigen Schritten Lora die Gruppe zwang anzuhalten.
„Wo ist Lomar?!“ Loki stieß einen Verzweiflungsschrei aus und stürmte wieder zurück, kam kurz darauf um die Ecke und zerrte den bleichen Lomar am Arm hinter sich her. „Weiter!“ rief Loki der Gruppe zu.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kapitel VII – Steht auf, wenn ihr Tot seid!

Ohne Vorwarnung schoben sich dichte Wolken vor die Sonne und hüllten die Wiesen und das Fort in ein dämmriges Licht. Hektik und Panik breitete sich aus, die Tore wurden geschlossen und man stellte überall Wachen auf die Zinnen.
Boromir und Junes schauten dem Spektakel fassungslos zu.
„Diese Lande sind verflucht, das habe ich doch gleich gesagt!“ zischte Junes.
„Ach, sei still und überprüf lieber deine Waffen.“ Entgegnete ihm Boromir der bereits seinen Zweihänder polierte.
Mitten in der Nacht, keiner konnte und wollte so richtig schlafen, kam Tumult in der Basis auf. Untote, eine riesige Heerschar von Untoten sollte sich aus den Gräbern der ehemaligen Schlachtfelder an der Grenze erhoben haben und sich auf das Fort zu bewegen, hieß es. Eilig schaute man in der Fort Gruft nach und konnte dort ebenfalls beobachten wie die Toten in ihrer Ruhe gestört in ihren steinernen Sägen klopften und stöhnten. In aller Eile verschloss man die Grüfte und stellte Wachen auf. Als am Morgen die Sonne wieder aufging, immer noch verschleiert, stand dem Fort ein riesiges, zerlumptes und verfaultes Kriegerheer gegenüber, mit morschen Kriegs- und Belagerungsmaschinen. An der Spitze des Heeres saß ein Kriegsheer mit rostiger Rüstung und einem Hornbewehrten Helm auf einem Skelett Pferd und schwang sein rostrotes Schwert. Mit Geschepper und Gekrache von morschen Knochen setzte das Untoten Heer zum Angriff an und stürmte den Festungswällen von Nebelschleier entgegen. Alte Pfeile hagelten auf das Fort ein und getötete Soldaten auf der eigenen Seite wurde sofort der Kopf abgeschlagen um zu verhindern dass sie wieder aufwachten.
Ihrerseits schossen die Dragon Lords mit Pfeilen und Steinen aus kleinen Katapulten zurück. Getroffene Skelette zerfielen klimpernd in Einzelteile und blieben reglos liegen.

Loki, Lora, Lomar und zwei der Dragon Lords hatten die Flucht aus der von Untoten überrannten Stadt geschafft und befanden sich bereits mitten in der Wüste. Trotz der verschleierten Sonne herrschten hier hohe Temperaturen, es war aber zum Glück nicht so warm dass die kleine Gruppe großartig ins Schwitzen kam, aber dennoch fehlte es hier vor allem an einem: Wasser!
Der Tag verging und am Abend ließen sich alle sichtlich erschöpft und ausgetrocknet auf den weichen, kernigen Sand fallen.
„Wir brauchen unbedingt Wasser, sonst überleben wir keinen weiteren Tag mehr. Irgendwo muss es doch..“ „KSCH!“ unterbrach Loki einen der Dragon Lords.
„Habt ihr das eben auch gesehen? DA! Dort hinten huscht irgendetwas durch den Sand.“
Angespannt erhoben sich alle und zogen klirrend ihre Waffen. Einige Dunkle Schatten schoben sich in Zick-Zack Linien durch die Wüste und näherten sich der Gruppe. Auf Lokis Anweisung bildete die Gruppe einen Kreis, in der Mitte stand Lomar. Immer mehr dunkle Gestalten bildeten ebenfalls einen Kreis, aber um die Gruppe und näherten sich, immer noch unerkannt. Mit einem Kampfschrei quittierte einer der erschöpften Dragon Lords seinen inneren Kampf und stürmte mit dem Schwert über dem Kopf auf die Angreifer zu, sein Gefährte tat es ihm gleich und stürmte ihm hinterher.
Es war ein einfaches für die Angreifer die erschöpfte Gruppe zu überwältigen, mit einigen gezielten Schlägen wurden sie ins Dunkel der Träume geschickt. Und sie hatten wahrlich schauderhafte Träume.

Unter lautem Krachen brach das große Tor des Forts nach stundenlangem Ansturm entzwei und ein nicht enden wollender Strom von Skeletten schob sich hindurch um sich daran zu machen ihre Lebenden Gegner zu töten.
Boromir und Junes standen an erster Front und zerstoben einen Angreifer nach dem nächsten in Knochenmehl. Doch die Anzahl der Krieger war zu gering um dem Ansturm lange standzuhalten, und langsam wurden die Reihen dezimiert und zurück in Richtung der Burg getrieben. Da keine Zeit bestand die Gefallenen zu enthaupten, standen diese bald wieder und machten sich daran ihre einstigen Waffenbrüder anzufallen.
Mit knapper Mühe und Not gelang es sich in die Burg zurückzuziehen und die Tore zu verriegeln. Verletzte wurden notdürftig behandelt und geheilt, doch schon nach einiger Zeit hörte man den schweren Widderkopf des Rammbocks gegen das Tor pochen.
Nach einigen Stunden wildem Getümmel draußen, begann das Tor langsam nachzugeben. Man formierte sich und machte sich bereit zum letzten Kampf.
„Für Eldoras und seinen Legaten! Für das Licht!“ brüllte jemand und alle stiegen mit ein.
Um sich Mut zu machen trommelten die Soldaten mit ihren Schwertern gegen die Schilde, so dass nach einer kurzen Weile ein rhythmisches Trommeln das brechen des Holztores übertönte und in ein wildes Gegröle überging als der letzte Schutzwall entgültig nachgab und sich die Toten auf die Lebenden stürzten.

Noch erschöpft erwachten Loki und Lora gleichzeitig. Sie waren aneinander Rücken an Rücken gefesselt und konnten ihre Hände nicht bewegen. Sie saßen auf einem kalten Steinboden in einer Art Höhle, die nur spärlich von Fackeln ausgeleuchtet wurde. Kühle, klare Luft herrschte hier und von irgendwo her konnte man Wasser auf den Boden tropfen hören. Von Lomar und den beiden Dragon Lords war keine Spur zu sehen.
„Alles in Ordnung?“ flüsterte Loki.
„Ja, aber ich habe einen unglaublichen Durst.“
„Ich auch Lora, ich auch. Wo sind wir hier?“ flüsterte Loki zurück.
„Keine Ahnung, in einer Höhle?“ erwiderte Lora.
„SSSSSsssssssssssch Schasschla shhchom“ hallte es von irgendwo her und Schritte kamen auf die Zwei zu.
Vor sie trat eine etwa zwei Meter große Gestalt mit Schuppiger Haut und einem langen Schwanz die sehr einer Echse auf zwei Beinen glich. Ihr hingen einige Ketten mit Eckzähnen irgendeines Tieres um den langen Hals, ein ledriger Lendenschutz verbarg das wichtigste. Die Echse stützte sich auf einen langen gezackten Speer und warf den beiden einen prüfenden Blick aus den gelben Augen mit einem schwarzen Schlitz statt einer Pupille zu.
„Sssso ihr ssseid erwacht. Wie fühlt ihr euch?“
„Äh... den Umständen entsprechend. Was äh wollt ihr mit uns anfangen? ESSEN?!“ stammelte Loki.
Lauthals fing die Echsengestalt an zu lachen.
„Ihr Menssschen ssseid wirklich lusstig! Esssen..euch...ihr ssseid doch zssäh wie Leder!“
Erleichterung machte sich auf den Gesichtern der beiden Menschen breit.
„Aber warum habt ihr uns dann gefesselt- und wo sind die anderen?“
Die Echse schüttelte nur ihren Kopf.
„Ihr habt unsss angegriffen. Eure beiden übereifrigen Begleiter musssten wir leider töten.“
Mit einer geschickten Bewegung seines Speers, löste er die Fesseln und forderte sie auf ihm zu folgen.
Sie traten durch einen Höhlengang, vorbei an Stalagmiten die zur Decke hoch wuchsen und  kamen in eine große Halle, gefüllt mit einer großen Anzahl von Echsenmenschen. Sie traten zur Seite und ließen die Gruppe unter neugierigen Blicken passieren bis sie vor einen großen goldenen Thron kamen, auf der eine Echse mit einer gezackten Krone auf dem Kopf saß.
„Kniet nieder, Menssschen.“ Wisperte ihnen ihr Führer zu.
Gehorsam taten sie dies und fielen auf die Knie.
„Ssssoo, Mensschen. Wasss habt ihr wieder getan, die Götter verärgert, hm? Nicht artig, nicht artig ihr ssseid. Aber gut. Wir werden euch helfen, wir brauchen die Ssssonne genaussso wie ihr. Ihr befindet euch im Felsssendom. Folgt der Treppe und ihr werdet in den Zsseremonie Raum gelangen. Euer magissscher Freund befindet sssich dort bereitsss.
Wenn ihr unsss wieder verlassst, habt ihr zsu sschweigen wasss ihr hier gesssehen habt. Zsswei Flugechssen werden vor dem Felsssendom auf euch warten. Geht nun!“
Forderte sie der Echsenkönig auf.
Eilig taten sie das ihnen befohlene und hasteten die Treppe hinauf. Lomar wartete bereits auf sie und empfing sie mit offenen Armen um sie zu drücken.
„Wo kommt ihr denn her?! Ich habe nur gesehen wie sie euch in das Land der Träume geschlagen haben und habe mich unsichtbar gezaubert und bin den Weg hierher gelaufen.“
„Wir äh, ich erzähle es dir später, weißt du wo das Amulett hin muss?“ kürzte Loki das Gespräch ab. Lomar nickte und zeigte auf einen Altar in dessen Mitte eine kleine Kreisrunde Einlassung war. Loki trat auf den Altar zu und nahm mit zittrigen Fingern das Amulett von seinem Hals. Zögernd stand er vor dem Altar als Lora ihn bei der Hand nahm. Seufzend legte er das Amulett ein und wartete was geschehen würde.

Boromir stand Rücken an Rücken mit seinem Freund Junes und wehrte einen Schlag nach dem anderen ab. Bis auf eine Gruppe von 20 Kriegern, die den anderen die Flucht in die oberen Stockwerke ermöglichten, waren die gut 1000 verbliebenen Dragon Lords in Sicherheit und warteten auf Unterstützung.
Ein großes Skelett mit einer breiten Kampfaxt trat auf den vom stundenlangen Kampf erschöpften Boromir zu und schleuderte ihm sein Schwert aus den Händen.
Das Skelett hob seine Axt und Boromir schloss die Augen, sandte ein Stoßgebet an Rhondra und hoffte das wenigstens Junes das Gemetzel überleben würde.
Doch er spürte nie einen Schlag oder Hieb. Stumpf hörte er wie zahllose Knochen und Rüstungen in einem Wirrwarr aus Geschepper zu Boden prasselten. Als er die Augen öffnete, stand er mitten in einem weißen Teppich aus Knochen, aus dem hier und da ein Schwert oder eine Axt rostig hervorschaute. Verwirrung und Erleichterung machte sich unter den Überlebenden breit. Die restlichen Verbliebenen lockten den Rest der Krieger aus dem Turm und man trat ins Freie. Glänzend weiß und rot blickten sie auf das verwüstete Zeltlager. Und oben, hoch am Himmel, strahlte die Sonne in ihrer ganzen Pracht auf die Überlebenden nieder. Jubel brach aus und auch Boromir und Junes fielen mit ein und gingen auf die Knie um ihren Göttern zu danken.
Von irgendwo aus nicht allzu großer Entfernung, ertönte ein Horn.
„Verstärkung- das ist die Verstärkung!“ hörte man jemanden brüllen.
Kurz darauf konnte man das Rasseln der Rüstungen hören, Boromir sprintete zum gebrochenen Haupttor und sah hinaus.
Vor ihm breitete sich ein gewaltiges Heer von gut 10.000 Mann Reitern aus das im hellen Sonnenlicht beinahe blendend glänzte.
Er stieß einen erleichternden Seufzer aus und wunk freudig der Verstärkung zu.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kapitel VIII – Höhen und Tiefen

Ein Donnern zog sich durch den Felsendom und helles weißes Licht strahlte durch die Öffnungen in den Altarraum hinein. Neugierig liefen die Drei hinaus ins Freie und sahen wie sich die dunklen Wolken von der Sonne schoben und im Nichts verschwanden. Dort stand sie wieder am Himmel in ihrer vollen Größe und Pracht. Merkbar stieg die Temperatur schlagartig an.
„Wir sollten uns sputen, es wird langsam heiß, sehr heiß befürchte ich.“
Sie liefen eine lange weite Treppe aus sandbedecktem hellem Stein hinunter und fanden dort auch die beiden versprochenen Flugechsen. Bräunliche Schuppenwesen die entfern an Drachen erinnerten, jedoch nicht einmal halb so groß waren und je einen Doppelsattel auf dem Rücken und Zügel im Maul hatten.
Loki bestieg die ihm am nächsten wartende Echse und Lora folgte ihm. Sie setzte sich hinter ihn auf den Sattel und umfasste seine Taille.
Etwas ängstlich wagte sich Lomar an die zweite Flugechse, als diese jedoch nur einen harmlos klingenden Gurr-Laut von sich gab, wagte er mehr und setzte sich ebenfalls in den Sattel.
Da keiner von ihnen wusste wie man Flugechsen lenkt, versuchten sie es wie bei Pferden und waren überrascht dass es funktionierte, mit ein paar Schritten Anlauf hoben die Echsen leichtfüßig ab und gewannen rasch an Höhe.
„Das.. das ist wunderschön!“ lachte Lora in den Wind als sie die Wüste, den Felsendom und den angrenzenden Ozean in seinem herrlich blitzenden Blautönen erblickte.
Nach einem zweistündigen Flug nach Norden ohne Ziel, nachdem sie das Meer passiert hatten, erreichten sie einen Ort der ihnen entfernt bekannt vorkam. Eine große Stadt tauchte vor ihnen auf mit mehreren Befestigungsringen und im Sonnenlicht glänzenden gepfannten Dächern. Am Nordende der Stadt, kurz vor einem Gebirge, thronte eine riesige weiß strahlende Festung mit goldenen Dächern und grünen Gärten auf riesigen Terrassen.
„Das muss Bergheim sein!“ rief Loki gegen den Wind an.
„Wir landen hier!“
Sie lenkten die Flugechsen niedriger und suchten sich eine große Terrasse aus auf der sie landen konnten. Sanft setzten die Echsen auf und erschrocken wichen die Anwesenden zurück. Rasselnd kamen einige Wachen herbeigelaufen und richteten ihre Glefen auf die Ankömmlinge.
Zweifelsohne waren die Krieger Elfen, oder Halbelfen, wie man an ihren langen Spitzen Ohren die an den Seiten der Nackenhaube hervorlugten, langes braunes Haar hing ihnen bis zu den Schultern und sie waren in silberne Kettenrüstungen gekleidet, ein weißes Tuch welches ihnen vom Gürtel zu den Knien reichte zeigte das Wappen von Bergheim in Form eines blauen Bogens.
Loki hob abwehrend die Hände in die Höhe.
„Ich bin Loki Lifec, das ist Lora von Bolgaron und dies ist mein Gefährte Lomar. Wir müssen euren Grafen sprechen.“ Erklärte Loki sich.
Argwöhnisch nickten die Wachen und stellten ihre Glefen wieder senkrecht, eskortierten sie jedoch aufpasserisch durch die reich an Ornamenten verzierten marmornen Gänge. Überall standen junge und alte Halbelfen die ihnen neugierige Blicke zuwarfen.
Nach einer Weile erreichten sie zwei goldene Tore die geöffnet wurden und den Blick auf eine riesige überkuppelte Halle ermöglichten. In jede Wand waren reich verzierte Fresken eingemeißelt worden, goldene Kronleuchter standen zu jeder Seite und ein purpurner Samtteppich reichte bis zu einem Podest auf dem zwei große Throne standen, der linke etwas größer als der rechte, aus weißem Marmor. Im Abstand von vier Metern standen in silberne Plattenbrustpanzer gekleidete Halbelfen zum Teppich hin und überkreuzten ihre Hellebarden. Als die Gruppe passierte wurden die Hellebarden jeweils zur Seite gezogen und gaben den Weg frei. Gute 40 Fuß später erreichten sie das Podest. Ein alter, weise aussehender Mann mit einem langen grauen Bart und langen grauen Haaren, die kunstvoll verflochten waren, saß in einem weißen Gewand mit einem roten Samtgürtel auf dem linken Thron und lächelte sie an. Seine zahlreichen Edelsteinübersetzten Finger und die ebenfalls reich geschmückte Silberne Krone auf seinem Kopf ließen kaum denken dass er nur ein Graf war. Neben ihm der zweite Thron stand leer.
Die Gruppe ging voller Erfurcht vor dem Herrscher des Halbelfen Reiches auf die Knie und senkte ihre Häupter.
„Schon gut schon gut, erhebt euch.“ Sprach der Graf mit sanfter Stimme. „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“
Langsam erhoben sich die Drei als sie eine ihnen wohl bekannte Stimme hörten.
„Das sind die Drei von denen ich euch berichtet habe, mein Graf.“ Aus dem Schatten hinter dem Thron trat Gritta hervor und lächelte die Gruppe an.
„Ah...“meinte der Graf mit weit geöffneten Augen.
„Ich habe eine Depesche vom Kaiser erhalten. Ihr seid angewiesen zur Westmine zu reisen. Dort wird ein Führer auf euch warten und euch weiter helfen. Keine Sorge ihr werdet ihn erkennen. Doch ruht euch bis zum Morgengrauen aus, Esst, Trinkt, Wascht euch. Eure Queste ist noch nicht zuende.“ Mit einer leichten Handbewegung  des Grafen traten drei Diener in den Raum und führten die sich vorm Grafen verneigenden Gefährten in ihre Gemächer.
Schnell brach die Nacht hinein und Loki lag halb schlafend, mit gute gefülltem Magen und noch weicher Haut von dem Vollbad, in seinem Bett. Sein Raum wurde von einem Kerzenständer beleuchtet der auf einer kleinen Kommode neben dem Bett stand. Ein leichter Windhauch machte sich bemerkbar, irgendjemand hatte sein Zimmer betreten und ging auf sein Bett zu, doch Loki war viel zu erschöpft. Leicht gab das Bett nach und irgendjemand legte sich neben ihn. Eine leise Stimme flüsterte ihm ins Ohr.
„Du hast uns heute alle gerettet...du wirst immer mein Ritter sein...“ und zwei warme und weiche Lippen berührten seine Wange. Lora kuschelte sich an Loki und beide schliefen in der Sicherheit der Festung kurz darauf ein.
Zur selben Zeit, einige 1.000 Kilometer entfernt, lief ein Schiff aus einem Hafen und stach in Richtung des Glühenden Kontinents auf. Mit an Bord befanden sich zwei, sehnsüchtig nach ihrer Heimat, sehr glückliche Personen die der immer mehr verschwindenden Küste nachblickten.

Die nächtlichen Nebelschleier waren noch nicht ganz verschwunden, da konnte man über Bergheim zwei Flugechsen aufsteigen und gen Norden fliegen sehen. Mit einem kurzen Frühstück aus Brot, Haferschleim und Wasser gestärkt, flog die kleine Gruppe ihrem nächsten Ziel entgegen. Sie flogen über einen riesigen Fluss der sich zwischen zwei Bergketten hindurchschlängelte, passierten einige dichte Wälder und flogen gen Mittag über eine atemberaubende Stadt hinweg. Jeder Zweifel war ausgeschlossen, es musste Calderah sein, die Hauptstadt des Reiches und der Sitz des Kaisers. Mehr als eine Stunde flogen sie voller Staunen über die gigantische Stadt hinweg. Riesige Tempelbauten stachen zwischen den ohnehin hohen Häusern hervor. Überall waren Burg- oder Schlossanlagen zu sehen, die ganze Stadt glänzte gelblich im Licht der Sonne. Aber als sie den Kaiserpalast überflogen, stockte ihnen der Atem. Eine mehrere Hektar große Gartenanlage umgab den riesigen überkuppelten Palast dessen goldene Dächer blitzten und funkelten. Nach einer weiteren Stunde erreichten sie das Ende der Stadt die an einem riesigen, meeresgleichen, See lag. Vereinzelt waren kleine Dörfer am Rande des Sees zu erkennen und Fischerboote die ihren Fang einholten. Als es bereits zu dämmern begann, mittlerweile froren sich alle Drei trotz der dicken Felle die sie bekommen hatten, die Gliedmaßen ab, dort oben herrschte ein strenger kalter Wind der ihnen um ihre Nasen und Ohren fegte, erreichten sie die Ausläufer des Gebirges an deren Anfang eine kleine befestigte Stadt erbaut worden war. Sie ließen sich etwas abseits davon nieder und ließen ihre Flugechsen an einem kleinen Wäldchen zurück. Nach einer halben Stunde Fußmarsch gelangten sie zu der Stadt die weithin als Westmine bekannt war und zwar wegen der großen Minenschächte die kostbares Erz zu tage lieferten.
In der Stadt jedoch war nicht viel Trubel, die Straßen waren weitgehend leer, hier und da marschierten einige gelangweilte Wachen in Zweiergruppen, an anderer Stelle spielten Kinder mit Murmeln auf den plattgetretenen Lehmwegen. Die Häuser waren eher schlicht gehalten aus dunklem Stein, aber sahen dennoch einladend und gemütlich aus. Loki fragte jemanden nach einem Gasthaus und kurz darauf standen sie vor einem großen, vierstöckigem Fachwerkbau aus dem laute Musik tönte. Über dem Eingang baumelte ein Schild mit einer silbernen Picke. Erschöpft vom langen Flug betraten sie die Taverne und ein wohliger Geruch aus Essen und Bier schwappte ihnen in die kalten Nasen.
An vielen Tischen, die vor einem langen dunklen Holztresen aufgebaut waren, saßen vornehmlich stämmige Männer mit langen Bärten und schmutzigem Aussehen. Allem Anschein nach Bergarbeiter die hier ihren Lohn versoffen.
Man bestellte sich etwas zu trinken und essen und setzte sich an einen Tisch von dem der Wirt einige volltrunkene Bauern verscheuchte. Das Essen war erstaunlich gut. Ein fleischiger Kartoffeleintopf mit verschiedenen Gewürzen und einem Stück Brot, dazu ein würziges Bier.
Man aß schnell und stillte deshalb auch schnell seinen Hunger, als der Wirt gerade abräumte brachte ihnen eine vollbusige Frau noch jedem ein weiteres Bier und deutete auf einen Hocker an der Bar.
Loki stand auf und ging auf den edlen Spender zu. Ein alter Mann der seine besten Jahre bereits hinter sich hatte, er trug eine lange graue Robe sowie hielt er einen Wanderstab in der Hand und hatte sich eine ausgebeulte Tasche um die Schulter gehängt. Mit den Beinen baumelnd saß er da und fuhr sich abwechselnd über seine Glatze und durch seinen langen weißen Bart der ihm bis zur Brust reichte. Wissbegierig und auch wissend blickte er Loki mit funkelnden Augen an.
„Seid gegrüßt alter Mann, habt Dank für das Bier, wie kommen wir zu der Ehre?“ sprach ihn Loki lächelnd an.
„Ha-ha! Dafür nicht, nein nein, dafür nicht! Ich habe zu danken, wem? Na wem wohl- den Göttern natürlich. Oder meinen scharfen Sinnen. Oder beiden. Oder so? Ich bin,“ er legte ein Pause ein und erhob sich, reichte Loki aber gerade einmal bis zum Hals. „ Ich bin Randal Morn, weit gereister und bekannter, viel wissender und sehender, allseits beliebter oder verhasster, Gelehrter von Schrift und Wort, Besitzer des Orkzedrucks zu Vesper. Nicht. Nicht? Ihr habt doch sicher schon meine Bücher gelesen, oder darin geblättert, wenigstens aber doch gehört?“ fuhr der kleine Mann eifrig fort und warf Loki einen flehenden Blick zu als dieser nur große Augen machte und anscheinend nicht im geringsten Wusste wer hier vor ihm stand.
„Ähhh... nett eure Bekanntschaft zu machen, Morn. Ich bin Loki Lifec.“ Erwiderte Loki und versuchte damit noch etwas von der peinlichen Situation zu retten.
„Naja, naja, naa-ja. Was solls. In Vesper kennt mich jeder. Jajaja, ich weiß das ihr Loki seid, dort hinten ist Lora, die Tochter des Grafen zu Bolgaron. Trauriges armes Ding.“ Randal schüttelte mitfühlend seinen kahlen Kopf hin und her.
„Und der andere, der andere da ist La. Li. Lomar. Ha! Ich bin gut. Nicht? Ja natürlich. Aber sicher. Hm ja. Also ich bin der den ihr treffen solltet, oder bin ich der der euch treffen sollte? Weiß wohl nur der Kaiser. Hach der hat schöne Gewänder- ihr wolltet mich doch nicht unterbrechen oder? Oder doch? Mir entgeht nichts, oder zu viel das es mir nicht auffällt. Jajaja...das Alter. Ich bin schon 90 oder waren es erst 60 Jahre? Sagen wir mal ich bin über 50 das klingt doch viel viel besser, besser, ja besser. 30 nehmt ihr mir aber nicht ab oder? Nein, ihr schüttelt nur den Kopf. Kommt, ich stelle mich, oder stellt ihr mich, oder wir uns? Den anderen einmal vor.“
Loki dachte nur tief in seinem Innersten- wer auch immer ihnen diesen komischen Kauz als Wegführer auserdacht hatte, besaß entweder viel Humor oder konnte ihn nicht leiden. Er hoffte auf ersteres. Randal Morn hüpfte grinsend auf die Gruppe zu und fing sofort an wieder wie ein Wasserfall vor sich hin zu plappern, begrüßte Lora mit einem Handkuss und forderte dann Lomar auf ihm etwas gegen Hexenschuss zu verabreichen, dann fiel ihm aber auf dass sein Kreuz wohl doch nicht mehr weh tat, und so weiter und so weiter.
Erst als der Wirt zu Bett ging, meinte Randal auch er wolle wohl besser schlafen gehen, man hätte noch einen langen Marsch vor sich und er müsse ja ihnen noch eine bekannte, oder wichtige, Person vorstellen.
Insgeheim hofften alle Drei diese Person ist verträglicher als der Alte Schreiberling.
Am nächsten Morgen, besser gesagt am nächsten Mittag, krochen alle aus ihren Zimmern und fühlten sich von dem vielen Bier dass ihnen Randal ausgiebig spendiert hatte sehr träge und jeder noch so leise Laut war wie ein Donnergrollen aus nächster Nähe.
Als sich gegen Nachmittag der Rausch langsam legte, kam auch Randal aus seinem Zimmer hinunter in Begleitung eines Mannes von gut 30 Jahren. Er trug einen gut polierten bläulichen Brustpanzer und ergänzte die restlichen Körperteile mit Lederbekleidung im gleichen Farbton. An seinem Rücken hing ein bläulicher Umhang herunter und an seiner Seite hing ein Langschwert. Loki und Lora fiel zuerst ein goldenes Wappen auf der rechten Seite seines Brustpanzers ins Auge in Form einer Krone unter der sich zwei Speere kreuzten.
„Arazel zum Gruße, ich bin Donovan Aghosto, Korporal der Königlichen Garde zu Britain, Neffe des Legaten von Eldoras und ich hoffe bei allen Göttern ihr seid keine solchen schwafelnden Gesellen wie Randal.“
Keiner der Drei konnte sich zurück halten und sie mussten alle anfangen zu lachen. Nur Randal fing sich an zu Beschweren, er würde es Donovans Onkel erzählen und ihn nie wieder mitnehmen auf eine Reise ins Neue Land. Nachdem man sich gegenseitig vorgestellt hatte, verlies man das Gasthaus- Randal hatte bereits für die Bezahlung gesorgt, und ging in Richtung der Minen. Randal unterhielt sich, nein er redete Lomar zu, so dass Loki, Lora und Donovan einige Zeit fanden sich zu unterhalten.
„Wo kommt ihr denn her, Donovan?“ fragte Lora neugierig.
„Oh, aus Britain, die schönst und größte Stadt der Mystischen Inseln, dem Alten Land wie man hier gerne sagt. Sie übertrifft Calderah um ein weites. Ich bin dort, wie ich bereits erwähnte, Korporal der Königlichen Garde. Vielleicht habt ihr schon von dem Großen Krieg zur Mondwende gehört die das Land in Schrecken versetzt hattet. Ich war selbst dabei und habe an erster Front mit der großen Heldin Mia gekämpft.“ Donovan lächelte fröhlich und schien sich in der Begeisterung der anderen Beiden zu sonnen. Wäre nicht gerade eine Wolke vor die Sonne gezogen, so könnte man glatt denken er wäre etwas brauner im Gesicht geworden.
„Und wie kommt es das ihr mit diesem alten Kauz herumzieht?“ fragte Loki ihn und erntete eine Verwünschung von dem vor ihnen gehenden Randal, der anscheinend noch ziemlich gute Ohren zu haben schien.
„Nunja,“ fuhr Donovan an, „ich bin der Onkel von Gerald van Bonheur, vielleicht habt ihr schon von ihm gehört- er ist der Legat von Eldoras und eine ziemlich große Größe in der Alten Welt. Randal ist ein alter und guter Freund von ihm, er meinte es wäre nicht verkehrt wenn ich ihn begleiten würde auf seiner Reise und so hat er beim König ein Gutes Wort eingelegt für mich und... naja ... hier bin ich eben. Aber eines muss man dem Alten lassen- er hat mehr Wissen als ich je bei einem anderen gesehen hätte. Außer meinem Onkel vielleicht.“
„SAGE ICH DOCH!“ brüllte Randal von vorne.
Den restlichen Weg zur Mine ging man still voran. Vor dem großen Kreisrunden Eingang standen zwei Wachen die nach einem Passierschein fragten. Als Randal jedoch begann sie über und über mit Wörtern und Phrasen zu überschütten schüttelten sie nur den Kopf und baten die Gruppe hinein und Randal ihnen doch nicht den letzten Nerv zu rauben.
„Wenn euch ein Stein auf den Kopf fällt, habt ihr selber Schuld, und wenn ihr Erz klaut wandert ihr an den Pranger!“ brüllte einer der Wachen ihnen noch nach.
Nach einigen Metern in der Mine wich das Tageslicht einem Halbdunkel der Mine.
Alle paar Meter hing eine Pechfackel abwechselnd mal an der linken mal an der rechten Seite des Stollens. Kühle, muffige Luft herrschte hier und durch den Tunnel hörte man immer wieder hacken und hämmern.
„Keine Sorge, ich weiß bescheid ich weiß bescheid, da geht es lang, folgt mir.“ Bummelte Randal Morn vor sich hin und bog an einer Stollenkreuzung rechts ab.
Mittlerweile hatten alle ihr Zeitgefühl in der Dunkelheit verloren. Beiläufig fragte Loki Randal wohin sie eigentlich unterwegs wären.
„Ach, wir sind schon fast da. Wir gehen durch ein magisches Portal welches und in die Höhle eines Lindwurmes bringt- zurück geht’s übrigens nicht weil das Portal magisch ist, fragen ihn ob er uns eine der Reliquien gibt von denen wir noch eine weitere brauchen, treten durch den Ausgang, kommen in die Alte Welt zurück nach Arktica, holen uns dort die Zweite Reliquie, dort wartet ein Freund von mir der uns zurück zur Westmine bringt, und dann müssen wir nur noch heil nach Calderah kommen und dort die Reliquien in einen Schrein schieben und so die Pforten zur Unterwelt verschließen ehe die Verschwörer den Vampirfürsten erwecken. Gaaaanz einfach.“ Quaselte Morn vor sich hin.
„Mein der das ernst?!“ platzte es Lora hervor.
„Will ich gar nicht wissen!“ meinte Donovan.
Lomar und Loki stießen nur einen Seufzer aus der in einen Schrei überging, als der Boden mit einem Poltern nachgab und alle fünf in die Tiefe fielen.
Nach kurzem Fall landeten sie auf einer harten, rutschenähnlichen, Senke und schossen mit hoher Geschwindigkeit in die Dunkelheit. Alle schrieen lauthals ihre Angst hinaus, bis auf Randal der ganz vorne Jubelte und Grölte.
Hart landete Randal kurz darauf auf einem felsigen Boden, die anderen landeten einigermaßen weich, und vor allem auf Randal der unter dem Gewicht stöhnend nach Luft japste und sich beschwerte, nachdem sich die anderen von ihm gerollt hatten.
„Hat jemand eine Fackel?“ fragte Lora ins Nichts.
„Ich kann ja einen Lichtzauber versuchen.“ Meinte Lomar.
„Ja mach mal.“ „Klingt gut.“ „Besser als nichts.“ „AU!“ schrie Randal nur als ihn ein greller Blitz in seinen Allerwertesten traf.
„Tschuldigung!“ erwiderte Lomar und kurz darauf erschien ein kleiner greller Lichtball in seiner Hand. Sie konnten nun sehen dass sie sich in einer vereisten Höhle befanden- was auch die klirrende Kälte erklärte.
„Randal- wo in aller Götter Namen sind wir?“ fuhr Loki Randal etwas entnervt an, dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern.
„Was weiß ich, ich sollte euch nur in die Mine geleiten und rechts abbiegen.“
„ICH BRINGE IHN NOCH UM, DER RAUBT MIR MEINEN LETZTEN VERSTAND!!“ brüllte Donovan los und versuchte Randal an die Kehle zu gehen. Loki und Lora hatten Mühe ihn zurück zuhalten und versuchten ihn zu beruhigen.
„Komm doch, komm nur, ich mache Apfelmuß aus dir- oder Zwetschgen Knödel du kleiner Gnom!!“ brüllte ihn Randal nicht sehr hilfreich an und fuchtelte mit seinem Wanderstab vor Donovans Nase herum.
Randal und Donovan beruhigten sich wieder und Randal meinte nur trocken:
„Also die Kälte hat ja schon auch ihre guten Seiten.“
„Ahja?“ meinte Lora zitternd.
„Ja.... man hat schöne Aussichten...“ meinte Randal und starrte trotz seines hohen Alters grinsend auf Loras erhärtete Brustwarzen die unter ihrem leichten Hemd zu sehen waren.
Jetzt mussten Donovan und Lora Loki daran hindern Randal an den Hals zu fahren.
Aber auch dieses kleine Problem löste sich nach kurzem von alleine, alle gaben sich die Hände und warfen Randal einen bösen Blick zu, verziehen ihm aber noch einmal.
So weit das kleine Licht seine Strahlen aussendete, konnten sie erkennen dass sie sich in einer Höhle befinden mussten. Langsam ging Lomar voran und die anderen folgten ihm stumm. Hier und da durchschnitt tropfendes Wasser die Stille. Abrupt blieb Lomar nach einer Weile marsch stehen und deutete auf ein entferntes schwaches Licht das in der Dunkelheit glimmte.
Loki ermahnte alle zur Vorsicht und ging mit Donovan neben Lomar voran.
Jeder schritt so leise wie er konnte um nicht aufzufallen, keiner wusste was sie erwarten würde. Alle hatten ihre Hände auf den Waffen als eine Stimme aus dem Lichtkegel durch die Höhle hallte. Tief und dröhnend forderte sie die Gruppe auf einzutreten, man würde bereits erwartet.
Angespannt traten sie alle durch das Licht hindurch und befanden sich in einer mehr als 50 Fuß hohen, mit dem gelblichen Licht ausgefüllten Höhlenraum. Im Raum erstreckte sich ein gigantischer Haufen aus Gold, Silber, Edelsteinen und verzierten Gegenständen die blitzten und funkelten. Ein leichtes Flimmern stand über den Reichtümern.
„Schön dass ihr da seid...ich befürchtete schon ihr würdet gar nicht mehr kommen.“ Sprach die Stimme und es schien so als ob sie von dem Flimmern über dem Goldhaufen kommen würde. „Wer seid ihr? Und wo seid ihr?“ fragte Loki in Richtung des Flimmerns.
„Hach...ich bin Baradesch. Einst hatte mich hier ein Drache in seinem Hort überrascht und getötet. Seit dem hängt ein Fluch über meinem Leib weil ich ein magisches Artefakt in den Händen gehalten hatte. Dort seht- da liegt mein toter Leib!“ wimmerte das Flimmern. An einer kleinen Nische in der Höhlenwand saß ein Skelett dessen Kleidung nur noch in einigen wenigen Fetzen erhalten war. In seinen knochigen Fingern hielt es einen dreieckigen Stab aus Gold umklammert.
„Das werdet ihr brauchen um den Vampirfürst vor der Auferstehung zu hindern. Folgt mit dem Artefakt dem Gang hinter diesem Goldberg entlang, nach einer Weile werdet ihr an einen See kommen an der eine Fähre liegt. Überquert diesen und ihr gelangt in den Tempel der Dunkelheit. Ihr müsst den goldenen Stab dort irgendwo einlassen und somit die Pforten wieder verschließen. Tut dies und ihr werdet die Welt erretten und mich erlösen..“
Mit diesen Worten verschwand das Flimmern.
„Ob wir ihm wohl trauen können?“ fragte Loki.
„Ich hoffe es, ich habe davon gehört dass man die Pforten im Tempel der Dunkelheit schließen kann, mehr weiß ich auch nicht. Ich sollte euch nur hierher bringen, man sagte mir ich würde wegen meiner reichen Kenntnis gebraucht.“ Erklärte sich Randal schulterzuckend.
Loki griff sich behutsam den goldenen Stab aus den Händen des Toten und steckte ihn sich in seine Tasche. Mit einem Wink deutete er an weiterzugehen.
Sie umrundeten den Goldberg und gelangten wie der Geist gesagt hatte an einen Durchgang. Insgeheim hofften sie dass der Drache von dem die Rede war bereits Tod war oder sonst wo sich herumtrieb. Randal, der als letzter ging, steckte noch eine kleine Glasflasche ein in der eine seltsame strahlend weiße Flüssigkeit war die hell wie die Sonne durch einige Flecken des schwarzen Glases strahlte. Unbemerkt von den anderen, ließ er sie unter seiner Robe verschwinden.
Um den Anschluss an die Gruppe nicht zu verlieren hastete er den anderen nach und trat durch den Ausgang in einen schmalen, langgezogenen Gang der nur von Lomars Lichtball erhellt wurde. Es verging Stunde um Stunde, allmählichen wurden die Glieder schwer und ein allgemeines Gähnen stellte sich ein. Draußen musste es schon spät in der Nacht sein. Man entschloss sich zu rasten und setzte sich, fürs Liegen war der Gang zu schmal, auf den kalten Höhlenboden und erholte sich einige Zeit. Einige Stunden später setzte die Gruppe ihren Marsch fort. Nicht mehr lange und sie erreichten das Ende des Korridors. Vor ihnen ging eine lange in den Stein gehauene Treppe hinunter zum Ufer eines riesigen schwarzen Sees. An der Höhlendecke, die mehr als 100 Fuß über ihnen war, hingen in langen Fäden, seltsame grünlich leuchtende Pilze hinab, die dem See ein leichtes Funkeln verliehen und gerade genug Licht spendeten dass man sehen konnte. Lomar ließ mit einem Seufzer der Erleichterung, anscheinend war es für ihn sehr anstrengend gewesen, den Lichtball in seinen Händen verglimmen und wischte sich einen leichten Schweißfilm von der Stirn. Vorsichtig, um nicht zu stürzen, gingen sie die lange steile Felsentreppe hinunter zum See. Vor ihnen stand ein alter, morsch aussehender, Steg aus Holz im Wasser. An ihm war eine kleine Fähre mit Paddeln festgemacht. Nacheinander betraten sie den gefährlich unter ihrem Gewicht knirschenden Steg und betraten das Boot. Nur dass metallene Geräusch ließ sie erkennen dass sie sich in einem Boot aus Eisen befanden. Es war gerade lang genug um 7 Personen aufzunehmen, hatte fünf Querbalken aus Holz zum Sitzen und zu beiden Seiten zwei Paddel die auf den Querbalken lagen. Am Heck befand sich ein langes Ruder.
Loki ging an das Steuer, während sich die anderen, mit Ausnahme von Randal der das Seil löste und sich vorne an die Bootsspitze setzte und in Fahrtrichtung blickte, an die Paddel und begannen zu rudern.
Ein leichter Wind strömte Randal über die Glatze während das Boot sich langsam durch das dunkle Wasser schob. Lomar und Lora wechselten sich gegenseitig am Ruder ab und gaben  schnaufende Geräusche von sich die in Randals Ohren flogen.
Gelangweilt schaute der Alte nach vorne und versuchte das Ufer zu erspähen, als das Boot eine leichten Schlenker machte und ihm Wasser ins Gesicht klatschte.
„Hee...passt doch auf wie ihr Rudert!“ pöbelte er missmutig die anderen an.
Das Boot machte einen weiteren Schwenker zur Seite. Böse drehte sich Randal um und sah wie die anderen aufgehört hatten zu Rudern und nervös auf den See sahen.
Morn raunte seine Stirn. Wenn nicht sie für die Schlenker verantwortlich waren- wer dann?
Loki hob seine Hand und wies die anderen an still zu bleiben, als Randal noch etwas sagen wollte. Artig folgte er dem Befehl und lauschte. Ein lauter werdendes Gebrodel das an kochendes Wasser erinnerte breitete sich aus. Erschrocken zeigte Lora mit dem Zeigefinger auf ihre Seite des Boots. Große Blasen taten sich auf der Wasseroberfläche auf und zerplatzten. Lora stand auf und beugte sich etwas über den Rand des Bootes.
„Was ist das...“ fragte sie gerade als ein großer, purpurner Fangarm, besetzt mit Saugnäpfen aus dem Wasser zischte und Loras Arm umgriff. Erschrocken schrie sie auf und versuchte sich aus der unangenehmen Umklammerung zu befreien. Doch je fester sie zerrte umso stärker klebten sich die Saugnäpfe an ihren Arm. Donovan sprang auf und wollte gerade mit seinem Schwert nach dem Fangarm schlagen als von der anderen Seite ein weiterer Arm aus dem brodelnden Wasser schoss und sich um Donovans Taille klammerte und ihn unsanft auf den Bootsboden drückte. „Ich krieg keine Luft!“ presste Donovan mit hochroten Kopf aus seinem Mund und ließ sein Schwert los um mit beiden Armen an dem glitschigen Fangarm herumzuzerren. Randal begann von seinem Sitz aus mit dem Wanderstock auf den Arm fluchend einzuschlagen, als Lora mit einem Kreischen ins Wasser gezogen wurde und platschend in der Finsternis des Sees verschwand.
„NEIN!“ schrie Loki aus, riss sich sein Kettenhemd von Leib und sprang mit nacktem Oberkörper Lora in den See hinterher. Kaltes Wasser schloss sich um Loki und ließ ihn seine Muskel anspannen. Als er die Augen öffnete brannte das Wasser in ihnen, und er konnte nichts außer Dunkelheit um ihn herum sehen. Irgendetwas packte ihm um seine Brust und zog ihn weiter in die Tiefe. Loki ließ es geschehen, er konnte nichts dagegen machen und versuchte seine Brustmuskeln so anzuspannen dass ihn der Fangarm nicht erdrückte und auch seine Luft nicht aus den Lungen gepresst wurde. Flimmernde Sterne glommen vor Anstrengung auf und er merkte wie die Luft knapp wurde, als plötzlich zwei große Gelb strahlende Augen in der Dunkelheit auftauchten. Wie zwei wolkenbedeckte Sonnen funkelten sie ihn Böse an. Der Fangarm zog ihn näher an die Augen heran und er konnte fühlen wie sich ein Maul öffnete und ihn an sich heransog. Panik ergriff ihn, sein Herz begann wild zu schlagen und einige kostbare Luftblasen fanden den Weg aus seinem Mund.
Hektisch tastete Loki nach seinem Schwert und bemerkte voller Überstürzung dass er es oben zusammen mit seinem Huthelm abgelegt hatte. Er merkte wie etwas schnabelartiges gegen seine Füße stieß. Schlagartig ging es ihm durch den Kopf- das Ungetüm wollte ihn bei lebendigem Leib zerreißen und verspeisen. Wild stieß er mit seinen Stiefeln nach dem Schnabel und versuchte sich so abzustoßen, doch die Kraft des Fangarmes war stärker als er. Irgendetwas spitzes ratschte an Lokis Schulter entlang und in letzter Hoffnung griff er danach und hatte die Klinge eines Dolches schmerzhaft in der Hand. Jemand vom Boot musste ihn verloren haben. Er spürte erneut den Schnabel an seinem Schuhen und versuchte so schnell wie man unter Wasser einen Gegenstand packen und damit zu stechen kann, den Dolch richtig anzufassen. Unter Kraftanstrengungen gelang es ihm. Durch die vielen Sterne behindert konnte er nur noch dämmrig die gelben Augen wahrnehmen und unternahm einen letzten Versuch sein Leben zu retten. Voller Wucht stieß er den Dolch in Richtung eines Auges und traf. Ein greller, hoher Quietschton breitete sich im Wasser aus und der Fangarm ließ von ihm ab. Das Ungetüm floh schreiend in die Tiefen des Sees zurück, mit dem Messer in seinem Auge. Kraftlos schob sich Loki nach oben als er gegen etwas weiches stieß, das nach unten sank. Er tastete das Ding ab und spürte zwei weiche, Pfirsiche in seinen Händen. Lora! Schoss es ihm durch den Kopf. Irgendwie schaffte er es sie zu packen und mit an die Wasseroberfläche zu ziehen. Laut schnaufend stieß er mit dem Kopf aus dem Wasser und holte tief Luft. Sofort waren vier Hände zur Stelle und zogen ihn und Lora aufs Boot hinauf. Zwei der Paddel schwammen gebrochen im Wasser und auf dem Boot hing noch ein abgehackter Purpurarm über den Rand ins Wasser der noch etwas zuckte und von Randal mit seinem angeknickten Wanderstab geschlagen wurde.
Erschöpft und durchgefroren ließ sich Loki auf einen der Querbalken sinken. Die anderen beiden kümmerten sich um Lora. Bestürzt sah Loki zu ihr, sie lag wie ein Stein auf dem Boot und bewegte sich nicht. Donovan drehte sich zu ihm herum. In seinem blutverschmierten Gesicht, ihm waren einige Adern geplatzt, spiegelte sich Hoffnungslosigkeit wieder und er schüttelte langsam seinen Kopf.
 Loki senkte seinen Kopf und starrte den Boden an, eine einsame träne tropfte ihm aus seine Auge und fiel auf den Bootsgrund. Entmutigt und zu tiefst in trauernde Gedanken vergruben, Griff er nach seinen Sachen und stieß dabei seine Umhängetasche um. Polternd rollte ihm eine kleine Ampulle vor die Füße. „Der Trank!!“ schrie Loki aus, griff die Flasche und stieß die beiden anderen unsanft von Lora weg. Verwundert blickten sie ihn an wie er sich über sie kniete, und ihr eine Flüssigkeit in den Mund goss. Als einige Sekunden lang nichts geschah begann er auf ihre Brust zu trommeln und schrie zornig: „Wach auf! Wach auf, du kannst nicht sterben, ich kann doch nicht ohne dich weitermachen!!“
„Draco, lass es gut sein, du kannst nichts mehr für sie tun... komm...“ versuchte Lomar beruhigend auf Loki einzureden, als plötzlich Lora stöhnend den Mund öffnete und kleine blau leuchtende Punkte aus ihrem Mund entwichen. Schlagartig riss sie die Augen auf und japste nach Luft.
„Was..uhhh...“ wisperte Lora, doch Loki legte ihr nur zwei Finger auf ihre blau angelaufenen Lippen und bedeutete ihr nicht zu sprechen. Vier glückliche Gesichter erhoben sich über Lora und strahlten sie an. Sie war noch etwas verwirrt, konnte sie sich doch nicht mehr daran erinnern was geschehen war. Nur ein Satz schwirrte ihr durch den Kopf.
„Du kannst nicht sterben, ich kann doch nicht ohne dich weitermachen.“
Sie richtete sich mit Hilfe etwas auf und sah Loki an. Mit einem stürmischen Satz nach vorne schlang sie sich fest um Loki der sie ebenfalls in die Arme nahm. Sein heißer Körper gab ihr Wärme, sie spürte wie ihr Herz zu klopfen begann als ob es vorher nie da gewesen wäre. Tränen liefen ihr über die Wangen und rannen über ihr Kinn an Lokis Schulter hinab. Endlich, endlich hatte sie gefunden wonach sie schon so lange gesucht hatte und sich in manches Abenteuer begeben hatte. Jemanden der es wert ist ihr Herz zu erhalten. Sie schloss die Augen und kuschelte sich fest an Loki, als sich das Boot langsam wieder in Bewegung setzte und sich von dem gelblichen Fleck der sich neben dem Schiff auf dem Wasser ausbreitete, entfernte und langsam auf das nahende Ufer zu bewegte.

Nach weniger als einer Stunde erreichte das Boot das Ende des Sees und grub sich knirschend in den Kieselstein Strand. Erschöpft gingen alle von Bord, Loki unterstützte Lora indem er sie in seinen Armen trug. Ein kleiner, von grün leuchtenden Pilzen, beleuchteter Weg vom See weg der sie nach drei Meilen malträtierendem Fußmarsch an ein kleines Steinhaus brachten.
Schon seit langer Zeit musste das Haus verlassen stehen, es bestand nur aus einem Raum mit einer schwarzen Feuerstelle in der Mitte und mehreren Lagern aus Stroh darum. Vollkommen ihrer Kräfte beraubt, ließen sich alle auf dem Stroh nieder und fielen in einen tiefen, erholsamen Schlaf. Lora und Loki hatten sich eine Ecke ausgewählt und lagen sich gegenseitig wärmend eng umschlungen auf dem trockenen und pieksendem Stroh, doch das störte sie weniger, sie wollte nur noch schlafen und zusammen sein. Und am liebsten beides, was ihnen auch gelang, kurz bevor sie nach den anderen verschwitzt und glücklich ins Land der Träume geleitet wurden.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kapitel IX – Der Tempel der Dunkelheit.

Sie wusste nicht recht ob es nun Tag oder Nacht war, aber das störte eigentlich nicht viel, da die Sonne ohnehin nicht auf diese dunklen Orte unter der Erde schien.
Loki tat der Nacken weh, als er aufwachte. Etwas mühsam erhob er sich vom Lager und ging vor das Haus. Dort saß bereits brummelnd Randal vor einem kleinen Feuer und wärmte sich seine alten Knochen.
„He, guten morgen.“ Brachte Loki raus.
„Ha, was heißt guten morgen? Vorallem morgen und was soll daran gut sein und überhaupt, wisch dir erst mal deine Augen wieder frei und nimm ein Bad.“
Beide schwiegen einen Augenblick.
„Äh, lass das mit dem Bad. Tee?“ entschuldigte sich Randal und bot Loki einen kleinen schäbigen Metallbecher an mit einer dunklen, gut riechenden Flüssigkeit darin.
Loki hatte, unter uns gesagt, keine Ahnung was Tee ist und schnupperte ersteinmal sehr misstrauisch an dem dampfenden Getränk und probierte dann ein wenig und war sehr überrascht wie wohlschmeckend dieser Tee doch war.
Bis die anderen nach und nach aus dem Land der Träume zurückkehrten, unterhielten sich die beiden Frühaufsteher über Tee. Kurze Zeit später saßen alle zusammen um das Feuer und aßen etwas von ihren Rationen. Etwas Brot, gepökeltes Fleisch und ein paar gedörrte Früchte. Als keiner hinsaß, goss sich Donovan aus einer kleinen Metallflasche eine streng riechende Flüssigkeit in sein Wasserbecher und leerte ihn in einem zug.
„So, genug gesessen, wir müssen weiter, los kommt, kommt. Randal du gehst voran.“ Dirigierte Loki seine Leute an.
Schnell, aber nicht hastig, wurde das Feuer ausgemacht und die Sachen zusammengepackt, dann setzte sich die Gruppe in Bewegung. Randal führte sie an, gefolgt von Loki und Lora die wachsam Arm in Arm nebeneinander hergingen und gefolgt von Donovan und Lomar die sich über dieses und jenes unterhielten. Ein steiniger und holpriger Weg führte die Gruppe eine leichte Anhöhe hinauf, die sie nach gut drei Stunden Fußmarsch auch erreicht hatten. Die Zeit verging nicht besonders schnell. Die Umgebung war keinesfalls besonders spannend. Hier und da waren zwischen den glühenden Pilzen die für etwas Licht sorgten, ein paar Farne oder Moosflechten, ansonsten nur Steine, Erde und Geröll dass wohl irgendwann einmal von der Decke hinabgefallen sein muss.
Als  sie die Anhöhe erreichten, blickten sie in ein Tal hinunter in dessen Mitte sich ein großer Tempel mit einem dreieckigen Dach befand, der aus schwarzem Marmor erbaut worden ist.
„Dass muss er sein, der Tempel der Dunkelheit.“ Sprach Lomar voller Erfurcht aus.
„Wohl dann lasst uns gehen und diesem Vampirfürsten den goldenen Stab in seinen Allerwertesten stecken!“ brüllte Randal kichernd und rannte eine schmale dunkle Marmortreppe hinab die zum Tempel führte, die anderen folgten ihm.
Als Randal am Grund des Tales angekommen war, schien ihm der Tempel doch größer zu sein als er angenommen hatte. Sechs mehrere Mann hohe schwarze Säulen stützten das Dach zur Linken und Rechten Seite hin nach vorne ab. In der Mitte der zu ihnen gerichteten Wand befand sich ein großes, sieben Meter hohes mit geschwärztem Stahl verstärktes Holztor, welches den Eingang zum Tempel markierte.
Die Gruppe machte sich daran das Tor aufzuschieben, brauchte für einen kleinen Spalt der gerade groß genug für eine Person war, fast eine geschlagene Stunde Schieb- und Drückarbeit.
„Also, passt auf, wir wissen nicht was uns hinter diesem Tor erwartet. Zieht eure Waffen. Lora- du wartest hier draußen und Randal passt auf sie auf. Kommt jetzt!“ gab Loki zu wissen. Lora protestierte zwar genauso lautstark wie Randal, aber letztendlich fügten sie sich der Anweisung von Loki. Sie und er gaben sich noch einen langen Kuss auf die Lippen, ehe sich die beiden Krieger und der Magier nach drinnen bewegten.
Staubige und muffige Luft befand sich in dem Tempel. Die Drei standen in einer ungefähr neun oder zehn Meter hohen Halle, deren Enden sich im Dunkel verloren. Nur ein rotgefliester Weg auf dem Marmorboden war beleuchtet. Im Abstand von einigen Metern waren runde, reich verzierte Säulen zu den Seiten des Weges angebracht an denen große Metallschüsseln angebracht waren aus denen Flammen empor stießen und ein wenig Licht in die Dunkelheit brachten. Mit gezogenen Schwertern bewegte sich die Gruppe, Loki voran, langsam und vorsichtig  weiter in den Tempel hinein. Nach einer Weile, die Halle schien endlos zu sein, traten sie durch einige Bögen und gelangten in einen Kreisrunden Raum in welchem zehn übermenschlich große Statuen, aus einem schwarz glänzendem Metall gefertigt, an den Wänden standen und mit ihrer rechten Hand auf eine art Altar in der Mitte deuteten.
Donovan bemerkte es zuerst indem er eine Gänsehaut bekam. Es herrschte absolute Stille in dem Raum. Nicht einmal ein Windhauch war zu vernehmen. Donovan tippte vorsichtig Loki an und wollte ihm seinen Eindruck mitteilen als er bemerkte dass er nicht sprechen konnte.
Oder anders gesagt, irgendetwas in dem Raum schien wie verzaubert jeden Laut zu unterdrücken. Leichte Aufregung machte sich breit. So gut es ging verständigte man sich gegenseitig mit Handzeichen was zu tun sei. Loki steckte sein Schwert weg und holte den kleinen goldenen Stab hervor und näherte sich der Mitte des Raumes. Dort stand ein etwa ein mal ein Meter großer Marmorblock mit einer Öffnung auf der Oberseite welche den Durchmesser des Goldstabes hatte. Lomar und Donovan versuchten so gut wie es ihnen ging Loki vor einer vielleicht vorhandenen Gefahr zu schützen. Noch zwei Schritte, zwei, eins. Jetzt stehe ich vor der Rettung des Landes, dachte sich Loki und ließ langsam den Stab in die Fassung gleiten. Wären nicht alle Geräusche wie gelähmt, könnte er jetzt sein Herz pochen hören und wie er schwer und angeregt atmete. Ein einklinkendes Geräusch ertöte in dem Raum und der goldene Stab verschwand bis zum Rand in dem Marmorblock.
„Hallo?“ teste zuerst Donovan wieder seine Stimme.
„Und nun? Was nun, was es das schon?“ fragte Lomar in den Raum.
„Nein, das war es noch nicht, jetzt geht es erst los, ihr Narren, hihi!“ schalt es durch die Halle und eine kleine, fast durchsichtige bekannte Gestalt schwebte durch den Eingang zu dem Marmorblock.
„Menschen, so leicht beeinflussbar. Sag ihnen du würdest die Sonne verdunkeln können und warte den richtigen Zeitpunkt ab wenn es wieder einmal so weit ist. Verspreche einigen Nekromanten die Untoten währenddessen wieder zu beleben, gebe einige falsche Informationen weiter und locke die „Helden“ auf die für sie richtige Fährte, sage ihnen du wüsstest wie sie diesen bösen bösen Vampirfürsten am Wiederauferstehen hindern können und ehe du dich versiehst, weilst du wieder unter den Lebenden.“ Schallendes Gelächter ertönte. „Sagte ich gerade unter den Lebenen?“ die Geistergestalt lachte weiter und verschwand in dem Marmorblock.
Verunsichert sahen sie die Drei an und bemerkten langsam was für ein falsches Spiel mit ihnen gespielt worden war. Sie allein waren dafür verantwortlich dass der Vampirfürst wieder auferstehen würde, sie ganz allein hatten mit ihrem Willen Gutes zu tun genau das Gegenteil bewirkt.
„LEUTE LEUTE!! NICHT den Stab irgendwo reinstecken! Ich habe ganz furchtbares herausgefunden, hört ihr? Baradesch ist dieser Tempel gewidmet, dem Baradesch der uns in der Drachenhalle sagte wir sollten den...  O H!“
Eben noch schreiend verstummte Randal als er in die Halle kam und die Drei ängstlich dreinblickend um den Marmorblock herumstehen sah.
Schnaufend kam Lora nach gerannt. „Ihr habt doch nicht etwa...oh nein.“
Stille breitete sich unter der wieder vollständig zusammenstehenden Gruppe aus, als ein Kichern die Stille unterbrach.
Neun in dunkle Roben gekleidete Gestalten traten durch die Öffnung in den Raum und umkreisten die Gruppe.
„Hmm... hat uns Fürst Baradesch doch glatt ein Festmahl zu seiner Auferstehung beschert. Habt Dank, Menschenkinder, dass ihr uns diesen großen Gefallen getan habt. Dafür sollt ihr auch fürstlich Belohnt werden. Ihr dürft welche der Unseren werden.“
Einer nach dem anderen der Neun warf seine Kapuze nach hinten und zeigte sein bleiches, altes Gesicht mit den langen Eckzähnen.
“Wehrt euch nicht, dann seid ihr schnell am Ziel.“ Meinte eine der Gestalten.
Die Gruppe bildete einen Kreis Rücken an Rücken und war bereit ihr Leben so gut zu verteidigen wie es nur ging.
„Mir reicht es.“ Sagte Donovan trocken und steckte sein Schwert weg.
„Ich habe genug, das macht mich einfach nur fertig, ich brauche erst mal einen guten Schluck.“
„Donovan, zieh sofort dein Schwert!“ schrie Loki ihn an.
Doch Donovan scherte sich nicht um Loki oder die anderen die versuchten auf ihn einzureden, selbst die näherkommenden Vampire konnten ihn mit ihren gebleckten Zähnen nicht mehr erschrecken.
Er konnte hören wie Lomar irgendeinen Zauberspruch brüllte und es kurz darauf begann Knoblauchwasser zu regnen. Anscheinend zum Gefallen der Vampire, die sich nur lustig darüber machten und etwas von die Ältesten der Vampire sprachen. Gemütlich griff Donovan unter den Rand seines Brustpanzers und zog ein kleines Metallfläschchen hervor, schraubte einen Deckel ab und nahm einen tiefen, großen Schluck daraus.
„Uhhhaa. Was tut er?
„Was macht er?“
„Was soll das, oh nein er verdirbt das Festmahl!“
Schrieen und kreischten die Vampire aufgebracht als Donovan aus seiner Flasche trank.
Einer von ihnen begann sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die wenigen verbliebenen Haare vom Kopf zu reißen, ein anderer fing einfach an zu heulen wie ein kleines Kind.
Verwundert riss Loki Donovan die Flasche aus der Hand und roch daran.
„Knoblauchschnaps! Es ist Knoblauchschnaps!“ rief er und nahm ebenfalls einen Schluck und reichte die Flasche an die anderen weiter. Als die Flasche bei Randal angelangt war, befand sich kein Tropfen mehr darin.
„Na toll,“ brummelte er.
In diesem Moment verstummten die Vampire in ihrem Wehklagen über das vergiftete „Essen“ und gingen auf die Knie um ein Lied in einer allen anderen unbekannten Sprache anzustimmen. Erschrocken entfernte die Gruppe von dem Marmorblock der zur Seite glitt. Lora schmiegte sich eng an Loki und flüsterte ihm ins Ohr er möge sie fest halten, was er auch tat.
Abrupt kam der Block zum stehen und eine Gestalt erhob sich aus einem darunter befindenden Loch in die Hohe und schwebte langsam auf Randal zu.
Es war Baradesch, der für sein Alter gemessen nun jung aussah. Wallendes blondes Haar hing ihm über die Schultern und eine schwarze mit Gold verzierte Robe war sein Gewand. Wären nicht die spitzen Eckzähne, sein kalter Blick und die blasse Hautfarbe, hätte man nicht gemeint er wäre ein Vampirfürst, wenn nicht gar Der Vampirfürst.
„Habt Dank für meine Erweckung. Jahrtausende war ich hier unten eingesperrt doch nun habt ihr mich zurückgeholt!
Nichts wird mich nun mehr aufhalten können. Hier unten gelangt kein Sonnenlicht hinab und Knoblauch oder andere Mittelchen wirken nicht bei mir. Ich werde euch zu meiner Dienerschaft hinzufügen, und mit dir alter Mann,“ dabei deutete er auf Randal der ihm weiter zurückwich „werde ich anfangen. Du wirst mir meinen Durst stillen und dazu auch noch schmecken, so ganz ohne diesen ekelhaften Knoblauchgeschmack.“
Keiner der Anwesenden wusste wie sie Randal helfen sollten, geschweige denn wie sie sich selbst helfen sollten.
„Ja aber, äh, he he he äh, ich meine ich äh bin doch gar nicht mehr so lecker, äh viel zu alt und knochig, ähm,“ versuchte sich Randal rauszureden um sich damit sein Leben zu retten, doch der Vampirfürst kam immer näher. Randal trat blind einen Schritt nach dem nächsten Rückwärts bis er über den Fuß einer der Statuen stolperte und hinfiel.
Dabei entleerte sich ein Teil seiner Tasche auf den Marmorboden, ein kleines, geschwärztes Fläschchen rollte dabei über den Boden und schabte etwas von seiner schwarzen Lackierung ab durch die einige grelle Strahlen schimmerten.
„AAHHH WAS IST DAS!?“ kreischte Baradesch und verbarg sein Gesicht hinter seinen Händen. Randal saß auf dem kalten Boden und guckte verängstigt zu dem Vampirfürst hinüber.
Auch die anderen Vampire begannen zu schreien und panisch den Raum zu verlassen.
„Zerstör die Flasche Randal, zerstör die Flasche!“ riefen fast wie aus einem Mund die anderen von Randals Gefährten.
Randal nahm all seinen Mut zusammen und hob die Flasche auf um sie auf Baradesch zu werfen. Wie erwartet wich der Vampir der Ampulle aus und sie zersplitterte auf dem Boden und ließ die gefangene Flüssigkeit frei.
Für einen Augenblick entfaltete sich das Licht der Sonne im Tempel und breitete sich schnell durch die ganze Höhle aus. Geblendet schlossen alle ihre Augen und verbargen ihre Gesichter vor dem grellen Licht.
Als nach einigen Sekunden langsam das Licht verschwand und die Sterne vor den Augen ebenfalls, sahen sie nur noch einen Haufen Asche dort wo eben noch der Vampirfürst gestanden hatte.
„Wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft!“ fing Lomar an zu rufen und machte einen Freudentanz. Auch die anderen fingen an zu jubeln. Der Vampirfürst war besiegt, das Land war gerettet und sie hatte alle überlebt.
Donovan half dem alten Mann auf die Beine und schüttelte ihm freudig die Hand. Lora und Loki umschlungen sich und begannen sich zu küssen. Sie wollten dass dieser Augenblick ewig währen würde und sie nie wieder die Augen aufmachen müssten.
Ein leichtes Donnern unterbrach die Freude und den Jubel.
„Was ist das?“ fragte Lora.
Das Donnern wurde stärke und die Erde begann zu beben.
„Ein Erdbeben! Schnell raus hier!! Raus!“ rief Donovan und lief auf den Ausgang zu als Teile der Decke vor ihm hinabstürzten und ihn beinahe unter sich begruben.
Überall fielen nun Teile des Tempels in sich zusammen. Alle Augen ruhten nun auf Loki und erwarteten eine Antwort, eine Entscheidung.
Hastig blickte Loki um sich. Er sah nur einen einzigen Ausweg und rannte auf das freigewordene Loch zu über dem vorher der Marmorblock stand.
„Eine Treppe! Hier lang!“ rief er durch das laute Donnern den Anderen zu und wunk sie zu sich. Tatsächlich, es befand sich eine schmale Wendeltreppe in dem Loch das nach unten führte. Hastig ging einer nach dem anderen die Treppe hinunter, Loki folgte als Letzter.
Die letzten Drei Stufen sprang er ins Dunkel und wurde noch von der Staubwolke aus herbfallenden Steinen überholt als er irgendwo hart mit dem Kopf auftrat und die Besinnung verlor.
 
 
 
 
 

Kapitel X – Reise in die Vergangenheit

Loki öffnete schwer seine Augen und sah verschwommen wie irgendwoher Licht kam.
Er lag auf dem Boden und sein Kopf schmerzte wie tausend Bienenstiche.
Anscheinend führte die Treppe in eine art Kellergewölbe. Er konnte alte Moosbesetzte Steine und herabhängende Spinnenweben erkennen.
Seine Augenlieder wurden wieder schwerer und sie fielen ihm zu.
Es musste eine Weile vergangen sein und Loki erwachte erneut. Sein Kopf tat ihm immer noch weh und er konnte sich nicht bewegen. Sein Blick war schwer und immer noch verschwommen und war auf das Ende des Raumes gerichtet an dem sich ein riesiges Zahnrad befand, anscheinend aus Metall da er vermutete die röt-braunen Flecken könnten Rost sein, mit irgendeiner Zahl oder einem Zeichen in weißer Schrift darauf.
Ein seltsames Geräusch erklang, wie dass wenn man eine Zugbrücke anhebt, nur lauter. Kleine Dampfstrahlen kamen aus den Rändern des Zahnrades und dieses bewegte sich langsam zur Seite. Loki kam in den Sinn dass hier unten vielleicht Goblins lebten. Goblins hatten schon immer seltsame Geräte und Maschinen gebaut die dampften. Er wollte etwas sagen doch konnte nicht. Seine Zunge hing schwer wie Blei in seinem Mund fest.
Langsam bewegte sich das Zahnrad und grelles, weißes Licht blendete ihn. Loki konnte nur erkennen wie irgendjemand auf ihn zukam ehe er wieder das Bewusstsein verlor.

Erschrocken und nach Luft japsend richtete sich Loki schlagartig auf. Er tastete sich sofort ab. Nichts tat ihm mehr weh, keine Verletzungen. Er hatte seltsame Kleider an, eine Art Langärmliges graues Hemd und eine ebenfalls graue Hose sowie ein paar schwarzer Lederstiefel. Neugierig berührte er sein Hemd. Der Stoff war weich, wie Seide und sehr fein verwebt. Loki saß auf einem Bett dass schon fast unangenehm weich war, eine leichte weiße Decke lag über seinen Beinen und er befand sich in einem Raum den er noch nie so gesehen hatte. Langsam schob er die Decke zur Seite und stand auf. Loki ging zu einer der Wände die einen quadratischen Raum bildeten und berührte sie. Kalt wie Stein und eben wie Papier war die Wand, der Boden und auch die Decke. Loki stand fasziniert im Raum und tastete wie ein Kind alles ab. Das stählerne Bettgestell, die stählerne Tür- sie war verschlossen und hatte keinen Griff, sogar das seltsame Licht an der Decke wollte er anfassen.
Loki fand diese Fackel sehr seltsam. Sie war länglich, nicht sehr dick, anscheinend in Glas gefasst und strahlte grelles weißes Licht aus. Vorsichtig berührte er die Glasfackel und merkte dass sie eigentlich gar nicht heiß war, eher warm.
„Wo bin ich hier? Wo ist Lora? Lora? Lora!“ sprach Loki mit sich selbst.
Loki ging zur Tür und hämmerte dagegen bis ihm die Hände weh taten. Verärgert über sich selbst fiel ihm eine kleine Ausbuchtung neben der Tür auf. Sie war rund und rötlich. Behutsam berührte er diese. Mit einem zischen Sprang die Tür auf, besser gesagt hoch und verschwand in der Decke. Erschrocken sprang Loki ein paar Sätze zurück.
„Zauberei!“
Vorsichtig näherte sich Loki der Öffnung und schaute durch sie hindurch. Sie führte in einen langen Gang, der von Glasfackeln an der Decke beleuchtet wurde.
Er betrat den Gang und bemerkte wie zischend die Tür hinter ihm wieder auf den Boden fuhr und den Raum verschloss. An den grauen Wänden des Ganges befanden sich einige Schilder, wahrscheinlich Wegweiser. Aber die Buchstaben in ihrer Anordnung ergaben für Loki keinerlei Sinn.
Eine blechern klingende Stimme ertönte links von Loki und erschreckte ihn.
Was sie sagte konnte er nicht verstehen, aber vom Sinn er wohl etwas wie „Halt, stehen bleiben!“
Loki drehte sich zu der Stimme hin und erstaunte. Niemand war zu sehen, der Gang war leer. Erneut sprach die Stimme zu ihm, doch er konnte niemanden sehen. Irgendwo hörte er eine weitere Tür sich öffnen und Schrittgeräusche die näher kamen.
Loki entschied sich dafür sich nicht zu verstecken sondern abzuwarten. Einige Atemzüge später kamen zwei seltsam hakig gehende Gestalten in den Gang. Sie sahen aus wie Ritter, allerdings sehr dünne Ritter, waren in eine beige Vollrüstung gekleidet und hatten ein rötlich leuchtendes Visier auf ihrem Helm. In ihren Händen trugen sie seltsame stählerne Stöcke die viereckig waren und sehr schwer aussahen.
Knapp vor Loki blieben die beiden stehen und einer von ihnen sagte etwas unverständliches zu ihm. Dabei flammten die roten Visiere auf.
„Ich kann euch nicht verstehen, Herr Ritter. Was sagt ihr?“ erwiderte Loki.
Dabei fiel ihm auf dass die beiden auf ihrem Brustpanzer das Symbol der Dragon Lords hatten.
„Seid ihr von den Dragon Lords? Ich bin von ihnen...“ und er wollte ihnen seine Insignien zeigen, doch merkte er dass man sie ihm ebenfalls wie alles andere abgenommen hatte.
Einer der Ritter sagte noch etwas in einer unbekannten Sprache zu Loki und deutete dann ruckartig mit seinem Stahlstock Loki an voran zu gehen.
Langsam hatte Loki genug und ihm war das Ganze auch nicht geheuer. Wer weiß wo er hier war. Er machte also Anstalten ein lautes „Was ist das denn?“ auszurufen und hinter die beiden Ritter zu deuten.
Wie er gehofft hatte, ging sein Plan auf und beide drehten sich nach hinten um. Diese Möglichkeit nahm Loki wahr und begann den Gang entlang zu rennen, den beiden Rittern davon. So schwer gerüstet wie diese waren würde es einige Zeit dauern ehe sie ihm hinterher kamen.
Loki rannte und war schon fast an der nächsten Abbiegung des Ganges als neben ihm an den Wänden blaue Lichtpunkte einschlugen und Blitze schleuderten. Hastig rannte er in den nächsten Gang. Wie konnte das nur sein, seit wann tragen Magier Rüstungen, schoss es ihm durch den Kopf.
Bereits keuchend und um sein Leben rennend erreichte er die nächste Abzweigung und rannte um die Ecke. Kurz dahinter stand ein weiterer Ritter, allerdings in einer grauen Rüstung und statt des Stahlstocks einen Besen in der Hand.
Loki blieb stehen und starrte verwundert auf den Ritter.
„Was bei allen Göttern...“ stammelte er.
Zu seiner Rechten fiel ihm plötzlich ein roter Kasten auf der an der Wand hing. Hinter einer Glasscheibe befand sich eine große Axt. Ohne noch länger zu zögern schlug Loki das Glas ein und nahm die Axt heraus.
„Geh zur Seite und lass mich durch!“ befiehl er dem Ritter mit dem Besen in der Hand, doch dieser antwortete ihm nicht. Loki hörte hinter sich Schritte und ahnte dass das die anderen beiden Ritter sein mussten. Die Axt über dem Kopf rannte Loki auf den Ritter zu und hieb dem Ritter mit dem stumpfen Ende gegen den Helm.
Loki war erstaunt, der Ritter hatte den Schlag einfach so eingesteckt, er fiel nicht um und hatte nicht einmal seinen Kopf bewegt, es war als ob er gegen einen Stein geschlagen hätte.
Irgendeine blecherne Stimme hinter ihm schrie etwas unverständliches und dann merkte Loki nur noch wie er von Blitzen umgeben wurde und vor Schmerzen die Besinnung verlor.

Dieses mal erwachte Loki unter einem Kuss von Lora. Als er die Augen aufmachen umarmte sie ihn glücklich und er sie. Auch die anderen waren da und klopften ihm auf die Schulter. Alle waren wie er selbst in grauen Kleider gehüllt. Er saß auf einem stählernen Stuhl an einem langen stählernen Tisch in einem großen Saal.
„Geht es euch gut?“ fragte Loki und alle nickten aufrichtig.
„Die Ritter haben dich vor ein paar Stunden reingebracht. Weißt du wo wir sind?“
Loki schüttelte mit dem Kopf. Nein, er wusste nicht wo sie waren.
„Und ihr werdet auch nie erfahren wo ihr seid.“ Sagte eine sanfte, alte Stimme, viel älter als die von Randal aber frischer, nicht so rau, eher sanft.
Alle Fünf guckten auf das Ende des Tisches an dem nun ein alter Mann saß, mit einem kurzen, weißen, Haarschnitt und tiefen Geheimratsecken. Ein weißer Schnurr und Vollbart hob sich von dem faltigen Gesicht ab. Der Mann erhob sich, er war in edle güldene Kleider gehüllt, trug eine weiße Schärpe und zahlreiche Orden und Amulette, sowie einen weißen Umhang.
Langsam trat er auf die Gruppe zu.
„Seid Gegrüßt, ich bin Gerald van Bonheur, Loki, du müsstest eigentlich schon einmal von mir gehört haben, ich bin der Legat von Eldoras und damit dein oberster Herr.“
Gerald lächelte freundlich und bot allen an sich an einem plötzlich dastehenden Nebentisch am Essen und Trinken zu bedienen.
„Grüß Dich Randal.“ Sagte Gerald nur knapp zu Morn und dieser erwiderte nur
„Grüß Dich Geri, lange nicht gesehen, was macht das Geschäft?“
Loki wusste nicht so recht was er sagen sollte und Salutierte deswegen nur und stand stramm vor seinem Obersten.
„Nicht doch nicht doch, du hast viel für uns getan, für dein Land, für deine Gilde, fühle dich unter Freunden.“ Ermahnte ihn Gerald wieder mit einem Lächeln und umarmte dann Donovan der nur irgendetwas mit Onkel zu van Bonheur sagte.
„Wer seid ihr, Herr van Bonheur, und wo sind wir?“ fragte Lora den alten Mann.
„Also Kindchen, nunu, das ist Gerald van Bonheur, der Legat von Eldoras, wirst doch wohl schon von ihm gehört haben.“ Kam Randal zuvor und stubste mit seinem Stock Loki an der immer noch verwirrt und stramm auf seinem Fleck stand.
Gerald lächelte wieder.
„Wie Randal schon sagte, und wo ihr hier seid, ihr befindet euch an einem der wenigen Orte der Vergangenheit. Einst gab es eine Welt nur mit Menschen, aber das ist Jahrmillionen her, es würde euch nur belasten wenn ich euch die Geschichte vom Aufstieg und Fall, erneutem Aufstieg und so fort von uns erzählen würde.“
„Von uns? Wir sind auch Menschen, oder sehen wir aus wie Orks?!“ schnaubte Lora etwas aufgebracht und gab Loki einen Hieb in die Rippen damit er endlich aufhörte stramm zu stehen, was auch wirkte.
Gerald lächelte nur erneut und ließ Loras Frage offen.
„Esst und trinkt, ihr müsst bald weiter, wenn ihr zulange hier bleibt werdet ihr krank.
Ihr müsst euch bald aufmachen, der Kaiser erwartet euch.
Eure Sachen liegen dort drüben auf dem Tisch,“ dabei deutete Gerald auf einen weiteren Tisch der vorher anscheinend noch nicht dort stand wo er jetzt stand. „und Loki, komm doch bitte einmal zu mir, ich möchte dich kurz alleine sprechen.“
Loki und Lora guckten sich kurz an und gaben sich einen knappen Kuss, dann ging Loki zu Gerald und beide entfernten sich ein wenig vom Rest während diese aßen, tranken oder sich ihre Sachen anzogen.
Gerald hackte sich, wie es für einen älteren Menschen manchmal so üblich ist, bei Loki ein und sprach mit gedämpfter Stimme zu ihm.
„Loki mein Lieber, es ist schade dass du dein Gedächtnis größtenteils verloren hast, aber ich möchte dir ein Geheimnis lüften, den Rest musst du selbst herausfinden. Du kannst dich sicher nicht mehr an deine Eltern erinnern und auch nicht an mich. Du hast den Dragon Lords treue Dienste geleistet und ich schätze dich nun als reif genug ein für größere Aufgaben, darum wird beim Kaiser jemand auf dich warten der dir ein Angebot machen wird das du ablehnen oder annehmen kannst.“ Gerald seufzte etwas und fuhr dann fort.
„Mein Junge, du bist mein Großneffe.“
Loki blieb stehen und schluckte. Tausend Gedanken gingen gleichzeitig durch seinen Kopf.
Gerald van Bonheur, der erste Anführer der Dragon Lords nach Eldoras ist ein sehr mächtiger Mann. Es scheint auch er weiß sehr sehr viel und ist ziemlich alt.
Und ich bin sein Großneffe, dann bin ich ja mit Donovan verwandt. Oh bei allen Göttern, dann bin ich ja auch eine ziemlich wichtige Person.
Lokis Gedanken wären wohl noch lange so weitergegangen wenn ihn nicht Gerald in den Arm genommen hätte.
Er flüsterte Loki ins Ohr „Hier nimm das, wenn mich mein Alter nicht täuscht, wirst du das brauchen können.“ Und dabei drückte er ihm etwas in die Hand.
Einen kleinen Samtbeutel.
Loki beendete die Umarmung und sah in den Beutel. Dann sah er Gerald an und drückte ihn vollen Herzens.
„Vielen Dank, Onkel.“ Flüsterte er.
„Willkommen zuhause.“ Erwiderte Gerald.

Die Gruppe hielt sich noch einige Zeit an dem unbekannten und Fremden Ort auf und stärkten sich, ehe eine vermummte Gestalt mit dem Wappen der Dragon Lords kam und ihnen ein Portal öffnete dass sie nach Calderah brachte.
Kurzerhand fand sich die Gruppe im Thronsaal des Kaisers wieder.
Überrascht, obwohl sie alle vorgewarnt worden sind, waren sie trotzdem.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kapitel XI – Calderah

„Erhebt euch als Kaiserlicher Ritter von Calderah, Sire Loki Lifec.“
Mit diesen Worten wurde dem Kaiser das Ehrenschwert von einem Diener abgenommen.
86 Jahre hatte der Kaiser von Calderah bereits hinter sich und das sah man ihm auch an. Nur noch an den Seiten über seinen Ohren hatte der alte Mann silbernes Haar, eine große goldene und reich verzierte Krone schmückte sein Haupt und der Rote Samtumhang stellte sogar seine silberne Kleidung in den Schatten. Er war einer der wenigen Menschen die jemanden in Erfurcht erstarren ließen, nicht seines Amtes wegen sondern seiner Ausstrahlung. Und dazu kam noch dass er trotz der gefochtenen Kriege ein sehr milder Kaiser war und allseits beliebt.
Loki erhob sich voller Stolz vor dem Kaiser als Ritter und verneigte sich. Er stand im in weiß und Gold gehaltenen Thronsaal der sich einige hundert Meter in die Höhe erstreckte und von einer runden Kuppel überdacht war.
Loki ging einige Schritte auf dem roten Teppich vor dem Thron zurück, verneigte sich erneut und verließ dann den Saal.
Zum Ausgang waren es noch fast 10 Minuten Fußmarsch, vorbei an unzähligen gerüsteten Wachen die zu beiden Seiten standen und hinter Loki wieder ihre Hellebarden kreuzten.
Als er dass große Thronsaaltor durchschritten hatte warteten auch schon seine Freunde auf ihn.
Donovan hatte vom Kaiser ein kleines Stück Land im Norden nahe der Stadt Trantor erhalten, mit einer eigenen Burg, einem kleinen Dorf, Feldern und Äckern und einem kleinen Hafen mit seinem eigenen Schiff, damit er so oft wie er möchte Calderah besuchen kann.
Lomar hat eine kaiserliche Empfehlung zur höchsten Magierschule in der Kaiserstadt erhalten, von der er so lange geträumt hatte. Nun steht ihm die Magie in all ihrem Wissen offen und er kann sein Potenzial vollends ausschöpfen.
Für Randal wusste der Kaiser nicht so recht was er ihm für seine Verdienste geben sollte, deshalb fragte er ihn. Und Randal entschied sich fordernd für „nur“ zwei Sachen. Die Erlaubnis einen Ableger seines Orkzedrucks in der Kaiserstadt zu eröffnen, was ohne weiteres gewährt worden ist, und einen unbeschränkten Zugang zu den Kaiserlichen Bibliotheken, was dann schon etwas zögernder bewilligt worden ist.
Lora wurden Arbeiter und Materialien zugesprochen um Balorus wieder aufzubauen.

Am Abend saßen alle zusammen in einer guten Taverne in der Nähe des Kaiserpalastes und feierten üppig, vor allem ihr Überleben.
Donovan und Loki tranken auf Bruderschaft, jetzt wo sie wussten, dass sie Verwandt waren, Randal und Lomar stritten sich eifrig darum wie viel Anteile sie bei dem Verkauf ihrer Geschichte bekommen sollten und alle waren zufrieden.
Als man am nächsten Morgen vor der Stadt war und bereit auseinander zugehen, kam etwas Wehmut auf.
Loki verabschiedete sich von allen mit einer Umarmung und dann standen nur noch er und Lora sich gegenüber.
„Vielen Dank für, für die schöne Zeit. Mh. Also, vielleicht kommst du ja einmal vorbei und besuchst mich.“
Meinte Lora und spielte etwas mit dem Knauf ihres Dolches.
„Mh, ja vielleicht, wer weiß wo es mich hinzieht, ich muss mich erst mal noch einem Fort der Dragon Lords melden, dort sollen mir weitere Befehle aufgegeben werden.“
Lora nickte und beide gaben sich noch einen innigen Kuss. Randal schüttelte nur den Kopf und flüsterte etwas mit Lomar.
Loki und Lora schauten sich beide in die Augen und waren irgendwie traurig, doch keiner traute sich irgendwie seinen Gefühlen und Wünschen Luft zu machen.
Es war nun einmal ihre Bestimmung. Loki gehörte zu den Dragon Lords und Lora war die neue Gräfin von Bolgaron und musste ihren Pflichten nachgehen.
Beide umarmten sich noch ein letztes Mal und ritten dann in ihre eigene Richtung, begleitet von zwei Reitern der Kaiserlichen Garde.
Lomar begleitete Loki noch ein Stück.
„Draco, ich meine Loki, wir sind doch Freunde, oder?“ begann Lomar das Gespräch.
Loki nickte.
„Dann sag mir eines, warum sagst du ihr nicht was du denkst?“
„Na, mh, also, nein, sie ist nun Gräfin, sie hat Verantwortung zu tragen, sie muss regieren und wird irgendwann einen anderen Grafen oder Höheren heiraten und glücklich werden. Für mich ist da kein Platz, ich bin nicht adelig.“
„Du bist ein so großer Kämpfer und mutig noch dazu, aber in der Liebe schaffst du es nicht mal das Schlachtfeld zu betreten. Was hatte dir dein Großonkel eigentlich gegeben? Sage nichts, ich weiß es schon- und er wusste auch warum er es dir gegeben hat. Machs Gut und besuch mich mal.“
Mit diesen Worten machte Lomar kehrt und ritt zurück in die Stadt, ohne die Antwort von Loki abzuwarten.

Lora wies ihre beiden Begleiter an etwas zurückzubleiben, sie wollte es nicht wenn sie jemand heulen sah.
Im Sonnenlicht glänzende Tränen rannen ihre Wangen hinab und tropften auf die befestigte Straße die durch das grüne Land führte. Sie hatte gedacht dass Loki sie vielleicht fragen würde ob sie bei ihm bleiben würde. Sie hätte ohne zu zögern Ja gesagt. Aber er hat sie nicht gefragt. Leise schluchzte sie vor sich hin und streichelte ihr Pferd.
Aber sie war sich sicher, niemals würde sie ihn vergessen, ihren waren Helden der nun das geworden ist was er dachte zu sein und für sie immer war, ein Ritter. Wie gerne hätte sie gesagt er wäre ihr Ritter für alle Zeiten.
„LORA!“ schrie jemand aus einiger Entfernung.
Lora stoppte ihr Pferd und drehte sich um. Eine Staubwolke hinter sich lassend ritt Loki mit seinen beiden Begleitern auf sie zu und sprang noch von seinem Pferd ehe es richtig gestoppt hatte.
„Lora, Lora, es tut mir leid, ich bin ein riesen Esel!“
Loki ging vor ihr auf die Knie und kramte ein kleines Samtsäckchen hervor.
„Ähm Lora, äh also, ich... ich wollte dich noch was fragen, äh, ich...also...“ stotterte Loki vor sich hin.
Schnell wischte sich Lora die Tränen aus den Augen und stieg von ihrem Pferd ab und trat vor Loki. „Ja..?“ fragte sie zittrig.
„Lora, also, äh, wir haben ja, naja, viel, also, ich meine, ähm schönes ... schönes Wetter heute, also äh die Sonne, ähm...“ stotterte Loki vor sich hin ohne richtig zu sagen was er wollte.
Lora bekam ihr Temperament zurück und verpasste Loki eine Backpfeife.
„Nun sag es schon du Angsthase!“ fuhr sie ihn an.
Schwer schluckte Loki und sprach dann ganz leise.
„Möchtest du meine Frau werden...?“ und guckte sie dabei mit großen Augen an.
Ein Lächeln breitete sich auf Loras Lippen aus und eine kleine Träne rann ihr aus dem Auge. Sie sagte nichts sondern ging auf die Knie und küsste Loki.
Während die beiden auf dem Boden der Straße knieten und sich küssten, fingen die Gardisten an zu applaudieren. Loki öffnete das kleine Säckchen und holte einen Ring heraus. Ein kleiner goldener Ring mit einem großen herzförmigen Diamanten in dem ein herzförmiger Rubin eingearbeitet war und legte ihn Lora an.
 

Epilog

Lange hatte Calderah keine so üppige und prachtvolle Hochzeitsfeier gesehen wie die von Loki und Lora.
Die Hochzeit fand in der neu aufgebauten Hauptstadt der Grafschaft Bolgaron statt.
Loki regierte zusammen mit Lora das Land und waren als gutherzige und weise Herrscher unter dem Volk beliebt. Kurze Zeit nach seiner Hochzeit nahm Loki das Angebot seines Großonkels an und wurde in seiner Funktion als Ritter, Kommandant eines Dragon Lords Forts in Balorus.
Drei Jahre nach ihrer Hochzeit bekamen Lora und Loki männliche Zwillinge.
Fast zehn Jahre später hat Loki herausgefunden dass der Vater von Lora dafür verantwortlich war, dass sein Schiff gekentert und er sein Gedächtnis verloren hatte.
 

Lomar hat sich innerhalb von zwölf Jahren zum Erzmagus hochgearbeitet. Er lebte noch weitere vier Jahre als er an einer unheilbaren Krankheit starb, die in der Kaiserstadt ausgebrochen war und viele Tausend Menschen mit ihm tötete. Er hinterließ keine Erben, aber alles was er an Besitz hatte seinem Heimatdorf Nothori was dadurch schnell zu einer größeren Hafenstadt wurde und einer der neuen Hauptanlaufplätze von Zuwanderern aus anderen Kontinenten wurde.

Randal Morn wurde durch den Verkauf seiner Geschichten binnen kürzester Zeit einer der Reichsten Menschen der bekannten Welt.
Nach dem Tod von Lomar, der einer seiner engsten Freunde geworden ist, hat er sich auf die Mystischen Inseln zurück begeben und lebt seit dem in einem hohen Turm wo er an seinen Geschichten schreibt und Angst hat sein Wissen könnte nicht mehr vor seinem Tod auf Papier gebannt werden.

Donovan ist ebenfalls zurück auf die Mystischen Inseln gegangen, nachdem es dort einen Putschversuch gegen den König gegeben hat, der beinahe Erfolg gehabt hätte.
Er verliebte sich im Verlauf der Jahre in eine der wenigen gutherzigen Dunkelelfen und bekam sieben Kinder mit ihr.
Mit seinem vierzigsten Lebensjahr wurde er vom Korporal zum Oberst der Königlichen Garde befördert und befehligte diese bis zu seiner langersehnten Beförderung zum Ritter und Baron. Er zog sich danach mit seiner Frau und seinen Kindern auf sein Calerahnisches Gut zurück.

Junes Rondell ist auf der Schiffsfahrt zum Glühenden Kontinent von Bord gefallen und irgendwann in Vesper angekommen, wo er jemanden getroffen hat der vom Namen und Aussehen sein Ebenbild war. Beide wussten dass sie einen Bruder hatten der angeblich nach der Geburt gestorben war. Beide Rondells traten den Schatten von Vesper bei und wurden schnell durch ihre Fähigkeiten Meisterspione.

Boromir von Hohenstein saß auf seinem Pferd an der Nordküste des Glühenden Kontinents und blickte auf das Meer.
Es waren fünfundzwanzig Jahre vergangen seit er hier angekommen war und vergebens einen Weg nach Hause gesucht hatte. Damals schloss er sich den Dragon Lords an und stieg rasch in der Befehlsleiter auf. Hinter ihm war die Wüste und vor ihm das Meer auf dem tausdene und abertausende Segel in der Sonne glänzten.
Die Orks hatten sich erneut gesammelt, nachdem sie in Calderah vernichtend geschlagen worden waren, versuchten sie nun den Glühenden Kontinent für sich zu beanspruchen. Es war eine Harte Zeit, hatte Eldoras, der Goldene Drache, vor zehn Jahren einen seiner Drachenschläfe angetreten. Außerdem wütete auf dem Glühenden Kontinent derzeit ein erbitterter Kampf um das Schwarze Auge.
Ein Relikt das der Legende nach ganze Heerscharen von Angreifern in Asche verwandeln kann. Die einzigen Provinzen untereinander haben sich zerstritten um in den Weiten der Wüsten dieses kostbare Relikt zu finden. Und der König des Landes war zu jung und zu schwach um dem Einhalt zu gebieten.
Boromir hoffte dass er die Hilfe von einem alten Freund bald erhalten würde, denn die Dragon Lords waren hier einfach zu unterbesetzt um dem alleine Einhalt zu gebieten.
Seufzend ritt Boromit zurück zu seiner Burg, hoch in den Bergen und hoffte seine Truppen würden damit fertig werden die Eindringlinge zurück zu schlagen und dennoch das Schwarze Auge für sich zu beanspruchen, denn wenn es in die falschen Hände gelangen würde, wäre das Land verloren.

Ende Teil 1
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Back-Text

Weit im Süden der Mystischen Lande liegt der Kontinent Calderah mit seinen Bergen und Wäldern. Immerwarmes Wetter, weite blühende Graslandschaften, tiefe ruhige Wälder zwischen deren Bäumen sich am Morgen der Nebel verfängt und hohe mit Schnee bedeckte Berge zeichnen dieses Idyllische Land aus.
Genügend Land für Bauern, keine räuberischen Orks die das Land unsicher machen und keine finsteren Dämonen.
Seitdem in den nördlichen Kontinenten die Götter ihren Krieg zwischen Licht und Dunkelheit ausgefochten haben, erfreut sich das Land massenhaft zuströmenden Flüchtlingen, die ihre Arbeitskraft, ihr Gold und ihre Familien mit in die noch jungen Reiche bringen.
Fern ab von aller Gewalt durch Kriege und Hungersnöten.
Doch eines Tages ziehen dunkle Wolken auf und verdeckten das helle Licht der Sonne.
Vereinzelt verschwinden Flüchtlings- und Handelsschiffe auf ihrem Weg vom Norden in den Süden. Einige böse Omen erscheinen und künden den Anbruch einer neuen, dunklen Eppoche an, es scheint als hätten sich Mächte der Finsternis gegen das Licht verschworen.
In diesen Zeiten erleidet ein weiteres Schiff Bruch, jedoch gibt es einen Überlebenden.
Dieser findet sich wieder in einer Welt voller Gegensätze, ohne sein Gedächnis und wird, ohne es zu wollen, in den Strudel hineingerissen und gerät genau zwischen die Fronten.
Auf seinem Weg durch das Land auf der Erfüllung eines Auftrages, an den er nur noch aus einem Buch erfahren konnte, erlebt er zahlreiche Erfahrungen, von denen er manche lieber nicht durchmacht hätte, andere aber keineswegs missen möchte.
Und erst spät erkennt er die ganze Wahrheit und wer hinter allem steckt und vor allem wem er sein eigenes Schicksal zu verdanken hat.
 

- Snake Preview Leser sagen: „Viele Rechtschreibfehler!“
 
 

- Mitarbeiter meinen: „Ich bekomme noch das Gehalt der letzten Zwei Monate, du Sack!“ und „Alles Grün?“
 
 

- Und das sagt er Autor: „Ich brauche mehr Zigaretten, Alkohol und Geld... Hey vor allem Geld!!“
 
 
 
 

Eigentliches Release: 17.Juni 2004

Verschoben wegen persönlichen Indifferenzen. Buch ist vielleicht Jugendfrei, vielleicht auch nicht... .

Erscheint im Randal Mornschen Orkzedruck – Verlag; Mystical Islands – Vesper Ost

(C)(R) By Matthias Dominik Haase, 2003 - 2005
 
 

Dieses Buch, bzw. diese Geschichte, widme ich einer meiner besten Freundin die habe und die mich auf meinem Weg in Guten wie Schlechten Zeiten begleitet hat.
Hannah Stumpe
Zu ihrem 22.Geburtstag – alles Gute und Liebe!
 

Ferner möchte ich folgende Personen Grüßen, die ich in irgendeiner Art und Weise in dieser Geschichte mit eingebracht habe bzw. von denen ich mich für Orte, Personen habe inspirieren lassen:
 

Nils Wieruch als Namensgeber für die Grafschaft Wieruch.

Fabian Gohdes als Namensgeber für die Grafschaft De Gohdes.

Sonja Weiß mit ihrem ICQ Nicknamen aus vergangen Zeiten für das Herzogtum Medica.

Isaac Asimov für die nördliche Stadt Trantor, welche mich vom Namen her nicht losließ.

Malte Elson für den Schreiberling Randal Morn und seinen Orkzedruck Verlag sowie hat mich seine Wahnwitzige Art RPG zu treiben, dazu inspiriert eine Stadt am Ende des Weges und Reiches einfach sinngemäß Ende zu nennen.

Bastian Gogarten für die Figur Boromir von Hohenstein.

Ulrike Holst für den wandernden Medicus Gritta Bräu.

Jörg Hahnheiser für den Dämonen Rubinauge.

Ricki aus unserer alten Rollenspielgruppe für den Gott Rikai.

Manoel Gerlach für die Benennung des Gottes der Unterwelt.

Den Machern von Mystical Island und Fallen Lands für viele Götter.

Und Ultima Online für eine schöne Zeit und Inspiration, sowie den FreeShards MI, FL, CIM.
 

Mein besonderer Dank gilt Fenna Weichelt für ihren Einsatz bei Neumond und ihre Hilfe, Ratschläge und das Zuhören bei meinen Ideen und Vorschlägen für Land der Morgenröte.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

©® by Matthias D. Haase 24.07.2005